Vorsprung Bayern Digitale Medien in bayerischen Schulen Montag, 13. November 2017 um 11:00 Uhr hbw Haus der Bayerischen Wirtschaft ConferenceArea, Europasaal Potenziale digitaler Medien für Bildung ausschöpfen Bertram Brossardt Hauptgeschäftsführer vbw Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. Es gilt das gesprochene Wort.
1 Sehr geehrter Herr Staatssekretär Eisenreich, lieber Georg, sehr geehrter Herr Prof. Fischer, meine sehr geehrten Damen und Herren, auch ich begrüße Sie herzlich zu unserem Vorsprung Bayern Kongress. Für uns, für die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, ist eine Top-Bildung für Bayerns Schüler von zentraler Bedeutung. Deswegen engagieren wir uns stark im Bildungsbereich. Bildungseinrichtungen müssen nicht nur qualitativ hervorragend sein. Sie müssen auch mit der Zeit gehen und zentrale Veränderungen aufgreifen. Die Digitalisierung ist so eine starke und einschneidende Transformation. Sie verändert unsere Lebens- und Arbeitswelt nachhaltig und in vielerlei Hinsicht. Darauf müssen die Schüler durch die Schulen vorbereitet werden.
2 Sie müssen in der digitalen Welt nicht nur irgendwie zurechtkommen, sondern sollten auch in der Lage sein, diese maßgeblich mitzugestalten. Je mehr die jungen Menschen mit technologischem Know-how, digitaler Kompetenz und Erfindungsreichtum all die neuen auch wirtschaftlichen Möglichkeiten der Digitalisierung nutzen, desto eher werden wir als Wirtschaft und Gesellschaft die Digitalisierung bei uns zum Erfolg führen. Unser Bildungssystem spielt damit eine zentrale Rolle beim Gelingen der Digitalisierung. Digitalen Medien kommen im Unterricht zwei wesentliche Bedeutungen zu: - Zum einen eröffnen sie methodisch vielfältige Möglichkeiten, Lernprozesse besser und innovativer zu gestalten. - Zum anderen stellen digitale Medien selber einen eigenen Lerngegenstand dar.
3 Wir müssen also in die digitale Bildung investieren und die Schulen fit machen für das digitale Zeitalter! Unsere Studie Digitale Bildung an bayerischen Schulen Infrastruktur, Konzepte, Lehrerbildung und Unterricht, die wir heute der Öffentlichkeit vorstellen, gibt hierfür Anregungen. Die Studie leistet einen Beitrag zur Analyse des aktuellen Stands der digitalen Bildung an bayerischen Schulen und entwickelt konkrete Handlungsempfehlungen. Wir begrüßen die Zukunftsstrategie der Bayerischen Staatsregierung zum Thema Digitale Bildung in Schule, Hochschule und Kultur von Januar 2016 ebenso wie den Masterplan BAYERN DIGITAL des Freistaats Bayern, der das Gesamtthema Digitalisierung abdeckt. Unsere Studie ist Input für die staatlichen Aktivitäten, die ja gerade ausgestaltet werden. Die Studie ist erstellt worden vom Lehrstuhl für Empirische Pädagogik und Pädagogische
4 Psychologie der Ludwig-Maximilians-Universität München. Neben einer Analyse von schulischen Lehrplänen und Angeboten der Lehrerbildung fand dabei eine repräsentative telefonische Lehrerbefragung statt, die von der GMS Dr. Jung GmbH durchgeführt wurde. Bei der Umfrage wurden die Lehrer gefragt, wie sie die Voraussetzungen für digitales Lernen an bayerischen Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien sowie die Art des Medieneinsatzes bewerten. Der Inhaber des Lehrstuhls, Herr Prof. Dr. Frank Fischer, wird die Studie im Anschluss detailliert vorstellen. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Bayern auf dem Weg zur digitalen Bildung schon wichtige Schritte nach vorne gemacht hat, aber noch viel zu tun bleibt. Es besteht akuter Handlungsbedarf. Die Studie legt konkrete Empfehlungen vor, wie die Potenziale digitaler Medien in Schulen noch besser ausgenutzt werden können:
5 - Die digitale Infrastruktur in den Schulen muss massiv ausgebaut und an moderne Standards angepasst werden. Moderne Medien müssen zu einem zentralen Element in Lehr- und Lernprozessen werden. - Die Schüler brauchen vor allem Medienkompetenz. Mit der Bedienung eines Smartphones ist es nicht getan Schüler müssen lernen, digitale Medien zielorientiert für sich zu nutzen. Zur Medienkompetenz gehört auch die Digitale Souveränität also die Fähigkeit, Kontrolle über die Nutzung digitaler Geräte zu behalten und sich mit relevanten Sicherheitsthemen und Risiken auseinanderzusetzen. Das alles muss in der Schule beigebracht werden. - Die Politik muss technische und rechtliche Fragen klären, wie die Einführung digitaler Schulbücher oder Datenschutzfragen. - Wir brauchen tragfähige pädagogische Konzepte, in denen technische Medien pädagogische Ziele unterstützen und so
6 echten Mehrwert für die Schüler schaffen. Hier liegen immense Möglichkeiten. - Wir müssen die Lehrpläne anpassen. Natürlich ist es essenziell, dass im Fach Informatik die Schüler technische Grundkenntnisse und Kompetenzen erwerben sowie ein Verständnis für digitale Prozesse und Zusammenhänge entwickeln. Das allein reicht aber nicht aus. Es geht auch darum, dass die Aspekte und Phänomene der digitalen Transformation in möglichst vielen weiteren Schulfächern Eingang finden. - Die Aus- und Weiterbildung der Lehrer spielt für die digitale Transformation eine herausragende Rolle. Über alle drei Phasen der Lehrerbildung Studium, Referendariat, Weiterbildung muss Digitales Lehren eine wichtige Rolle spielen. Meine Damen und Herrn, die Förderung der digitalen Bildung in Bayern ist uns wichtig. Wir unterstützen diesen Prozess nicht nur mit dieser Studie.
7 So wird der von uns initiierte Aktionsrat Bildung im Mai 2018 ein Gutachten veröffentlichen, in dem die Frage beantwortet wird, wie die Digitale Souveränität über alle Bildungsphasen hinweg also nicht nur in der Schule gestärkt werden kann. In Zusammenarbeit mit der Stiftung Bildungspakt Bayern geben wir darüber hinaus mit einer Reihe von Projekten Impulse für die Weiterentwicklung der digitalen Bildung, frei nach dem Motto: Testen / Evaluieren / Einführen : - Bei unserem Projekt lernreich 2.0 wurden bayernweit von Schülern der sechsten bis zur neunten Jahrgangsstufe unter Einbeziehung von digitalen Materialien Modelle zur Verbesserung der individuellen Förderung von Schülern entwickelt. - Der Modellversuch Unterricht digital steht ganz im Zeichen von Video-Tutorials als neues Format zum Lernen und Wiederholen von Unterrichtsstoff. Dabei werden Qualitätskriterien für Video-Tutorials definiert
8 und fach- und schulartspezifische Tutorial- Prototypen entwickelt. - Am 11. Dezember werden wir im Rahmen eines Kongresses die Ergebnisse der Modellversuche lernreich 2.0 und Unterricht digital der Öffentlichkeit präsentieren. - Beim Modellprojekt Digitale Schule 2020 wird analysiert, wie digitale Medien, die pädagogisch gut eingesetzt werden, Lernprozesse verbessern. Hier wird also der konkrete Mehrwert einer guten digitalen Bildung herausgearbeitet. Meine Damen und Herren, so viel von meiner Seite. Wir hoffen, dass wir mit unserer Studie einen Beitrag leisten können, die digitale Bildung zielgenau und effizient voranzutreiben. Jetzt freue ich mich auf den Vortrag von Prof. Fischer, der Ihnen unsere Studie en detail vorstellen wird. Herr Prof. Fischer, Sie haben das Wort! Vielen Dank!