Deutsch aus ferner Nähe DAFN 2005.03.20. E-Mail: fujinawa@ll.ehime-u.ac.jp 1. Konjunktiv subjunctive 1 2 2 2 (1)a. Wenn ich ein Millionär wäre, würde ich eine Weltreise machen. b. Ach, wenn ich doch ein Millionär wäre! c. Sie behaupten, sie hätten dich in der Mensa gesehen. d. Ich hätte eine Bitte an Sie. (1992: 95) & (2004: 175ff.) Erben (1964: 59ff.) Heidolph et. al. (1981: 525ff.) Hentschel & Weydt (1990: 106ff.) Weinrich (1993: 248ff.) Zifonun et. al. (1997: 1743ff.) Heidolph et. al. (1981: 533): Die Äußerung wird mit Rücksicht auf den Partner nicht endgültig festgelegt und als unter bestimmten Voraussetzungen geltend verstanden. Manchmal sind Voraussetzungen nicht mehr erkennbar, und der Konjunktiv II wird fast formelhaft gebraucht, [ 2 ] 2 Weinrich (1993: 257): Mit seiner eingeschränkten Geltung ist der restriktive Konjunktiv [= Konjunktiv II; YF] auch ein wichtiges Signal diskreten Verhaltens und steht häufig im Dienste der Höflichkeit. Der andere fühlt sich wahrscheinlich wohler, wenn ihm ein gewisser Spielraum des Handelns bleibt. Dieses Ziel erreicht ein Sprecher am leichtesten, wenn er dem, was er sagt, ein Signal beigibt, das die Geltung des Gesagten einschränkt. [= 2 ; YF] 1
(1d) 2. (2) Ich glaube, dass er krank ist. Ich weiß, dass er krank ist. Ich weiß nicht, ob er krank ist. dass ob w wenn V2 dass er gekommen ist/wäre ob er gekommen ist/wäre wann er gekommen ist/wäre wenn er gekommen ist/wäre cf. Fabricius-Hansen 1980 er ist/wäre gekommen cf. Lyons 1977, Zifonun et. al. 1997, 2000 p p (it is so: p) p (so be it: p) cf. Kiparsky & Kiparsky 1970 (3)a. Karl bedauert, dass er krank ist. b. Karl bedauert nicht, dass er krank ist. -----> Er ist krank. (4)a. Karl glaubt, dass er krank ist. b. Karl glaubt nicht, dass er krank ist. --x--> Er ist krank. (5)a. Karl weiß, dass er krank ist. b. Karl weiß nicht, dass er krank ist. (6)a. Ich weiß, dass er krank ist. b. Ich weiß nicht, ob/*dass er krank ist. cf. also Rinas 1997, Schulz 2003 I p p II p p II ~p ~p 2
I. p a.1) p p ich glaube, ich denke 2 V2 dass (7) Ich glaube, (dass) er kommt. a.2) p p I.a.1 ich glaube nicht, ich denke nicht dass V2 cf. Mikame 1986 (8) Ich glaube nicht, dass er kommt. a.3) p ~p ich weiß nichtich kann nicht sagen ob w (9) Ich weiß nicht, ob er kommt. Ich kann nicht sagen, wann er kommt. b.1) p p p ich wünsche ich will dass (10) Ich wünsche, dass er kommt. b.2) p (11) Ich würde mich freuen, wenn er käme. II. p a.1) p p ich weißich freue mich dass V2 (12) Ich weiß, dass er kommt. Ich freue mich, dass er kommt. a.2) p II.a.1) p denken ich hätte nie gedacht dass (13) Ich hätte nie gedacht, dass er kommt. 3
II. ~p a.1) p ~p p ich dachte V2 (14) Ich dachte, er käme. b.1) p I.b.1 I.b.1 ich wünsche ich wünschte V2 (15) Ich wünschte, er käme. I.a.1 p I.a.2 p p I.a.3 p ~p ~p I.b.1 p I.b.2 p II.a.1 p p II.a.2 p II.a.1 p p II.b.1 p 3. p p II.a.1 (16) Ich dachte, er käme. (= (14)) p p p II.b.1 (17) Ich wünschte, er käme. (= (15)) p p I.b.2 (18) Ich würde mich freuen, wenn er käme. (= (11)) p p II.a.2 (19) Ich hätte nie gedacht, dass er kommt. (= (13)) / 4
4. (grammaticalization) cf. Hopper & Traugott 2 2003: 175ff. bleachingunidirectionality cf. Diewald 1997, Heine et. al. 1992 Kon-junktiv sub-junctive Er ist nicht da. Er wäre nicht da. & 2004. 1992. 2000. 9, 231-267. Diewald, G. 1997. Grammatikalisierung. Eine Einführung in Sein und Werden grammatischer Formen. Tübingen: Niemeyer. Erbern, J. 1964. Abriß der deutschen Grammatik. Berlin: Akademie-Verlag. Fabricius-Hansen, C. 1980. Sogenannte ergänzende wenn-sätze. Ein Beispiel semantischsyntaktischer Argumentation, Festschrift für Gunnar Bech: Zum 60. Geburtstag am 23. März 1980, ed. by M. Dyhr et. al., Copenhagen: Institute for Germanic Philology. Heidolph, K.-E. & W. Flämig & W. Motsch (eds.) 1981. Grundzüge einer deutschen Grammatik. Berlin: Akademie-Verlag. Heine, B. & U. Claudi & F. Hünnemeyer 1991. Grammaticalization. A Conceptual Framework. Chicago & London: Chicago U.P. Hentschel, E. & H. Weydt 1990. Handbuch der deutschen Grammatik. Berlin et. al.: de Gruyter. Hopper, P. J. & E. C. Traugott 2 2003. Grammaticalization. Cambridge: CUP. Jäger, S. 1971. Gebrauch und Leistung des Konjunktivs in der deutschen geschriebenen Hochsprache der Gegenwart, Wirkendes Wort 21, 238-254. Kiparsky, P. & C. Kiparsky 1970. Fact, Progress in Linguistics, ed. by M. Bierwisch & K.-E. Heidolph, the Hague et. al.: Mouton, 143-173. Mikame, H. 1986. Die Einstellung des Sprechers zur Komplementsatzproposition und diesbezügliche syntaktische Phänomene bei Komplementsätzen mit daß, Deutsche Sprache 14, 323-337. Oakeshott-Taylor, J. 1984. Factuality, tense, intonation and perspective: Some thoughts on the semantics of think, Lingua 62, 289-317. Reis, M. 1977. Präsuppositionen und Syntax. Tübingen: Niemeyer. 1997. Zum syntaktischen Status unselbständiger Verbzweit-Sätze, Sprache im Fokus: Festschrift für Heinz Vater zum 65. Geburtstag, ed. by C. Dürscheid et. al., Tübingen: Niemeyer, 121-144. Rinas, K. 1997. Präsuppositionen und Komplementierung. Zur Erklärung von A.c.I-Konstruktionen, Langen Extraktionen, Neg-Raising, Verbzweit-Einbettungen, Kohärenten Konstruktionen und verwandten Phänomenen. Trier: WVT. Schulz, P. 2003. Factivity: Its Nature and Acquisition. Tübingen: Niemeyer. Weinrich, H. 1993: Textgrammatik der deutschen Sprache. Mannheim et. al.: Dudenverlag. Zifonun, G. & L. Hoffmann & B. Strecker 1997. Grammatik der deutschen Sprache. Berlin et. al.: de Gruyter. 5