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Transkript:

STS-MERKBLATT TIERGERECHTE UND KOSTENGÜNSTIGE STÄLLE TKS 4.3 Auch Schafe wollen im Winter ins Freie Schafstall mit befestigtem Laufhof «Ich wollte einen befestigten Laufhof, damit ich die Schafe täglich nach draussen lassen kann», sagt Markus Büchel im liechtensteinischen Balzers. Direkt an den Laufhof schliesst zwar eine Weide an, aber bei schlechtem Wetter würde die Weide rasch zu einem Morast. Der Landwirt bewirtschaftet seinen Betrieb nach den Richtlinien von Bio Suisse und hat sich auf die Schafhaltung spezialisiert. Er hält etwa 330 Mutterschafe und 400 Lämmer. Der Laufhof erstreckt sich über eine Längs- und eine Breitseite des Stalles. Büchel öffnet ein Schiebetor in den Laufhof. Die Schafe lassen nicht lange auf sich warten und «strömen» nach draussen. Es ist anfangs Dezember. Bisher durften die Schafe meistens auf die Weide, aber jetzt müssen sie sich langsam daran gewöhnen, dass der Weidegang rarer wird und sie «nur» in den Laufhof dürfen. 1

Von Dezember bis Ende März sind die Schafe im Stall untergebracht, dürfen aber täglich ins Freie; wenn es gefroren ist, auf die Weide, ansonsten in den Laufhof. Am liebsten lässt Büchel seine Schafe wie im Frühling und Herbst auf die Weide, denn dann bringen sie den Dünger gleich selbst aus und der Landwirt muss den Laufhof weniger reinigen. Sind die Schafe im Laufhof, lässt der Schäfer das Stalltor oft den ganzen Tag offen, so dass die Schafe selber wählen können, ob sie sich lieber auf der Tiefstreu im Stall oder im Auslauf aufhalten. Bläst der Wind, ist der Auslauf kaum gefragt. «Die Schafe gehen beim Öffnen des Tores hinaus, laufen eine Runde und kommen zurück auf das Stroh», erzählt Büchel. Der Laufhof erlaubt es den Lämmern zu springen und herumzutollen. Halten sich die Mütter entlang der Futterkrippe auf, gibt es für die Lämmer zwar auch im Stall mehr Platz, um zu spielen, aber Weide und Laufhof bieten ihnen frische Luft, Sonne und mehr Anreize, sich zu bewegen. 2

Gemäss BioSuisse-Richtlinien bzw. der RAUS-Verordnung sind Schafe während der Vegetationsperiode täglich bzw. an 26 Tagen pro Monat auf die Weide zu lassen. Bei schlechtem Wetter genügt ein Auslauf in einem Laufhof. Im Winter ist allen Tieren mindestens 13-mal pro Monat Auslauf zu gewähren. Der Laufhof auf dem Hof von Markus Büchel hat eine Gesamtfläche von 236m². Auf Biobetrieben muss die Laufhoffläche mindestens so gross sein wie die Buchtenfläche im Stall, nämlich 1,5 m² je Muttertier mit Lamm. Der Schafhalter kann seine Tiere buchtenweise in den Auslauf lassen. Laufhöfe für Schafe müssen nicht unbedingt befestigt sein; es genügt, wenn sie zum Beispiel mit Hackschnitzel so eingestreut sind, dass sie nicht morastig werden. Büchel hat die Laufhoffläche asphaltiert, damit er sie besser reinigen kann. Andererseits verlangt die Gewässerschutzgesetzgebung eine befestigte Laufhoffläche, da sich der Stall in einer Grundwasserzone befindet. Zum Auffangen des Regen- und Schmutzwassers brachte Büchel im Laufhof Gefälle zu den Entwässerungsschächten an und erstellte eine Güllegrube mit 150 m³ Lagerraum. Damit die Schafe auch im Laufhof Wasser zur Verfügung haben, ist ein Tränkebecken an die Stallwand montiert. 3

Im Jahre 2013 hat Büchel neben dem bestehenden Stall einen neuen, grosszügigen, deckenlastigen Stall gebaut. Futterbänder unterteilen den Stall in fünf Abteile, alle sind über einen Quergang verbunden; in ihnen befinden sich die Mutterschafe mit ihren Lämmern. Das fünfte Abteil ist für die trächtigen Schafe. Von Juni bis Ende September ist die ganze Herde auf einer Alp; in dieser Zeit ist der Stall im Tal leer. Zum Ablammen kommen die Mutterschafe in den alten Stall, der im Gegensatz zum neuen Stall wärmegedämmt ist. In Einzelbuchten bringen die Schafe ihre Lämmer zur Welt und bleiben dort mit ihnen während etwa einer Woche. 4

Von der Ablammbucht kommen Mutter und Lamm in eine Gruppenbucht zusammen mit anderen Müttern und ihren Neugeborenen, bevor sie zur Herde in den neuen Stall zurückkommen. Büchel füttert seinen Schafen eine Mischung aus Heu, Grassilage und Mineralstoffen, die er mit einem Futtermischwagen zu den Förderbändern fährt; diese verteilen das Futter dann über die ganze Buchtenlänge. Der Schäfer achtet nicht nur darauf, dass sich immer Futter im Trog befindet, sondern auch auf die Futterqualität. «Das Schaf möchte vor allem feines Futter», hält er fest. Kraftfutter hingegen gibt es nur gezielt für die Ausmast der schwächeren Lämmer, die von der Alp zurückkommen. Die Mutterschafe erhalten nur Raufutter. Neben der Fütterung legt der Landwirt Wert auf die Gesunderhaltung seiner Schafe. Drei Mal jährlich müssen die Schafe durch ein Klauenbad, einmal werden sie im Räudebad ganz eingetaucht und einmal entwurmt. Um die Herde frei von Moderhinke zu halten, hat Büchel eine Alp gepachtet, wo nur seine Schafe weiden. So möchte er Ansteckungen von fremden Schafen verhindern. Die Wolle schützt Schafe vor Kälte. Selbst Lämmern macht wenn sie gesund sind - die Kälte nichts aus. Es tut ihnen gut, wenn sie sich auf der Weide oder im Laufhof bewegen. 5

Neben den Mutterschafen und Lämmern hält der Schäfer neun Böcke. Die Böcke dürfen in der Herde mitlaufen, ausser in der Zeit von anfangs Januar bis anfangs Mai. Indem Büchel in dieser Zeit die Böcke von der Herde separiert, verhindert er, dass auf der Alp Lämmer zur Welt kommen. Die Tragzeit der Schafe beträgt fünf Monate. Da der Schafhalter vor allem auf den Verkauf der Schlachtlämmer angewiesen ist, setzt er verschiedene Mastrassen und Kreuzungen ein. Suffolk- und Merino-Fleischschafböcke fördern den Fleischansatz, während Spiegelschafböcke den Müttern eine hohe Fruchtbarkeit, problemlose Geburten und Genügsamkeit vererben. Büchel betreut seine Herde von 700 Schafen zusammen mit einem Angestellten. Ohne einen Hütehund ginge es trotzdem nicht. Drei Border Collies sind der verlängerte Arm der Schäfer. Adresse des Betriebes Markus Büchel, Freiaberg 8, 9496 Balzers LI Tel. 00423-384 25 28, markus-buechel@adon.li Autor und Fotos Michael Götz, Dr. Ing. Agr., M. Götz Agrarjournalist GmbH, Säntisstrasse 2a, 9034 Eggersriet SG, Tel. 071 877 22 29, migoetz@paus.ch, www.agrarjournalist.ch Herausgeber Schweizer Tierschutz STS, Dornacherstrasse 101, Postfach, 4018 Basel, Tel. 061 365 99 99, Fax 061 365 99 90, Postkonto 40-33680-3, sts@tierschutz.com, www.tierschutz.com Dieses und weitere Merkblätter stehen zum Download bereit unter www.tierschutz.com/publikationen 1/2018 6