Seniorenbetreuung als Herausforderung

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Transkript:

Seniorenbetreuung als Herausforderung Silvia Huber Stadträtin Die Statutarstadt Wels mit einer Fläche von 46 Quadratkilometer liegt in mitten des oberösterreichischen Zentralraums, in einer der wirtschaftlich stärksten Regionen Österreichs. Mit einer Einwohnerzahl von derzeit rund 60.000 Menschen ist Wels die siebtgrößte Stadt Österreichs. Seit fast 130 Jahren ist Wels als Messestadt bekannt und hat sich - ausgehend von der Energiesparmesse - in den letzten Jahren als Stadt der Energie positioniert. Bis zum Jahr 2010 wird in Wels das erste österreichische Science Center errichtet werden. Die Seniorenbetreuung zählt zu den wichtigsten Herausforderungen, denen sich auch die Stadt Wels aktuell und zukünftig zu stellen hat. Es geht natürlich vordergründig darum, die finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen, aber auch darum, ständig neu zu planen und neue Strategien voranzutreiben und umzusetzen. Die Stadt Wels gibt im Jahr 2006 im ordentlichen Haushalt rund 33 Millionen Euro für soziale Wohlfahrt aus, für die städtischen Altersheime sind es 12,6 Millionen Euro. In Summe also rund 45,6 Millionen Euro. Bei einem Gesamtbudget von rund 148 Millionen ist das beinahe jeder dritte Euro. Dieser Betrag macht deutlich, dass das Kernstück unserer Kommunalpolitik die Sozialpolitik bildet. Der demographische Wandel, dessen Kennzeichen der Alterungsprozess der Bevölkerung ist, zählt mit zu den großen gesellschaftlichen Herausforderungen. Dieser resultiert aus der steigenden Lebenserwartung zum einen und der sinkenden Geburtenhäufigkeit zum anderen. Die Konsequenz ist eine Verschiebung der Anteile zwischen Erwerbstätigen und nicht Erwerbstätigen und damit merkbar steigenden Aufwendungen für die finanzielle Sicherung der Altersvorsorge. Waren im Jahr 2000 in Wels etwa 11.370 Bürgerinnen und Bürger älter als 60 Jahre, so sind es derzeit bereits an die 12.000 Menschen oder 20 Prozent der Gesamtbevölkerung, was dem österreichischen Durchschnitt entspricht. Ihre Zahl steigt nach Prognosen bis 2015 auf 13.790 Personen oder 24,4 Prozent und bis 2030 sogar auf 18.500 Personen oder 32,6 Prozent aller Welserinnen und Welser. Die Zielsetzung muss sein, der demographischen Entwicklung trotz finanziell schwieriger Zeiten mit flächendeckend guter Leistung und einem umfangreichen Leistungsangebot Rechnung zu tragen, wobei es wichtig ist, den älteren Menschen jenes Maß an Unterstützung zukommen zu lassen, das sie benötigen. Die Stadt Wels tut dies auf der einen Seite mit der Zurverfügungstellung von ausreichenden Plätzen in den drei Alten- und Pflegeheimen. Zur Zeit stehen pflege- Seite 1 von 6

und hilfebedürftigen Menschen in unserer Stadt 151 Plätze im Alten- und Pflegeheim Linzer Straße (Wohnbereich), 173 Plätze (davon 73 im Wohnbereich) und vier Kurzzeitpflegeplätze im Alten- und Pflegeheim Magazinstraße, 120 Plätze und zehn Kurzzeitpflegeplätze im Alten- und Pflegeheim Neustadt zur Verfügung. Zusätzlich hat sich die Stadt Wels im Alten- und Pflegeheim der Nachbargemeinde Thalheim das Einweisungsrecht für 30 Plätze und weiters Zuweisungsrechte in den konfessionellen Heimen der Diakonie von 66 Personen und der Bruderliebe von 75 Personen vertraglich gesichert. Laut dem Bedarfentwicklungsplan des Landes Oberösterreich beträgt der zusätzliche Bedarf an pflegegerechten Heimplätzen im Jahr 2010 168 Plätze. Wels hat darauf bereits reagiert und im Gemeinderat den einstimmigen Beschluss zum Bau eines weiteren Alten- und Pflegeheimes gefasst, das im Stadtteil Vogelweide errichtet und Platz für 120 BewohnerInnen bieten sowie sechs Plätze für die Kurzzeitpflege bereit stellen wird. Nicht zu unterschätzen sind die Kosten für die Stadt, die die Unterbringung der älteren Menschen in den Heimen mit sich bringt. Bei den in den Alten- und Pflegeheimen untergebrachten Menschen ist eine immer geringer werdende Anzahl von Selbstzahlern zu beobachten. Diese liegt derzeit bei etwa 20 Prozent. Im Jahr 2002 waren es noch 27,3 Prozent. 75 Prozent der Heimkosten resultieren aus den steigenden Personalkosten, die mit dem erhöhten Pflegeaufwand und dem damit verbundenen Mindestpersonalschlüssel zusammenhängen. Darüber hinaus entwickelt sich das Pflegegeld nicht parallel zum Pflegeaufwand. Der Zuschuss der Sozialhilfe, um den Betrieb kostendeckend führen zu können, erhöht sich daher ständig. Der Zuschussbedarf an die in Heimen untergebrachten Welserinnen und Welser betrug laut Rechnungsabschluss im Jahr 2002 fünf Millionen Euro. Im Jahr 2004 waren es 5,5 Millionen. Im Voranschlag für das Jahr 2006 sind dafür 6,9 Millionen präliminiert. Die Anzahl der sozialhilfeunterstützten Bewohner stieg im Zeitraum 2002 auf 2005 in den städtischen Heimen von 327 auf 357, in den übrigen Heimen von 313 auf 338 Bewohner. Wie schon erwähnt entwickelt sich das Pflegegeld nicht parallel zum Pflegeaufwand. Eine verstärkte mobile Betreuung älterer Menschen zu Hause und der medizinische Fortschritt ermöglichen älteren Menschen zwar heute so lange wie möglich in der eigenen Wohnung zu leben. Ab einem gewissen Pflegebedarf ist die Übersiedlung in ein Alten- und Pflegeheim nicht zu verhindern. Dies hat zur Folge, dass in den Heimen die Pflegestufen der BewohnerInnen und Bewohner steigen. Die Entwicklung der Pflegestufen im Leopold-Spitzer-Heim stieg beispielsweise von durchschnittlich 2,32 im Jahr 2000 auf 3,54 zu Ende des Jahres 2005, im Alten- und Pflegeheim Neustadt von 3,5 auf über 4,10. Der Unterschied begründet sich dadurch, dass das Alten- und Pflegeheim Neustadt bereits als Pflegeheim nach den Bestimmungen der Alten- und Pflegeheimverordnung geplant und errichtet wurde, während im Leopold-Spitzer-Heim zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme des Alten- und Pflegeheims Neustadt noch rund 210 BewohnerInnen im klassischen Wohnheim betreut und gepflegt wurden. Seite 2 von 6

In Oberösterreich rechnet man mit durchschnittlichen Pflegestufen in den Alten- und Pflegeheimen zwischen 4,5 und 5. Mit dieser Entwicklung kann auch in den Welser Heimen gerechnet werden. So erhöhte sich auch die Zahl des Pflegepersonals nach dem Mindestpersonalschlüssel der Alten- und Pflegeheimverordnung Oberösterreichs. Bestand im Leopold-Spitzer-Heim im Jahr 2002 das Pflegepersonal aus 68 und im Heim Neustadt aus 47,3 Personaleinheiten, so sind es heute bereits 99,7 bzw. 53,80 Personaleinheiten. Alleine im Vorjahr wurden in den drei städtischen Alten- und Pflegeheimen 26 Personaleinheiten aufgenommen. Eine weitere Auswirkung des erhöhten Pflegebedarfs ist, dass in den klassischen Wohnbereichen vermehrt gepflegt werden muss. So wurden im Leopold-Spitzer- Heim bereits an die 30 Prozent der Wohnungen für die Pflege adaptiert. Mobil vor stationär Wie schon vorhin erwähnt, wurde ein Strategiewechsel zugunsten der mobilen Betreuung bereits erfolgreich eingeleitet. Nicht zuletzt durch den Ausbau von mobilen Diensten besteht für ältere Menschen mit geringem Pflege- und Unterstützungsaufwand die Möglichkeit, in den eigenen vier Wänden ein stärker selbstbestimmtes Leben zu führen. Auf der anderen Seite entlastet der Ausbau der mobilen Dienste den bei weitem kostenintensiveren Bereich der Alten- und Pflegeheime. Aber wie bereits ausgeführt hat die Betreuung zu Hause seine Grenzen, eine Rundumbetreuung ist nicht möglich. Dass die mobilen Dienste verstärkt in Anspruch genommen werden, lässt sich auch anhand der Einsatzstunden, die von 21.338 im Jahr 2000 auf 37.488 im Jahr 2004 gestiegen sind, aufzeigen. Im Jahr 2004 wurden insgesamt 445 Personen (1998 waren es 163 Personen) von den Mobilen Betreuungsorganisationen Evangelisches Diakoniewerk, Oberösterreichisches Hilfswerk, Senioren Service der Stadt Wels und der Volkshilfe OÖ betreut. Davon waren 61,9 Prozent alleinstehend, 38,2 Prozent lebten im Familienverband. In der Praxis bedeutet dies, dass alleinstehende Senioren bei einer Verschlechterung ihres Gesundheitszustandes sofort in die stationäre Betreuung übernommen werden müssen. Das gleiche gilt für Personen, die aus dem Spital entlassen werden, da viele, vor allem ältere Personen, zu Hause alleine nicht zurecht kommen. Die Stadt Wels wird die im Bedarfs- und Entwicklungsplan des Landes vorgesehenen Personaleinheiten für die mobile Betreuung, das sind 31, voraussichtlich heuer erreichen. Für die Hauskrankenpflege sind elf Personaleinheiten vorgesehen, hier sind noch nicht alle Ressourcen genutzt. Im Bedarfsentwicklungsplan des Landes Oberösterreich, der im Herbst dieses Jahres veröffentlicht wird, ist ein massiver Ausbau der mobilen Dienste vorgesehen. Im Jahr 2005 wurden insgesamt 581 Klienten von der mobilen Altenpflege betreut. Die Kosten für diese Betreuung beliefen sich für die Stadt Wels laut Voranschlag auf 582.700.- Euro. Im Vergleich dazu waren es 2002 418.700 Euro. 2007 werden es Seite 3 von 6

voraussichtlich 613.000 Euro sein. Auch an Hand dieser Zahlen wird eine deutliche Steigerung bei den mobilen Diensten erkennbar. Etwa der gleiche Betrag wird vom Land Oberösterreich bezuschusst. Rechnet man die Gesamtkosten durch die Zahl der Klienten kommt man auf einen Durchschnittswert von rund 2000 Euro Zuschuss pro Person und Jahr. Dieser Wert kann jedoch nur als ungefährer Richtwert gesehen werden, da die Klienten unterschiedlich betreut werden. In der stationären Betreuung belief sich im Jahr 2005 der Zuschuss, den die Stadt für dem Bereich geschlossene Sozialhilfe aufbrachte, auf rund 5,8 Millionen Euro. Betreut wurden im vergangenen Jahr 695 Personen. Das bedeutet einen Zuschuss von mehr als 8300 Euro pro Person pro Jahr. Es ist davon auszugehen, dass die Finanzierungskraft der älteren Menschen für Betreuungsleistungen in den nächsten Jahren aufgrund zu erwartender niedrigerer Pensionseinkommen tendenziell sinken wird. Für die Städte und Gemeinden wird dies zu einer zusätzlichen finanziellen Belastung führen. Die Kosten von mobiler und stationärer Betreuung in einem direkten Vergleich gegenüberzustellen, ist - wie gesagt - nicht wirklich möglich. In beiden Fällen werden Menschen betreut, doch die Bedingungen, unter denen diese Betreuung stattfindet, könnten unterschiedlicher nicht sein. Von der mobilen Altenpflege werden in der Regel Menschen mit niedrigeren Pflegestufen betreut. Die Aufnahme in ein Altenund Pflegeheim erfolgt meist ab der Pflegestufe III und bedeutet die Integration in ein umfassendes Rund um die Uhr Pflegesystem. Die massive Steigerung der mobilen Betreuung ist auch anhand der Kosten, die für die Hauskrankenpflege aufzuwenden sind, abzulesen. Für diesen Bereich hat die Stadt Wels für das Jahr 2006 512.400 Euro vorgesehen, 2002 waren es noch 314.800. Die Kosten für die Hauskrankenpflege werden neben Kostenbeiträgen zu 100 Prozent vom Land Oberösterreich refundiert. Betreubares Wohnen Einen wichtiger Aspekt in der Betreuung älterer Menschen neben den bestehenden Angeboten einer Pflege zu Hause bzw. in einem Alten- und Pflegheim stellt das Konzept des Betreubaren Wohnens dar. Die Sicherstellung von Betreuungsleistungen in Kombination mit altersgerechtem Wohnen, sprich, eine zentral gelegene, barrierefrei und behindertengerecht gestaltete Wohnung, macht die Attraktivität dieser Betreuungseinrichtung für Senioren deutlich. Im Jahr 2002 wurde das erste Wohnhaus für Betreubares Wohnen in Wels seiner Bestimmung übergeben. Die 36 Wohneinheiten stellen eine wesentliche Bereicherung des Wohnangebots für Senioren dar, sind aber - was den Bedarf betrifft - nicht ausreichend. Ein weiteres Wohnhaus in unmittelbarer Nähe zum Alten- und Pflegeheim Neustadt mit 37 Wohneinheiten wird in Kürze fertiggestellt. Darüber hinaus ist ein weiteres Haus in Planung. Seite 4 von 6

Nachträgliche Lifteinbauten Um für ältere Menschen den Verbleib in der eigenen Wohnung möglichst lange zu gewährleisten, ist eine alten- und pflegegerechte Ausstattung der Wohnung bzw. des Wohnhauses eine wichtige Voraussetzung. Eine dieser Rahmenbedingungen ist auch der nachträgliche Einbau von Liften. Ziel dieser baulichen Maßnahme ist es, insbesondere für ältere BewohnerInnen die Lebensqualität zu erhöhen und ihnen so lange wie möglich das Leben in der gewohnten Umgebung und in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen. Die Stadt fördert nachträgliche Lifteinbauten im heurigen Jahr mit 255.800 Euro. Vier gemeinnützige Wohnbauträger erhalten diesen Betrag für den nachträglichen Einbau von insgesamt 21 Liften in ältere Wohnhäuser. Im Voranschlag 2007 sind 300.000 Euro für diese Maßnahme vorgesehen. Das Land Oberösterreich schießt zum nachträglichen Lifteinbau 50 Prozent der Kosten zu, die Stadt Wels weitere zehn Prozent. Die Wohnbauträger haben daher 40 Prozent zu übernehmen. Tagesheimstätten Seniorenpolitik, wie sie in der Stadt Wels verstanden wird, deckt neben all den Angeboten für pflegebedürftige Menschen auch jenes Segment ab, mit dem versucht wird, SeniorInnen aktiv in die Gesellschaft mit einzubeziehen. Die sieben Tagesheimstätten in der Stadt Wels sind ein Angebot in diese Richtung. In den Tagesheimstätten der Stadt werden den BesucherInnen, im letzten Jahr waren es an die 36.000, Freizeitaktivitäten wie Gedächtnistraining, Massage, Turnen und in einigen Tagesheimstätten auch ein Mittagtisch angeboten. Der Zuschussbedarf beläuft sich im heurigen Jahr auf 223.900 Euro. Antworten auf die Herausforderung in der Seniorenpolitik Tatsache ist, dass die Menschen aufgrund der gewaltigen Fortschritte in der Medizin immer älter werden. Obwohl sich die Menschen immer öfter bis ins hohe Alter ihrer Gesundheit erfreuen, steigt auch der Pflegebedarf. Die Veränderungen in den familiären Strukturen verstärken diese tendenzielle Steigerung. Eine Antwort darauf kann die Forcierung von mobilen, ambulanten und teilstationären Diensten sein. Zu beobachten ist aber auch eine starke Zunahme von älteren Menschen in den Heimen, deren Pflege einen hohen Betreuungsaufwand erfordert. Diese Entwicklung stellt die Politik vor große Herausforderungen, entsprechende Maßnahmen zu setzen. Die Einsparungen auf Seiten des Gesundheitsbereichs dürfen keinesfalls auf die Sozialhilfeverbände abgewälzt werden. Die Schaffung von Nachsorgebetten bzw. Übergangspflegeplätzen für die Phase zwischen Krankenhaus und Alten- und Pflegeheim wird unumgänglich. Mit der im Jahr 1996 beschlossenen OÖ Alten- und Pflegeheimverordnung wurden hohe Qualitätsstandards für die Alten- und Pflegeheime festgelegt. Angefangen von der Standortwahl für ein Heim, der Zahl und Größe der Zimmer bis hin zur Seite 5 von 6

Ausstattung und zum Mindestpersonalschlüssel ist für ganz Oberösterreich ein einheitlicher Standard festgeschrieben. Dass hohe Qualität auch einen entsprechenden finanziellen Preis hat, steht außer Streit. Die Städte und Gemeinden sind in der Frage der Finanzierung am Rande ihrer Leistungsfähigkeit angelangt. Daher wird es notwendig sein, in einer sachlichen Diskussion die Fakten auf den Tisch zu legen. Kleine Pensionen, ein Pflegegeld, das bei weitem die Kosten nicht abdeckt und die aktuelle demographische Entwicklung verlangen nach Lösungen. Es muss daher über neue Finanzierungsmöglichkeiten nachgedacht werden. Ein Lösungsansatz könnte die interkommunale Zusammenarbeit sein, wenn es darum geht, verschiedenste Angebote für Senioren bestens zu verzahnen. Die Stadt Wels hat diese interkommunale Zusammenarbeit über die Sozialhilfeverbandsgrenzen hinweg bei der Errichtung des Alten- und Pflegeheims der Nachbargemeinde Thalheim erstmals unter Beweis gestellt. Wels war in die Planung miteingebunden und es wurden auch die Wünsche beim Bau berücksichtigt. Zur Finanzierung der Leistungen für die älteren Menschen wird auch eine entsprechende Beteiligung des Bundes und der Länder erforderlich sein. Eines ist sicher: Die Kommunen können den Anforderungen aus dem demografischen Wandel vielleicht bald nicht mehr im erforderlichen Ausmaß nachkommen. Daher heißt es jetzt agieren, bevor die Versorgung der älteren Menschen Schaden leidet. 15. Mai 2006 Seite 6 von 6