Die beiden Verzeichnisse von 1905/1906 sind identisch. Diese Büchlein sind nur noch antiquarisch zu bekommen.

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Transkript:

Verschollene Kernobstsorten in Vorarlberg Für die Geschichte des Obstbaues sind die alten Verzeichnisse (Sortenempfehlungen) eine wichtige Quelle. Dort finden sich auch Sortennamen, die bei der Bestimmung von Obstsorten aus alten Beständen einen wichtigen Hinweis geben. Erst Verzeichnisse gibt es aus 1840 (Johann Michael Seyfried) und aus 1887 (Denkschrift des Vorarlbergischen Landwirtschafts-Vereines). Beide Verzeichnisse leider ohne Beschreibungen und Bilder. Die Verzeichnisse aus den Gründungsjahren der ersten Vorarlberger Obstbauvereine mit kurzer Beschreibung, die wir verwendet haben, sind: OGV Dornbirn: Verzeichnis der besten in Vorarlberg verbreiteten Kernobstsorten 1897 (Broschüre anlässlich der 100 Jahr-Feier) Max. Schmidinger: Normalsortiment des Kernobstes für Vorarlberg, 1899 Vorarlberg. Landwirtschafts-Vereine (Hrsg.): Normalsortiment des Kern- und Steinobstes für Vorarlberg. 1905. Max. Schmidinger: Normalsortiment des Kern- und Steinobstes für Vorarlberg 1906 Rudolf Sperger: Das Vorarlberger Obstsortenverzeichnis (nach der Umarbeitung im Jahre 1929 (in Wegleitung zum erfolgreichen Obstbau 1930, 1. Auflage). Die beiden Verzeichnisse von 1905/1906 sind identisch. Diese Büchlein sind nur noch antiquarisch zu bekommen. Es kann davon ausgegangen werden, dass die empfohlenen Sorten stark verbreitet wurden und daher noch Restbestände vorhanden sein müssten. Trotzdem konnten die folgenden Sorten aus diesen alten Verzeichnissen im Rahmen der bisherigen Inventarisierung (2004-06) nicht mehr aufgefunden werden. Zu den Ergebnissen dieser Arbeit wird auf frühere Beiträge verwiesen bzw. auf www.kernobstbodensee.org. Im folgenden eine Beschreibung einiger ausgewählter Sorten. Juli-Dechantbirne (Julidechantsbirne)

Abb. 1: Juli Dechantsbirne (aus Schweizerischer Obstbauer; Schnittbild von Fr. Lucas 1894) Diese Sommertafelbirne war früher weit verbreitet und stammt wahrscheinlich aus Frankreich. Sie ist in den Verzeichnissen von 1897 bis 1906 erwähnt. Sie gilt als sehr fruchtbar und für Zwerg- und Hochstammbäume geeignet. Sie darf aber nicht mit der Bunten Julibirne verwechselt werden. Beschreibung: Frucht reift Mitte Juli, kleine, kegelförmig abgestumpfte Form, dünne hellgrüne, später zitronengelbe Schale, sonnseits schön gerötet, z.t. leicht streifig Stil mittellang, leicht gebogen, offener bis halb offener Kelch in flacher, enger Kelchgrube. Gelblich weißes, schmelzendes süßes Fruchtfleisch. Blätter elliptisch bis oval mit scharf gesägtem Rand und dünnem langem Stiel (Beschreibung aus Hartmann et.al. 2004). Weiße Herbstbutterbirne (Kaiserbirne) Diese Wirtschafts- und Mostbirne findet sich 1897 und 1899 in den Vorarlberger Verzeichnissen, nicht jedoch mehr im Jahre 1905/1906. Hier wurde sie aus den Verzeichnissen bereinigt und andere Birnen aufgenommen. Sie gilt als hervorragende und damals weit verbreitete Tafelbirne mit einem angenehm süßen Geschmack und einem Mandelton.

Abb. 2: Weiße Herbstbutterbirne (aus Deutschlands Obstsorten; Schnittbild von Fr. Lucas 1894) Beschreibung Ei- bis stumpfkegelförmige mittelgroße Birne, pflückreif noch mattgrün und glänzend, dann gelb bis zitronengelb, öfter auch etwas gerötet, feine graubraune Schalenpunkte, häufige Rostfiguren, Stiel mittellang und zum Ende verdickt. Die Kelchblätter sind fleischig verdickt. Eine Kelchgrube ist praktisch nicht vorhanden. Die Blüte ist früh. Trägt unregelmäßig (Beschreibung aus Votteler 1986; Hartmann et.al. 2004). Reift im Oktober, mittel bis groß, gelb, rostig, etwas geröthet. Macht große, breitkronige Bäume und braucht guten Boden. Auch als Tafelfrucht geeignet (Schmidinger 1899). Dornbirne Diese Most- und Dörrbirne wird in den Verzeichnissen von 1897 bis 1906 erwähnt. Sie reift im September. Sie ist lt. Schmidinger 1899 auch in der Schweiz als sehr gute Dörrbirne bekannt und verbreitet. Ein Standort mit dieser Nennung befindet sich in Frastanz, von dem die Bilder unten stammen. Der Baum (und zwei weitere) wurden in den 30er Jahren von einem Nachbarn veredelt. Die alten Veredelungsstellen sind gut erkennbar. Die Reiser dafür stammen aus Altenstadt. Die Bäume haben mit Feuerbrand zu kämpfen und tragen heuer sehr stark.

Abb. 3: Die als Dornbirne bezeichnete Birne aus Frastanz (2007) Abb. 4: Ein Baum der Dornbirne. Mitte das typische dichte Laub. Rechts die Veredelungsstellen an der Rinde noch erkennbar Beschreibung Sie ist groß, glockenförmig und rotbackig. Der Baum weist einen schönen pyramidalen Wuchs auf, mit dunkelgrünem, dichtem Laub. Eignet sich auch für höhere Lagen (Schmidinger). Eine weitere Quelle für die Dornbirne findet sich in der Schweiz bei Urs Müller, einem Birnenspezialisten von Fructus. Das folgende Bild stammt von ihm. Trotz des gleichen Namens ist es nicht erwiesen, dass es sich um die gleiche Sorte handelt. In der Pomologischen Literatur findet sich kein Hinweis auf diese Birne. Es ist zu vermuten, dass sie in Vorarlberg diesen Namen bekommen hat. Daher ist die Frage nach dem offiziellen Namen dieser Birne noch offen.

Abb. 5: Eine weitere Dornbirne von Urs Müller, Fructus.ch. Nicht identisch. Wengenbirne Diese Wirtschafts- und Mostbirne wird im September reif. Die Frucht ist groß, lang, gelb und geröthet. Der Baum soll groß und breitkronig werden und ist auch für höhere Lagen geeignet (Schmidinger 1899). In späteren Verzeichnissen wird die Wengenbirne nicht mehr erwähnt. Auch in der Literatur gibt es keinen Hinweis auf diese Birne. Ein Baum aus Götzis-Meschach wurde als einziger unter diesem Namen gemeldet. Eine Bestimmung ist mangels Vergleichsliteratur und sonstigen Bäumen derzeit nicht möglich. Abb. 6: Wengenbirne vom gemeldeten Standort in Götzis-Meschach. Eine sichere Bestimmung ist derzeit nicht möglich.

Diese Beschreibungen sollen fortgesetzt werden. Für die weitere Arbeit zur Erhaltung dieser alten Obstsorten wäre es nützlich wenn weitere Standorte dieser erwähnten Sorten gemeldet würden, um so die Namensgebung abzusichern. Fragen und Anregungen richten Sie am besten per Email an den Autor. Sollten Sie unbekannte alte Sorten in ihrem Bestand haben, können diesen Herbst noch Fruchtmuster abgegeben werden, um diese zu bestimmen. Erwähnte Fachbücher: Hartmann, W. et.al.: Farbatlas Alte Obstsorten. Ulmer Verlag. Votteler, W.: Verzeichnis der Apfel- und Birnensorten. Obst- und Gartenbauverlag. München 1986. Dr. Richard Dietrich, NLE Lerchenauerstr. 45 6923 Lauterach www.nle.at www.kernobst-bodensee.org