Krisenintervention und Stressbearbeitung nach belastenden Ereignissen



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Transkript:

Krisenintervention und Stressbearbeitung nach belastenden Ereignissen Katharina Purtscher Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie Landesnervenklinik Sigmund Freud Graz

Arten von Stress Stress Allgemeiner Stress Normale Reaktion Eustress (+) Distress (-) Kumulativer Stress burn-out Critical Incident Stress nach "Extremerfahrungen"

Kritische Ereignisse - Indikationen für Krisenintervention Eskalation, Aggression, Gewalt Verbale Aggression körperliche Aggression Gewaltanwendung im Rahmen von Deeskalation Beschränkungen Suizidale Handlungen und Suizid Intentionale Verletzungen (Selbstverletzungen) Schwere Unfälle Todesfälle Vermisste Personen

Krisenintervention und Stressbearbeitung Zielgruppen Krisenintervention Stressbearbeitung Direkt und indir. Betroffene Kinder, Jugendliche Eltern Freunde Augenzeugen Professionelle Betreuer/ Helfer Intra-, extramural in Institutionen, Gruppen Einzelbetreuung

Krisenintervention Maßnahmen Krisengespräche Einzelgespräche Gruppengespräche Beratung Informationsvermittlung Coaching Führungskräfte Krisenstab

Stressbearbeitung Maßnahmen Unmittelbar nach dem Ereignis In zeitlichem Abstand zum Ereignis Einzelgespräche Kleingruppengespräche Informationsvermittlung Einzelgespräche Gruppengespräche (CISM)

Critical Incident Stress Management - CISM Grundgedanken der Krisenintervention Krisenintervention sollte sein: -einfach -pragmatisch - problemorientiert - kreativ / innovativ Krisenintervention unterscheidet sich von Psychotherapie durch: Unmittelbarkeit (immediacy) Nähe / räumlich, zeitlich (proximity) Erwartung / Ausblick (expectancy)

Critical Incident Stress Management - CISM Ziel aller Maßnahmen schnelle Reduktion der sich aufschaukelnden, heftigen emotionalen Reaktionen Allen Betroffenen das häufig empfundene Gefühl der Einzigartigkeit (uniqueness) ihrer Situation nehmen Einordnung der als außergewöhnlich ( nicht normal ) empfundenen Erfahrung und Reaktionen Herstellung des gleichen, möglichst vollständigen Informations- und Wissensstandes bei allen Beteiligten

Critical Incident Stress Management - CISM Ziel aller Maßnahmen (2) Reaktivierung der durch das Ereignis beeinträchtigten kognitiven Funktionen und Prozesse Informationsvermittlung über Maßnahmen zur Stressbewältigung und über evtl. noch zu erwartende Reaktionen und Symptome Einschätzung der Notwendigkeit weiterer Unterstützung / Maßnahmen

Critical Incident Stress Management CISM Methoden und Techniken 1. Schulung und Ausbildung (präventiv) 2. Individuelle Krisenintervention (Einzelgespräche) 3. Demobilisierung / (Groß-)Gruppen-Info 4. Critical Incident Stress Defusing 5. Critical Incident Stress Debriefing (CISD) 6. Familien- / Organisations-Unterstützung 7. Nachsorge / Überweisung

Critical Incident Stress Defusing - Kurzgespräch Ereignis/Einsatz muss Kriterien für potentielle Traumatisierung erfüllen nur potentiell traumatisierte Teilnehmer mögl. innerhalb von 12 (maximal 24) Stunden nach dem Ereignis sichere Umgebung; nicht am Ort des Geschehens kleine Gruppen (i.d.r. max. 8 Teilnehmer) Leitung durch erfahrenen Peer oder MHP Dauer ca. 30-60 Minuten

Praxisbeispiele Landesnervenklinik Sigmund Freud Graz Nachsorge nach Gewaltereignissen (Kinder- und Jugendpsychiatrie) Gewalt ADE = ANTIAGGRESSIONS- DEESKALATIONSTRAINING Geplant: Critical Incident Stress Management (CISM)

Nachsorge nach Gewaltereignissen Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie LSF Graz Obligate Maßnahmen (immer) Nachbesprechung mit Patientin/Patient Nachbesprechung mit betroffener Person oder im Team Fakultative Maßnahmen (nach Bedarf) Nachbesprechung mit Mitpatient/Innen Nachbesprechung mit Eltern oder Obsorgeberechtigten

Gewalt ADE ANTIAGGRESSIONS-DEESKALATIONSTRAINING 10 Seminare zu Gewaltprävention Deeskalation Stressmanagement Bearbeitung von Critical Incident Stress Regelmäßige Übungseinheiten

Critical Incident Stress Management (CISM) Landesnervenklinik Sigmund Freud Graz (geplant) Krisenintervention und Stressbearbeitung nach belastenden Ereignissen (Critical Incident Stress Management) eine Fortbildung für Mitarbeiter/Innen der LSF zur kollegialen Unterstützung nach traumatischen Ereignissen im Rahmen der beruflichen Tätigkeit

Ziele der Ausbildung Die Mitarbeiter sollen Kenntnisse und individuelle Strategien zur Stressbewältigung erwerben. Durch gezielte Wissensvermittlung soll die Entscheidungs- und Handlungskompetenz der Mitarbeiter in Krisensituationen erhalten bzw. verbessert werden. Überblick über Methoden und Strukturen für die Nachbearbeitung von belastenden Ereignissen.

Ziele für die Organisation Interventionsstandards Systematische Kriseninterventionsmaßnahmen nicht nur bei besonderem Bedarf ( Stigmatisierung, Schwäche) Festlegung von Interventionsstandards für den Einsatz von Nachsorgemaßnahmen (z.b. systematische Nachfrage nach Patientenübergriffen, Möglichkeiten für Pausen, aktive Unterstützung,...)

Führungsaufgaben für die Nachsorge nach kritischen Ereignissen Verantwortung für die Schulung von Mitarbeitern und Erarbeitung eines kollegialen Unterstützungsmodus Festlegung von Interventionsstandards für die Nachsorgeteams Sicherstellung von Supervision

Empfehlungen für Verantwortliche Stressprävention und Stressbearbeitung nach kritischen Ereignissen sind Arbeitsschutz Sie sind nur als dauerhaft angelegtes Maßnahmenprogramm, nicht als einmalige und anlassbezogene Maßnahme erfolgreich Klima der sozialen Anerkennung und Wertschätzung der Arbeit herrscht vor. Psychosoziale Ansprechpartner stehen innerhalb und außerhalb der Organisation zur Verfügung.