1. Aufbau meines Referates

Anmerkung: Dieses Referat über Dürrenmatts Versprechen hielt ich im Pro-Seminar "Kriminal- und Detektivromane in der (Trivial-) Literatur" Die Zuhörer kannten die Merkmale trivialistischer Krimis. Auf Grund des Pro-Seminars ist dieses Referat auch keine allgemeine Interpretation des Werkes, mein (unser) Fokus lag vielmehr am Protagonisten, an der Figur des Detektivs/Kommissars! REFERAT: DAS VERSPRECHEN 1. Aufbau meines Referates ERZÄHLE wie das Buch aufgebaut ist GEHE mit eurer Hilfe auf den Kommissar dieses Detektivromans ein, der zutiefst trivial ist und ERKLÄRE dann, warum "Das Versprechen" absolut keine Trivialliteratur ist. Abschließend BEFASSE ich mich noch kurz mit der Intention des Autors. Biografisches und die Sprache Dürrenmatts lasse ich aus Zeitgründen im Referat aus, findet sich jedoch in der Handreichung. Für all' jene die es nicht wissen: Dürrenmatt ist neben Max Frisch der herausragendste Schweizer Autor. Berühmt vor allem durch "Der Besuch der alten Dame" und "Die Physiker" 2. Wovon handelt dieses Buch: 1. Es handelt von Dr. H., Hauptkommissar (i.r. jetzt Nationalrat), der eine Geschichte an 2. einen Schriftsteller (alles deutet darauf hin, dass es F. Dürrenmatt selbst ist) erzählt und diese Geschichte handelt über einen 3. Kommissar (hohen Polizeibeamten) und seinen Fall. Dr.H. er weiß alles Autor er erfährt alles Kommissar Dr. Matthäi 3. Inhalt Mit einem besonderen Fokus auf Trivialliteratur file:///d /Refs/_To%20Do/13_01_06/Tag%201/dasVersprechen_Referat.html (1 von 7)03.03.2006 09:38:45

Buch beginnt, dass der Schriftsteller ein Referat über "die hohe Kunst, Kriminalromane zu schreiben" (Seite 5) hält. Einer der wenigen Zuhörer ist Dr. H., der anbietet, Autor in seinem Auto von Chur zurück nach Zürich zu bringen. Dr. H. erklärt Autor, dass seine Ansichten über Krimiromane falsch sind und beweißt dies anhand eines Fallbeispieles: Der Fall des Kommissars Matthäi! FRAGE: Trivialliteratur OK? Natürlich der LETZTE Fall... Kommissar Matthäi ist auch trivialistisch! Wie sieht er aus? Wie arbeitet/handelt er? Wie sieht seine Karriere aus? Wenn keine Serie wie Derrick sondern nur 1 Film, wie sieht es dann mit der Karriere von Matthäi aus? (letzte Fall vor der Rente; hier vor dem Aufstieg der Karriereleiter) ANTWORT / Auflösung I. Kommissär Matthäi (Buch Seite 14f.): "Er war ein einsamer Mensch, stets sorgfältig gekleidet, unpersönlich, formell, beziehungslos, der weder rauchte noch trank, aber hart und unbarmherzig sein Metier beherrschte, ebenso verhasst wie erfolgreich. Ich bin nie recht klug aus ihm geworden. Ich war wohl der einzige, der ihn mochte weil ich klare Menschen überhaupt liebe, wenn mir auch seine Humorlosigkeit oft auf die Nerven ging. Sein Verstand war überragend, doch durch das allzu solide Gefüge unseres Landes gefühllos geworden. er war ein Mann der Organisation, der den Polizei-Apparat wie einen Rechenschieber handhabte. Verheiratet war er nicht, sprach überhaupt nie von seinem Privatleben und hatte wohl auch keines. Er hatte nichts im Kopf als seinen Beruf, den er als Kriminalist von Format, doch ohne Leidenschaft ausübte. So hartnäckig und unermüdlich er auch vorging, seine Tätigkeit schien ihn zu langweilen, bis er eben in einen Fall verwickelt wurde, der ihn plötzlich leidenschaftlich werden ließ. II. Matthäis Karriere: "Dabei stand Dr. Matthäi gerade damals auf dem Höhepunkt seiner Karriere (Seite 15) So ein Mann kann natürlich nicht Hauptkommissar einer Abteilung werden (zu viele Differenzen, Pädagoge ihn ihm fehlt). Lösung: Man schichte ihn nach Jordanien (In die Wüste) auch ein Karreieraufstieg 2 Tage vor Abflug nach Jordanien Ticket natürlich längst schon gekauft passiert... was? Ein Verbrechen! Durch allerlei trivialistische Zufälle gelangt Matthäi an den Ort des Verbrechens: Ein bestialischer Mord an ein junges Mädchen Gritli Moser: file:///d /Refs/_To%20Do/13_01_06/Tag%201/dasVersprechen_Referat.html (2 von 7)03.03.2006 09:38:45

Das blonde Mädchen mit rotem Rock wurde grausigst zugerichtet. Sexualverbrechen, ermordet mit einer Rasierklinge. à Trivialliteratur: Wie geht es weiter? 1. Wetter am Tatort Regen, alle Spuren werden verwischt 2. Es wird schnell ein Verdächtigter gefunden der, der die Leiche gefunden hat: ein Hausierer (arm, dumm, übel riechend, usw....) Spannungsmoment: Wer außer der Protagonist, erzählt den Mord an den Mädchen ihren Eltern. 1. Höhepunkt: Zitat Seite 26 "Da begann plötzlich die Frau zu sprechen. 'Wer ist der Mörder?' fragte sie mit einer Stimme, die so ruhig und sachlich war, dass Matthäi erschrak. 'Das werde ich schon herausfinden, Frau Moser.' Die Frau schaute ihn nun an, drohend, gebietend. 'Versprechen Sie das?' 'Ich verspreche es, Frau Moser', sagte der Kommissär, auf einmal nur vom Wunsche bestimmt, den Ort zu verlassen. 'Bei Ihrer Seligkeit?' Der Kommissär stutzte. 'Bei meiner Seligkeit', sagte er endlich. Was wollte er anders. 'Dann gehen Sie', befahl die Frau. 'Sie haben bei Ihrer Seligkeit geschworen.' 1. Da der Mord in einem kleinen Nest passiert (Mägendorf - Vorort von Zürich) steht natürlich das ganze Dorf auf den Barrikaden und will den Hausierer ermorden (Selbstjustiz), nur der beste Mann der Schweizer Polizei Dr. Matthäi kann es verhindern. 2. Mann wird auf Polizeistation verhört (brutalste Methoden von einem wichtigtuerischen Polizisten Nachfolger Matthäis) und verhaftet/bestraft/eingesperrt. 3. Matthäi, am Flughafen stehend, hat schlechtes Gewissen und schlechtes Gefühl; und reist... nicht nach Jordanien. Er hat ja ein Versprechen gegeben! Wie wird er nun den Fall lösen: (Trivialliteratur) 1. M. fährt ins kleine Nest, befragt alle: Einwohner, Lehrerin, Mitschülerinnen. 2. Durch Zufall entdeckt er eine Zeichnung: Durch logische Kombinieren und mit Hilfe eines alten Bekannten (in diesem Fall ist der alte Bekannte gerade zufällig [logischerweise] ein Arzt/ Psychologe) erstellt M nun das Täterprofil. 3. Der verhaftete Hausierer kann nicht der Mörder sein. Findet außerdem heraus, dass es ein Serienmörder sein muss es gab schon vorher 2 ähnliche Fälle: Sexualdelikt an blonde Mädchen im Alter von 10 Jahren und mit einem rotem Rock bekleidet. 4. Durch logische Kombinieren erfährt er, wo der nächste Mord passieren muss: file:///d /Refs/_To%20Do/13_01_06/Tag%201/dasVersprechen_Referat.html (3 von 7)03.03.2006 09:38:45

Mord 1 Mord 2 Mord 3 1. Er kauft sich eine Tankstelle inzwischen natürlich vom Polizeidienst ausgeschlossen Denn der Täter muss diese Tankstelle/Gegend passieren. M. schließt Bekanntschaft mit einer Mutter einer Tochter blond und 10 J. alt. 1. Wie es Zufall so will, taucht der Mörder auf (Erkennbar, weil Mörder Schokopralinen an die Opfer verschenkt!) 1. Kommissär, der die Tochter seiner Bekanntschaft als Lockvogel verwendet, stellt den Triebtäter eine Falle: 2. Höhepunkt: Einsame Lichtung im Wald, halbe Polizei aus Zürich ist im Wald versammelt. Mädchen sitzt in der Lichtung, summt ein Kinderlied, alle warten gespannt auf den Mörder... ("Derrick" à die Falle schnappt zu!) Nicht hier, denn Untertitel des Buches lautet "Requiem auf den Kriminalroman", denn den Kommissär/Detektiv, der durch Befragen, logisches Denken und Kombinieren einen Fall löst, gibt es nicht, kann es nicht geben. 4. Intentionen des Autors (3) 1. Intention Dr. H. erklärt mir auf der Autofahrt... Doch wird leider in all diesen Kriminalgeschichten ein noch ganz anderer Schwindel getrieben. Damit meine ich nicht einmal den Umstand, dass eure Verbrechen ihre Strafe finden. Denn dieses schöne Märchen ist wohl moralisch notwendig. Es gehört zu den staatserhaltenden Lügen, wie etwa auch der fromme Spruch, das Verbrechen lohne sich nicht wobei man doch nur die menschliche Gesellschaft zu betrachten braucht, um die Wahrheit über diesen Punkt zu erfahren -, all dies will ich durchgehen lassen, und sei es auch nur aus Geschäftsprinzip, denn jedes Publikum und jeder Steuerzahler hat ein Anrecht aus seine Helden und sein Happy-End, und dies zu liefern, sind wir von der Polizei und ihr von der Schriftstellerei gleicher weise verpflichtet. Nein, ich ärgere mich vielmehr über die Handlung in euren Romanen. Hier wird der Schwindel zu toll und zu unverschämt. Ihr baut eure Handlungen logisch auf; wie bei einem Schachspiel geht es zu, hier der Verbrecher, hier das Opfer, hier der Mitwisser, hier der Nutznießer; es genügt, dass der Detektiv die Regeln kennt und die Partie wiederholt, und schon hat er den Verbrecher gestellt, der Gerechtigkeit zum Siege verholfen. diese Fiktion macht mich wütend. Der file:///d /Refs/_To%20Do/13_01_06/Tag%201/dasVersprechen_Referat.html (4 von 7)03.03.2006 09:38:45

Wirklichkeit ist mit Logik nur zum Teil beizukommen. Dabei, zugegeben, sind gerade wir von der Polizei gezwungen, ebenfalls logisch vorzugehen, wissenschaftlich; doch die Störfaktoren, die uns ins spiel pfuschen, sind so häufig, dass allzu oft nur das reine Berufsglück und der Zufall zu unseren Gunsten entscheiden. Oder zu unseren Ungunsten. Doch in euren Romanen spielt der Zufall keine Rolle, und wenn etwas nach Zufall aussieht, ist es gleich Schicksal und Fügung gewesen; die Wahrheit wird seit jeher von euch Schriftstellern den dramaturgischen Regeln zum Frage hingeworfen. Schickt diese Regeln endlich zum Teufel. Ein Geschehen kann schon allein deshalb nicht wie eine Rechnung aufgehen, weil wir nie alle notwendigen Faktoren kennen, sondern nur einige wenige, meistens recht nebensächliche. (...) Ihr von der Schriftstellerei (...) versucht nicht, euch mit einer Realität herumzuschlagen, (...) sondern ihr stellt eine Welt auf, die zu bewältigen ist. (...) Lasst die Vollkommenheit fahren, wollt ihr weiterkommen, zu den Dingen, zu der Wirklichkeit, wie es sich für Männer schickt, sonst bleibt ihr sitzen, mit nutzlosen Stilübungen beschäftigt." (Seite 11 ff.) 2. Intention Psychogramm eines Detektivs! D.h.: Es ist egal wer der Täter ist! Psychogramm eines Detektivs, der das Versprechen gibt einen Fall zu lösen, aber immer wieder gewarnt wird: Matthäi rechtfertigt seine Arbeit so: "Weil ich nicht an die Schuld des Hausieres glaube und nun mein Versprechen halten muss." (Seite 82; Dr. Matthäi zum Arzt) obwohl Matthäi schon vorher gewarnt wird: "Hoffentlich machen Sie nie ein Versprechen, das sie halten müssen" (Seite 37; Staatsanwalt zu Dr. Matthäi) Und sein Bekannter, der Arzt, prophezeit ihm: "Sie versuchen etwas unmögliches (...) Man hat seinen Willen, seinen Ehrgeiz, seinen Stolz, man gibt nicht gern auf." Aber wenn ihre "Methoden nicht zum Ziel führt, fürchte ich, dass ihnen dann einmal nur noch der Wahnsinn bleibt." Und der Held endet als "trauriges versoffenes Wrack, das an einer Tankstelle Benzin bedient." (Seite 14) Ehemals der fähigste Mann, ein Genie, jetzt stumpfsinnig, fast verrückt; zwischen Schnaps und Zigaretten total verkommen. Alles was ihm bleibt ist der prophezeite Wahnsinn! (Intention 2 vor allem im Film "Das Versprechen" von Sean Penn mit Jack Nicholson) 3 und eigentliche Intention Die eigentliche Intention des Autors ist weniger die Totenmesse auf den Krimi, sondern vielmehr und gerade im Buch: "Sexualverbrechen an Kindern ein Thema mit trauriger Aktualität. (Klappentext) Geschrieben als Drehbuch zum Film "Es geschah am helllichten Tag" 1957 doch file:///d /Refs/_To%20Do/13_01_06/Tag%201/dasVersprechen_Referat.html (5 von 7)03.03.2006 09:38:45

die Traurigkeit hat nichts an Aktualität eingebüßt. Das "Wer, wo, warum, wieso und weshalb" verrate ich nicht, damit ihr zumindest noch einen kleinen Anreiz habt, dieses Buch zu lesen! Zitate aus: DÜRRENMATT Friedrich; 1999 23 ; Das Versprechen; Requiem auf den Kriminalroman, Ungekürzte Ausgabe Oktober 1978, Erstveröffentlichung Zürich 1958; Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co KG; München Handreichung (engl. Hand-out) DAS VERSPRECHEN Requiem auf den Kriminalroman Friedrich Dürrenmatt 1. Der Autor 1.1. Biografie Friedrich Dürrenmatt, geb. am 05. Jänner 1921 in Konolfingen (Schweiz), Sohn eines protestantischen Pfarrers. Zog 1935 nach Bern, studierte dort Theologie, Philosophie und Germanistik. Abbruch des Studiums nach 10 Semestern. Zusammen mit Max Frisch bedeutendster, bekanntester und erfolgreichster Autor der Schweiz. 1.2. Bibliografie Dürrenmatt ist bekannter Dramaturg (Neonaturalistisch-psychoanalytisches Drama in Anlehnung an das Brecht'sche Theater), Epiker, verfasste Hörspiele und schrieb Essays und Kurzgeschichten. Auszug seiner Werke: "Der Besuch der alten Dame" ein tragische Komödie (1955); "Die Physiker" eine Situationskomödie (1962) sowie die Kriminalromane "Der Richter und sein Henker" (1950), "Der Verdacht" (1951) und "Das Versprechen" (1958) die Überarbeitung seines Filmbuches "Es geschah am helllichten Tag"(1957) 2. Thematik: In seiner Totenmesse für den Kriminalroman geht es Dürrenmatt nicht nur um den Abgesang trivialer Krimis, sondern neben einem Psychogramm eines Detektivs vor allem um die Machtlosigkeit der Polizei und Bürger bei Sexualverbrechen. file:///d /Refs/_To%20Do/13_01_06/Tag%201/dasVersprechen_Referat.html (6 von 7)03.03.2006 09:38:45

3. Vorstellung des Werkes Inhalt und Fabel In einem kleinen Dorf in der Schweiz wird ein kleines Mädchen bestialisch ermordet. Kommissär Matthäi gibt den Eltern das Versprechen, bei seiner Seligkeit den Mord aufzuklären. Da es jedoch den Detektiv, der durch Befragen, logisches Denken und Kombinieren einen Fall löst, in der Wirklichkeit nicht gibt, bleibt der Fall für Kommissär Matthäi ungelöst und er verfällt dem Wahnsinn! 4. Personenkonstellation Die Beschreibung der Personen (innerlich sowie äußerlich) entspricht dem Muster der Trivialliteratur: Der Kommissär ist eigenbrötlerisch und steht vor einem Karrieresprung; sein Nachfolger wetteifert ihm hinterher; der Verdächtigte, der schnell gefunden ist, ist arm, stinkig und dumm; usw.... Ebenso trivial und gängigen Mustern nachgezeichnet das äußere Umfeld, die Zeit sowie der Ort der Handlung 5. Tektonik (nur innerer Aufbau) Der Roman ist in eine Rahmen- und eine Innenhandlung geteilt. Die Rahmenhandlung spielt sich, sozusagen während des Lesens, in einer Autofahrt von Chur nach Zürich ab, wobei ein Polizeikommandant in Rente einem Krimiautor eine Geschichte erzählt. Diese Geschichte der letzte Fall des Kommissärs Dr. Matthäi nach seinem verhängnisvollem Versprechen ist die Innenhandlung 6 Sprachliche Realisierung Die Geschichte ist einfach zu lesen, der mit viel Geschick durchdachte Aufbau macht das Geschehen überaus spannend. Mit einfachen, kurzen Sätzen treibt Dürrenmatt die Geschichte voran. Die Sprache ist wie die Handlung: beklemmend, sparsam, karg und kalt! 7. Intention des Autors a) Schlusspunkt seiner Detektivromane zu setzen (vgl. Kommissar-Bärlach-Krimis) b) Kritik an die trivialen Kriminalromane üben c) aufzeigen, was mit einem trivialem Detektiv/Kommissar passiert, wenn sein Fall plötzlich nicht nach trivialem Muster verläuft und d) die Tragik von Sexualdelikten an unserer Verwundbarkeit aufzeigen 8 Wertung Pflichtprogramm # 1: Den Hollywoodfilm "The Pledge" (Das Versprechen) von Sean Penn mit Jack Nicholson unbedingt ansehen. (An Spannung nicht zu überbieten!!!) Pflichtprogramm # 2: Nach dem Film das Buch "Das Versprechen" von Friedrich Dürrenmatt lesen (und du begreifst den Film...) file:///d /Refs/_To%20Do/13_01_06/Tag%201/dasVersprechen_Referat.html (7 von 7)03.03.2006 09:38:45