Ole Lund Kirkegaard Hodja im Orient

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Transkript:

Ole Lund Kirkegaard Hodja im Orient Aus dem Dänischen von Senta Kapoun Mit Bildern des Autors Zeitverlag Gerd Bucerius GmbH & Co. KG Kirkegaard_Hodja_CC14.indd 2-3 03.09.2015 11:14:30

Lizenzausgabe des Zeitverlag Gerd Bucerius GmbH & Co. KG, Hamburg, für die ZEIT Edition»Bücherschatz«, 2015 Inhalt Ein Junge namens Hodja 7 Der Teppich 17 Der ers te Flug 23 Hodja verlässt Pjort 34 Ho dja kommt in die Stadt Pet to 39 Die Ratte 47 Translated from Danish Hodja fra Pjort, Gyldendal, 1970. Published in Germany by agreement with The Gyldendal Group Agency, Denmark. Ole Lund Kirkegaard 1970 Für die deutschsprachige Ausgabe S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main, 2008 ZEIT-Nachwort Zeitverlag Gerd Bucerius GmbH & Co. KG, Hamburg 2015 Umschlagillustration: Ute Krause Umschlaggestaltung: Ingrid Wernitz Satz und Repro: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling Druck und Bindung: GGP Media GmbH, Pößneck Herstellung: Torsten Bastian (verantwortlich), Dirk Woschei Printed in Germany ISBN 978-3-944227-71-9 Die Kupferschmiede 55 Im Pa last des Sul tans 64 Der Kerkermeister Ibn-Grimm 73 Der Zorn des Sul tans 83 Nachwort der ZEIT 88 Kirkegaard_Hodja_CC14.indd 5 03.09.2015 11:14:30

Ein Junge namens Hodja Pjort ist ein Ort im Land Bul gi slav, und in die sem Ort Pjort wohn te ein Jun ge, der Ho dja hieß. Von ihm han delt die ses Buch. Von ihm und dem ro ten Tep pich. Doch be vor ich dir mehr von die sem Jun gen Ho dja er zäh le, will ich ein we nig von dem Ort be rich ten, in dem er wohn te. Pjort sieht aus wie vie le an de re Ort schaf ten im Land Bul gi slav. Es liegt am hügeligen Ufer eines kleinen, schlammigen Flusses, auf des sen an de rer Sei te man die Ber ge se hen kann. Alle Häu ser in Pjort sind weiß ge tüncht, und sie ha ben fla che Dä cher. Abends, wenn die Son ne hin ter den Ber gen auf der an de ren Sei te des Flüss chens un ter geht und die Luft kühl und klar wird, sit zen die Män ner bis wei len auf den Flach dä chern ihrer Häuser und rauchen ihre Wasserpfeifen. Es kommt so gar vor, dass die Leu te von Pjort oben auf ih ren fla chen Dä chern schla fen! Ganz ru hig lie gen sie dann in der Dunkelheit, atmen den Duft der blühenden Orangenbäume und se hen zu den Ster nen auf, ehe ih nen die Au gen zu fal len. Die Stra ßen von Pjort sind eng und steil. Man che sind so gar so steil, dass sie aus lau ter Stein stu fen be ste hen. Über all in Pjort gibt es klei ne, stau bi ge Markt plät ze. Hier sit zen die Kaufleu te, die Schuhmacher und Teppichhändler unter ihren Sonnendächern und war ten da rauf, dass je mand kommt, der mit ih nen han delt. 7 Kirkegaard_Hodja_CC14.indd 7 03.09.2015 11:14:30

In Pjort trägt fast je der Mann ei nen Fez. Ja, ei nen Fez. Und Schnabelschuhe. Viel leicht weißt du nicht, was ein Fez ist. Drum will ich es dir sa gen: Ein Fez ist ein klei ner, ro ter Hut, der ganz ge nau wie ein umgestülpter Blumentopf aussieht. Aber von die ser Ähn lich keit ha ben die Leu te aus Pjort kei ne Ah nung, denn sie ha ben noch nie ei nen Blu men topf ge se hen. Ihre Schu he hei ßen Schna bel schu he, weil sie an der Spitze in einem kleinen, gebogenen Schnabel enden. In sol chen Schna bel schu hen kann man ganz wun der bar laufen. Sie drü cken nicht an den Ze hen, und zu put zen braucht man sie auch nie. Be stimmt ha ben des halb die Män ner von Pjort ihre Schna belschu he so gern. Und wie steht s mit den Frau en von Pjort? Nun, die ge hen in wei ten schwar zen Klei dern um her, und vor dem Ge sicht ha ben sie ei nen klei nen, dich ten Schlei er hän gen. Nichts ist von ih nen zu se hen als ihre Au gen und ihre Füße. Wie gro ße schwar ze Vö gel be we gen sich die se Frau en mit ih ren Was ser krü gen auf den Köp fen durch die en gen, stei len Gas sen. Wa rum aber tra gen sie die se Schlei er? Nun, die Schlei er sind für die Frau en von Pjort eine eben so gro ße Freu de wie für ihre Män ner die Schna bel schu he. Denn Frau en, die ei nen Schlei er vor dem Ge sicht tra gen, brauchen nie ei nen Lip pen stift, und kei ner kann se hen, wenn ih nen ein Zahn im Mund fehlt. Das klingt al les sehr selt sam. Aber lass dir ge sagt sein, dass sich Leu te aus Pjort, ab ge se hen von den Schna bel schu hen, den Schlei ern und den Was ser pfei fen, in nichts von al len an de ren Menschen der Welt unterscheiden. 8 9 Kirkegaard_Hodja_CC14.indd 8-9 03.09.2015 11:14:30

Jetzt ist es je doch an der Zeit, mehr über den Jun gen zu er fahren, der Ho dja ge nannt wur de. Ho dja war neun Jah re alt. Je den Mor gen ging er, ge nau wie die an de ren Kin der aus Pjort, in die Schu le, um nach der Art, wie das im Land Bul gi slav üb lich ist le sen und schrei ben zu ler nen. Aber Ho dja mach te sich nicht viel aus Le sen und Schrei ben; denn er hat te ganz an de re Din ge im Kopf. Hodja wollte in die weite Welt hinaus. Eine der schmals ten und steils ten Gas sen in dem Ort Pjort hieß Stra ße der Schnei der. Hier wohn ten alle Schnei der der Ortschaft, und hier wohn te auch Ho dja mit sei nen El tern. Denn Hod jas Va ter war Schnei der. Tag für Tag saß der alte Va ter Ho dja im Schat ten vor sei nem Haus und näh te. Er hat te schon so lan ge ge näht, dass er ganz schie lig da von ge wor den war. Ein Schnei der muss näm lich sei ne Näh ar beit und sei ne Na del gut im Auge be hal ten, und je län ger sein Fa den ist, des to grö ßer ist der Ab stand zwi schen seiner Näharbeit und der Nadel. Der alte Va ter Ho dja mach te sich s gern be quem. Er nahm im mer ei nen ganz lan gen Fa den. Also war der Ab stand zwischen Näh ar beit und Na del im mer sehr groß. Und weil er doch bei des im Auge be hal ten muss te, sah ein Auge im mer nach un ten, das an de re aber nach oben. Noch nie hat te es in Pjort ei nen so lang sa men Schnei der ge ge ben 10 11 Kirkegaard_Hodja_CC14.indd 10-11 03.09.2015 11:14:31