WIDERSPRUCH 66 Trans- Humanismus

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Transkript:

WIDERSPRUCH 66 Trans- Humanismus

Don't give yourselves to these unnatural men machine men with machine minds and machine hearts! You are not machines! Charlie Chaplin, Der große Diktator

Zum Thema Trans-Humanismus 9 Artikel Dieter Birnbacher 13 Selbst- und fremdbestimmte Formen der Selbstoptimierung Sascha Dickel 21 Posthuman werden Zur Entgrenzung von Mensch und Maschine Konrad Lotter 33 Selbstoptimierung als Selbsterkenntnis Vom Orakel in Delphi zur Datenreligion Frieder Otto Wolf 39 Jenseits der Grenzen des Mensch-Seins? Ein Versuch, in der Debatte um den Transhumanismus eine elementare Frage aufzuwerfen Dominik Novkovic, Alexander Akel 51 Der reale Humanismus des jungen Marx und die Frage nach der Bildungstheorie mit emanzipatorischem Auftrag Bücher zum Gerd Brudermüller, Kurt Seelmann (Hg) 71 Thema Erzwungene Selbstverbesserung? Marianne Rosenfelder Hubert Cancik, Horst Groschopp, 73 Frieder Otto Wolf (Hg) Humanismus: Grundbegriffe Konrad Lotter Konrad Paul Liessmann 75 Bildung als Provokation Olaf Sanders Janina Loh 76 Trans- und Posthumanismus Konrad Lotter

Bücher zum Konrad Lotter 78 Thema [Alb]Träume vom ewigen Leben Percy Turtur Alexander Schwarz, Rainer Rother (Hg) 80 Der Neue Mensch Georg Koch Greta Wagner 83 Selbstoptimierung Marianne Rosenfelder Sonderthema Konstanty Kuzma 87 Ist das Aufklärung? Kant und der neue Paternalismus Neu- Christine Blättler, Christian Voller (Hg) 105 erscheinungen Walter Benjamin Politisches Denken Nikolas Lelle Isolde Charim 107 Ich und die Anderen Helga Sporer Michel Foucault 110 Theorien und Institutionen der Strafe Ottmar Mareis Diego Fusaro 112 Schon wieder Marx Franco Zotta Sangwon Han 114 Konstitutive Negativität Matthias Rudolph Christoph Henning 117 Marx und die Folgen Bruno Heidlberger

Neu- Ivan Krastev 119 erscheinungen Europadämmerung Bernhard Schindlbeck Bruno Latour 120 Das terristische Manifest Olaf Sanders Daniel Loick 122 Juridismus Fritz Reheis Rosa Luxemburg 124 Gesammelte Werke Bd. 7 Julia Killet Karl Marx 128 Kritik des Kapitalismus Miriam Gil Jean-Luc Nancy 130 Banalität Heideggers Ignaz Knips Sighard Neckel et al. 132 Die Gesellschaft der Nachhaltigkeit Alexander von Pechmann Marc Rölli, Roberto Nigro (Hg) 134 Vierzig Jahre Überwachen und Strafen Robert Lembke Alfred Schmidt 138 Geschichte des Materialismus Georg Koch Wolfdietrich Schmied-Kowarzik 141 Karl Marx. Die Dialektik der gesellschaftlichen Praxis Rainer E. Zimmermann

Neu- Werner Seppmann 144 erscheinungen Kritik des Computers Fritz Reheis Slavoj Žižek 147 Das Kommunistische Manifest Ottmar Mareis Günter Zöller 149 Philosophie des 19. Jahrhunderts. Von Kant bis Nietzsche Paul Stephan Anhang AutorInnen 152 Impressum 153

Zum Thema Trans-Humanismus Die Selbstoptimierung, die viele Menschen betreiben, um sich besser zu fühlen oder im Berufsleben (unter Konkurrenzverhältnissen) besser bestehen zu können, erstreckt sich auf vier Bereiche: 1) auf Gesundheit, körperliche Fitness und Leistungsfähigkeit; 2) auf Intelligenz, Gedächtnis und Kreativität; 3) auf psychische Stabilität, Durchhaltevermögen, Stressbewältigung, Zufriedenheit; 4) auf die körperliche Erscheinung, d.h. auf Schönheit. Die Art und Weise, wie diese Formen propagiert, organisiert und praktiziert werden, ist vielfältig und reicht von Fitness-Studios oder Wellness-Hotels, der Teilnahme an Yoga- oder Meditationskursen über die Einnahme medizinischer Präparate, die Einhaltung von Diät, die Verwendung kosmetischer Mittel bis zur Teilnahme an Psycho-, Coaching- oder Fortbildungsgruppen oder dem Einsatz digitaler Selbstvermessungen wie den Techniken des Lifelogging. Durch den Einsatz neuer Verfahren der Gentechnologie, der Biochemie, der Informationstechnologie, der Robotik oder der Nanotechnologie gewinnt die Selbstoptimierung heute jedoch eine neue Qualität. Über körperliches Wohlbefinden oder Fitness hinaus steht nun die grundsätzliche Überwindung von Erkrankung, Ermüdung und Alterungsprozess auf dem Programm. Durch genetische Manipulationen sollen nützliche Fähigkeiten gezüchtet, durch Schaltstellen zwischen Gehirn und Computer die Intelligenz und das Gedächtnis perfektioniert, durch medizinische Implantate größere Belastbarkeit, intensivere Erlebnisfähigkeit und dauerhaftes Glück gewährleistet, durch die Synthese von Mensch und Maschine sogar als Endziel der Tod überwunden werden. Dem Humanismus gilt traditionell der Mensch als das Maß aller Dinge, nicht der abstrakte Mensch, sondern der konkrete, selbstbestimmte Mensch. Mit ihm ist daher der Kampf gegen alle Institutionen verbunden, die dem Menschen ein fremdes Maß anlegen, die ihn also unter religiöse

10 Zum Thema Dogmen, staatliche Willkür oder ökonomische Sachzwänge subsumieren. In Bezug auf die Technik jedoch erscheint das Problem für Humanisten besonders heikel. Denn wo verläuft die Grenze zwischen Techniken, die das selbstbestimmte Leben des Menschen unterstützen und fördern, und einer Technik, die sich dem Menschen gegenüber verselbständigt hat und die die Humanität auch noch im Dienst eines auf Profit ausgerichteten Wirtschaftssystems beschädigt oder vernichtet? Mit den neuen technischen Möglichkeiten ist die Diskussion um einen Post- oder Transhumanismus entstanden, der die traditionellen Bilder vom Menschen in Frage stellt. Lassen sich diese Konzeptionen als eine neue Stufe des Humanismus verstehen, in der im Sinne einer technischkulturellen Evolution die zweite Natur des Menschen eine sprunghafte Weiterentwicklung erfährt? Oder artikuliert sich in ihnen eine antihumanistische Richtung, die dem Menschen das Maß einer (womöglich sich selbst optimierenden) Maschine anlegt und daher im Namen des Humanismus bekämpft werden muss? ***** Von der Fähigkeit und der Bereitschaft der Menschen ausgehend, sich selbst immer neue Lebensformen zu entwickeln, zieht Dieter Birnbacher eine scharfe Grenze zwischen selbst- und fremdbestimmten Formen der Selbstoptimierung. Im Unterschied zum Programm der Aufklärung, das eine intellektuelle und moralische Verbesserung durch Erziehung, Bildung und Humanisierung der gesellschaftlichen Verhältnisse anstrebte, diskutiert er die verschiedenen Formen und Möglichkeiten des körperlichen Enhancements, die durch die rapiden Fortschritte der Gentechnik eröffnet werden: nicht nur in Bezug auf die Individuen, sondern auch auf die gesamte menschliche Gattung. Sascha Dickel legt seinen Ausführungen die transhumanistische Vision einer Optimierung des Menschen durch seine Verschmelzung mit der Maschine zugrunde. Dabei erörtert er weniger die Frage, ob die posthumanen Wesen der Cyborgs und Uploads noch in der Lage sein werden, frei und selbstbestimmt zu handeln. Vielmehr begreift er den posthumanen Zukunftsdiskurs als das Symptom einer Gegenwart, in der die ontologische Differenz zwischen dem Menschen und den Maschinen zunehmend relativer wird.

Trens-Humanismus 11 Von einer Selbstoptimierung durch Selbsterkenntnis, also nicht durch Genetik oder die Verschmelzung von Mensch und Maschine, handelt der Beitrag von Konrad Lotter. Er kritisiert die Überzeugung mancher Transhumanisten, der zufolge technisch erzeugte Algorithmen die Menschen (aufgrund ihrer Aktivitäten im Netz) besser kennen als diese sich selbst und ihre Entscheidungen daher voraussagen oder manipulieren können. Aus dieser Überzeugung erwächst dann die weitere Überzeugung, dass diese Algorithmen sich als unfehlbare Ratgeber für alle Lebenslagen und damit als Garant eines gelingenden Lebens erweisen könnten. Auch die beiden folgenden Artikel berichten von Selbstoptimierungen, die dem gegenwärtigen Transhumanismus kritisch gegenüber stehen. Vor aller Selbstoptimierung steht für den praktischen Humanismus Frieder Otto Wolfs die Frage, was es bedeutet, Mensch zu sein. Im Rückblick auf die Vorgeschichte des Transhumanismus ruft Wolf dessen enge Verbindung mit den Zielen der Emanzipation und der Befreiung in Erinnerung. Dagegen sieht er die Selbstoptimierung, wie sie gegenwärtig von einem neoliberal geprägten Transhumanismus propagiert wird, nur als Optimierung der bereits bestehenden Unterwerfung der menschlichen Individuen unter den Reproduktionsprozess der bestehenden Herrschaftsverhältnisse. Dominik Novkovic und Alexander Akel erinnern an den revolutionären Humanismus der Marxschen Theorie, der nach dem Untergang des autoritären Parteimarxismus eine neue Aktualität gewonnen hat, und machen auf dessen bildungspolitische Implikationen aufmerksam. Dabei spielen sie nicht das humanistische Frühwerk gegen das wissenschaftliche Spätwerk aus, sondern betonen die dialektische Kontinuität des Marxschen Werks. Vor allem weisen sie darauf hin, dass Marx Intentionen nicht die Selbstoptimierung atomisierter Individuen, sondern auf die Humanisierung der gesellschaftlichen Lebensverhältnisse gerichtet sind. Rezensionen von Büchern zum Thema beschließen das Thema. Im Sonderthema dieses Hefts befasst sich Konstanty Kuzma mit dem Problem der Widerstandsfähigkeit der liberalen Demokratie unter den Bedingungen des globalen Kapitalismus. Er behandelt die Frage, ob Kants Aufklärungsschrift oder Rawls Rechtsphilosophie geeignete Argumentationshilfen bieten können, um irrationalen Strömungen der Gegenwart wirkungsvoll entgegenzutreten. Rezensionen von Neuerscheinungen beschließen das Heft. Die Redaktion

AutorInnen WIDERSPRUCH 66 Trans-Humanismus ALEXANDER AKEL, B.A., Doktorand der Politikwissenschaft, Universität Kassel DIETER BIRNBACHER, Dr., Dr. h.c., Professor für Philosophie, Heine-Universität Düsseldorf, Vorsitzender der Zentralen Ethikkommission der Bundesärztekammer, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Humanes Sterben SASCHA DICKEL, Dr. phil., Jun.-Professor für Soziologie, Gutenberg-Universität Mainz MIRIAM GIL, Lehrerin für Deutsch als Fremdsprache, München BRUNO HEIDLBERGER, Dr. phil., Studienrat, Lehrbeauftragter an der MHB Berlin-Brandenburg JULIA KILLET, Geschäftsführerin des Kurt-Eisner-Vereins, Regionalbüroleiterin der Rosa-Luxemburg- Stiftung (Bayern), München IGNAZ KNIPS, Lehrbeauftragter der Uni Köln, Abt. Internationale Beziehungen, Köln GEORG KOCH, M.A., freier Autor, München KONSTANTY KUZMA, M.A., wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl II (Theoretische Philosophie), LMU München ROBERT LEMBKE, M.A., Redakteur, München-Gießen NIKOLAS LELLE, M.A., Doktorand der Philosophie, HU Berlin KONRAD LOTTER, Dr. phil., Privatgelehrter, München OTTMAR MAREIS, Dr. phil., Sozialpsychologe und Écrivain, München DOMINIK NOVKOVIC, M.A., Doktorand der Philosophie, Universität Kassel

AutorInnen 153 ALEXANDER VON PECHMANN, Dr. phil., Prof. für Philosophie, LMU München FRITZ REHEIS, Dr. phil., Prof i. R. für Philosophie, Universität Bamberg MARIANNE ROSENFELDER, M.A., freie Journalistin, München MATTHIAS RUDOLPH, M.A., Doktorand, Berlin OLAF SANDERS, Dr. phil., Prof für Erziehungswissenschaften, Helmut- Schmidt-Universität Hamburg BERNHARD SCHINDLBECK, M.A., Studiendirektor, München HELGA SPORER, Dr. phil., Journalistin, Geretsried PAUL STEPHAN, M.A., Doktorand der Philosophie an der Universität Freiburg PERCY TURTUR, M.A., freier Autor, München FRIEDER OTTO WOLF, Dr. phil., Honorarprofessor für Philosophie, FU Berlin RAINER E. ZIMMERMANN, Diplomphysiker, Dr. phil., Prof. i. R., Berlin FRANCO ZOTTA, Dr. phil., freier Autor, Voerde/Niederrhein Impressum Widerspruch Münchner Zeitschrift für Philosophie 37. Jahrgang 2018 Herausgeber Münchner Gesellschaft für dialektische Philosophie, Tengstr. 14, 80798 München Redaktion: Jadwiga Adamiak, Miriam Gil, Georg Koch (Rezensionen), Konrad Lotter (verantwortlich), Ottmar Mareis, Alexander von Pechmann, Franz Piwonka, Fabian Schmidt (Internet), Helga Sporer, Percy Turtur (Layout), Widerspruch Verlag, Tengstr. 14, 80798 München. Tel & Fax: (089) 2 72 04 37; e-mail: info@widerspruch.com Erscheinungsweise halbjährlich / Auflage: 500 Druck: TOPP KOPIE, München ISSN 0722-8104 Preis Einzelheft: 10,-- EUR Abonnement: 9,-- EUR (zzgl. Versand) Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Für unaufgefordert zugesandte Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Nachdruck von Beiträgen aus Widerspruch ist nur nach Rücksprache, mit Genehmigung der Redaktion und des Autors gestattet. http://www.widerspruch.com