Ressourcen ohne Ende? Grenzen und Ziele für den globalen und nationalen Ressourcenverbrauch

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Transkript:

Ressourcen ohne Ende? Grenzen und Ziele für den globalen und nationalen Ressourcenverbrauch Dr. Vortrag Parlamentarischer Abend "Ressourceneffizienz für die postkarbone Gesellschaft Wettbewerbsvorteile für Deutschland" Berlin Leiter FG Stoffströme und Ressourcenmanagement Mitglied des International Panel for Sustainable Resource Management

Übersicht!! Trends globaler Ressourcennutzung!! Globaler Ressourcenaufwand Deutschlands!! Landnutzung, Biomasse und Biokraftstoffe!! Schlussfolgerungen 2

Steigerung der globalen Ressourcenentnahme erwartet MOSUS Baseline scenario DEU 90!! Erwarteter Anstieg der verwerteten Extraktion von 2000 bis 2020: 1,5fach!! Die nicht verwertete Extraktion kommt mind. in gleichem Umfang dazu* Billion Tons 80 70 60 50 40 30 20 10 0 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 Biomass Coal Crude Oil Natural Gas Metal Ores Ind. & Constr. Minerals *nicht in der Abb. Source: SERI; Giljum et al. 2007 3

Die "neue Knappheit": steigende Umweltwirkungen bei der Rohstoffgewinnung das Beispiel Bergbau Source: Mudd 2007, Australia!! Die Erzkonzentrationen nehmen ab -> Belastungen durch Bergbau steigen (Abfall, Entwässerung, Landschaftsveränderung) Foto Edgar Llamoca 4

Die globale Ressourcenextraktion und einfache Hochrechungen!! Globale Ressourcenextraction in 2000: 145 180 Mrd. Tonnen - Fossile Energieträger, Metalle, and. Minerale, Biomasse (gen.+ungen.): 80 Mrd. t - Erdaushub (Tiefbau): 40 50 Mrd. t - Erosion landwirtschaftlicher Böden: 25 50 Mrd. t!! Globaler Materialverbrauch (TMC) von D: 52 t/kopf (2004) (EU in 2000: 44 t/kopf) Globale Adoption in 2050 (9 Mrd. Menschen) -> 468 Mrd. t (Faktor 3)!! TMC von USA in 1991: 74 t/cap Globale Adoption in 2050 -> 666 Mrd. t (Faktor 4-5) -> Globale Übernahme aktueller Technologien und Konsummuster von Deutschland und USA würde die weltweite Ressourcenextraktion um das 3- bis 5-Fache erhöhen. Quelle: nach Bringezu et al. 2009 5

Ressourcenaufwand von Deutschland!! Globaler Ressourcenaufwand (TMR) hat nur leicht abgenommen!! Anstieg der Ressourcenproduktivität flacht ab!! Vermehrter Einsatz ausländischer Ressourcen Quelle: Schütz und Bringezu 2008 6

Inländische Ressourcenentnahme von Deutschland!! Extraktion von Energieträgern dominiert, insb. Braunkohle!! Abnahme nach der Wende, dann Stabilisierung der Entnahme!! Mineralien an zweiter Stelle Quelle: Schütz und Bringezu 2008 7

Indirekte Ressourcenflüsse der deutschen Importe!! Importmenge steigt!! Rucksackflüsse 4mal höher!! wachsen überproportional!! inbes. Metalle Quelle: Schütz und Bringezu 2008 8

Zielelemente einer langfristigen Orientierung!! Weltweit: Wiedererreichen der abiotischen Ressourcenentnahme im Jahr 2000: 100-110 Mrd. t*!! Gleichverteilung auf künftig 9 Mrd. Menschen -> 11-12 t/kopf*!! D: 44 t/kopf müssten ca. 75% vermindert werden - verteilt auf 50 Jahre: 1,5% p.a. - ca. Verdoppelung der bisherigen Steigerung der Ressourcenproduktivität - Kombination Ressourcen- u. Klimaschutz bietet sich an * ohne Erosion 9

Globale Landnutzung (10 9 Hektar)!! Siedlungs- u. Verkehrsfläche wächst 1961 2000 0.36 5.0 settlements, infrastructures deserts, glaciers, others 2050 + 72% to 118% +?!! Anbaufläche dehnt sich aus!! Waldfläche nimmt ab 3.1 1.4 4.1 3.5 grass- permalands nent pastures 1.5 1.5 crops arable land agriculture - agric.? land: + 7% to 31% cropland + 7% to 27% 4.4 3.9 forests - 3% to -23% Sources: Benedikt-Kemp et al. 2002, MEA 2005, GEO 4, OECD (2008) 10

Globale Trends von Bevölkerung, Anbauland und Erträgen: tierbasierte Ernährung wächst drastisch!! Anbaufläche wächst, nur um steigende Weltbevölkerung zu ernähren!! Zusätzliche Nachfrage nach Non-Food Biomasse (z.b. Energiepflanzen verstärkt diesen Trend Quellen: UN Bevölkerungsstatistik; FAO, 2003, 2006 ; Schätzungen nach Gallagher report 2008 11

Globale Produktion von Biotreibstoffen 2007 Source: SCOPE (2009). 2007: 1.8% of global fuel 2008: geschätzt 3% (ethanol 5.46%, biodiesel 1.5%) Source: OECD/FAO 2008. 12 Source: SCOPE 2009

!"#$#%&'%#()*#$+,%#(+#-./,-0123"))+42#)%3-!! Waldrückgang vor allem in tropischen Ländern!! 118-508 Mha Anbaufläche wären in 2030 zusätzlich nötig, um 10% der Kraftstoffnachfrage mit 1. Generation Biokraftstoffen zu decken (Ravindranath et al (2009). Zum Vergleich: globale Ackerfläche: 1500 Mha.!! Auswirkungen auf Biodiversität und Klima Waldumwandlung in Ackerland...... und Plantagen 17 March 2010 13

Auswirkungen veränderter Landnutzung THG Emissionen: Einsparungseffekt durch Landkonversion fraglich Weltweites THG Bilanz Szenario*, in 2030!! 10% Biokraftstoffe könnten fossile Kraftstoffe ersetzen mit einer Emission von 0.84 Gt CO 2!! Substitutionspotenzial 20-90%: 0.17-0.76 Gt CO 2!! Zusätzliche Emissionen durch Landnutzungsänderung: 0.75 to 1.83 Gt CO 2 *Ravindranath, N.H. et al. (2009) GHG Implications of Land Use and Land Conversion to Biofuel Crops. In: R. W. Howarth and S. Bringezu (editors), Biofuels: Environmental Consequences and Interactions with Changing Land Use. Report of the Internatinal SCOPE Biofuels Project. (http://cip.cornell.edu/biofuels/) 14

Globale Landnutzung Deutschlands für Verbrauch von LW-Produkten (Netto-Konsumfläche)!! Verfolgung bestehender Ziele für Biokraftstoffe würde zur Ausdehnung der globalen Netto- Konsumfläche führen!! Statt netto Land zu importieren müsste D in 2030 eher sein Land zur Ernährung der Weltbevölkerung nutzen Quelle: Bringezu et al. 2008 15

Zwischenfazit! Die Ausdehnung der globalen Anbaufläche für Energiepflanzen kann in den nächsten 30 Jahren zu netto vermehrten THG Emissionen und Biodiversitätsverlusten führen! Dies lässt sich allein durch Produktionsstandards und Produktzertifizierung nicht verhindern, solange die Nachfrage nach Biomasse global steigt! Insgesamt sollte die Ausdehnung der globalen Anbaufläche bis spätestens 2030 gestoppt werden 16

Schlussfolgerungen!! Eine global nachhaltige Entwicklung erfordert neben einer Reduktion von THG auch eine verminderte und fair verteilte Ressourceninanspruchnahme!! Mögliche langfristige Orientierungsziele für Deutschland: - Verminderung des abiotischen Ressourcenverbrauchs auf 11-12 t/kopf, d.h. minus 75%, ca. 1,5% p.a. - Verminderung der globalen Netto-Konsumfläche für landwirtschaftliche Güter (vorläufige Zielmarke 0,2 ha/kopf, d.h. minus ca. 20% bis 2030)!! Umsetzung über erhöhte Ressourcenproduktivität und konsistente Rahmensetzungen für Produktion und Konsum 17

Ausblick vier Visionen eines nachhaltigen Ressourcenmanagements!! Ressourceneffiziente und Recycling basierte Produktion!! "Steady stocks societies" Source: ETH!! Solarisierte Infrastrukturen!! Balancierte Bioökonomie und "Bionikonomie" Source: CSEM Source: Bringezu & Bleischwitz 2009 Source: Egretta; Thula: C.Croso/FAN 18

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! stefan.bringezu@wupperinst.org ISBN: 978-1-906093-26-6

Szenario-Analyse zur Landnutzung durch Biokraftstoffe Biokraftstoffquotenziele: Meseberg (8/07): 17% Bioenergiestrategie (4/08): 12-15% BAU I-II: 13-17 % (2020) u. 20-25% (2030)!! Ausweitung der deutschen globalen Flächeninanspruchnahme für LW-Produktion zur Deckung des nationalen Verbrauchs 2030: netto 2,5 3,4 Mio ha für Verbrauch aller agrarischen Güter!! zusätzlichen THG Emissionen insbesondere durch Biodiesel 2030: a. netto 23-37 Mio t durch direkte und indirekte Ausweitung der Anbauflächen in tropischen Ländern b. netto 1 Mio t bis 10 Mio t bei Anrechnung von Flächenfreisetzung im Ernährungsbereich b = Mindesteffekt selbst bei erfolgreicher Umsetzung der Zertifizierung nach NachhaltigkeitsVO 20