Günter Knieps / Hans-Jörg Weiß (Hrsg.) Fallstudien zur Netzökonomie
Günter Knieps Hans-Jörg Weiß (Hrsg.) Fallstudien zur Netzökonomie
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar. Prof. Dr. Günter Knieps ist Ordinarius für Wirtschaftspolitik und Direktor des Instituts für Verkehrswissenschaft und Regionalpolitik an der Universität Freiburg. PD Dr. Hans-Jörg Weiß ist Akademischer Rat am Institut für Verkehrswissenschaft und Regionalpolitik an der Universität Freiburg. 1. Auflage 2009 Alle Rechte vorbehalten Gabler GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2009 Lektorat: Susanne Kramer Renate Schilling Gabler ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.gabler.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung: KünkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg Druck und buchbinderische Verarbeitung: Krips b.v., Meppel Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in the Netherlands ISBN 978-3-8349-1239-8
Vorwort Vorwort Netze spielen in vielen Wirtschaftsbereichen eine zentrale Rolle: so wichtige Dienstleistungen wie Wasser, Strom, Gas, Verkehr, Telekommunikation und Post werden über Netzinfrastrukturen an die Konsumenten gebracht. Aus dem Spektrum der Regelungsbereiche netzgebundener Leistungen lassen sich zumindest drei Kernbereiche herauskristallisieren. Erstens: technische Regulierungsfunktionen wie Standardisierung und Netzsicherheit. Zweitens: Versorgungssicherheit und Universaldienstziele. Drittens: die Abgrenzung zwischen allgemeiner Wettbewerbspolitik und sektorspezifischer Regulierung. Es stellt sich eine Vielzahl von spannenden Fragen. In welchen Teilbereichen von Netzen ist Wettbewerb funktionsfähig? Wo hingegen ist der Missbrauch von Marktmacht zu erwarten? Wann und unter welchen Bedingungen muss der Eigentümer eines Netzes anderen Marktteilnehmern Zugang zu seinen Einrichtungen gewähren? Wie sieht die institutionelle Arbeitsteilung zwischen Kartellbehörden und Regulierungsbehörden aus? Welche Rolle spielen Universaldienste in innovativen Netzsektoren? Wie lassen sich Barrieren der Interoperabilität grenzüberschreitender Netze überwinden? Die Beantwortung dieser Fragen stellt eine Herausforderung sowohl aus der Perspektive unternehmerischer Entscheidungen von Netzbetreibern als auch aus Sicht volkswirtschaftlicher Entscheidungsträger (Kartellbehörden, Regulierungsbehörden, Verbraucherschutzverbände etc.) dar. Auf europäischer Ebene haben sich die ordnungspolitischen Rahmenbedingungen für die in den Netzindustrien aktiven Unternehmen innerhalb der letzten beiden Jahrzehnte grundlegend verändert. Maßgebliche Impulse für den ordnungspolitischen Wandel gingen von Liberalisierungsinitiativen der Europäischen Kommission aus. Die angestoßenen Reformen zielen auf eine Stärkung der Märkte, die Intensivierung des Wettbewerbs und die Schaffung zusätzlicher Freiräume für unternehmerisches Handeln. Die Anwendung netzökonomischer Konzepte auf konkrete Fragestellungen erfordert eine integrierte Vorgehensweise, in der die Analyse konkreter unternehmerischer Strategien und die Analyse konkreter wettbewerbspolitischer Zielsetzungen eng miteinander verzahnt sind. Diese Vorgehensweise wird im vorliegenden Sammelband exemplarisch anhand von acht Fallstudien veranschaulicht. Gleich in der ersten Fallstudie von G. Knieps über den Markt für Netzinfrastrukturkapazitäten wird das Spannungsfeld zwischen unternehmerischer Flexibilität und Regulierung ausgelotet und deren grundsätzliche Vereinbarkeit aufgezeigt. Die nächsten drei Fallstudien fokussieren die Kommunikationswirtschaft. Zunächst zeigt M. Vanberg auf, wie die im Internet sehr ausgeprägten Netzexternalitäten die V
Vorwort Unternehmensstrategien der Internetdiensteanbieter beeinflussen. Die vielfältigen Optionen und Anreize zur freiwilligen Netzzusammenschaltung werden dargestellt, analysiert und wettbewerbspolitisch bewertet. Die Fallstudie von F. Birke macht deutlich, dass der Übergang von schmalbandigen zu breitbandigen Telekommunikationsnetzen nicht nur die traditionellen Geschäftsmodelle der etablierten Netzbetreiber in Frage stellt (z.b. Internet-Telefonie), sondern auch neue Fragen im Zusammenhang mit sozial erwünschten Universaldienstleistungen aufwirft. In der Fallstudie wird dargelegt, wie eine konsistente Fortentwicklung der bisherigen Universaldienstregulierung aussehen könnte. Die Universaldienste stehen auch in der Fallstudie von G. Knieps, P. Zenhäusern und C. Jaag im Mittelpunkt. Die Entwicklungen in einzelnen europäischen Ländern, in denen die Postmärkte bereits vollständig geöffnet sind, zeigen, dass sich im Wettbewerb innovative Lösungen zur Bereitstellung von Universaldienstleistungen auch ohne staatliche Beiträge im Markt spontan ergeben können. Der Verkehrsbereich ist mit je einer Fallstudie aus den Sektoren Luftverkehr und Eisenbahn vertreten. G. Knieps und T. Neuscheler analysieren die aktuellen Reformansätze bei der Vergabe von Start- und Landerechten auf Flughäfen. Nachdem die EU-Kommission im April 2008 mitgeteilt hat, dass sie fortan den ungehinderten Sekundärhandel erlauben will, haben sich die Umsetzungschancen für marktorientierte Reformansätze verbessert. In der Fallstudie von G. Knieps und H.-J. Weiß wird auf Regulierungsprobleme der Eisenbahninfrastrukturen aus europäischer Perspektive eingegangen. Dabei werden insbesondere Reformvorschläge zur Schaffung von Interoperabilität als Voraussetzung für grenzüberschreitenden Eisenbahnverkehr gemacht. Ferner wird auf den Regulierungsbedarf insbesondere bei defizitären Eisenbahninfrastrukturen eingegangen. Schließlich fokussieren zwei Fallstudien die Energieversorgung. G. Brunekreeft und R. Meyer verdeutlichen am Beispiel der von der EU-Kommission angestrebten Entflechtung auf den europäischen Strommärkten, wie vielschichtig die Wechselbeziehungen zwischen Unternehmensstrategien und regulatorischen Eingriffen sein können. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf den jüngsten empirischen Studien zu den Effekten einer eigentumsrechtlichen Separierung. In der Fallstudie von M. Keller steht die Allokation von Durchleitungskapazitäten auf Erdgastransportmärkten im Mittelpunkt. Die Opportunitätskosten der Inanspruchnahme von Durchleitungskapazitäten sind der zentrale Referenzpunkt für die Beurteilung der Effizienzeigenschaften unterschiedlicher Zugangsmodelle. Die diesbezüglichen Regulierungsvorgaben in Deutschland sind ein gutes Beispiel dafür, dass die Potenziale für marktorientierte Preisstrukturen im Gassektor noch längst nicht ausgeschöpft sind. Im Mittelpunkt jeder der insgesamt acht Fallstudien steht die Anwendung netzökonomischer Konzepte auf aktuelle Fragestellungen in den liberalisierten Netzindustrien. Die Darstellung dieser Konzepte selbst muss aus Platzgründen auf das Notwendigste beschränkt bleiben. Eine ausführliche Einführung in die grundlegenden Konzepte der Netzökonomie bietet das Gabler-Lehrbuch Netzökonomie: Grundlagen VI
Vorwort Strategien Wettbewerbspolitik von G. Knieps. Zahlreiche Querverweise zwischen Fallstudien und Lehrbuch erleichtern die Orientierung und verdeutlichen die engen Bezüge zwischen theoretischen Konzeptionen und konkreten Anwendungen. Wir danken allen Autoren und Autorinnen für die Bereitschaft zur Mitwirkung und die reibungslose Zusammenarbeit. Darüber hinaus danken wir Marei Bittner und Patrique Wolfrum für die Kommentierung und das Korrekturlesen einzelner Kapitel und Monika Steinert für die Zusammenführung der Texte und die Erstellung der druckreifen Fassung. Freiburg, Mai 2009 Günter Knieps Hans-Jörg Weiß VII
Inhaltsverzeichnis Vorwort...V Günter Knieps Der Markt für Netzinfrastrukturkapazitäten: Zur Vereinbarkeit von unternehmerischer Flexibilität und Regulierung...1 Margit Vanberg Netzexternalitäten und Netzzusammenschaltung im Internet...27 Franziska Birke Universaldienst in Breitbandnetzen...53 Günter Knieps, Patrick Zenhäusern, Christian Jaag Wettbewerb und Universaldienst in europäischen Postmärkten...87 Günter Knieps, Tillmann Neuscheler Reformansätze bei der Vergabe von Start- und Landerechten auf Flughäfen...111 Günter Knieps, Hans-Jörg Weiß Regulierung der Eisenbahninfrastruktur: Marktmacht, Interoperabilität und das Defizitproblem...139 Gert Brunekreeft, Roland Meyer Entflechtung auf den europäischen Strommärkten: Stand der Debatte...171 Martin Keller Effiziente Allokation von Transportkapazitäten in Erdgasnetzen...203 Stichwortverzeichnis...219 IX