I N F O R M A T I O N zur Pressekonferenz mit LandeshauptmannStellvertreter Josef Ackerl und Landesrat Rudi Anschober 13. August 2012 zum Thema "St. Georgener Bucht das nächste große HochwasserschutzProjekt an der Donau Pläne, Kosten, Umsetzungszeit" Weitere Gesprächspartner: Ing. Erich Wahl, MBA, Bürgermeister St. Georgen an der Gusen Karl Buchberger, Bürgermeister Luftenberg Christian Aufreiter, Bürgermeister Langenstein
LHStv. Josef Ackerl, LR Rudi Anschober Seite 2 St. Georgener Bucht das nächste große HochwasserschutzProjekt an der Donau Pläne, Kosten, Umsetzungszeit Im August 2002 kam die Flut über Oberösterreich. Ganze Landstriche standen unter Wasser, es gab insgesamt 1,1 Milliarden Euro Schaden. Es war der Anstoß zu einem umfangreichen HochwasserschutzBauprogramm in Oberösterreich. Seither wurden in OÖ 427 Millionen Euro in den Hochwasserschutz investiert, 500 Projekte realisiert, 269 sind in Bau, weitere 108 in Planung. Eines der größten Hochwasserschutzprojekte Mitteleuropas ist der Machlanddamm, der Ende August nur zehn Jahre nach der JahrhundertKatastrophe fertig sein wird. Ebenfalls in der Planungsphase ist das Hochwasserschutzprojekt EnnsEnghagen. Derzeit wird dort an einem Aussiedlungsprojekt gearbeitet. Das in einer weiteren Stufe vorgesehene Projekt für die Ortschaften Enghagen, Erlengraben und Lorch befindet sich derzeit in der Phase einer Studie. Damit sind aber noch immer nicht alle Gemeinden an der Donau vor Hochwasser geschützt. Daher geht das Land OÖ jetzt das nächste Projekt an der Donau an: das Hochwasserschutzprojekt "St. Georgener Bucht". Es soll ab 2016 gebaut werden Kostenpunkt: knapp 14 Mio. Euro. Es soll über eine Länge von 5 Kilometern hauptsächlich aus Dämmen und Schutzmauern bestehen und 5000 Menschen in den Gemeinden Langenstein, Luftenberg sowie St. Georgen an der Gusen schützen. Rückblick: Hochwasser August 2002 in der St. Georgener Bucht Die Gemeinden der St. Georgener Bucht sind aufgrund ihrer Lage im Schnittpunkt von Donau und Gusen immer wieder von Hochwasserereignissen betroffen, wobei beide Gewässer zu Überflutungen führen können. Insbesondere die Ortsteile Abwinden (Gemeinde Luftenberg), Gusendorf (Gemeinde Langenstein) sowie das südliche St. Georgen an der Gusen sind immer wieder von Hochwässern beider Flüsse betroffen.
LHStv. Josef Ackerl, LR Rudi Anschober Seite 3 Die große Flut kam am 7. August 2002. Es war das zweitgrößte Hochwasser der letzten 100 Jahre und entsprach mit einer Wasserführung von rund 9500 m 3 /s etwa einem 30jährlichen Ereignis. In Langenstein standen 73 Häuser unter Wasser (37 % der Gebäude. Durch einen 70 cm hohen Damm aus Sandsäcken konnte gerade noch verhindert werden, dass die Ortschaft Gusen (Gemeinde Langenstein) überschwemmt wurde. Die Aufräumarbeiten nach der großen Flut in Langenstein dauerten bis 16. August. 67 Freiwillige Helfer aus der Bevölkerung beteiligten sich daran. Die Freiwillige Feuerwehr Langenstein leistete 2.680 Arbeitsstunden im Hilfseinsatz. Ein Krisenstab aus vier Personen war in der Akutphase 24 Stunden am Gemeindeamt im Einsatz. "Was soll denn der Schrieb? Da machst ja nur d'leut rebellisch!" Diese Worte bekam der Bürgermeister von Luftenberg von einem alteingesessenen Abwindener zu hören, als er am Vormittag des 12. August 2002 von den Gemeindebediensteten eine persönliche Hochwasserwarnung an alle Abwindener Haushalte austragen ließ. Nachdem auch das große Hochwasser 1991 in Abwinden nicht in die Häuser eingedrungen war, wähnte sich die Bevölkerung geschützt
LHStv. Josef Ackerl, LR Rudi Anschober Seite 4 durch den B3Damm und das Donaukraftwerk in trügerischer Sicherheit. Durch diese frühe Warnung blieben aber noch 810 Stunden Zeit, die Häuser zu räumen. 69 Häuser standen schließlich in Abwinden unter Wasser. Die Flut richtete großen Schaden an. Fotos: Gemeinde Luftenberg Auch St. Georgen wurde zweimal vom Hochwasser 2002 heimgesucht: am 7. und am 12. August. Verheerende Schäden an Gebäuden, Wohnungen und Freiflächen (Sportplatz, Spielplatz) etc. waren die Folge. Insgesamt wurden 50 Keller und 35 Wohnungen überflutet. 450 Menschen waren betroffen. Die Freiwillige Feuerwehr, das Rote Kreuz, die Polizei und auch viele freiwillige Helfer leisteten unermüdlichen Einsatz und standen betroffenen bei. Das Rote Kreuz richtete ein Krisentelefon ein Angst und Verzweiflung herrschten unter der Bevölkerung von St. Georgen an der Gusen. Foto: Gemeinde St. Georgen an der Gusen
LHStv. Josef Ackerl, LR Rudi Anschober Seite 5 Hochwasserschutzprojekt St. Georgener Bucht Unmittelbar nach der Jahrhundertflut 2002 haben die Bürgermeister von Langenstein, Luftenberg und St. Georgen an der Gusen eine Resolution an das Land OÖ verabschiedet, in der sie Hochwasserschutzmaßnahmen forderten. Dann wurde der Hochwasserschutzverband "St. Georgener Bucht" gegründet. Er arbeitet gemeinsam mit den zuständigen Behörden an der Umsetzung des Hochwasserschutzdammes. Das Projekt befindet sich derzeit in der Planungsphase. Die Behörde prüft, ob eine Umweltverträglichkeitsprüfung notwendig ist. Der genaue Trassenverlauf ist noch nicht fixiert, es bestehen mehrere mögliche Varianten, die mit den betroffenen Grundeigentümern besprochen bzw. ausverhandelt werden. Betroffen sind die Gemeinden Langenstein, Luftenberg und St. Georgen an der Gusen. Insgesamt soll der Hochwasserschutzdamm 480 Gebäude schützen, davon 279 Wohnhäuser (21 Einfamilien und 258 Mehrfamilienhäuser) sowie 211 weitere Gebäude (Bürogebäude, Lager, Industriegebäude, Wirtschaftsgebäude etc.). Der Damm wird 1.000 direkt betroffene Menschen und etwa 3.500 indirekt Betroffene vor einem 100 jährlichen Hochwasser schützen. Insgesamt sollen 2.986 m Hochwasserschutzmauern und 1.940 m Dämme errichtet werden. Diese verteilen sich wie folgt auf die Gemeinden: Langenstein: Langenstein: 1.056 m Mauern Gusendorf: 1.150 m Mauern, 1.340 m Dämme
LHStv. Josef Ackerl, LR Rudi Anschober Seite 6 Luftenberg: Abwinden: 780 m Mauern, 600 m Dämme St. Georgen: wenige Objektschutzmaßnahmen Der eigentliche Projektbereich erstreckt sich nördlich der B3 Donau Bundesstraße von der Ortschaft Abwinden zum südlichen Siedlungsgebiet St. Georgen und weiter von Gusendorf bis zum südlichen Ortsteil von Langenstein. Quelle: Land OÖ Problembereiche: Hinterlandentwässerung: Wasseranfall Ableitung und Beseitigung Pumpwerke keine Verschlechterung zum IstZustand Räumliche Situation: beengte Verhältnisse in Langenstein Ortsstruktur Gusendorf (Einzelobjektschutz)
LHStv. Josef Ackerl, LR Rudi Anschober Seite 7 Ökologie: Biotop Langenstein Mayrhausbach Kanalisation: Sammelkanäle Regenüberläufe samt Ableitungen Grundsätze und Ziele: Schutzgrad: HQ100 (10jährliches Hochwasserergeignis), vereinzelt Reduzierung auf HQ30 Einbindung in das Orts und Landschaftsbild Funktion der Hinterlandentwässerung: Kanalisation, Oberflächenwasser Beeinflussung des Oberflächenabflusses: Es dürfen sich keine negativen Auswirkungen auf den Hochwasserabfluss ergeben. Vermeidung der Beeinträchtigung der Grundwassersituation Ökologie: keine Beeinträchtigung des Naturhaushaltes Kostenrahmen und Finanzierungsschlüssel In der Artikel 15aVereinbarung mit dem Bund wurden Gesamtkosten von 6,9 Millionen Euro inkl. MWSt. vorgesehen. Basis dafür war eine im Jahr 2006 durchgeführte Vorabschätzung. Aufgrund des im Frühjahr 2011 vorliegenden Planungsstandes errechnete das Planungsbüro Gesamtkosten von rd. 17,4 Mio. Euro. In den Verhandlungen mit dem Infrastrukturministerium (bmvit) zur Verlängerung der 15aVereinbarung wurden unter Berücksichtigung der Indexsteigerung und von unvorhergesehenen Kosten 23,3 Mio Euro veranschlagt. Damit wurde ein finanzieller Spielraum für das Hochwasserschutzprojekt geschaffen.
LHStv. Josef Ackerl, LR Rudi Anschober Seite 8 Das Finanzministerium hat im Mai 2011 wegen der Kostenexplosion eine Evaluierung des Projektes gefordert. Das Land OÖ hat das Büro riocom mit einer Plausibilitätsprüfung und Kostenoptimierung beauftragt. Damit ist es nun gelungen, Einsparungen in Höhe von 3,7 Mio Euro zu erreichen. Die tatsächlichen Projektkosten belaufen sich aktuell auf 13,7 Mio. Euro (Stand Jänner 2012). 50 % der Kosten trägt der Bund, 30 % das Land und 20 % der Interessent (Wasserverband St. Georgener Bucht, das sind die Gemeinden Langenstein, Luftenberg und St. Georgen an der Gusen). Die Gemeinden werden etwa 3 Mio. Euro beisteuern. Der Bund wird seine Mittel von 2016 bis 2020 zur Verfügung stellen, die Landesmittel sind für denselben Zeitraum vorgesehen. Grundablöseverhandlungen Derzeit haben noch keine Grundverhandlungen stattgefunden. Allerdings wurden die betroffenen Grundeigentümer bereits in persönlichen Gesprächen informiert. Es wird vorabgestimmt, ob mit einer Zustimmung zu einem Grundkauf bzw. mit der Einräumung eines Vorverkaufsrechts in Bezug auf die gemeinsam erarbeitete Trasse gerechnet werden kann. Bezüglich des nun vorliegenden Trassenentwurfs geben einzelne Grundbesitzer noch keine Zustimmung, sondern signalisieren Änderungswünsche hinsichtlich des Trassenverlaufs. Mit den Grundbesitzern von Gusendorf wurden bereits erste Gespräche geführt. Die Eigentümer entlang der Bachstraße stimmen grundsätzlich zu. Von der Felsnadel bis zur Bachstraße sind die Grundbesitzer gegen den Damm entlang ihrer Straße und Häuser. Diese Trasse wurde gewählt, weil die aktuell geschützten Flächen als Acker und Retentionsraum genutzt werden. Diese würden bei einer anderen
LHStv. Josef Ackerl, LR Rudi Anschober Seite 9 Dammtrassenführung verloren gehen und müssten außerdem kostenintensiv ersetzt werden. Die Grundeigentümer in Langenstein haben dem Projekt und der geplanten Trasse grundsätzlich zugestimmt. In Abwinden fanden Vorgespräche mit den drei maßgeblichen Grundbesitzern statt. Sie fordern den Schutz eines Pferdestalls, der gemäß WBFG nicht förderfähig ist, sowie eine Änderung der Trassenführung der Hochwasserschutzmauer. Der Planer prüft zur Zeit, ob die Änderungen technisch möglich sind. In St. Georgen sind nur mehr wenige Objektschutzmaßnahmen zum Schutz vor einem 100jährlichen Hochwasser (HQ 100) erforderlich. Gespräche mit den Hausbesitzern und statische Untersuchungen der betroffenen Häuser sind noch nicht erfolgt. Umsetzungszeiten Sofern keine UVPPflicht besteht und die Grundeigentümer bzw. Hausbesitzer dem Projekt zustimmen, sollte das Projekt Langenstein innerhalb des nächsten Jahres eingereicht und anschließend verhandelt werden; werden die Projektabschnitte Gusendorf und Abwinden/St. Georgen jeweils einzeln eingereicht. Aus derzeitiger Sicht wird das frühestens Ende 2013 der Fall sein. Mit einem Baubeginn ist entsprechend der finanziellen Zusagen des Bundes ab 2016 zu rechnen. Fotos: Hochwasserschutzverband St. Georgener Bucht (Abdruck honorarfrei)