Entwicklung eines Softwarewerkzeugs zur Analyse des Einflusses des demographischen Wandels auf staatliche Renten in Deutschland.

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Transkript:

Entwicklung eines Softwarewerkzeugs zur Analyse des Einflusses des demographischen Wandels auf staatliche Renten in Deutschland Bachelorarbeit zur Erlangung des akademischen Grades Bachelor of Science (B.Sc.) im Studiengang Wirtschaftswissenschaft der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Leibniz Universität Hannover vorgelegt von Name: Kera Geb. am: 07.12.1991 Vorname: Vait in: Gehrden Prüfer: Prof. Dr. Michael H. Breitner Hannover, den 10.08.2015

Inhaltsverzeichnis Abbildungsverzeichnis... II Tabellenverzeichnis... II Abkürzungsverzeichnis... III 1 Einleitung... 1 2 Literaturüberblick... 2 3 Theoretische Grundlagen... 5 3.1 Demografische Entwicklung in Deutschland... 6 3.2 Alterssicherungssystem in Deutschland... 9 3.2.1 Drei-Schichten der Altersvorsorge... 9 3.2.2 Umlageverfahren... 10 3.2.3 Rentenanpassungsformel... 12 3.3 Nachhaltigkeitslücke... 15 4 Frontend des Softwarewerkzeugs... 17 5 Backend des Softwarewerkzeugs... 22 5.1 Datenbasis... 22 5.2 Berechnungsmethodik... 26 5.2.1 Bevölkerung im alten und neuen Bundesgebiet... 26 5.2.2 Einnahmen der GRV... 27 5.2.3 Ausgaben der GRV... 31 6 Resultate... 34 7 Limitationen... 38 8 Politikimplikationen... 40 8.1 Maßnahmen im Hinblick auf die Lebenserwartungen... 41 8.2 Maßnahmen mit Bezug auf die Fertilität... 42 8.3 Maßnahmen bezüglich der Migration... 44 8.4 Arbeitsmarktpolitische Maßnahmen... 45 9 Fazit... 47 Literaturverzeichnis... 49 Anhang... 54 I

1 Einleitung Deutschland befindet sich mitten im demografischen Wandel. Die Bevölkerung wird auf Grund der steigenden Lebenserwartung immer älter. Zusätzlich sorgen Nachrichten, wie die, dass Deutschland nicht nur die niedrigste Geburtenrate in Europa, sondern auch der Welt hat 1, für zunehmende Brisanz. Der demografische Wandel bringt Herausforderungen für die Gesellschaft, für die Wirtschaft und das soziale Sicherungssystem in Deutschland mit sich. Die gesetzliche Rentenversicherung steht unter den Sozialversicherungen besonders unter Druck. Eine zunehmende Anzahl von Rentnern muss von einer geringer werdenden Erwerbsbevölkerung finanziert werden. In dieser Arbeit wird daher untersucht, welche Auswirkungen der demografische Wandel - isoliert auf die Finanzen der gesetzlichen Rentenversicherung - hat, um die Frage zu beantworten, ob die staatlichen Renten in Deutschland in ihrer Form bestehen bleiben können oder ob es Anpassungen bedarf. Dazu wurde im Rahmen dieser Bachelorarbeit ein Softwarewerkzeug entwickelt, welches die Finanzsituation auf Basis sechs unterschiedlicher demografischer Szenarien bewertet. Die Arbeit ist so aufgebaut, dass erst die maßgebende Literatur auf diesem Gebiet in einem Literaturüberblick zusammengefasst wird. Im anschließenden Abschnitt werden die theoretischen Grundlagen über das deutsche Alterssicherungssystem und deren Funktionsweise erläutert werden. Außerdem wird in dem Abschnitt kurz auf die demografische Entwicklung eingegangen und mit der Nachhaltigkeitslücke ein Konzept zur Bewertung der Nachhaltigkeit öffentlicher Haushalte vorgestellt. Im darauffolgenden Abschnitt wird auf das Softwarewerkzeug mit seinen Funktionalitäten eingegangen. Zuerst wird dafür das Frontend mit den Eingabemasken und dem generierten Output präsentiert. Daraufhin wird das Backend - also die eigentliche Berechnungsmethodik des Softwarewerkzeugs - vorgestellt. Darauf sollen die Resultate analysiert und die demografischen Szenarien miteinander verglichen werden. Bevor dann mit den Politikimplikationen und den Handlungsempfehlungen fortgefahren wird, werden die Limitationen der genutzten Berechnungsmethodik erläutert und Felder mit weiterem Forschungsbedarf präsentiert. Letztlich werden die Ergebnisse in einem Fazit zusammengefasst. 1 Die Aussage trifft zu, wenn man zur Messung der Geburtenrate die Bruttogeburtenziffer verwendet. Dabei werden die Geburten eines Jahres durch die durchschnittliche Bevölkerung im selben Jahr dividiert. Vgl. Spiegel Online (2015). 1

9 Fazit Diese Arbeit beschäftigte sich mit dem Einfluss des demografischen Wandels auf die gesetzliche Rentenversicherung. Mit der Entwicklung eines Tools sollte gezeigt werden, ob die staatlichen Renten in Deutschland in der jetzigen Form auch in Zukunft finanzierbar sind, oder ob es Anpassungsbedarf ergibt. Mithilfe des entwickelten Tools werden das Defizit in der GRV bis in das Jahr 2060 und der Effekt auf die Nachhaltigkeit des deutschen Haushalts berechnet. Das Ergebnis dabei ist eindeutig. Das Defizit der GRV wird unter der jetzigen Rechtslage dramatisch ansteigen. Die zu Grunde gelegten demografischen Szenarien zeigen, dass Verbesserungen der Situation nur begrenzt möglich sind. Eine Erhöhung der Geburtenrate hätte definitiv positive Effekte, die sich aber erst langfristig bemerkbar machen. Auch die Migration könnte die gesetzliche Rentenversicherung entlasten. Es zeigt sich, dass dringender Handlungsbedarf bei den staatlichen Renten in Deutschland besteht, um das Ziel einer nachhaltig gestalteten Rentenversicherung zu erreichen. Eine reine Beitragssatzerhöhung kann jedoch nicht das einzige Mittel zur Erreichung dieses Ziels sein, da dafür Beitragssätze über 30 Prozent benötigt werden würden. Außerdem wäre die Lastenverteilung zwischen Rentenempfängern und Beitragszahlern ungleich verteilt, sodass weitere Maßnahmen ergriffen werden müssten, um die zukünftige defizitäre Lage aufzulösen und als Nebenbedingung die Generationengerechtigkeit zu erfüllen. Es wurden vier Möglichkeiten vorgestellt, wie die Nachhaltigkeit verbessert werden kann. Maßnahmen mit Bezug auf die Lebenserwartung bilden die erste Kategorie. Mit einer Kombination aus der Anhebung des Renteneintrittsalters und der Einführung eines Lebenserwartungsfaktors, der rentendämpfend wirkt, kann der Beitragssatz stabilisiert werden. Diese Kombination führt zusätzlich zu einem gefestigten Rentenniveau. Die zweite Maßnahmengruppe betrifft die Fertilitätsrate. Zur Erhöhung der Fertilitätsrate stehen eine Vielzahl von ökonomischen Anreizmechanismen zur Verfügung. Zu nennen sind hier die steuerliche Begünstigung von Eltern oder Rentenzahlungen, deren Höhe von der Anzahl der Kinder abhängt. Dafür muss allerdings auch die Grundvoraussetzung, nämlich die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, gefördert werden. Zu beachten ist, dass eine höhere Fertilitätsrate erst langfristig einen positiven Effekt hervorruft. Als dritte Möglichkeit ist die Migration zu sehen. Junge Einwanderer können die Erwerbspersonenzahl anheben. Ihre Beiträge können einen relevanten Einfluss auf die Beitragseinnahmen der GRV haben und dadurch einen positiven Effekt auf die Situation ausüben. Allerdings ist auf die Qualifikation der Migranten und deren Integrationsfähigkeit zu achten, damit die gewünschten Effekte eintreten. Letztlich besteht die Möglichkeit arbeitsmarkpolitische 47

Maßnahmen zu ergreifen. Diese zielen grundlegend darauf ab, die Beitragseinnahmen der GRV zu erhöhen, indem die Zahl der Erwerbsbevölkerung erhöht oder die Qualifikation verbessert wird, was zu höheren Löhnen und so zu höheren Beitragseinnahmen führt. Keine der genannten Maßnahmen kann isoliert genutzt werden, um die gesetzliche Rentenversicherung aus ihrer misslichen Lage zu retten. Um die finanzielle Lage der GRV zu verbessern, müssen stattdessen alle vier Maßnahmengruppen eingesetzt werden. Das heißt, die staatlichen Renten müssen angepasst werden und zusätzlich muss ein demografischer Umschwung stattfinden, der dazu beiträgt, die in Zukunft immer stärker werdenden Missverhältnisse aufzuheben. 48