Phone&sche Analysen (8) phone&sch- phonologische Analysen S. Grawunder SoSe2014 Uni Leipzig 14. Juli 2014
andere Analyse- Kriterien: Varia&on und Prozesse
Varia&on und Varianten phonologische Ebene Allophonie Assimila&on Dissimila&on (Homophonievermeidung) phone/sche Ebene Sprechervaria&on (Norm, Ideolekt, Dialekt) Koar&kula&on Diskrimierbarkeit Neutralisa&on Ökonomie
Was ist das Spezifische an einer phonologischen Analyse? basiert Beschreibung lexikalischer Kontraste (idealerweise) auf phone&schen Daten Segment- bzw. Phonem- orien&ert Phonem/Segment- Beschreibung merkmalsorien&ert à funk&onale Kontraste jede Sprache im eigenen Kontext beschreiben fokussiert die systemischen Ordnungsprozesse (Geometrie: A-, Symmetrie, Ökonomie, Robustheit der Merkmale)
Was ist das Spezifische an der phone&schen Analyse? varia&onsorien&ert sie berücksich> sprecherspezifische Realisa&onen (Anpassung an anatomische Situa&on, Interpreta&onen) perzep&onsorien&erte Faktoren (perzept. Ähnlichkeit, Konfundierbarkeit) produk&onsorien&erte Faktoren (koar&kula&ve Vorgänge, Sprechplanung, Sprechmotorik)
(Lautwandel- )Prozesse synchrone vs. diachrone lexikalische vs. postlexikalische Assimila&on (Lautangleichung) distante
Reduk&on prosodische Stellung (Nichtprominenz) herabgesetzte perzep&ve Relevanz keine lexikalischen/postlexikalischen Kontraste pragma&sche Markiertheit ar#culatory undershoot Zusammenwirken mit prosodisch schwachen
Assimila&onsprozesse vorangetrieben durch durch Koordina&ons- und Koar&kula&onsvorgänge perzep&ve Ähnlichkeit, perzep&ve Unschärfe (Ununterscheidbarkeit) Interferenz (L1à L2) Analogie im Lexikon
*Koar&kula&on (coar&cula&on) meint gleichzei&ge Ar&kula&on verschiedener Ar&kulatoren beschreibt die vorbereitende Ak&vität eines Ar&kulators, der bei der Ar&kula&on des aktuellen Segmentes nicht beteiligt ist. (z.b. Lippenrundung bei nichtlabialen, aber auch labialen Konsonanten) bedeutet parallele Ar&kula&on bzw. parallel verlaufende Vorbereitung der nächsten Ar&kula&on ohne Störung der aktuellen Ar&kula&on Quelle: Menzerath, P. & de Lacerda, A. (1933): Koar&kula&on, Steuerung und Lautabgrenzung. Berlin, Bonn.
source: C. Ericsdomer
Ar&kulatorische Subsysteme
Laryngeales Subsystem interne Ar&kulatoren SL externe Ar&kulatoren KK- Eingang KK- Aunängung
hypopharyngeales Subsystem Rachenhinterwand Rachenwände
Ansicht von hinten Gaumenmuskulatur als Teil der Rachenmuskeln
Velo- (/meso- )pharyngeales Subsystem Velum Uvula Gaumenbögen
Linguales Subsystem (glossopharyngeales Ss.) Zungenhöhe Zungenform Zungenwurzel- verlagerung
Zungenmuskeln
Temporomandibulares Subsystem (äußerer Kauapparat) Kaumuskeln Kieferweite/- schluss Kiefersenker Kieferöffnung
Mund und Lippen
&efe Gesichtsmuskulatur M. orbicularis oris (Lippenrundung) M. zygoma&cus (Lachmuskel, Lippenbreitzug) M. buccinator (Saug-, Blasmuskel; hils beim L- Breitzug) M. risorius (helfender Lachmuskel, zieht zur Seite) M. anguli oris (zieht M.winkel nach unten) M. mentalis (Helfer bei Lippenstülpung) Quelle: hmp://www.iatrum.de/musculus/m- buccinator- backenmuskel- trompetermuskel.html
Koordina&on Überlappen von ar&kulatorischen Gesten verschiedener Subsysteme bzw. im lingualen Subsystem Komplexe Ar&kula&onen Bsp. Clicks [ʘχ] Labiovelare Stops [kyp, ɡ b] Labialisierung [k w, q w ]
Labiovelare Doppelar&kula&on examples from Yoruba, a major language from Nigeria b! ɡ! ɡ b$ ɡ bɛ k po ɡ b! F2 M1 1 2 3 4 5 6 0 16.84 Time (s)
Give it a try!!!!! examples from Yoruba, a language from Nigeria AA BB CC BB Only listen to the beginning of the word!!
bilabial
velar
labiovelar
labiovelar double articulation: g b"
Assimila&on (in verschiedene Richtungen) Là R progressive Assimila&on persevera&ve Angleichung an den vorhergehenden Laut Rà L regressive Assimila&on an&zipatorische Anpassung an den nachfolgenden Laut haben à [haːb n m ] Haken à [haːk n ŋ ]
Koar&kula&on nahdistante Beeinflussung der ar&kulatorischen Einstellung [s w ] 1 soup [ s ] 2 seep Effekt besteht auch bei [s w ] stoop [ s ] steep Z.B. an&zipierende Einstellung der Ar&kulatoren [k ] Kiefer [k w] Kufe 1 die Schreibweise [s ] wäre auch möglich, da [ w ] auch eine Gleitlautkomponente indizieren kann; konven&onell ist [ w ] bevorzugt 2 labial spreading in Extended IPA der ICPLA z.b. hmps://www.langsci.ucl.ac.uk/ipa/extipachart2008.pdf
Patwa Jamaikanisches Kreolisch (Harry 2006)
Neutralisierung der Ar&kula&onsstelle
Untersuchung der zugrundeliegenden phone&schen Eigenschasen dynamische Veränderung der Eigenschasen in Abhängigkeit von den jeweiligen Kontexten ini&ale ingressiv glomal (implosive) Stops Varia&onen??? glomaler Veschluss Burst- Unterspezifizierung sprachhistorische Erklärung Westafrikan. Sprachen mit Implosiven Englische Kontaktvarietät mit ähnlichen Erscheinungen
Reduk&onsprozesse ar#culatory undershoot Bsp. L- Vokalisierung, R- Vokalisierung prosodisch schwache Stellung unbetonte Silbe herabgesetzte perzep&ve Relevanz cluster- Vereinfachung/Veränderung
Ar&kula&onspräzision H&H- Theorie (Lindblom, (Ausprägungen hinsichtlich der kommunika&ven Anforderung ) Ru ontext vs. Nahkontakt Sprechgeschwindigkeit Presto/Lento- Formen werden manchmal lexikalisiert (Bsp. Namen)
Ar#culatory Undershoot (target undershoot) resul&erende Reduk&onen L- Vokalisierung <Holz> Bairisch <Holz> R- Vokalisierung standardsprl. [oːɐ, uːɐ, iːɐ ]
Assimila&onsprozesse vorangetrieben durch durch Koordina&ons- und Koar&kula&onsvorgänge perzep&ve Ähnlichkeit, perzep&ve Unschärfe (Ununterscheidbarkeit) Interferenz (L1à L2) Sprechplanung Gestenkoordina&on Analogie im Lexikon (E)
Spanisch- Interferenz Please call Stella. Ask her to bring these things with her from the store: Six spoons of fresh snow peas, five thick slabs of blue cheese, and maybe a snack for her brother Bob. We also need a small plas&c snake and a big toy frog for the kids. She can scoop these things into three red bags, and we will go meet her Wednesday at the train sta&on.
Sprechplanung Zungenbrecher (Brautkleid bleibt Brautkleid...; Fischers Fritze...; Ein plappernder Kaplan klebt Pappplakate Pappplakate klebt eine plappernder Kaplan.) Sprechfehler
Symmetrie / Analogie Vokalsysteme versuchen maximalen perzept. Raum einzunehmen [i a u] ein Merkmal prägt sich über bereits benutzte Modi und (Art.)Stellen aus Hewim nach Chikobava & Tsertsvadze 1962: Standard- Awarisch
typologische Universalien sta&s&sch überhäufiges Ausreten eines deskrip&ven Merkmals (z.b. Phonemkontrast, Tonzahl, Phoneminventargröße) möglicherweise verbunden mit anderen typologischen Variablen (Implika&onen: wenn X, dann Y) Präferenz für exklusives/inklusives Ausreten kann phone&sch (ar&kulatorisch, aerodynamisch, perzep&v) mo&viert werden
phone&sche Universalien physiologisch vokaltraktbedingt evolu&onär (verhaltensbedingtà erwerbsbedingt) Frequency Code, Intensity Code emo&onal affek&ve Komponenten (Convergence, Entrainment) können z.t. kulturell/sozial überschrieben werden
Fazit beide Ebenen (phonet./phonol.) sind in der linguist.- deskrip&ven Analyse kaum zu trennen das gleiche gilt für die Mo&va&on (Begründung) diachroner Prozesse