Der EU-Beitritt der Türkei" Deliberationsforum 2005 am Gymnasium Rahlstedt Überblick Deliberation Unter Deliberation versteht man vernunftgeleitetes und freies Sprechen. Es wird das Ziel verfolgt, für ein kontroverses Thema eine für alle Beteiligten tragfähige Lösung zu finden. So hofft man, dass eine Entscheidung im Zusammenhang mit dem kontroversen Thema insgesamt zu einer stärkeren Akzeptanz aller Beteiligten führen könnte. Das Deliberieren soll in Kleingruppen im Rahmen eines zweitägigen Diskussionsforums praktiziert werden. Die Idee wurde in deutsche Schulen von Frau Dr. Anne Sliwka getragen und im Rahmen des BLK ("Bund-Länder-Kommission")-Projektes "Demokratie lernen und leben" publiziert. Das Gymnasium Rahlstedt ist eine von drei deutschen Schulen, die hierzu erste Erfahrungen sammeln konnten (vgl.www.deliberationsforum.de). Die Vorbereitungsgruppe auf dem Podium Jonas Klein, Nina Koliha, Birte Schmidt, Marcus Müller,Niels Pagelsen, Claudius Broschk, Alan Mansur, Marcus Höhne Forum 2005 Wissensvermittlung Zu einer zweitägigen Veranstaltung in der Aula unserer Schule wurden für den ersten Tag fünf Experten geladen, die zu dem gewählten Thema Informationen aus einem unterschiedlichen Blickwinkel geben konnten. Sie standen anschließend den Schülerinnen und Schülern für eine Diskussion zur Verfügung. Diese tauschten im Anschluss in Kleingruppen, moderiert von Mitgliedern der Vorbereitungsgruppe, ihre Meinungen aus.
Die Experten: M. Ceran, Witschaftsattaché des Türkischen Konsulats Dr. Hendrik Fenz, Universität Hamburg Amke Dietert, Amnesty International Manfred Ertel, Redakteur des Magazins "Der Spiegel" Dr. Klaus Onnasch, Sprecher des interreligiösen Arbeitskreises in Kiel Meinungsbildung Die Politiker Der zweite Tag war ganz ähnlich strukturiert, nur dass hier die Meinungsbildung verstärkt im Vordergrund stand. Aus diesem Grunde nahmen vier Politiker die Positionen der Experten ein. Es wurde zuerst im Plenum gesprochen, anschießend erfolgte der Austausch in moderierten Kleingruppen, deren Ergebnisse wieder im Plenum präsentiert werden. Bettina Machaczek CDU-Bürgerschaftsangeordnete Manuel Sarrazin GAL-Bürgerschaftsabgeordneter Ziele Vural Öger SPD-Europaabgeordneter Gregor von Rosen FDP-Europa-Experte Mit dem Projekt wurden mehrere Ziele verfolgt. Für die Teilnehmer ging es einerseits um eine Wissensvermittlung zu dem genannten Thema, andererseits sollte das Forum der Meinungsbildung dienen. Durch die Teilnahme der Experten und Politiker erfolgte eine Öffnung der Schule nach außen. Da das Thema kontroverse Standpunkte erwarten ließ, sollte die Diskussion in Kleingruppen zu einer Annäherung der unterschiedlichen Standpunkte führen. Die Vorbereitungsgruppe (acht Schülerinnen und Schüler der Oberstufe) erwarb Kompetenzen im Bereich des Projektmanagements und der Moderation. Sie musste sich in das Thema selbständig einarbeiten. Und sie mussten erlernen nach welchen Kriterien ein geeigneter Fragebogen zu erstellen ist.
Ablauf Donnerstag, 2. Juni 2005 Zeit Aufgabe 8.15 8.20 Eintreffen der VS-Schüler Anwesendheitskontrolle 8.20 8.45 Ausfüllen der Fragebögen in den beiden Klassenräumen 8.30 8.50 Eintreffen der Experten und der Gäste in der Kantine Begrüßung durch Herrn Wolter 8.45 9.00 Eintreffen Aula 9.00 9.05 Begrüßung durch Herrn Püttjer Vorstellen der Gäste/Teilnehmer Begrüßung durch die Moderatoren Vorstellen der Spielregeln Festlegen der Reihenfolge für die Statements 9.05 9.45 Statements der Experten 9.45-10.30 Podiumsdiskussion Moderatoren bereiten einleitende Fragestellungen vor 10.30 11.15 Plenumsdiskussion 11.15-11.20 Überreichen der Anerkennung, Verabschiedung der Experten 11.15 11.45 Pause in der Kantine (für Gäste und VS) 11.45 12. 45 Moderierte Kleingruppen (deliberieren) 12.45 13.30 Ergebnisse der Kleingruppen werden im Plenum vorgetragen 13.30-13.40 Feedback-Runde Freitag, 3. Juni 2005 Zeit Aufgabe 8.30 8.50 Eintreffen der Politiker und der Gäste in der Kantine Begrüßung durch Herrn Wolter 8.45 9.00 Eintreffen der VS-Schüler in der Aula Anwesendheitskontrolle
9.00 9.05 Begrüßung durch Herrn Püttjer Vorstellen der Gäste/Teilnehmer Begrüßung durch die Moderatoren Vorstellen der Spielregeln Festlegen der Reihenfolge für die Statements 9.05 9.45 Statements der Politiker 9.45-10.30 Podiumsdiskussion Moderatoren bereiten einleitende Fragestellungen vor 10.30 11.15 Plenumsdiskussion 11.15 11.45 Pause in der Kantine (für Gäste und VS) 11.45 12. 30 Moderierte Kleingruppen (deliberieren) 12.30 13.15 Ergebnisse der Kleingruppen werden im Plenum vorgetragen 13.15-13.30 Ausfüllen der Fragebögen 13.30 13.40 Feedback Planung Die Vorbereitungsgruppe organisiert sich Oktober 2004 Information zum Forum Themensuche Aufgabenaufteilung Dez. 2004 - März 2005 - Vorbereitung des Forums Recherche zum Thema Entwicklung des Fragebogens Entwicklung der Informationseinheit Auswahl an Experten Einladung an Experten und Politiker April - Juni 2005 - Zeitnahe Vorbereitung Teilnehmer und Gäste einladen Raumfrage, Film, Photo, Mikrofone, Catering u.ä klären 2./3. Juni 2005 Deliberationsforum
Ergebnisse des Forums Eine Auswertung des Fragebogens ergab natürlich einen deutlichen Wissens-zuwachs während des Forums. Interessant waren aber die Meinungsfragen. Die Streuung ist ein Maß dafür, wie weit einzelne Messwerte von einander abweichen. Hier zeigte sich in der Regel, dass die Werte nach dem Forum dichter bei einander lagen. In diesem Sinne fand eine erhoffte Annäherung unterschiedlicher Standpunkte statt. In wie weit dies aber zu einer breiteren Akzeptanz einer Entscheidung zu dem Thema geführt hätte, konnte hier nicht untersucht werden. Ergebnisse des Projekts Insgesamt wird das Projekt als Bereicherung des Schulalltags empfunden. Schule öffnet sich und neue Wege der Wissensvermittlung werden beschritten. Das Konzept hat sich insgesamt bewährt. Vermisst wurde hier allerdings konkret die Kontroverse auf dem Podium. Außerdem konnte es bei dem Thema zu keiner Entscheidung kommen, deren Auswirkungen in der Schule spürbar würden. Zusammenfassend ergibt sich: Das Konzept insgesamt wird beibehalten. Die Öffnung nach außen wirkt sehr bereichernd für die Arbeit in der Schule. Zur Vorbereitung des Forums soll zukünftig ein Projektkurs eingerichtet werden. Die Schülerinnen und Schüler der Vorbereitungsgruppe erhalten eine Moderatorenschulung. Es sollte eine Problematik gefunden werden, die innerhalb der Schule zu einer echten Entscheidung führt. Die Teilnehmer des nächsten Deliberationsforums werden frühzeitig mit in die Vorbereitungsphase eingebunden. 6. November 2005, Gerd Püttjer