Statistisches Bundesamt

Ähnliche Dokumente
Haushalte nach Zahl der Personen

Alleinlebende nach Familienstand

Haushalte und Familien 2009

Setzt sich der Trend zu kleineren Privathaushalten fort?

1. Was ist eigentlich eine Familie? Schreibe Begriffe, die du mit Familie verbindest, in die MindMap.

Statistisches Bundesamt

Harald Hagn Referat Sonderaufgaben und statistische Analysen Telefon:

Familien in Thüringen Ergebnisse des Mikrozensus von 2005 bis 2009

Demografischer Wandel in Baden-Württemberg. Hintergründe und Perspektiven zum Zusammenleben der Generationen


Statistisches Bundesamt


Die demographische Entwicklung Vorarlbergs

Frauen leben länger als Männer. Sie werden im Durchschnitt 81,8 Jahre alt, Männer 76,2 Jahre.

Das Statistische Bundesamt Ältere Menschen in Deutschland und der EU

Die Demographische Entwicklung im Saarland und seinen Landkreisen

Von der Pyramide zum Pilz: Die Bevölkerungsentwicklung als soziales Dilemma?

Fernere Lebenserwartung im Alter von 60 Jahren nach Geschlecht, 1871 bis 2060* 19,1 17,8 16,5

NEUE LEBENSFORMEN. Neue Lebensformen gewinnen immer mehr an Gewicht

Daten zur Lebenslage von alleinerziehenden Familien in Deutschland 1

Die Entwicklung der privaten Haushalte in Thüringen bis 2035

Statistisches Bundesamt

Pressekonferenz Geburtentrends und Familiensituation in Deutschland

Statistisches Bundesamt

des Gesundheitswesens in Thüringen bis 2035

I N F O R M A T I O N

Amt der Oö. Landesregierung Direktion Präsidium Information der Abt. Statistik. Haushalte und Familien im Wandel. Ergebnisse der Registerzählung 2011

Tendenzen des demografischen Wandels in Ost- und Westdeutschland

Familien und Kinder in Thüringen 2015

Haushalte und Familien 2015

Pressekonferenz Alleinerziehende in Deutschland 2017

Demografischer Wandel

Statistisches Bundesamt

Grundlage und Verlässlichkeit von bevölkerungs- und haushaltsvorausberechnungen

Die Entwicklung der Pflegebedürftigen in Thüringen bis 2020

Statistisches Bundesamt

Statistisches Bundesamt

Statistisches Bundesamt

Haushalte in der Region Hannover Zunahme an Einpersonenhaushalten

GESUND ÄLTER WERDEN Indikator I.1.1. Bevölkerungsstruktur und prognose. Gesundheitsmonitoring Berlin

Arbeitsblätter zum Thema Demographischer Wandel (1)

Die demografische Entwicklung Deutschlands und Mecklenburg-Vorpommerns

ifb-familienreport Bayern

Erwerbstätigkeit von Eltern nach Alter des jüngsten Kindes

Zur Demografischen Lage und Entwicklung von Kindern und Jungen Menschen

Online-Kompetenz für Migrantinnen und Migranten in Deutschland. 1. Statistisches Bundesamt definiert eine neue Bevölkerungsgruppe

3 Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsprognose

Weniger, älter, bunter. Kommunen im Wandel

WOHNUNGSMARKT UND STADTENTWICKLUNG ALTE UND NEUE HERAUSFORDERUNGEN FÜR DIE PLANUNG. Großräumiger Trend der Bevölkerungsentwicklung bis 2050

WIE VEREINBAREN MÜTTER UND VÄTER FAMILIE UND BERUF HEUTE?

Stetige Zunahme von Münchnern in eingetragenen Lebenspartnerschaften 2002 bis 2015 Auswertung der Münchnerinnen und Münchner in eingetragenen

Kinderzahl und Kinderlosigkeit

Haushalte und Familien 2012

Lebenssituation älterer Menschen in Baden-Württemberg

Haushalte und Familien heute kleiner und zunehmend kinderlos

Thüringen in der Demografiefalle? 10 Fakten zur Entwicklung im Freistaat

Eingetragene Lebenspartnerschaften Statistische Bilanz

Lebensformen der sächsischen Bevölkerung im Wandel Eine Analyse auf Basis des Mikrozensus 1996 bis 2007

Demografischer Wandel in Rheinland-Pfalz

Bevölkerungsentwicklung bis 2050

Familien in der Region Hannover Traditionelle Beziehungen im Wandel

Statistik informiert... Nr. III/ März 2011

Statistischer Monatsbericht für März 2017

Paulus Akademie, 2. November François Höpflinger Demographischer Wandel.

Demografische Entwicklung und Alterspolitik

Aktualisierte Tabellen zum Datenreport "Die Familie im Spiegel der amtlichen Statistik"

Statistisches Bundesamt

Geborene und Gestorbene

Der demografische Wandel in Rheinland-Pfalz

Demographische Entwicklung

Bevölkerungsentwicklung in der Vorder- und der Westpfalz

Menschen mit Migrationshintergrund in Rheinland-Pfalz

LUSTAT News 17. Dezember 2015 Medienmitteilung. Sozialhilfe im Kanton Obwalden Weniger neue Sozialhilfefälle

Kennzahlen zur Altersstruktur. 18 bis unter 25 Jahre 6 bis unter 18 Jahre unter 6 Jahre Jugendquotient Altenquotient Greying-Index

Demografischer Wandel in Rheinland-Pfalz: Daten, Zahlen, Fakten

Demografischer Wandel im Saarland und in den saarländischen Regionen bis 2030

Einwohnerstatistik2018. Statistische Auswertung des Einwohnermelderegisters zum 31. Dezember 2017

Leben in Bayern. II. Bevölkerung: Hohe Attraktivität Bayerns. Grafiken. In Bayern zweitgrößtes Bevölkerungswachstum

Heiligenloh Bezirk 10 Demografiemonitoring 2018 der Stadt Erlangen

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Der demografische Wandel in Deutschland - PDF-Format

Weniger, bunter, Auswirkungen und Chancen des demografischen Wandels im ländlichen Raum

Wie leben und arbeiten Hamburgs Eltern?

Sonderbericht: Lebenslagen der. Pflegebedürftigen

Frauendomäne Teilzeitarbeit Wunsch oder Notlösung?

Statistische Berichte

Kennzahlen zur Altersstruktur. Greying-Index. Familien nach Kinderzahl

Rheinland-Pfalz Dritte regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung (Basisjahr 2010) Jörg Berres. Pressekonferenz am 12. Juli 2012 in Mainz

Kurzbericht 03/2016 Teil 1 Stabsstelle Sozial-, Bildungs- und Arbeitsmarktstrategie. Quo vadis Anhalt-Bitterfeld?

Wie leben Kinder in Deutschland?

Aktualisierte Bevölkerungsvorausrechnung für Baden-Württemberg 2014 bis 2060

2. Bevölkerung und bevölkerungsspezifische Rahmenbedingungen des Gesundheitssystems

Bevölkerung nach demografischen Strukturmerkmalen

Sonderbericht: Lebenslagen der. Pflegebedürftigen

Atypische Beschäftigungsverhältnisse und Armutsrisiko

Geburten, Eheschliessungen und Scheidungen im Trend

Bevölkerung nach Lebensformen

Der Saarpfalz-Kreis und seine Gemeinden Mittendrin im Wandel

Transkript:

Pressekonferenz Statistisches Jahrbuch 2012: Deutschland altert Leben von Alt und Jung im Wandel am 10. Oktober 2012 in Berlin Statement von Präsident Roderich Egeler Es gilt das gesprochene Wort Sehr geehrte Damen und Herren, außen wie innen: Das Statistische Jahrbuch präsentiert sich Ihnen in diesem Jahr komplett neu. Vor 60 Jahren zum ersten Mal erschienen, ist das Jahrbuch in seiner Fülle an Fakten ein Klassiker meines Hauses. Dennoch soll es modernen Ansprüchen bestmöglich gerecht werden. Damit Sie sich leichter orientieren können, führt Sie ein farbiges Leitsystem durch die verschiedenen Themen der Statistik. Gemäß dem Motto Ein Bild sagt mehr als tausend Zahlen haben wir verstärkt Aussagen aus den Tabellen für Sie in Grafiken visualisiert. Um Ihre Neugierde auf ein Thema zu wecken, lassen wir die Zahlen zu Beginn eines Kapitels sprechen. So steigen wir beispielsweise mit folgenden Schlagzeilen in das Kapitel Bevölkerung ein: 81,8 Millionen Menschen lebten Ende 2010 in Deutschland, die Hälfte davon in städtischem Gebiet. Frauen bekamen ihr erstes Kind im Schnitt mit fast 29 Jahren. 1,4 Kinder brachte eine deutsche Frau durchschnittlich zur Welt, eine ausländische 1,6 Kinder. Mit Daten zu 27 verschiedenen Themen aus Gesellschaft und Wirtschaft zeichnet das Statistische Jahrbuch ein Porträt unseres Landes. Was ist besonders markant an diesem Porträt? Deutlich wird: Deutschland altert. Der Anteil jüngerer Menschen sinkt und der Anteil älterer Menschen nimmt stetig zu. Die Alterung der Bevölkerung ist auch als demografischer Wandel bekannt. Sie birgt neue Herausforderungen für unsere Gesellschaft. Die Pflege älterer Menschen

Seite - 2 - ist eine davon. Aber älter zu werden heißt nicht notwendigerweise gebrechlich zu sein. Genau wie unsere Jüngeren verändern sich unsere Älteren mit ihrer Lebenswelt. Jüngere haben meist ganz andere Biografien als die älteren Generationen, aber Alt und Jung haben eins gemein: Sie leben im Wandel. Dies möchte ich Ihnen anhand ausgewählter Fakten aus dem Jahrbuch vorstellen. Wir werden älter Weltweit wenigste Geburten je 1 000 Einwohner Einfluss der Altersstruktur Bezogen auf die Bevölkerung insgesamt, werden heute 8 Kinder je 1 000 Einwohner geboren. Dies ist die niedrigste Rate weltweit. Ein wesentlicher Grund hierfür ist die Altersstruktur: Es gibt mehr ältere als jüngere Menschen. Das verdeutlicht auch die Alterspyramide des Jahres 2010. Schaubild 1 Altersaufbau der Bevölkerung 2010 und 2030 in 1 000 je Altersjahr 2010 2030 Männer Alter in Jahren 100 Frauen 90 80 70 60 50 40 30 20 10 800 400 0 0 400 800 12. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung, Variante Untergrenze der "mittleren" Bevölkerung.

Seite - 3 - Schauen wir uns diese Pyramide genauer an: Die mittleren Altersgruppen sind deutlich stärker besetzt als die darauf folgenden jüngeren Jahrgänge. Wenn die geburtenstarken Jahrgänge künftig entlang der Pyramide in die höheren Altersgruppen rücken, wird die Bevölkerung noch stärker altern als bisher. Eine zahlenmäßig immer schmaler werdende Basis von nachwachsenden Generationen wird dann die deutlich stärker besetzten älteren Jahrgänge balancieren müssen. Verantwortlich für den Alterungsprozess sind vor allem zwei Entwicklungen: Es gibt weniger Geburten. Gleichzeitig steigt die Lebenserwartung der Menschen. Bereits vor fast fünf Jahrzehnten setzte in Deutschland der Geburtenrückgang ein. Seit etwa 40 Jahren reichen die Geburten nicht mehr aus, um die Elterngenerationen zahlenmäßig zu ersetzen. Hierzu müsste eine Frau durchschnittlich 2,1 Kinder gebären. Tatsächlich liegt diese Zahl nach einem starken Einbruch Anfang der 1970er Jahre inzwischen relativ konstant bei etwa 1,4 Kindern je Frau. So gibt es von Generation zu Generation weniger Frauen und damit auch weniger potenzielle Mütter. Schaubild 2 Durchschnittliche Kinderzahl je Frau 2,5 2,0 1,4 1,5 1,0 0,5 1990 91 92 93 94 95 96 97 98 99 2000 01 02 03 04 05 06 07 08 09 2010 0,00 In den letzten fünfzig Jahren hat sich die Zahl der Geburten insgesamt halbiert: Mit 1,4 Millionen Neugeborenen hatte sie 1964 Rekordniveau erreicht. 2010 kamen nur noch 678 000 Kinder zur Welt. 2011 sank die Geburtenzahl weiter: Nur 663 000 Kinder wurden geboren. Das waren 15 000 weniger als im Vorjahr. (Hinweis: Die Angaben für 2011 sind noch nicht im Jahrbuch enthalten.) Neben sinkenden Geburtenzahlen verstärkt die höhere Lebenserwartung der Menschen die Alterung der Bevölkerung. Hatte nach den Sterblichkeitsverhältnissen von 1960 bis 1962 ein neugeborenes Mädchen noch eine Lebenserwartung von 72 Jahren, so hat sie sich mittlerweile auf rund 83 Jahre erhöht (Periodensterbetafel 2008/2010). Für einen neugeborenen Jungen ist die Lebenserwartung im selben Zeitraum ebenfalls um elf Jahre gestiegen, nämlich von 67 Jahren

Seite - 4 - auf 78 Jahre. Die Menschen leben also immer länger: Jede fünfte im Jahr 2010 verstorbene Frau war bereits 90 Jahre und älter. Schaubild 3 Lebenserwartung bei Geburt in Altersjahren 100 Mädchen Jungen 83 78 80 60 40 20 1871 1881 1891 1901 1910 1924 1932 1949 1960 1965 1970 1975 1980 1986 1991 1996 2006 2007 2008 1881 1890 1900 1910 1911 1926 1934 1951 1962 1967 1972 1977 1982 1988 1993 1998 2008 2009 2010 0 Verjüngungseffekte durch Migration stoppen Alterung nicht Migration verjüngt unsere Bevölkerung. Dies liegt an der Altersstruktur der Zu- und Fortgezogenen: Menschen, die nach Deutschland einwandern, sind tendenziell jünger als Menschen, die aus Deutschland auswandern. 2010 zogen 798 000 Personen nach Deutschland. Ihr Altersdurchschnitt lag bei 31,7 Jahren. 671 000 Personen gingen aus Deutschland fort. Mit 34,9 Jahren waren sie im Schnitt über drei Jahre älter als die Zugezogenen. Migration kann die Alterung der Gesellschaft verlangsamen. Aufhalten kann sie sie aber nicht: Dazu wären weit höhere Wanderungsüberschüsse notwendig, als sie realistischerweise zu erwarten sind. Ein jährlicher Wanderungsüberschuss wie im Jahr 2011 von rund 300 000 Personen würde dazu bei Weitem nicht ausreichen. Wir sind die Ältesten in Europa Im Jahr 2010 war nicht einmal jede siebte Person in Deutschland jünger als 15 Jahre. Europaweit war das der geringste Anteil an unter 15-Jährigen an der Gesamtbevölkerung (13,5 %). Weltweit hat nur Japan einen noch geringeren Anteil mit 13,4 % (Quelle: Weltbank). Neben Italien haben wir außerdem den höchsten Anteil der Generation 65+ (20,4 %) in Europa. Weltweit hat auch hier nur Japan anteilsmäßig mehr Ältere (22,7 %).

Seite - 5 - Trend setzt sich fort Die Alterung der Bevölkerung wird sich weiter verstärken. Der Anteil älterer Menschen steigt auch künftig stetig gegenüber dem jüngerer Menschen. 1980 kamen 27 Personen der Generation 65+ auf 100 Personen im Erwerbsalter (Personen zwischen 20 und 64 Jahren). 2010 waren es 34 Ältere. 2030 werden es bereits 53 sein. Setzt man die unter 20-Jährigen ins Verhältnis zur Bevölkerung im Erwerbsalter, zeigt sich: Im Jahr 1980 kamen noch 46 Jüngere auf 100 Personen im Erwerbsalter. 2010 waren es 30 Jüngere. 2030 werden es etwa 31 Jüngere sein. Diese relative Stabilität resultiert daraus, dass die Zahl der unter 20-Jährigen in etwa genauso stark abnimmt wie die der Menschen im Erwerbsalter. Schaubild 4 Entwicklung des Alten- und Jugendquotienten Altenquotient Jugendquotient 27 34 53 46 30 31 1980 2010 2030 1980 2010 2030 Hinweis: Alle für 2030 genannten Werte beziehen sich auf die 12. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung, Variante Untergrenze der mittleren Bevölkerung. Dabei wird angenommen, dass sich die gegenwärtigen demografischen Trends fortsetzen, das heißt das Geburtenniveau bleibt konstant, die Lebenserwartung nimmt weiter zu und es gibt jedes Jahr einen Wanderungsgewinn von 100 000 Personen.

Seite - 6 - Wie leben unsere Älteren? Pflegequote steigt Immer mehr Menschen werden immer älter. Pflege wird zu einer zunehmenden Herausforderung für unsere Gesellschaft. Die Pflegequote, das heißt der Anteil der Pflegebedürftigen an der jeweiligen Bevölkerungsgruppe, steigt deutlich mit dem Alter. 2009 galten 10 % der 75- bis 79- Jährigen als pflegebedürftig. 20 % waren es bei den 80- bis 84-Jährigen. Bei den Menschen der Generation 90+ lag die Pflegequote bereits bei 59 %. Insgesamt waren in Deutschland über alle Altersgruppen hinweg 2,3 Millionen Menschen pflegebedürftig. Mehr als zwei Drittel (69 %) wurden zu Hause betreut, knapp ein Drittel (31 %) lebte in Pflegeheimen. In fast der Hälfte (46 %) aller Fälle leisteten ausschließlich Angehörige die Pflege. Nach dem Status-Quo-Szenario das heißt unter der Annahme einer konstanten alters- und geschlechtsspezifischen Pflegewahrscheinlichkeit werden im Jahr 2030 rund 3,4 Millionen Menschen pflegebedürftig sein. Das wäre rund 1 Million mehr als 2009. Schaubild 5 Pflegebedürftige bis 2030 in Mill. 4 3,4 3 2,1 2 1 0 2005 10 15 20 25 2030 Alter ist jedoch nicht immer gleichbedeutend mit Verschlechterung der gesundheitlichen Lage. Im Gegenteil: Viele Menschen sind auch im höheren Alter noch sehr aktiv.

Seite - 7-60- bis 64-Jährige: höchste Zuwachsraten bei Erwerbstätigkeit Die große Mehrheit der Erwerbstätigen geht spätestens mit 65 Jahren in den Ruhestand. Dennoch waren 5 % der Generation 65+ im Jahr 2011 erwerbstätig. Ihr Anteil hat seit dem Jahr 2000 um 2 Prozentpunkte zugenommen. Warum diese Menschen im höheren Alter noch arbeiten, verraten die bloßen Zahlen natürlich nicht. Die eigene Erwerbstätigkeit war jedoch 2011 für mehr als jede dritte erwerbstätige Person der Generation 65+ (35 %) die Quelle des überwiegenden Lebensunterhalts. Die höchsten Zuwachsraten bei den Erwerbstätigenquoten verzeichneten Personen der Altersgruppe 60 bis 64 Jahre: Hier hat sich die Quote für die Frauen in den letzten elf Jahren verdreifacht (+ 24 Prozentpunkte auf 36 %), bei den Männern immerhin fast verdoppelt (+ 24 Prozentpunkte auf 52 %). Häufiger ehrenamtlich engagiert Mehr als jede vierte Person (28 %) der Generation 65+ engagierte sich 2009 ehrenamtlich. Die beliebtesten Bereiche waren dabei Kirche, Soziales und Sport. Insgesamt stieg der Anteil freiwillig engagierter Älterer seit 1999 um 5 Prozentpunkte. Der Zuwachs lag somit höher als bei allen jüngeren Altersgruppen. Am häufigsten engagierte sich die Gruppe der 31- bis 45-Jährigen, in der zwei von fünf Personen (41 %) ehrenamtlich tätig waren insbesondere im Kindergarten, in der Schule sowie im Sportbereich. Schaubild 6 Freiwillig engagierte Personen nach Altersgruppen in % 2009 1999 14 bis unter 31 31 bis unter 46 46 bis unter 65 65 und mehr 0 10 20 30 40 50 Quelle: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Seite - 8 - Besser spät als nie Für das erste Jawort ist es nie zu spät. Von den Männern und Frauen der Generation 60+, die 2010 heirateten, war jede neunte Person vorher noch ledig. Für eine Scheidung scheint es ebenfalls nie zu spät zu sein: Selbst nach vielen Ehejahren entscheiden sich einige Paare noch, getrennte Wege zu gehen. Bei jeder achten Scheidung im Jahr 2010 waren die Paare bereits 26 Jahre und länger miteinander verheiratet. Aber auch ältere Geschiedene trauen sich wieder: Von den Frauen der Altersgruppe 60+, die 2010 heirateten, waren drei von vier (75 %) bereits mindestens einmal geschieden. Bei den Männern dieser Altersgruppe waren es zwei Drittel (67 %). Wie leben unsere Jüngeren? Jüngere trauen sich weniger Die Zahl der Eheschließungen ist rückläufig: 1960 kamen auf 1 000 Einwohner noch ungefähr 10 Eheschließungen. Weniger als 5 Eheschließungen waren es 2010. Jüngere trauen sich tendenziell seltener. Doch selbst wenn sie sich trauen, ist es nicht immer ein Bund für s Leben: Weit mehr als jede dritte Ehe wird mittlerweile geschieden (39 %). Viele trauen sich danach jedoch wieder: Zwei Drittel (64 %) der Frauen zwischen 40 und 50 Jahren, die 2010 heirateten, waren zuvor mindestens einmal geschieden. Bei den Männern war es jeder zweite (50 %).

Seite - 9 - Familien: weniger, später und bunter Weniger Lebensformen verändern sich. Es gibt weniger Familien, dafür mehr Alleinstehende und etwas mehr Paare ohne Kinder. Alleinstehende sind Personen, die ohne Ehe- oder Lebenspartner und ohne ledige Kinder in Ein- oder Mehrpersonenhaushalten leben. Ihr Anteil an allen Lebensformen hat von 1996 bis 2011 um 5 Prozentpunkte auf 43 % zugenommen. Der Anteil der Paare ohne Kinder ist um 1 Prozentpunkt auf 29 % gestiegen. Schaubild 7 Familien, Paare ohne Kinder und Alleinstehende in % 2011 Paare ohne Kinder 29 29 Familien 28 1996 35 38 43 Alleinstehende Rückläufig hingegen ist die Zahl der Familien, das heißt der Eltern-Kind-Gemeinschaften mit ledigen Kindern jeden Alters im Haushalt. Ihr Anteil an allen Lebensformen ist in den letzten 15 Jahren um 6 Prozentpunkte auf 29 % gesunken. In Absolutzahlen bedeutet dies: Es gibt heute 1,4 Millionen Familien weniger als noch vor 15 Jahren. Besonders deutlich ist die Entwicklung im Osten: Die Zahl der Familien ist dort um 28 % zurückgegangen, im Westen um 6 %. In über 70 % der Haushalte in Deutschland leben keine Kinder. Insgesamt ist die Zahl der minderjährigen Kinder in den vergangenen 15 Jahren um 2,6 Millionen gesunken. Später Generell erfolgt die Familiengründung meist später. Frauen sind bei der Geburt ihres ersten Kindes durchschnittlich 29 Jahre alt. Jede sechste Mutter, die 2010 ein erstes Kind bekam, war 35 Jahre und älter. 1961 betrug das Durchschnittsalter einer verheirateten Mutter beim ersten Kind im früheren Bundesgebiet 25 Jahre.

Seite - 10 - Bunter Obwohl die meisten minderjährigen Kinder weiterhin in Familien mit verheirateten Eltern leben, wachsen sie zunehmend auch in Lebensgemeinschaften ohne Trauschein oder bei einem alleinerziehenden Elternteil auf. 75 % der Kinder lebten 2011 bei verheirateten Paaren (2001: 81 %). In Lebensgemeinschaften wohnten 8 % der Kinder (2001: 5 %), bei einem alleinerziehenden Elternteil 17 % (2001: 14 %). Die deutliche Mehrheit wuchs dabei vorwiegend bei der Mutter auf nämlich neun von zehn dieser Kinder (91 %); nur jedes elfte Kind (9 %) lebte bei einem alleinerziehenden Vater. In den neuen Ländern kommen Lebensgemeinschaften und Alleinerziehende als Familienformen besonders häufig vor: 24 % der Kinder lebten hier 2011 bei Alleinerziehenden, das war beinahe jedes vierte Kind. 19 % der Kinder wohnten bei Eltern in einer Lebensgemeinschaft. Lebensgemeinschaften umfassen hier auch gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften. Laut Mikrozensus ist die Zahl der gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften von 38 000 im Jahr 1996 auf 67 000 im Jahr 2011 gestiegen. Diese Zahlen sind jedoch eher als Untergrenze zu interpretieren, da die Angabe zu einer Lebenspartnerin beziehungsweise einem Lebenspartner im Mikrozensus freiwillig ist. Zudem ist zu berücksichtigen, dass mit zunehmender gesellschaftlicher Akzeptanz gleichgeschlechtliche Paare heute möglicherweise eher bereit sind, überhaupt Angaben zu dieser Lebensform zu machen. Immer mehr gleichgeschlechtliche Paare möchten ihrer Beziehung einen rechtlichen Rahmen geben. 2006 lebten nur 19 % der gleichgeschlechtlichen Paare in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft. 2011 waren es bereits 40 %. Die Quote hat sich somit verdoppelt. Schaubild 8 Eingetragene Lebenspartnerschaften Anteil an allen gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften 2006 2007 2008 2009 2010 2011 19% 22% 27% 30% 37% 40% Ergebnisse des Mikrozensus. Insgesamt lebten 2011 rund 7 000 Kinder in Deutschland bei zwei Elternteilen gleichen Geschlechts. In den allermeisten etwa neun von zehn gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften wohnten jedoch keine Kinder im Haushalt.

Seite - 11 - Zwei erwerbstätige Elternteile heute eher die Regel Eine Mutter und ein Vater, die beide erwerbstätig sind, sind heute eher die Regel als die Ausnahme: Über die Hälfte (52 %) der minderjährigen Kinder in Paarfamilien hatten 2011 Eltern, die beide erwerbstätig waren. In drei Vierteln dieser Fälle (74 %) war dabei ein Elternteil vollzeitbeschäftigt, der andere teilzeitbeschäftigt. Deutliche Unterschiede gibt es hier zwischen Ost und West: In den neuen Ländern leben Kinder sehr viel häufiger bei Mutter und Vater, die beide Vollzeit arbeiten 2011 waren es die Hälfte der Kinder (50 %). Im früheren Bundesgebiet war dies nur bei 17 % der Kinder der Fall. Frauen: Erwerbstätigkeit ist selbstverständlich Erwerbstätigkeit ist im Leben von Frauen im erwerbsfähigen Alter längst selbstverständlich: Lag die Erwerbstätigenquote der 15- bis 64-jährigen Frauen im Jahr 2000 noch bei 58 %, so ist sie 2011 bereits auf 68 % gestiegen. Bei den 40- bis 49-jährigen Frauen waren 2011 sogar 81 % erwerbstätig. Die Quote liegt also deutlich über der Quote der Frauen zwischen 60 und 64 Jahren (36 %). Erwerbstätigkeit allein sagt jedoch noch nicht viel aus über die Art des Beschäftigungsverhältnisses. Mehr als jede fünfte erwerbstätige Person (22 %) war 2011 atypisch beschäftigt. Atypische Beschäftigungsverhältnisse umfassen dabei geringfügige oder befristete Beschäftigung, Zeitarbeit und Teilzeitbeschäftigung von 20 Wochenstunden und weniger. Mehr als zwei Drittel (70 %) der atypisch Beschäftigten sind Frauen.

Seite - 12 - Mehr entdecken! Das war nur ein kleiner Ausschnitt des Porträts, das das Statistische Jahrbuch von Deutschland zeichnet. Viele weitere Zahlen und Fakten aus Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt vervollständigen dieses Bild. Ausgewählte Schlagzeilen aus anderen Kapiteln sind beispielsweise die folgenden: Zwei von fünf jungen Menschen mit Migrationshintergrund haben Abitur. Die Verschuldung Deutschlands betrug 2010 erstmals mehr als 2 Billionen Euro. Stundenverdienste im früheren Bundesgebiet sind fast ein Drittel höher als in den neuen Ländern. Die Verbraucherpreise stiegen 2011 mit durchschnittlich 2,3 % so stark wie seit 2008 nicht mehr. Mehr als zwei Drittel des Abfallaufkommens wird recycelt. 5 % der rund 12,5 Millionen Rinder wurden 2010 ökologisch gehalten. Weniger als 1 % der Unternehmen erwirtschafteten 2009 knapp 65 % des Umsatzes. 4 009 Menschen starben 2011 im Straßenverkehr. Rund 20 % des brutto erzeugten Stroms stammen aus erneuerbaren Energien; vor 20 Jahren waren es 3 %. Machen Sie sich mithilfe des Statistischen Jahrbuchs 2012 Ihr eigenes Bild von Deutschland! Tagesaktuelle Pressemitteilungen und weitere Veröffentlichungen bietet das Statistische Bundesamt unter www.destatis.de