Schritte zu mehr Tierwohl

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Transkript:

Schritte zu mehr Tierwohl Von der Forschung in die Praxis: gute Beispiele in der Nutztierhaltung bmel.de

INHALT Vorwort 3 Einleitung: gute Beispiele im Praxistest 4 1 2 So geht s: Ausstieg aus dem routinemäßigen Schnabelkürzen 6 Der Ringelschwanz bleibt dran! 8 3 4 Damit es nichts zu meckern gibt: Weiterbildung in Stable Schools 10 Blick nach vorne 12 Weiterführende Informationen 14

Tiere sind unsere Mitgeschöpfe und keine Wegwerfware. Das gilt für Haustiere ebenso wie für Nutztiere. Liebe Leserinnen und Leser, für mich ist das Wohlergehen der Tiere ein zentrales Anliegen. Deutschland hat ein hohes gesetzliches Tierschutzniveau. Ich möchte darauf aufbauen und es weiterentwickeln. Tierschutz und Tierwohl spielen bei Kauf- und Konsumentscheidungen eine immer größere Rolle. Laut Ernährungsreport 2018 meines Ministeriums wären neunzig Prozent der Bürger bereit, mehr Geld für Fleisch von Tieren zu bezahlen, die ein Mehr an Tierwohl erfahren haben. Mehr Tierwohl kostet Geld und wir alle müssen uns fragen, was uns das wert ist. Dazu bedarf es einer klaren Kennzeichnung mit überprüften Kriterien. Deshalb werde ich eine staatliche Tierwohlkennzeichnung mit drei Stufen einführen. Ich will, dass die Verbraucher eine verlässliche Orientierung haben. Was machen wir bisher dafür? Wir fördern Forschungsprojekte für tierwohlgerechtere Haltungssysteme. Wir fördern die Entwicklung von Ersatzmethoden zu Tierversuchen und Lösungen, um beispielweise das Töten männlicher Küken überflüssig zu machen. Mit unseren Modell- und Demonstrationsvorhaben Tierschutz wollen wir zum Beispiel die Umgebung von tragenden Sauen im Stall verbessern. Mit einem finanziell gut ausgestatteten Bundesprogramm Nachhaltige Nutztierhaltung wollen wir die Nutztierhaltung in Deutschland modern aufstellen. Mit dem Bundesprogramm werden Ställe der Zukunft entwickelt und unterstützt. Landwirten werden damit in Zukunft Alternativen für eine tierwohl- und umweltgerechtere Tierhaltung geboten. Ziel ist eine Nutztierhaltung, die von gesellschaftlicher Akzeptanz getragen wird. Wir brauchen daher ein starkes Bündnis der Wertschöpfungskette vom Bauern über den Supermarkt bis zum Verbraucher. Lassen Sie uns alle mitmachen! Herzlich Ihre Julia Klöckner Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft 3

EINLEITUNG Gute Beispiele im Praxistest Mehr Tierwohl in der Nutztierhaltung lässt sich oft schon erreichen, wenn an einzelnen Stellschrauben im landwirtschaftlichen Betrieb gedreht wird. Dazu zählen beispielsweise Veränderungen bei der Fütterung der Tiere, beim Stallklima oder bei der Beleuchtung. Modell- und Demonstrationsvorhaben Tierschutz Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) unterstützt daher ausgewählte Betriebe, die neue wissenschaftliche Erkenntnisse zur Nutztierhaltung in der Praxis ausprobieren. Ziel ist es, die Haltung von landwirtschaftlichen Nutztieren zu verbessern. Im Praxistest sind unter anderem Maßnahmen, die den Tierhaltern helfen, das Risiko gegenseitiger Verletzungen der Tiere zu verringern, weniger Antibiotika einzusetzen oder die Hygiene im Stall zu verbessern. Ausprobieren, vernetzen, weitersagen Vernetzung, Austausch und Kommunikation von Landwirt zu Landwirt wird bei den Modell- und Demonstrationsvorhaben großgeschrieben, denn: Die guten Beispiele sollen Schule machen und möglichst viele Nachahmer finden. Daher sind die ausgewählten landwirtschaftlichen Betriebe in thematischen Netzwerken zusammengefasst, in denen regelmäßige Treffen stattfinden. Darüber hinaus informieren die Betriebe die Fachöffentlichkeit zum Beispiel bei Betriebsbesichtigungen oder in Fachveranstaltungen über ihre Arbeit für mehr Tierschutz im Stall. Weitere Informationen: https://mud-tierschutz.de 4

EINLEITUNG Schwerpunkte des Programms Modell- und Demonstrationsvorhaben Tierschutz Anfang 2014 bis Anfang 2018 Mitte 2015 bis Ende 2020 Anfang 2018 bis Ende 2020 Beratungs initativen: acht Beratungsinitiativen ca. 250 Betriebe unterschiedlicher Größe mit konventioneller oder ökologischer Tierhaltung unabhängige, kostenlose Einzelberatung zur Anwendung neuer Verfahren für mehr Tierschutz im Stall konkrete Managementempfehlungen zur Verbesserung des Tierschutzes Wissenstransfer: zum Beispiel Leitfäden mit Handlungsempfehlungen und Apps Aquakultur: Teilprojekt 1 (drei Betriebe): mehr Tierschutz bei der Haltung und Aufzucht von Forellenfischen in Aquakulturen Teilprojekt 2 (24 Betriebe): mehr Tierschutz bei der Betäubung und Schlachtung von Regenbogenforellen und Karpfen Teilprojekt 3 (ein Betrieb): mehr Tierschutz bei der Schlachtung von Welsen Wissenstransfer: Fachveranstaltungen, Infomaterialien, Schulungs videos für Teichwirte und Hobbyangler Gesamtnetzwerk Demonstrations betriebe: ca. 75 Betriebe in 14 Themennetzwerken à fünf Betriebe landwirtschaftliche Betriebe mit konventioneller oder ökologischer Tierhaltung intensive Beratung und Betreuung der landwirtschaftlichen Betriebe Umsetzung von Einzelmaßnahmen, die das Tierwohl verbessern Wissenstransfer: zum Beispiel Multiplikatoren-Veranstaltungen und Netzwerktreffen zum Erfahrungsaustausch Wissen Dialog Praxis: Fortführung und Umsetzung weiterer Projekte zur Verbesserung des Tierschutzes in landwirtschaftlichen Betrieben (zum Beispiel zur chirurgischen Ferkelkastration, Masthühneroder Legehennenhaltung) Wissensvermittler werden gesucht, die tierschutzrelevante Forschungsergebnisse schnell in die landwirtschaftliche Praxis einbringen 5

AUSSTIEG AUS DEM ROUTINEMÄSSIGEN SCHNABELKÜRZEN 1 So geht s: Ausstieg aus dem routinemäßigen Schnabelkürzen Das BMEL hatte 2015 im Rahmen einer freiwilligen Vereinbarung mit der Geflügelbranche den Verzicht auf das routinemäßige Kürzen der Schnäbel bei Legehennen und Mastputen auf den Weg gebracht. Die Tierhalter wollen mit dem Kupieren der Schnabelspitzen verhindern, dass die Tiere sich gegenseitig verletzen. Das Federpicken und gegenseitige Verletzen hat vielfältige Ursachen. Klar ist nur: Je größer das Wohlbefinden der Tiere in einer Herde, desto geringer das Risiko. Hier setzten die Modell- und Demonstrationsvorhaben Tierschutz an.

AUSSTIEG AUS DEM ROUTINEMÄSSIGEN SCHNABELKÜRZEN Gutes Beispiel aus Sachsen-Anhalt Einer der Demobetriebe, die Maßnahmen zum Vermeiden des Federpickens in Legehennenherden in der Praxis testen, ist die Agrar GmbH Veckenstedt im Nordharz, Sachsen-Anhalt. Dort zieht Betriebsleiter Jörg Treziak 15.000 Junghennen mit unkupierten Schnäbeln in konventioneller Haltung auf. An diesem Teil des Bestands demonstriert Treziak, dass die konventionelle Haltung von unkupierten Junghennen funktioniert, wenn das Drumherum stimmt. Dazu gehört, dass sich nur 15 statt 23 Tiere einen Quadratmeter im Stall teilen und die Tiere Beschäftigungsmaterial wie Picksteine und Sandbäder bekommen. MTool : Der Tierwohlcheck für die Legehennenhaltung Ein Ergebnis der Beratungsinitiative zur Legehennenhaltung ist die Entwicklung eines Managementtools (MTool), mit dem die Landwirte den Gesundheitszustand und das Wohlbefinden ihrer Tiere überwachen und verbessern können. Das MTool hilft den Landwirten, Ursachen zu erkennen und zu vermeiden, die zum gegenseitigen Federpicken der Tiere führen per Handbuch, Excel-Tabelle und App. Das Wichtigste ist aber, die Tiere genau zu beobachten, und zwar jeden Tag. Man muss sich mit der Tierbeobachtung auseinandersetzen, um kleinste Fehler zu entdecken und reagieren zu können, erklärt Treziak. So kann der Tierhalter erkennen, ob es in der Herde Stress gibt, weil das Stallklima nicht stimmt, das Licht zu hell oder das Futter nicht optimal ist. Mit solch kleinen Veränderungen im Stall lässt sich das Wohlbefinden der Tiere verbessern. Im Demostall von Jörg Treziak bedeutet das, dass er kaum noch Tiere durch Federpicken oder Kannibalismus verliert. Der Mehraufwand für die Auzucht der unkupierten Junghennen hat aber seinen Preis, den die Verbraucher letztlich an der Ladentheke zahlen müssten. Den Film zum Hof finden Sie auf der Seite www.bmel.de/legehennen Henne auf einem Pickstein 7

2 Der Ringelschwanz bleibt dran! Ähnlich wie in der Geflügelhaltung hat sich in den vergangenen Jahrzehnten in der Schweinehaltung ein sogenannter nichtkurativer Eingriff in der Praxis etabliert: Den Ferkeln werden die Ringelschwänze kupiert. Die Tierhalter wollen die Schweine durch das Kupieren vor Verletzungen schützen, denn bei Stress oder Langeweile beißen sie sich gegenseitig in die Schwänze. Auch hier lautet die Faustregel: Je wohler sich die Tiere fühlen, desto geringer ist das Risiko gegenseitiger Verletzungen. Im Rahmen der Modell- und Demonstrationsvorhaben Tierschutz testen Schweinehalter, unter welchen Bedingungen das gegenseitige Schwanzbeißen verhindert wird und die Ringelschwänze dranbleiben können. 8

DER RINGELSCHWANZ BLEIBT DRAN! Gutes Beispiel aus Baden-Württemberg Wichtig ist, dass bei den Schweinen keine Langeweile aufkommt. Landwirt Martin Stodal sorgt daher jeden Tag für reichlich Abwechslung in einem Teil seiner Ferkelhaltung: zum Beispiel mit Seilen und Holz zum Knabbern oder einer Spezialmischung aus gehäckseltem Stroh, Haferflocken und Urgesteinsmehl zum Wühlen. Stodal betreibt in der Nähe von Würzburg eine konventionelle Schweineaufzucht und -mast mit 250 Sauen, 1.500 Mastschweinen und 1.500 Ferkeln. Als Demonstrationsbetrieb hält er einige Ferkelgruppen mit unkupiertem Schwanz. Anregungen für die erfolgreiche Haltung der unkupierten Ferkel bringt er von den Netzwerktreffen mit anderen Demonstrationsbetrieben mit: Die Ideen bringen uns voran, weil sie aus der Praxis für die Praxis sind, so Stodal. Das staatliche Tierwohlkennzeichen kommt: Das BMEL plant die Einführung eines staatlichen Tierwohlkennzeichens. Anhand des Kennzeichens können Verbraucherinnen und Verbraucher zukünftig Lebensmittel erkennen, bei deren Erzeugung die Tierschutzstandards höher waren als die gesetzlichen Mindestvorgaben. Eingeführt werden soll das Kennzeichen zunächst für die Tierart Schwein. Die Ideen bringen uns voran, weil sie aus der Praxis für die Praxis sind. Landwirt Martin Stodal Was die Ferkel auch mögen: Der Stall ist in verschiedene Bereiche gegliedert, sozusagen in Wohnzimmer, Esszimmer, Schlafzimmer und Toilette. Der Ruhebereich wird beispielsweise ganz einfach durch eine höhere Temperatur und weniger Licht vom Rest des Stalls abgegrenzt. Neben der Gestaltung des Stalls und vielfältigen Beschäftigungsmöglichkeiten versucht der Landwirt, durch züchterische Maßnahmen das Risiko des gegenseitigen Schwanzbeißens in den Tiergruppen zu verringern. Dazu kreuzt er Eber der Rasse Duroc ein, die im Ruf stehen, sehr ruhig und ausgeglichen zu sein. Sein Fazit als Teilnehmer an den Modell- und Demonstrationsvorhaben Tierschutz: Wir haben gezeigt, dass wir mehr Tierwohl in den Stall bringen können. Und dann bringt er auf den Punkt, was viele Landwirte umtreibt: Am Ende muss aber der Verbraucher bereit sein, mehr Geld zu zahlen. Den Film zum Hof finden Sie auf der Seite www.bmel.de/schweine 9

WEITERBILDUNG IN STABLE SCHOOLS 3 Damit es nichts zu meckern gibt: Weiterbildung in Stable Schools Ob Käse, Joghurt oder Butter: Seit rund zehn Jahren haben Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland wachsenden Appetit auf Ziegenmilch und Ziegenmilchprodukte. Mittlerweile haben die Tierhalter die Milchziegenhaltung ausgebaut und entsprechend steigt der Beratungsbedarf zur tiergerechten und wirtschaftlichen Haltung der Nutztiere. In den Modell- und Demonstrationsvorhaben Tierschutz sind daher Stable Schools als Beratungsinstrument für mehr Tierwohl in der Milchziegenhaltung getestet und für gut befunden worden. An der Beratungsinitiative Optimierung des Tierwohls in der Milchziegenhaltung haben insgesamt 34 Betriebe teilgenommen. 10

WEITERBILDUNG IN STABLE SCHOOLS Der Ziegenstall wird zur Schule Das Kernelement des Konzepts Stable School ist die enge Vernetzung der Tierhalter. Bis zu sechs Praktikerinnen und Praktiker tauschen regelmäßig ihr Wissen und ihre Erfahrungen zur Milchziegenhaltung aus. Gemeinsam entwickeln sie Lösungen für Probleme, mit denen sie in ihren Betrieben konfrontiert sind. Anders als bei klassischen Arbeitskreisen finden Stable-School-Treffen wechselweise in den teilnehmenden Betrieben statt also praktisch im Stall. Zufriedene Tierhalter, gesunde Ziegen Die Mehrheit der Teilnehmer der Beratungsinitiative zur Milchziegenhaltung war sich einig: Im Vergleich zu Fortbildungsformaten wie Tagungen oder Workshops motivieren Stable Schools deutlich besser dazu Verbesserungen bei der Fütterung, Haltung oder Ziegenlämmeraufzucht tatsächlich anzugehen. Das zeigte sich auch beim Gesundheitscheck der Ziegen. Das Forscherteam, das die Beratungsinitiative wissenschaftlich begleitet hat, attestierte den Projektbetrieben einen sehr hohen Tierwohlstandard. Mehr Informationen: https://mud-tierschutz.de 11

BLICK NACH VORNE 4 Blick nach vorne 2014 2015 Beratungsinitiativen: Förderung mit 1,7 Millionen Euro Aquakultur: Das Prinzip Von der Forschung in die Praxis hat sich bewährt: Das BMEL fördert das Programm Modell- und Demonstrationsvorhaben Tierschutz zunächst bis zum Jahr 2020, eine jährliche Verlängerung ist derzeit in Planung. Der Schwerpunkt Gesamtnetzwerk Demonstrationsbetriebe wird fortgeführt, die Schwerpunkte Beratungsinitiativen und Aquakultur sind abgeschlossen. In aktuellen oder geplanten Netzwerken befassen sich die teilnehmenden Betriebe beispielsweise mit der Verbesserung der Haltung von Sauen und von unkupierten Lämmern. Neu seit 2017 ist der Schwerpunkt Wissen Dialog Praxis, in dem zu verschiedenen Themen Projekte fortgeführt und umgesetzt werden. 12

BLICK NACH VORNE Förderung Modell- und Demonstrationsvorhaben Tierschutz 2016 2017 2018 2019 2020 Förderung mit 640.000 Euro Netzwerk Demonstrationsbetriebe: Förderung mit 12 Millionen Euro Wissen Dialog Praxis: ca. 8 Millionen Euro Fördersumme gesamt rund 22 Millionen Euro Gut beraten von kompetenten Projektpartnern Alle Betriebe in den MuD Tierschutz werden von den jeweiligen Partnern intensiv beraten. Zu den Aufgaben gehören: Betreuung und Beratung der Themennetzwerke Demonstrationsbetriebe individuelle Beratung und Entwicklung von Tierschutzmaßnahmen Unterstützung bei der Organisation des Wissenstransfers Evaluation der umgesetzten Maßnahmen und Berichterstattung Mehr Infos: https://mud-tierschutz.de 13

WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN Mehr Tierwohl- Informationen des BMEL Das Portal Tierwohl stärken Der Haltungs-Check: Tierwohl geht uns alle an nicht zuletzt, wenn wir im Supermarkt an der Fleischtheke stehen. Machen Sie hier den Haltungs-Check und finden Sie heraus, wie Ihre Haltung zum Thema Tierwohl ist! Interaktiver Stallrundgang: Wie sieht es in einem modernen Schweinebetrieb aus? Machen Sie einen virtuellen Rundgang durch einen Ferkelerzeugerbetrieb. www.tierwohl-staerken.de Unser kleinstes Nutztier: die Biene Bienen sind als Bestäubungsinsekten unverzichtbar für die biologische Vielfalt. Informationen zu Bedrohungen und Schutz der Bienen finden Sie auf: www.bienenfuettern.de Das Haustierportal Welches Haustier passt zu mir und wie werden Haustiere artgerecht gehalten? Informationen auf: www.haustier-berater.de Da geht noch was! Die Nachfrage nach Fleisch bleibt hoch in Deutschland doch wie geht es den Tieren? Die Ausgabe der Forschungsfelder zum Thema Tierwohl. www.bmel-forschung.de Für eine zukunftsfähige Tierhaltung in Deutschland Die Nutztierhaltungsstrategie des BMEL beschreibt Kriterien einer zukunftsfähigen Nutztierhaltung. www.bmel.de/nutztierhaltungsstrategie So leben Nutztiere Die Pocket-Broschüren vermitteln interessante Fakten über die Tierhaltung. So leben Schweine: https://ble-medienservice.de/0458/ so-leben-schweine-pockets?c=21 So leben Milchkühe: https://ble-medienservice.de/0457/ so-leben-milchkuehe-pockets?c=21 So leben Hühner: https://ble-medienservice.de/0459/ so-leben-huehner-pockets 14

WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN Übersicht: Demonstrationsbetriebe Tierschutz Schweine Sauen Hennen Kaninchen Schafe Kälber Puten 15

Impressum HERAUSGEBER Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) Referat MK 2 Wilhelmstraße 54 10117 Berlin STAND August 2018 GESTALTUNG design.idee, Büro für Gestaltung, Erfurt TEXT BMEL DRUCK BMEL BESTELLINFORMATIONEN Diese und weitere Publikationen können Sie kostenlos bestellen: Internet: www.bmel.de/publikationen E-Mail: publikationen@bundesregierung.de Fax: 01805-77 80 94 (Festpreis 14 ct/min., abweichende Preise a. d. Mobilfunknetzen möglich) Tel.: 01805-77 80 90 (Festpreis 14 ct/min., abweichende Preise a. d. Mobilfunknetzen möglich) Schriftlich: Publikationsversand der Bundesregierung Postfach 48 10 09 18132 Rostock BILDNACHWEIS S. 1: design.idee, erfurt; S. 3: BMEL/Ute Grabowsky/photothek.net; S.7: BLE; S. 8: BLE/Dominic Menzler/Ökolandbau; S. 11: Olaf Holland/ StockAdobe.com Diese Publikation wird vom BMEL kostenlos herausgegeben. Sie darf nicht im Rahmen von Wahlwerbung politischer Parteien oder Gruppen eingesetzt werden. Weitere Informationen unter www.bmel.de