Züchtung von Zitterpappeln für Kurzumtriebsplantagen auf landwirtschaftlichen Flächen

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M e i n N a m e i s t E m i n a. I c h w u r d e a m g e b o r e n. I c h b i n n i c h t g u t i m T e x t e s c h r e i b e n, w e i l

Transkript:

Züchtung von Zitterpappeln für Kurzumtriebsplantagen auf landwirtschaftlichen Flächen, Volker Schneck, Dietrich Ewald, Heino Wolf Thünen-Institut für Forstgenetik Berlin, 19. Feb. 2013

Systematik der Gattung Populus L. Sektion Aigeiros (Schwarzpappeln) Tacamahaca (Balsampappeln) Populus (Weiß- / Zitterpappeln) Leucoides Turanga Verbreitung holarktisch holarktisch holarktisch östl. Eurasien und Nordamerika Eurasien und Ostafrika Abaso Nordamerika (Eckenwalder 1996) Folie 2

Ausgangssituation Die Aspe sinkt im Westen zum forstlichen Unkraut herab. In den östlichen Ostseeländern ist die Aspe von großer wirtschaftlicher Bedeutung. H.H. Hilf in: Das Pappeljahrbuch, 1947 Folie 3

Warum dennoch Zitterpappeln? Standortansprüche der Pappeln der Sektion Populus sehr genügsam hinsichtlich des Bodensubstrats sehr niedrige Ansprüche an klimatische Gegebenheiten kontinental geprägte Standorte bevorzugt bessere Standortverhältnisse (z.b. gute Wasserverfügbarkeit, günstiges Porenvolumen, verhältnismäßig tiefgründige Böden) begünstigen Wuchsleistung Züchterischer Vorlauf Folie 4

Züchtung mit Pappeln der Sektion Populus erste züchterische Selektionen wuchskräftiger Bäume setzte 1935 mit dem Auffinden triploider Aspen ein mit steigender Nachfrage der Zündholzindustrie Beginn gelenkter Kreuzungen zwischen P. tremula und P. tremuloides zur Erzeugung raschwüchsiger Hybriden in Schweden Aspen-Züchtung in DE in Müncheberg, Hann.Münden, Graupa, Großhansdorf und Waldsieversdorf in DE Prüfung in KUP seit 1983 (Abbachhof) Folie 5

Arthybriden in der Sektion Populus Europa / Asien natürlich / durch Kreuzung durch Kreuzung P. tremula P. wettsteinii P. canescens P. tremuloides P. alba P. smithii P. tomentosa P. grandidentata P. adenopoda? P. gamblei Asien P. guzmanantlensis P. siboldii P. simaroa P. monticola Folie 6 Amerika

Züchtungskonzept Sektion Populus (1) Auslese Kreuzungszüchtung Auslese von Kreuzungseltern verschiedener Arten Herstellen von Hybridfamilien NK-Prüfung Praxis Folie 7 geprüfte Familieneltern Mischung von Familien

Neuzulassungen Auswertung vorhandener Versuche: 140 Juwel 1 Mittel über 7 Versuchsflächen im konventionellen Anbau Juwel 2 120 Holsatia 100 Juwel 2 (Groß Dubrau 5 Turesson 141) Bereitstellung der Familieneltern zur Erzeugung des Vermehrungsguts (in Arbeit) Folie 8 80 BHD [%] Familieneltern zur Erzeugung von 2 Aspen-Nachkommenschaften neu zugelassen: Juwel 1 (Groß Dubrau 1 Turesson 141), 60 40 20 ta x gr ts x gr ta x ts gr x gr ts x ts ta x ta 0 0 25 50 Überlebensrate [%] 75 100

Vermehrungsgut der Kategorie Geprüft (1) Nachkommenschaften von Familieneltern Populus tremula P. tremula Bärenstein I Bärenstein II Graupa I Graupa II Populus tremula P. tremuloides Holsatia Juwel 1 Juwel 2 Vorwerkbusch Folie 9

Züchtungskonzept Sektion Populus (2) Auslese Auslese von Kreuzungseltern verschiedener Arten Kreuzungszüchtung Herstellen von Hybridfamilien NK-Prüfung Klonauslese Auslese von Individiuen Vegetativ-Vermehrung Klonprüfung Praxis Folie 10 geprüfte Einzelklone Klonmischungen

Nachkommenschaften versus Klone weitere Klone zulassungsfähig (Erhöhung der Angebotsvielfalt) 30 homogeneres Wachstum der Klone 25 Leistung mit Nachkommenschaften (insb. P. tremula P. tremuloides) preiswerter erreichbar Klone Sämlinge 20 BHD [cm] Leistungssteigerung durch Klonselektion -> Ausnahme BHD (Alter 22, 3 Flächen) * 15 10 P. tremula P. tremula x P. tremuloides Standard 5 0 Optimierung der Vegetativ-Vermehrung (FNR-Projekt: DendroMax) Folie 11 1 1 1 5 l1 tia au 14 14 14 Ih... r sa r r r l b x u u u u T T T Ho 95 x x x ßD W 1 1 1 ro G a1 a1 a1 un un un a a a Br Br Br 5 W

Vermehrungsgut der Kategorie Geprüft (2) Populus tremula P. tremula Populus tremula P. tremuloides Klone Ahle 1 Ahle 2 Ahle 4 Ahle 5 Ahle 13 Ahle 16 Ahle 17 Klone Münden 2 Münden 6 Münden 7 Münden 11 Münden 13 Münden 16 Münden 20 Klonmischungen Klonmischungen Ahle (1 bis 20) Mölmke (1 bis 20) Olpe (1 bis 20) Tapiau (1 bis 8) Beberbeck (1 bis 20) Münden (1 bis 20) Vaake (1 bis 20) Folie 12

Vermehrungsgut der Kategorie Geprüft (2) Populus canescens Klone Enniger Honthorpa Ingolstadt 3a Rudolf Schmidts Graupappel Schleswig 1 Schylp Marsch Folie 13

Züchtungskonzept Sektion Populus (3) Herstellung polyploider Kreuzungseltern Auslese Auslese spontan entstandener polyploider Kreuzungseltern in Wildbeständen Herstellen von Hybridfamilien aus di- und tetraploiden Individuen Kreuzungszüchtung NK-Prüfung Auslese von Individiuen Klonauslese Vegetativ-Vermehrung Klonprüfung Mischung von Familien Praxis Klonmischungen Folie 14 geprüfte Familieneltern geprüfte triploide Einzelklone

Polyploides Vermehrungsgut Erzeugung triploider Individuen: Verbesserung von Nachkommenschaften Auslese von Klonen (FNR-Projekte: Tetraploide, Mixoploide) Populus canescens - 3n - Folie 15

Vermehrungsgut der Kategorie Geprüft (3) Klon Populus tremula P. tremuloides - 3n Astria Folie 16

Züchtungskonzept Sektion Populus Auslese Auslese von Kreuzungseltern verschiedener Arten Kreuzungszüchtung Herstellung polyploider Kreuzungseltern Herstellen von Hybridfamilien aus di- und tetraploiden Individuen Herstellen von Hybridfamilien NK-Prüfung Klonauslese Praxis Folie 17 Auslese spontan entstandener polyploider Kreuzungseltern in Wildbeständen NK-Prüfung Auslese von Individiuen Auslese von Individiuen Vegetativ-Vermehrung Vegetativ-Vermehrung Klonprüfung Klonprüfung geprüfte Familieneltern geprüfte Einzelklone Mischung von Familien Klonmischungen geprüfte Familieneltern geprüfte triploide Einzelklone

Zitterpappeln - Für und Wider Vorteile: breitere Standortamplitude höhere Diversität hohe Stresstoleranz (z.b. gegenüber Frühlingstrockenheit) Qualität für stoffliche und energetische Nutzung Nachteile: Vermehrungsgut (Pflanzen) teurer als Steckhölzer anderer Pappelsektionen anfangs langsamerer Wuchs wenig Vermehrungsgut am Markt Folie 18

Zitterpappeln - Bewirtschaftungsmodelle 1. Umtrieb: mindestens 5j. energetische Nutzung Mähhäcksler, Stemster www.biodem.de 1. (+ folgende) Umtrieb: 10-15j. stoffliche + energetische Nutzung Forsttechnik 2. + folgende Umtriebe: 3j. (4j.), energetische Nutzung flächige Nutzung mit BioBaler (Schneiden / Abschlegeln und Ballen pressen) Folie 19

Danke für Ihre Aufmerksamkeit gefördert durch Folie 20 über die