3.4. Ausländer Anzahl und Anteil der Ausländer

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3.4. Ausländer Soziologisch wird eine Stadt häufig als ein Ort definiert, an dem es zum Alltag gehört, ständig fremden Menschen zu begegnen. Gemeint ist damit zum einen, dass wegen der Konzentration vieler Menschen an einem Ort nicht mehr jeder Einwohner den anderen kennen kann. Zum anderen ist damit gemeint, dass Zu- und Abwanderungen ein grundlegender Bestandteil der Stadtentwicklung sind, d.h. dass ständig Fremde in die Stadt ziehen und im Gegenzug Einheimische in die Fremde ziehen. Im soziologischen Sinne wird eine Stadt erst dann zu einer solchen, wenn einander fremde Menschen auf engem Raum zusammenleben und -arbeiten und wenn sie für diese spezielle Situation ebenso spezielle Formen und Regeln des Zusammenlebens finden, akzeptieren und praktizieren, d.h. eine städtische Kultur entwickeln. Der besondere Charakter städtischer Kulturen besteht darin, offen für das Fremde, das Andere zu sein, d.h. soziale und kulturelle Vielfalt nicht nur zu tolerieren, sondern gerade die Vielfalt als Motor für die Entwicklung der Stadt zu nutzen. In diesem Sinne wird der Fremde in einer Stadt nicht nur geduldet, sondern es wird versucht, ihn und das Neue, das er aus der Fremde mitbringt, in die städtische Kultur zu integrieren, um dadurch einen weiteren Fortschritt in der Stadtentwicklung zu erzielen. Die Zuwanderung fremder Menschen ist prinzipiell also nichts Negatives, sondern vielmehr ein notwendiger Bestandteil zum Wachstum sowie zur Weiterentwicklung der Stadt und des städtischen Lebens. Die schwierigste Aufgabe, die sich dabei stellt, ist die der Integration, die von den Einwohnern (und der Stadtverwaltung) geleistet werden muss. Wie schwierig eine Integration ist, hängt dabei wesentlich davon ab, wie fern oder nah die Kultur des Fremden von der einheimischen Kultur ist und welche Erfahrungen die einheimische Kultur mit der Integration von Fremden hat. Mit zunehmendem Abstand zwischen den Kulturen wird eine Integration schwieriger, insbesondere dann, wenn ein zentrales Mittel der Integration, nämlich die Kommunikation, durch verschiedene Sprachen erschwert wird. Eine unterschiedliche Sprache und große Abstände zwischen den Kulturen setzen also besonders hohe Anforderungen an die Integrationsleistung. Dieser hohe Grad an Integrationsleistungen ist besonders bei jenen Mitbürgern zu erwarten, die allgemein als Ausländer bezeichnet werden. Die Ausländerintegration stellt daher ein wichtiges Handlungsfeld innerhalb der Kommune dar. Hinter dem umgangssprachlichen Begriff Ausländer verbergen sich allerdings nicht nur Staatsangehörige anderer Länder, sondern auch ethnische Minderheiten, eingebürgerte Immigranten, Aussiedler und Kontingentflüchtlinge. Aufgrund der Datenlage können zur Situation der Ausländer in der Stadt im wesentlichen nur Aussagen zu Einwohnern mit anderer Staatsangehörigkeit (mit Hauptwohnsitz) gemacht werden. Über deutsche Staatsangehörige, die spezifischen ethnischen Gruppen angehören, eingebürgert wurden etc. gibt es keine Angaben (zu Kontingentflüchtlingen und Aussiedlern liegt z.b. nur die Gesamtzahl für M-V vor). Asylbewerber als spezifische Einwohnergruppe mit fremder Staatsangehörigkeit werden auf kommunaler Ebene nach Altersgruppen, Geschlecht und Leistungsbezug ausgewiesen. 3.4.1. Anzahl und Anteil der Ausländer Noch 1989 waren in Greifswald 2.99 Personen bzw. 4,4% der Einwohner ausländischer Herkunft, innerhalb eines Jahres nahm diese Zahl aber um 57% ab. Die ausländische Wohnbevölkerung stieg nach 1991 bis 1996 dann bis auf einen Höchststand von 2.16 Personen wieder kontinuierlich an. In den folgenden beiden Jahren ging die ausländische Bevölkerung wieder um knapp 25% zurück, erst im Jahr 21 war wieder ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen. Abb. 148: Entwicklung der Zahl der ausländischen Einwohner und Einwohnerquote in Prozent Anzahl 3 24 18 12 6 1989 1991 1993 Ausländer max. Anteil max. 1995 1997 1999 21 Ausländer min. 23 Anteil Ausländer min. 5% 4% 3% 2% 1% % * Im Jahrbuch der Stadt werden beide Zahlen ausgewiesen, vom STALA die höheren. Im Statistischen Jahrbuch der Stadt (22) sind zwei unterschiedliche Angaben zur ausländischen Wohnbevölkerung enthalten, die höhere Fallzahl Lagebericht zur sozialen Situation in der Hansestadt Greifswald 13

von 2.195 Personen 25 entspricht einem Einwohneranteil von 4,1% (Ausländerquote), während die Anzahl nach der Herkunft 1.591 Personen 26 ausweist, die eine Ausländerquote von 3% ergibt. Im folgenden stellt die erstgenannte Einwohnerzahl die Datengrundlage dar. In Deutschland insgesamt betrug 22 die Ausländerquote 8,9%, in einigen Stadtstaaten, wie Hamburg und Berlin sogar 14,8% bzw. 13,1%. In M-V liegt die Quote bei 2,3%. Auch im Vergleich zu anderen, deutschen Mittelstädten leben in Greifswald relativ wenige ausländische Bürger. Im Jahr 23 waren die Anteile der nichtdeutschen Wohnbevölkerung in Wismar (4,5%), Greifswald (4,3%) und Schwerin (4,2%) am höchsten. Die geringsten Ausländerquoten hatten Stralsund (1,7%) und Neubrandenburg (2,2%) 27. Die Daten zur ausländischen Wohnbevölkerung sind allerdings je nach Quelle höchst unterschiedlich. Für das Bundesland M-V existieren ebenfalls unterschiedliche Angaben: Während das Statistische Landesamt für Ende 21 eine Zahl von 35.142 ausländischen Personen nennt, leben nach Angaben der Ausländerbehörden sowie des Landesamtes für Asyl- und Flüchtlingsangelegenheiten in M-V hingegen nur 24.76 (1,4%) Personen nichtdeutscher Staatsangehörigkeit. Im Jahr 21 lebten im Bundesland Mecklenburg- Vorpommern 17.1 Spätaussiedler (Einwohneranteil 1%), Mitte 1996 waren es noch 8.3 Personen (,5%). Kommunale Angaben dazu gibt es nicht. Jüdische Emigranten, die in der Statistik als Kontingentflüchtlinge geführt werden und die meist aus Russland zuwandern, werden fast ausschließlich in den kreisfreien Städten Rostock, Schwerin und Wismar aufgenommen. Diesen Kommunen werden künftig dementsprechend weniger Asylbewerber zugewiesen. 28 Bundesweit wurden 22 6.8 Kontingentflüchtlinge registriert. 29 3.4.2. Geschlecht und Alter Die Angaben zu Geschlecht und Altersstruktur beziehen sich auf Angaben der Ausländerbehörde Greifswald. Der Anteil der Ausländerinnen erreichte schon 1993 41%. Ein Jahr später sank der Frauenanteil schlagartig auf 3% ab und stieg erst 25 Datengrundlage: Statistisches Landesamt Schwerin 26 Datengrundlage: Ausländerbehörde Greifswald 27 Der Vergleich bezieht sich auf Daten des STALA. 28 Pressemitteilung des Innenministeriums MV vom 1.7.23 29 http://text.bmi.bund.de/nurtext/dokumente/artikel/ ix_5148.htm? (8.3.24) wieder 1998 von diesem Niveau auf den aktuellen Anteil von 38% (23) an. Im Bundesgebiet liegt der Frauenanteil unter den Ausländern bei 46,9%; in M-V derzeit bei 38,8%. In den Hansestädten Greifswald und Stralsund ist der Anteil weiblicher Personen ausländischer Herkunft mit 38% bzw. 4% am geringsten; während in Rostock (45,3%) 3 nach Schwerin (51%) die höchsten Frauenquoten zu verzeichnen sind. Die ausländischen Einwohner sind gegenüber den deutschen deutlich jünger. Abb. 149: Alterspyramide der Ausländer 22 65 und älter 6 bis 65 55 bis 6 5 bis 55 45 bis 5 4 bis 45 35 bis 4 3 bis 35 25 bis 3 2 bis 25 15 bis 2 1 bis 15 6 bis 1 3 bis 6 bis 3 3 2 1 1 2 3 Männlich Weiblich Überschuss männl. Überschuss weibl. Der Anteil der unter 15jährigen Kinder ausländischer Herkunft erreicht 11,9% und ist damit ebenso hoch wie unter der Gesamtbevölkerung (11,6%). Jeder zweite ausländische Einwohner ist zwischen 2 und 35 Jahre alt. Die Altersgruppe der 2 bis 25-Jährigen ist mit knapp 2% am stärksten vertreten, was durch die ausländischen Studierenden bedingt ist. Ältere ausländische Einwohner gibt es hingegen nur in Einzelfällen, 1,8% zählen zu der Altersklasse 65 Jahre und älter. Unter den Greifswaldern ist der Anteil hingegen 9mal höher (15,9%). Besonders hohe Männerüberschüsse sind in allen Altersklassen zwischen 2 und 5 Jahren zu verzeichnen. Die Kennzeichen in der Altersstruktur sind einerseits darauf zurückzuführen, dass der Großteil der hier lebenden Ausländer noch der 1. Generation zuzurechnen ist und dass andererseits jüngere, meist männliche Arbeitsimmigranten sowie aus- 3 Stadteigene Angaben 14 Lagebericht zur sozialen Situation in der Hansestadt Greifswald

ländische Studierende zu dieser spezifischen Altersstruktur führen. 3.4.3. Herkunft Nach den Daten der Ausländerbehörde kommen die Ausländer zu mehr als der Hälfte (52%) aus europäischen Ländern, während 15% aus Afrika und 29% aus Asien stammen. Die Staatsangehörigkeit unter den ausländischen Einwohnern Greifswalds ist durch eine relativ heterogene Verteilung gekennzeichnet, kein Land erreicht einen Anteil unter den Ausländern von über 8%. Russland und Jugoslawien sind aktuell die wichtigsten Herkunftsländer. Zu den frühen 9ern können aufgrund fehlender Daten keine Aussagen getroffen werden. Im Jahr 1995 waren noch 19% der ausländischen Einwohner rumänische Staatsbürger, infolge des Rücknahmeabkommens fiel der Anteil bis 1998 auf 1% ab. In den letzten Jahren geht auch die Zahl ungarischer und jugoslawischer Staatsbürger zurück, während unter den aus Russland und Vietnam stammenden Personen eine leichte Zunahme zu verzeichnen ist. Auch die Zahl von Zuwanderern aus Armenien und Polen nimmt nach stärkeren Rückgängen wieder zu. Abb. 15: Entwicklung der Herkunftsstruktur der ausländischen Einwohner 35 3 25 2 15 1 5 381 1995 1996 1997 1998 1999 2 21 22 Jugoslawien Rumänien Türkei Armenien Polen Russische Förderation Ungarn Vietnam Wie auch in Stralsund gibt es in der Hansestadt keine ausgeprägte Dominanz eines Herkunftslandes unter der ausländischen Bevölkerung. Ebenso leben vglw. wenige Personen russischer Staatsangehörigkeit hier. Vietnamesische Staatsbürger sind in den ehemaligen Bezirksstädten Schwerin, Neubrandenburg und Rostock zwei- bis dreimal stärker vertreten (1 15%). Der Anteil an Zugewanderten aus afrikanischen Ländern ist dagegen bspw. ca. fünfmal höher als in Neubrandenburg (3,3%) und Schwerin (2,7%). Im Bundesdurchschnitt kommen 79% der Ausländer aus europäischen Ländern (davon 3% aus EU-Staaten und 25% aus der Türkei). Vietnam, Ukraine und Rußland machen mit jeweils 2% bzw. 1,7% nur einen geringen Anteil aus. In den Hansestädten Greifswald und Stralsund sind vietnamesische Staatsangehörige in einem deutlich geringeren Maße (4% bzw. 6,6% der Ausländer) vertreten als in Schwerin, Neubrandenburg und insbesondere in Rostock, wo fast 15% der Nichtdeutschen aus Vietnam kommen. 3.4.4. Erwerbsbeteiligung Die in Greifswald lebenden Ausländer befinden sich zu 87% im erwerbsfähigem Alter zwischen 15 bis unter 65 Jahre. Unter den deutschen Einwohnern ist die Erwerbsfähigenquote um 15 Prozentpunkte geringer. Wie hoch die tatsächliche Erwerbsbeteiligung der Ausländer allerdings ist, lässt sich nicht ermitteln. Zur Verfügung stehen die Daten zu den sv-pflichtig Beschäftigten und zu den Arbeitslosen. Danach lebten Mitte 23 in Greifswald 28 svpflichtig Beschäftigte ausländischer Herkunft am Wohnort, die damit einen Anteil von 1,2% an den Beschäftigten haben. Die Erwerbsbeteiligung ist äußerst gering, so erreicht der Anteil der svpflichtig Beschäftigten an den Erwerbsfähigen lediglich 1,4%, unter den deutschen Einwohnern sind es in der Altersklasse hingegen 48%. Allerdings ist anzunehmen, dass die Beschäftigtenquote höher ist, denn relativ viele Ausländer sind selbständig tätig (Gastronomie, Handel etc.) bzw. arbeiten als mithelfende Familienangehörige. Andererseits wird die Quote geringer als bei Deutschen sein, denn berücksichtigt werden müssen auch Asylbewerber, die überwiegend keine Arbeitserlaubnis besitzen sowie ausländische Studierende, die als Nichterwerbspersonen gelten. In Greifswald arbeiteten zum gleichen Zeitpunkt 213 Personen nichtdeutscher Herkunft als svpflichtig Beschäftigte (am Arbeitsort), die damit einen Anteil von,99% an der Beschäftigtenanzahl haben. Am 31.12.23 waren 1 Personen arbeitslos gemeldet. Der Anteil an den Personen im erwerbsfähigen Alter beläuft sich damit auf einen Wert von 5,%, während diese Quote unter Deutschen dreimal so hoch ist (14,9%). Zwischen den Geschlechtern bestehen hinsichtlich des Anteils an der erwerbsfähigen Bevölkerung keine Unterschiede. Ende der 9er war in Greifswald eine Abnahme sozialversicherungspflichtig beschäftigter Auslän- Lagebericht zur sozialen Situation in der Hansestadt Greifswald 15

der am Arbeitsort um 22% zu verzeichnen. In den Folgejahren nahm deren Anzahl wieder stark zu und konnte sich bis 23 fast verdoppeln. Die Zahl der Beschäftigten am Wohnort stagniert seit 21 bei 2 Personen. Abb. 151: Entwicklung der sv-pflichtig beschäftigten ausländischer Arbeitnehmer in Greifswald Anzahl 25 2 15 1 5 1997 1998 1999 2 21 22 23 SVB WO Anteil an SVB WO Ges. SVB AO Anteil an SVB AO Ges. 1,5% 1,2%,9%,6%,3%,% Nichtdeutsche sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort sind in Greifswald etwas stärker als in Rostock (1,%) und Schwerin vertreten (,9%). Um die Hälfte kleiner sind diese Quoten in Stralsund und Neubrandenburg. Im Bundesdurchschnitt beträgt dieser Anteil hingegen 7,4%. 3.4.5. Sozialhilfeempfänger und Empfänger von Asylbewerberleistungen Von allen Personen ausländischer Herkunft bezogen Ende 23 5,% (114 Personen) laufende Hilfe zum Lebensunterhalt. Die Sozialhilfequote liegt damit auf gleicher Höhe wie unter der deutschen Bevölkerung (5,%). Aufgrund des geringen Bevölkerungsanteils ist der Ausländeranteil an den HLU-Empfängern mit 4,3% gering. Obwohl die Zahl und der Anteil der Ausländer in Greifswald in der zweiten Hälfte der 9er Jahre nur geringen Schwankungen unterlag, stieg die Sozialhilfeabhängigkeit der Ausländer in diesem Zeitraum enorm an. Sowohl der Ausländeranteil an allen HLU-Empfängern stieg von fast auf knapp 6%, als auch die Sozialhilfequote der Ausländer von fast auf über 7%. Seit drei Jahren ist eine Trendwende festzustellen, da die Zahl ausländischer HLU-Empfänger nur noch leicht ansteigt bzw. zurückgeht. So besteht aufgrund der entgegengesetzten Entwicklung hinsichtlich des Sozialhilfebezugs inzwischen keine Differenz mehr zwischen der Quote deutscher und ausländischer HLU-Empfänger. Abb. 152: Ausländische und Deutsche HLU- Empfänger in HGW (STALA) 9% 8% 7% 6% 5% 4% 3% 2% 1% % 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2 21 22 23 Ausländeranteil in HGW Ausländeranteil an HLU-Empfängern Sozialhilfequote Ausländer Sozialhilfequote Deutsche Die Sozialhilfebedürftigkeit unter den Ausländern ist in den einzelnen Kommunen höchst unterschiedlich ausgeprägt. Im Landesdurchschnitt empfängt jeder achte ausländische Einwohner Sozialhilfe. Die niedrigste Sozialhilfequote wurde mit 1,3% in Stralsund registriert (13 Fälle), die höchste wies das STALA für Schwerin aus, wo 23 ca. 1.78 der 4.2 ausländischen Einwohner Laufende Hilfe zum Lebensunterhalt bezogen (42%). Überdurchschnittliche Quoten ausländischer HLU-Empfänger sind auch in Wismar (16,8%) und Rostock (22: 22,6%) zu verzeichnen. In Greifswald sind dementsprechend vglw. wenige ausländische Einwohner sozialhilfebedürftig. Asylbewerber erhalten seit dem 1.11.1993 keine Sozialhilfe mehr, sondern Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. Aktuell empfangen 212 Asylbewerber Regelleistungen 31, die einen Anteil von 13,3% an der ausländischen Bevölkerung haben und,4% der Gesamtbevölkerung entsprechen. Grundleistungen wurden von 79% der Asylbewerber bezogen, Hilfe zum Lebensunterhalt wird als Leistungsform nicht mehr gewährt. Der geringe Frauenanteil von 39% an den Asylbewerbern entspricht dem unter der ausländischen Gesamtbevölkerung. Zum Alter der Asylbewerber/innen ist kein Datenmaterial verfügbar. Ende September des Jahres waren knapp 23% der Asylbewerber dezentral untergebracht, während 31 Leistungsberechtigt sind nach dem Asylbewerberleistungsgesetz, Asylbewerber(innen), die eine Aufenthaltsgestattung nach dem Asylverfahrensgesetz, eine Aufenthaltsbefugnis oder Duldung besitzen bzw. Ehegatten oder minderjährige Kinder der zuvor genannten Ausländer(innen) sind. 16 Lagebericht zur sozialen Situation in der Hansestadt Greifswald

die anderen in den zwei Gemeinschaftsunterkünften der Stadt lebten. 32 In den frühen 9ern befanden sich die Asylbewerberzahlen auf einem weit höherem Niveau als nach der Asylrechtsänderung. In den Jahren 1992 und 1993 wurden mit ca. 68 bzw. 67 Personen 33 die höchsten Asylbewerberzahlen registriert. Seit 2 entsprechen die in Greifswald lebenden Asylbewerber gerade noch ⅓ des damaligen Niveaus. Der Frauenanteil schwankte im dargestellten Zeitraum zwischen 34 und 4%, lediglich im Jahr 2 waren knapp die Hälfte der Regelleistungsempfänger weiblichen Geschlechts. Abb. 153: Empfänger von Asylbewerberleistungen in Greifswald 1995-22 Anzahl 6 5 4 3 2 1 1995 1996 1997 1998 1999 2 21 22 Regelleistungsempfänger R. je 1. EW Der Bevölkerungsanteil dieser Personengruppe ist in Greifswald und Stralsund mit 4 am höchsten; im Landesdurchschnitt beträgt diese Quote 3,5. Im Verhältnis zur Bevölkerung leben in den Großstädten Rostock und Schwerin am wenigsten A- sylbewerber (1,2 bis 2 ). In Stralsund und Neubrandenburg zählt jeder vierte Ausländer zu der Gruppe der Asylbewerber, während in Rostock und Wismar ca. jeder 12. ausländische Einwohner in diese Kategorie fällt. In Schwerin sind es sogar nur 3%. Ende 21 lebten in M/V 6.37 Asylbewerber bzw. ehemalige Asylbewerber mit Duldung, deren Anzahl ungefähr mit der Zahl der Regelleistungsempfänger (6.315) übereinstimmt. Im Bundesland sind somit ca. ¼ der ausländischen Wohnbevölkerung dieser Migrantengruppe zuzuordnen. Am 6.1.1992 wurden noch 14.24 Asylbewerber erfasst, so dass deren Anzahl inzwischen um mehr als die Hälfte zurückgegangen ist. 32 Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage des Abgeordneten M. Schädel, Drucksache 3/3135; 27.9.22 33 Quelle: Statistisches JB 1993, S.38; im JB 1994/95 werden geringere Fallzahlen aufgeführt 6, 5, 4, 3, 2, 1,, je 1. Einwohner 3.4.6. Bildung Die Zahl ausländischer Schüler/-innen ist seit 1991 von 18 auf 132 Personen (Schuljahr 23/4) rasch angestiegen. Sie erreichen damit einen Anteil von 2,2% an der gesamten Schülerzahl. Die größte Gruppe (4,1%) wird von Grundschülern gestellt. Die Entwicklung ist aber nicht wie in den meisten anderen Städten durch einen stetigen Anstieg gekennzeichnet, sondern neben schnellen Zuwächsen kommt es auch zu Stagnationsphasen (1999 bis 21, 23) und Rückgängen (1998). In M-V lag im Schuljahr 23/4 der Ausländeranteil unter den Schülern aller Schularten unter 1,5%, im Bundesdurchschnitt sind es 9,8% (22). Den mit Abstand höchsten Ausländeranteil gibt es mit 4,6% in Schwerin. In Rostock, Greifswald, und Wismar liegen die Anteile zwischen 2,2% und 2,6%. In Neubrandenburg und Stralsund befindet sich diese Quote hingegen unter 1,4%. Abb. 154: Entwicklung des Ausländeranteils an den Schulen in Prozent 3,% 2,5% 2,% 1,5% 1,%,5%,% HRO HST HWI HGW NB SN MV 4,58% 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2 21 22 23 An der Universität nahm die Zahl ausländischen Studierenden seit 1991 von 139 auf 473 Personen im Jahr 23 relativ kontinuierlich zu. Da die Studierendenzahlen insgesamt stärker stiegen, ging der Anteil der ausländischen Studierenden von 6,4% (1993, 1996) vorübergehend auf 4,8% (2) zurück, um dann wieder leicht anzusteigen. In Greifswald studieren an der Universität insgesamt 473 Ausländer, die einem Anteil von 5,3% entsprechen. Der Anteil der ausländischen weiblichen Studenten ist seit 1992 von 31% auf 49% gestiegen. Im Bundesdurchschnitt beträgt die Ausländerquote an den Hoch- und Fachhochschulen 11,7% (22), in M-V sind es 5,9%. Dabei ist an den Universitäten des Landes und der Hochschule Wismar der Ausländeranteil deutlich höher als an Lagebericht zur sozialen Situation in der Hansestadt Greifswald 17

den Fachhochschulen Neubrandenburg und Stralsund, in denen in der zweiten Hälfte der 9er aber ein stärkerer Zuwachs an nichtdeutschen Studierenden registriert werden konnte. Tab. 3: Ausländeranteile an den Hochschulen Ausländische Studierende 1995 Ausländische Studierende 23 absolut in % absolut in % Universität Greifswald 34 6,1% 473 5,3% Universität Rostock 29 3,3% 849 6,3% Hochschule für Musik und Theater Rostock 2 7,2% 152 33,5% FH Neubrandenburg 7,7% 64 3,1% FH Stralsund 16 1,5% 115 3,9% Hochschule Wismar 61 2,8% 248 6,% Gesamt 698 3,8% 1.91 5,9% In MV betrug 23 der Anteil ausländischer Personen an den Tatverdächtigen 9,4%. Wie in den meisten Kommunen sind Straftaten gegen strafrechtliche Nebengesetze der häufigste Tatbestand (42% aller ausländischen Tatverdächtigen). 3.4.7. Infrastruktur für Ausländer In Greifswald gab es im Jahr 22 zwei Asylbewerberheime, die sich am Rand der Großwohnsiedlung Schönwalde I befinden. Zur Kapazität und Belegung liegen keine Daten vor. Die Arbeitsfelder eines in Greifswald ansässigen Psychosozialen Zentrums umfassen im wesentlichen Unterstützungsangebote für Migranten und insbesondere Flüchtlinge, wie z.b. psychologische, posttraumatische, soziale und rechtliche Beratung, Integrations- und Orientierungshilfen. Neben dem Greifswalder Büro, das täglich geöffnet ist, werden in regelmäßigen Abständen 12 Standorte (meist Asylbewerberheime) in der Region Vorpommern und Ostmecklenburg aufgesucht. Eine zweite Interessenvertretung ist der in der Innenstadt ansässige Verein grenzenlos e.v., der neben der Unterstützung von Zugewanderten eher die Zielsetzung verfolgt, über kulturpolitische Veranstaltungen Begegnungen zwischen deutschen und ausländischen Personen zu fördern. In der Großwohnsiedlung Schönwalde II befindet sich ferner ein vorwiegend von muslimischen Studenten genutzter Gebetsraum. In der städtischen Verwaltung war bis Ende 23 eine Ausländerbeauftragte tätig, die als Ansprechpartnerin für ausländische Greifswalder Einwohner, aber auch als deren Interessenvertretung fungierte. Die Aufgaben wurden an das seit 1991 bestehende Psychosoziale Zentrum übertragen. 3.4.8. Kriminalität Zur Kriminalität und den ermittelten Tatverdächtigen unter ausländischer Bürgern sowie der Jugendgerichtshilfe für ausländische Jugendliche wird keine städtische Statistik veröffentlicht. 18 Lagebericht zur sozialen Situation in der Hansestadt Greifswald