Lebensstandard- Sicherung im Alter Prof. Dr. Martin Werding, Professor für Sozialpolitik und öffentliche Finanzen, Ruhr-Universität Bochum Dr. Klaus Mössle, Leiter Institutionelles Geschäft Fidelity Worldwide Investment Rückfragen an: Marion Dreßler Leiterin Unternehmenskommunikation & Marketing T: +49 (06173) 509-3870 marion.dressler@fil.com 1
Erstmals fundierte Planungsgrundlage für Lebensstandard-Sicherung im Alter Bislang in der Fachwelt keine gesicherten Erkenntnisse über tatsächliche Höhe der Rentenlücke Bedarf im Alter meist nur geschätzter Prozentsatz des Nettoeinkommens Angabe variiert je nach Interessenlage Vorsorgeziel für Anleger bleibt unklar Jetzt erstmals in Deutschland wissenschaftliche Erforschung von Einkommenszufriedenheit im Alter Empirische Ermittlung der tatsächlichen Rentenlücke Ableitung des künftigen Vorsorgebedarfs Grundlage für mehr Klarheit in aktueller Rentendiskussion in Politik, Unternehmen & Privathaushalten 2
Methodik der Studie Datenbasis Sozio-oekonomisches Panel (SOEP, Repräsentativbefragung von 20.000 Personen in 11.000 privaten Haushalten) Methodik Längsschnittanalysen zur Einkommenszufriedenheit der Renteneintritte von 1992 bis 2011 in der aktiven Rentenphase Zielsetzung Bei welchem Nettoeinkommen bleibt die Zufriedenheit mit dem Einkommen unter sonst gleichen Umständen unverändert? 3
Rentenlücke deutlich über bisherigen Schätzungen Aktuelle Standardantwort: Studienergebnis 70% des letzten Nettoeinkommens Aktive Rentner erst mit deutlich höherer Rentenersatzquote zufrieden Einkommenszufriedenheit im Schnitt erst konstant bei Netto-Ersatzrate von 87% Benötigte Ersatzrate sinkt leicht mit zunehmendem Rentenalter Vorsorgebedarf bleibt aufgrund von Inflation trotzdem fast unverändert 4
Netto-Ersatzquote von im Schnitt 87 Prozent für Lebensstandard-Sicherung im Alter erforderlich mortalitätsgewichteter Durchschnitt: 74% bis 75% korrigiert um Effekte der Inflation: 85% bis 86% Quellen: Dudel, Ott und Werding (2013) 5
Niedrigverdiener am stärksten davon betroffen Bei einer Ersatzrate von netto 87% beträgt die Lücke für einen Standardrentner 650 Euro monatlich* Damit ist die Rentenlücke rund 350 Euro höher als angenommen Je nach Vermögen noch hohe Sparleistungen erforderlich Beispielrechnungen LÜCKE nach Vermögen in * Geldvermögen*** 17.720 51.350 102.120 Monatl. Rente aus Geldvermögen** 77 225 447 Lücke pro Monat 573 425 203 Lesebeispiel: Aus einem durchschnittlich vorhandenen Geldvermögen von 51.350 Euro ist eine monatl. Rente von 225 Euro finanzierbar. Bleibt für den Standardrentner eine monatl. Lücke von 425 Euro (nach Abzug der gesetzlichen Rente). 6 *Berechnung für einen durchschnittlichen Brutto-Verdienst von rund 34.000 Euro vor Renteneintritt (2013) und einer Standardrente mit einem Netto-Rentenniveau von 55,2%, ohne sonstiges Vermögen, gerundet in Euro ** bei durchschnittlicher Lebenserwartung von 19 Jahren nach Renteneintritt (Männer), ohne Verzinsung des Kapitals, Stand April 2013 *** Quelle: Dt. Bundesbank, Studie Private Haushalte und ihre Finanzen : 2. Quintil, Median und 4. Quintil der Vermögensverteilung in Deutschland
Staatliches Rentensystem durch demographische Entwicklung beeinflusst Lebenserwartung Rentenlaufzeit AusbauderUmlagefinanzierungbenachteiligtjunge Generation - KapitaldeckungmitklarenVorteilen Beitragszahler Rentenniveau Quellen: Ist-Daten: DRV, Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen; Projektionen: SIM.11 ( Referenzvariante, Prof. Werding). Betrifft knapp 90 % der Altersbezüge in Deutschland* * 88% der Rentenbezüge stammen aus der GRV, 5 Prozent aus der privaten Vorsorge, 4 Prozent aus der bav, Quelle: Ergebnisse einer repräsentativen Telefonbefragung unter 1.000 erwerbstätigen Deutschen im Jahr 2011 7
Maßnahmenkatalog der Politik so gut wie ausgeschöpft 1 Erhöhung des Rentenbeitrags 2 Erhöhung des Renteneintrittsalters Bereits vorgesehen Belastungsgrenze bald erreicht 3 Senkung des Rentenniveaus Bereits vorgesehen Untergrenze von 43% im Jahr 2030 Danach offen Alternativen: 4 Bereits vorgesehen Fortsetzung ab 2029 denkbar Aufnahme Selbstständiger und Beamter in die GRV Verfassungsrechtliche Probleme Verschiebung von Lasten in die Zukunft Höhere staatliche Förderung für private Vorsorge (derzeit ca. 3,6 Mrd. Euro für ca. 25% der Berechtigten) Inkaufnahme einer steigenden Sozialausgabenlast für die Grundsicherung im Alter (derzeitige Belastung ca. 2,8 Mrd. Euro) 8
Private Vorsorge kann Lücke nur langfristig schließen Die Deutschen müssen deutlich mehr für ihre Altersvorsorge tun Privates Vorsorgeniveau trotz staatlicher Förderung schwach Deutsche setzen bei der Geldanlage zu sehr auf vermeintliche Sicherheit Risikoreiche Anlagen verzeichnen seit der Krise die meisten Abflüsse Quelle: Deutsche Bundesbank, Statistiken; Prof. Dr. Max Otte, IFVE Institut für Vermögensentwicklung GmbH, Januar 2013 9
Betriebliche Altersvorsorge muss daher gestärkt werden Ausbau betriebliche Altersvorsorge (bav) unumgänglich bav effiziente und kostengünstige Lösung zur Schließung der individuellen Vorsorgelücke: Steuer- und sozialabgabenfreie Beiträge und zentrale Abwicklung Arbeitgeber-Matching als attraktive Zusatzleistung Praktisch keine Vertriebskosten und niedrigere Produktkosten durch Einkaufsmacht des Arbeitgebers Vertrauen zu Arbeitgeber und Arbeitnehmervertretung erhöht Akzeptanz der bav im Vergleich zur freiwilligen privaten Vorsorge bav pfändungs- und Hartz-IV-sicher (im Rahmen von ALG II) Ausbau der betrieblichen Altersvorsorge der beste Weg 10
Deutschland bei der bav im Ländervergleich Schlusslicht Wie verteilen sich freiwillige & verpflichtende ergänzende Vorsorgeformen nach Einkommen? Deutschland Nur 15 bis 70% der Erwerbspersonen haben je nach Einkommensklasse eine private oder betriebliche Vorsorge USA Auf freiwilliger Basis werden 30 bis 90 % erreicht Niederlande Auf quasi-verpflichtender Basis 50 bis knapp 100 % Großbritannien Vorsorgepflicht gerade eingeführt 11 11 Quelle: OECD, Pensions Outlook 2012, Kap. 4: Coverage of Private Pension Systems: Evidence and Policy Options
England: Revolution in der Vorsorge durch Einführung einer verpflichtenden bav Einführung Oktober 2012 Gesetzlich vorgegebene Mindestbeiträge von Arbeitgeber und Arbeitnehmer Minimal erforderliche Beiträge Datum Arbeitgeber Arbeitnehmer Gesamt Ab Einführung 1% 1% 2% Ab Oktober 2017 2% 3% 5% Ab Oktober 2018 3% 5% 8% Arbeitnehmerbeiträge werden automatisch einbehalten, sofern kein Opt-Out Wenn Arbeitnehmer Ausstiegsoption wählt, zahlt auch Arbeitgeber nicht ein Alle 3 Jahre Auto-Enrolment, wenn Arbeitnehmer nicht Ausstiegsoption wählt Besitzt Arbeitgeber kein anderes Modell, fließen Beiträge in National Employment Savings Trust (NEST) 12
Lösungsvorschlag: Erhöhung Versorgungsniveau durch Einführung automatischer Entgeltumwandlung Britische Lösung zwingender Arbeitgeberbeitrag + verpflichtende Entgeltumwandlung für Deutschland nicht passend Stattdessen: Einführung automatischer Entgeltumwandlung mit Ausstiegsmöglichkeit und voller Beitragsflexibilität für den Arbeitnehmer Die Praxis zeigt, dass dieses Modell funktioniert Positivbeispiele sind: Chemiebranche tarifliche Altersvorsorge in der chemischen Industrie 2009 Metallrente Fidelity Vorsorgeplan mit knapp 70-prozentiger Akzeptanz der Belegschaft Ziel: Anstieg der bav an Gesamtaltersbezügen von 4 auf 25-30 Prozent 13
Musterberechnung zur Schließung der Rentenlücke Typ 1: Geringverdiener verheiratet 1 Kind Bruttoeinkommen (Soz.vers.pflichtig): 1.326 mtl. Nettoeineinkommen (St.Kl. V): 815 mtl. Rente aus gesetzlicher Rentenversicherung (im Alter 67) Friseurin, verh./1 Kind Geburtsjahr: 1970 Bruttojahreseink.: 15.912 Altersrente mit 67: 51 Beitragsjahre / 25 Entgeltpunkte (GRV) Bruttorente: Nettorente (St.Kl. V): 702 mtl. 570 mtl. Rentenniveau nach Steuern: 69,9% Rentenlücke zu 87% Netto-Ersatzrate: 139 mtl. Zusätzlich benötigtes Kapital im Rentenalter*: 31.200 ( 51.600 inkl. Inflation***) Benötigter monatl. Sparbetrag* ab Berufsstart: 28 (3,4% vom Nettoeinkommen) Benötigter monatl. Sparbetrag** ab heute: 57 (7% vom Nettoeinkommen) * Für eine Netto-Ersatzrate von 87%, Lebenserwartung nach DAV Tafeln, Anlagerendite nach Inflation 2% p.a. ** Anpassung Sparbetrag mit Inflation *** angenommene Inflationsrate 2% p.a. 14
Musterberechnung zur Schließung der Rentenlücke Typ 2: Normalverdiener Ehepaar 1 Kind Bruttoeinkommen (Soz.vers.pflichtig): 2.950 mtl. Nettoeineinkommen (St.Kl. III/1): 2.112 mtl. Rente aus gesetzlicher Rentenversicherung (im Alter 67) Facharbeiter,verh.,1 Kind Geburtsjahr: 1970 Bruttojahreseink.: 35.400 Altersrente mit 67: 48 Beitragsjahre / 52 Entgeltpunkte (GRV) Bruttorente: Nettorente (St.Kl. III): 1.470 mtl. 1.321 mtl. Rentenniveau nach Steuern: 62,5% Rentenlücke zu 87% Netto-Ersatzrate: 516 mtl. Zusätzlich benötigtes Kapital im Rentenalter*: 93.300 ( 156.600 inkl. Inflation***) Benötigter monatl. Sparbetrag* ab Berufsstart: 95 (4,5% vom Nettoeinkommen) Benötigter monatl. Sparbetrag** ab heute: 170 (8% vom Nettoeinkommen) * Für eine Netto-Ersatzrate von 87%, Lebenserwartung nach DAV Tafeln, Anlagerendite nach Inflation 2% p.a. ** Anpassung Sparbetrag mit Inflation *** angenommene Inflationsrate 2% p.a. 15
Fazit 1. Zur Erreichung der Einkommenszufriedenheit künftig 87% des letzten Nettoeinkommens nötig 2. Niedrige Einkommensgruppen müssen zusätzlich sparen 3. Ausbau der privaten Vorsorge trotz Förderung nur schleppend 4. Staatlicher Maßnahmenkatalog erschöpft 5. Einführung verpflichtende bav mit Ausstiegsmöglichkeit und voller Beitragsflexibilität für den Arbeitnehmer Stärkung der kapitalgedeckten individualisierten betrieblichen Altersversorgung als Ausweg Einführung einer automatischen Entgeltumwandlung mit Ausstiegsoption und voller Beitragsflexibilität 16
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