Initiative. des BDSI zur Nachhaltigkeit im Kakaosektor

Ähnliche Dokumente
Position. Nachhaltigkeit bei Lebensmittelrohstoffen. Die Position des BDSI kurz gefasst:

EINKAUFSPOLITIK KAKAO

Gemeinsam für mehr Nachhaltigkeit im Kakaosektor

EINKAUFSPOLITIK KAKAO

EINKAUFSPOLITIK KAKAO

Forum Nachhaltiger Kakao Gründungssitzung Berlin, 13 Juni 2012

MITGLIEDERVERSAMMLUNG 2017 Forum Nachhaltiger Kakao e.v.

MITGLIEDERVERSAMMLUNG 2016 Forum Nachhaltiger Kakao e.v.

ANUGA Köln Veranstaltung des Forums Nachhaltiger Kakao e.v. FOTODOKUMENTATION. 12. Oktober 2015 I Koelnmesse

Die weltweite Kakaokette

RITTER-SPORT.COM Nachhaltigkeit

Fairtrade. Weitere Informationen zu Fairtrade finden Sie unter

Positionspapier für den nachhaltigeren Einkauf von Kakao, Kaffee und Tee

Anuga Köln Veranstaltung des Forum Nachhaltiger Kakao e.v. FOTODOKUMENTATION. 10. Oktober 2017 I Koelnmesse

Positionspapier für den nachhaltigeren Einkauf von Kakao, Kaffee und Tee

Positionspapier für den nachhaltigeren Einkauf von Kakao, Kaffee und Tee

One-Stop-Shop für Unternehmen, Verbände und Kammern

PRO-PLANTEURS Rückblick - Ausblick Mitgliederversammlung

Internationale Kaffee-Einkaufspolitik

Über Zertifizierung hinaus: Wie kann Nachhaltigkeit im Kakao erreicht werden?

Eine Welt, Unsere Welt. Judith Krauß Institut für Entwicklungspolitik (IDPM) Universität Manchester, Großbritannien

München, Wie funktioniert ein faire Produktion? Das Beispiel Schokolade

CSR: Worin liegt der Nutzen und welche Rolle übernimmt der Bund?

Globalvorhaben Grüne Innovationszentren in der Agrar- und Ernährungswirtschaft (GV GIAE):

Nachhaltigkeit in der Lebensmittelproduktion aus Sicht der Ernährungsindustrie

Aufbruchstimmung nutzen Vertrauen weiter stärken

Zukunftsrezept SDGs? Umsetzung der Agenda 2030 in Gemeinden. FairStyria Gemeindetagung 2018, am 29. November im Kunsthaus Weiz

MITGLIEDERVERSAMMLUNG 2018 Forum Nachhaltiger Kakao e.v.

03 / Fairer Handel. Die Wirkung des fairen Handels und die Funktion von Fairtrade

CHEMIE 3 die Nachhaltigkeitsinitiative

CHEMIE 3 die Nachhaltigkeitsinitiative

PRO-PLANTEURS Basispräsentation

Standortoffensive deutscher Unternehmen der Fleischwirtschaft Selbstverpflichtung der Unternehmen für attraktivere Arbeitsbedingungen.

M-Industrie c/o Migros-Genossenschafts-Bund Limmatstrasse 152, Postfach, CH-8031 Zürich

PRESSEINFORMATION. ForestFinest-Kakao goes Cape Town. 5. März Zeichen (mit Leerzeichen)

Das Nachhaltigkeits-Programm der M-Industrie: Ambitiöse Ziele bis 2020, pionierhafte Visionen bis 2040

Die dunklen Seiten der Schokolade

Nachhaltigkeitskriterien für Agrarrohstoffe Kriterien und Anforderungen

Tourismus in der Entwicklungszusammenarbeit

Tropenwald erhalten - Alternativen schaffen

Ein Projekt der Gefördert durch die Mit Unterstützung der.

Investieren gegen Klimawandel und Altersarmut geht das? Warum es nicht egal ist, in welchen Staaten und Unternehmen man sein Geld anlegt

NACHHALTIGER KAKAOANBAU FARMING PROGRAM

Nachhaltige Landwirtschaft

ISM Internationale Süßwarenmesse

Samira Bouslama FORUM Umweltbildung

STELLUNGNAHME 28/11/2016

Wie können wir weltweit Gesundheit partnerschaftlich und nachhaltig fördern? Eine Einführung in die Globale Gesundheit

Nachfrage nach 2017 Ende der Zuckerquote 2017 aus Sicht der Süßwarenindustrie

Ziele mit passenden Indikatoren aufstellen

Sehr geehrter Herr Präsident, meine sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen,

Entwicklungspartnerschaften mit der Wirtschaft (EPW)

S oz i a lcharta. Gültig ab Oktober 2013

»Die Wirklichkeit der Entwicklungspolitik«

Neue Wege für kommunale Nachhaltigkeit im Zeichen der Agenda 2030

developpp.de Ihr kompetenter Partner für unternehmerisches Engagement weltweit

Cargo Climate Care unser Beitrag zum Umweltschutz.

Projektziele: Seit 1990 erfolgreiche Arbeit im Hochland von Nicaragua agroforstliche Entwicklungsprojekt "Cacaonica"

Nachhaltige Landwirtschaft

Nachhaltige Landwirtschaft

Profil. Schweizerische Stiftung für technische Zusammenarbeit

Stand der Entwicklung einer Zukunftsstrategie Ökologischer Landbau in Deutschland

Grundsätze & Unternehmenskultur

Mitgliederliste / Membership List

Nachhaltige Landwirtschaft

Roadmap 2017: SÜDWIND e.v. Institut für Ökonomie und Ökumene

Nachhaltigkeit, CSR, Gesellschaftliche Verantwortung Viele Begriffe Ein Anliegen.

Wofür steht eigentlich...?

Leitlinien für einen erfolgreichen Aufbau einer CSR Strategie in kleinen und mittelständischen Unternehmen im Rahmen der CSR Initiative Rheinland

Patrick Ndungu Kamau 23 Jahre

Ziele und Strategien für eine Nachhaltige Entwicklung von den Sustainable Development Goals bis in die Kommunen

Gegenwart und Zukunft: Integrität und Komplexität der Agenda 2030 und deren Übertragung auf Kommunen

Von der Bohne bis zur Tafel Soziale Verantwortung im Unternehmen

Herausgeber: Inhaltsübersicht: Geleitwort Einführung Stellung der Süßwarenindustrie innerhalb des Ernährungsgewerbes Satz und Druck:

05a / Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft. Landwirtschaft in der Schweiz und in anderen Regionen auf der Welt

Der Strukturierte Dialog mit den Jugendlichen in der EU Sachstand und Handlungsbedarf

Prof. Dr. Ute Stoltenberg, Universität Lüneburg

developpp.de Ihr kompetenter Partner für unternehmerisches Engagement weltweit

CODE OF SUSTAINABILITY CREATING TOMORROW S SOLUTIONS

Hochwertige und chancengerechte Bildung für alle. Katja Römer Pressesprecherin Deutsche UNESCO-Kommission

Woche der NacHhalTigkeit juni 2018 veranstaltungen

BAGSO-Bildungsangebot. Im Alter IN FORM Gesunde Lebensstile in Kommunen fördern

Kompetenzen Workshop Fairer Handel

SDGs und die Agenda 2030 Globale Entwicklungsziele für eine nachhaltige Zukunft

Unser Leitbild. Lebenshilfe Österreich

Projektarbeit des Forums trägt Früchte

Die Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen Einordung, Bedeutung und Umsetzung für BASF

Erklärung zu den sozialen Rechten und den industriellen Beziehungen bei LEONI

Vorsitzender des Arbeitskreises Internationale Süßwarenmesse (AISM) Süßwarenindustrie in Deutschland 2015 stabil Exportgeschäft leicht rückläufig

Nachhaltige Landwirtschaft

Latexco s Engagement für Nachhaltigkeit. Eine Kooperation zwischen Latexco und der Rainforest Alliance

Lokale Agenda Strausberg Fortschreibung 2017 Beiträge zur Energiewende und zum Klimaschutz

Die Nachhaltigkeitsstrategie des Landes NRW

Die Welt des Kakao Eine süße Fairführung? Simon Wettrau

Wandel durch Fairen Handel? MISEREOR und Fairer Handel Fairer Handel und Wandel Was heißt Wandel? bspw. für Subsahara Afrika Kakao & Textilien

Kriterien für gute Praxis der soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung Multiplikatorenkonzept und Nachhaltigkeit. Lana Hirsch

Energie Ökologie nachhaltige Energieentwicklung in Belarus

Transkript:

Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie e.v. Initiative des BDSI zur Nachhaltigkeit im Kakaosektor Schumannstraße 4-6, 53113 Bonn Postfach 19 01 28, 53037 Bonn Telefon: 0228 26007-0 Telefax: 0228 26007-89 bdsi@bdsi.de www.bdsi.de I. Präambel Kakao ist ein wichtiger Rohstoff für die deutsche Süßwarenindustrie, besonders für die Herstellung von Schokolade, aber auch für andere Produkte der Branche. Über 10 % der Weltkakaoernte werden allein in Deutschland verarbeitet. Die deutsche Süßwarenindustrie sieht sich in einer Mitverantwortung für die gesamte Kakaowertschöpfungskette. Das Wohlergehen aller Erzeuger, der Kakaobauern in Afrika, Südostasien sowie Süd- und Mittelamerika steht dabei im Vordergrund. Der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie e.v. (BDSI) hat sich daher zum Ziel gesetzt, die Verhältnisse der Kakaoerzeuger in den Anbauländern durch Förderung eines nachhaltigen Anbaus von Kakao in enger Zusammenarbeit mit den gesellschaftlichen Kräften vor Ort zu verbessern. Dieses Engagement kann nur gelingen, wenn ausnahmslos alle Beteiligten an der Kakaowertschöpfungskette in dieses Vorhaben eingebunden sind, es unterstützen und aktiv mitarbeiten. Hierzu gehören insbesondere die Regierungen der Anbauländer, die deutsche Bundesregierung in Kooperation mit den Regierungen der übrigen EU-Mitgliedstaaten, der Kakaohandel, die Standard- und Zertifizierungsorganisationen, der Lebensmitteleinzelhandel, die Nichtregierungsorganisationen und die Verbraucher. Die Situation in den Kakaoanbauländern Die Voraussetzungen und Bedingungen im Kakaoanbau sind einzigartig und nicht vergleichbar mit denjenigen bei anderen pflanzlichen Rohstoffen aus Drittländern. Kakao wird in der Regel von Kleinbauern neben anderen Nutzpflanzen auf meist 2 bis 7 Hektar angebaut, ist aber häufig Haupteinnahmequelle. Der Großteil der Kakaobauern ernährt oft 5- bis 8-köpfige Familien. Die Mitarbeit der Kinder dieser Kleinbauern ist in vielen Ländern üblich und gesellschaftlich akzeptiert. In der schwierigen wirtschaftlichen Situation trägt dies zum Lebensunterhalt der Familien bei. Es kommt aber immer noch zu missbräuchlichen Formen der Kinderarbeit, auch bedingt durch die Armut. Es fehlt an Zugang zu Grundbildung und Kenntnissen über eine effiziente Nutzung der Ressourcen oder den Umgang mit Dünge- und Pflanzenschutzmitteln, häufig auch an dem für den Kakaoanbau erforderlichen Basiswissen, um Kakao produktiv anzubauen. Viele Bauern und ihre Familien führen daher ein Leben am Rande des Existenzminimums. Die Kakaoanbauregionen sind zumeist entlegen und schlecht oder gar nicht erschlossen. Schulen sind nicht überall

vorhanden bzw. werden von den Kindern der Kakaobauern trotz Schulpflicht teilweise nicht besucht, da es an Geld für Lernmittel fehlt oder auf die Arbeit der Kinder nicht verzichtet werden kann. Die Kakaowertschöpfungsketten sind oft mehrstufig und teils intransparent, da viele Zwischenhändler am Kakaohandel beteiligt sind. Bis der Kakao die Fabriken in Deutschland erreicht, hat er in der Regel schon viele Handelsstufen durchlaufen. Nachhaltiger Anbau zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Kakaobauern und ihrer Familien Die Förderung nachhaltiger Anbaumethoden ist Ausdruck der sozialen Verantwortung der deutschen Süßwarenindustrie und sichert langfristig die Versorgung mit qualitativ hochwertigem Kakao. Die Einführung nachhaltiger Anbaumethoden ist gleichzeitig ein entscheidender Hebel zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Bauern und ihrer Familien. Hierfür ist ein flächendeckendes Angebot zur Schulung der Kakaobauern und Zugang zu Kleinkrediten für Investitionen mit dem Ziel der Steigerung der Produktivität, Qualität und Effizienz unabdingbar. Dies führt zur Erhöhung der Einkommen und gibt den Kakaobauern und ihren Familien eine langfristige Perspektive. Voraussetzung ist, dass zu diesem Zweck genügend Ausbilder vor Ort geschult werden, um den Kakaobauern agrartechnisches Grundwissen und Best-Practice-Kenntnisse im Kakaoanbau zu vermitteln und so die Kapazitäten deutlich zu erhöhen. Bisher sind auch Frauen und junge Menschen im Kakaoanbau zu wenig gefördert. Nachhaltigkeitsbegriff Die deutschen Kakao verarbeitenden Unternehmen gehen von einem ökologischen, sozialen und ökonomischen Nachhaltigkeitsverständnis aus, das bereits heute teilweise die Basis verschiedener Nachhaltigkeitsstandards ist. Mit dem CEN/ISO-Standard Nachhaltiger und rückverfolgbarer Kakao wird erstmals für einen Lebensmittelrohstoff eine weltweit gültige Norm geschaffen. Durch den 2012 begonnenen breit angelegten Multistakeholderprozess ist er global anerkannt. Auch wird er zur Maßgabe für die bereits existierenden Standards etwa von Fairtrade, Rainforest Alliance oder UTZ Certified. Die Aktivitäten der Unternehmen der deutschen Süßwarenindustrie stehen dabei im Einklang mit den sogenannten Sustainable Development Goals (kurz SDGs). Diese wurden von den Vereinten Nationen im Rahmen der Agenda für eine nachhaltige Entwicklung 2030 verabschiedet. Bisherige Maßnahmen Während in der ersten Dekade dieses Jahrhunderts viele Programme und Projekte zur Förderung eines nachhaltigen Kakaoanbaus in guter Absicht, aber unabhängig voneinander begonnen und fortgeführt wurden, hat sich in den letzten Jahren die Erkenntnis durchgesetzt, dass durch umfassende Koordination innerhalb der Wertschöpfungskette und durch bessere Vernetzung vor Ort noch mehr Wirkung entfaltet werden kann, vor allem wenn die Initiativen gemeinsam mit den Menschen vor Ort geplant und umgesetzt werden und mit den Bestrebungen der lokalen Regierungen konform gehen. Inzwischen arbeiten Akteure wie die International Cocoa Initiative (ICI) und die World Cocoa Foundation (WCF) gemeinsam daran, den Kakaosektor nachhaltiger zu gestalten. Die WCF hat die CocoaAction-Strategie ins Leben gerufen, mit der allein bis zum Jahr 2020 300.000 Kakaobauern und ihre 2

Familien mit den Programmen und Projekten der WCF-Mitglieder erreicht werden sollen, Auch das Forum Nachhaltiger Kakao stimmt sich im Projekt PRO-PLANTEURS sowohl mit der ivorischen nationalen 2QC-Strategie als auch mit CocoaAction ab. Die Herausforderung der flächendeckenden Verbreitung eines nachhaltigen Kakaoanbaus Nachweislich nachhaltig erzeugter Kakao war bis vor wenigen Jahren nur in geringen Mengen auf dem Weltmarkt verfügbar, da er vor allem aus bereits bestehenden Projekten mit Kooperativen im marktnahen Bereich stammte. Die Umstellung auf nachhaltigen Anbau ist angesichts der Vielzahl der Kakaobauern und -bäuerinnen, die teilhaben sollen, eine gewaltige Aufgabe. Sie setzt einen immensen Wissenstransfer voraus, auch einen Willen zur Umsetzung bei den Bauern selbst sowie ein planerisches Denken. Die Förderung von Frauen und jungen Menschen ist dabei unerlässlich. Ohne Unterstützung der lokalen Regierungen ist nachhaltiger Anbau flächendeckend kaum zu erreichen. Auch auf den weiteren Stufen der Wertschöpfungskette in den Anbauländern muss der Nachhaltigkeitsgedanke umgesetzt werden. Der Auf- und Ausbau einer sozialen und verkehrstechnischen Infrastruktur muss weiter vorangetrieben werden, Gesetzgebung und Verwaltung müssen für den Kakaoanbau das Umfeld noch besser gestalten. Die Umstellung auf nachhaltigen Anbau ist ein Prozess, der vor wenigen Jahren begonnen wurde und nur Schritt für Schritt möglich sein und noch viele Jahre in Anspruch nehmen wird. Bonn, 12.12.2017 Der Branchenverband: Der BDSI vertritt die wirtschaftlichen Interessen von über 200 meist mittelständischen deutschen Süßwarenunternehmen. Er ist sowohl Wirtschafts- als auch Arbeitgeberverband. Die deutsche Süßwarenindustrie ist mit einem Anteil von etwa 10 % am Umsatz die viertgrößte Branche der deutschen Ernährungsindustrie. Ihr besonderes Kennzeichen ist ihre starke Exportorientierung. Die deutschen Süßwarenhersteller beschäftigen rund 50.000 Mitarbeiter. 3

II. Erklärung des Bundesverbandes der Deutschen Süßwarenindustrie e.v. (BDSI) zur Nachhaltigkeit im Kakaosektor Die deutsche Süßwarenindustrie nimmt ihre Verantwortung wahr und strebt langfristig die Versorgung mit 100 % nachhaltig erzeugtem Kakao 1 an. Diese Erklärung des BDSI wird getragen von dem Willen, die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse im Kakaoanbau nachhaltig zu verbessern und den Anbau umweltverträglich zu gestalten. Die Lebensbedingungen der Kakaobauern und ihrer Familien sollen verbessert werden. Voraussetzung dafür ist, dass die Kakaobauern über ihre Erträge ein angemessenes Einkommen am Markt erwirtschaften, mit dem sie für die Ausbildung, die medizinische Basisversorgung und das Wohlergehen ihrer Familien aufkommen können. Zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise gehören außerdem gute Anbaupraktiken und der verantwortungsbewusste Umgang mit natürlichen Ressourcen sowie vor allem Arbeitspraktiken, die weder Kinder noch Erwachsene ausbeuten. Allen Kindern in den Kakaoanbauländern soll Zugang zu Schulen und Bildung ermöglicht werden. Missbräuchliche Formen von Kinderarbeit sollen der Vergangenheit angehören. Die deutsche Süßwarenindustrie distanziert sich von jeglicher Form missbräuchlicher Arbeitspraktiken und wirkt im Rahmen ihrer Möglichkeiten aktiv darauf ein, dass die für Kinder maßgeblichen ILO-Konventionen 2 138 (Mindestalter) und 182 (Definition missbräuchlicher Arbeitspraktiken) eingehalten werden. Zugleich verfolgt sie mit ihren Aktivitäten das Ziel, die Versorgung mit nachhaltig angebautem Kakao in guter Qualität langfristig zu sichern. Der BDSI empfiehlt seinen Mitgliedern, den Anteil nachhaltig erzeugten Kakaos in den in Deutschland verkauften Süßwaren in den kommenden Jahren deutlich zu erhöhen, um für die Gesamtbranche einen Anteil von 60 % im Jahre 2020 zu erreichen. Bis zum Jahre 2025 sollte der Anteil 75 % betragen. Diese Zielvorstellung ist von bester Absicht der deutschen Süßwarenhersteller getragen, kann aber nur durch das Zusammenwirken aller an der Wertschöpfungskette Beteiligten erreicht und nicht von den Herstellern allein gewährleistet werden. Deshalb ist es erforderlich, dass alle Beteiligten auf allen Stufen aktiv mitwirken und ihre spezifische Verantwortung wahrnehmen. Der BDSI beobachtet und dokumentiert regelmäßig die von seinen Mitgliedern gemachten Fortschritte. 1 Unter nachhaltigem Kakao versteht der BDSI Kakao, der nach ökonomischen, ökologischen und sozialen Anforderungen produziert ist. Dieser Kakao ist entweder nach international anerkannten Nachhaltigkeitsstandards wie von z. B. Rainforest Alliance/SAN, Fairtrade und UTZ Certified produziert und zertifiziert oder nach einem Verfahren produziert, das in den Anforderungen vergleichbar mit einem der o. g. Standards ist, und für das eine Verifizierung nach einem anerkannten Verfahren zur Überprüfung stattgefunden hat. 2 ILO: Internationale Arbeitsorganisation, Sonderorganisation der Vereinten Nationen mit 183 Mitgliedstaaten 4

Zur Erreichung der Zielsetzungen und unter Berücksichtigung der Besonderheiten im Kakaosektor ist ein konzertierter Einsatz aller Akteure wesentlich: Regierungen der Anbauländer (fördernde Rahmenbedingungen, soziale und verkehrstechnische Infrastrukturmaßnahmen, Mitarbeit und Unterstützung bei der Harmonisierung der Nachhaltigkeitsdefinition und bei der Vernetzung, Auswahl und Gestaltung von nachhaltigen Kakaoprojekten) Deutsche Bundesregierung (dauerhafte politische Unterstützung der Initiative, verstärkte Entwicklungszusammenarbeit, EU-Koordination, bilateraler Dialog mit den Regierungen der Anbauländer) Kakaohandel (transparente rückverfolgbare Wertschöpfungskette, Beteiligung an Projekten und Maßnahmen zur Förderung eines nachhaltigen Anbaus) Standard setzende Zertifizierungsorganisationen (Beteiligung an Projekten über die schon jetzt geförderten Kooperativen hinaus, Mitarbeit an der Harmonisierung der vorwettbewerblichen Nachhaltigkeitsdefinition) Industrie (verstärkte Verwendung von nachhaltigem Kakao, Beteiligung an Nachhaltigkeitsprojekten, Harmonisierung der Nachhaltigkeitsdefinition) Lebensmitteleinzelhandel (Beteiligung an Nachhaltigkeitsprojekten, Verwendung der harmonisierten Nachhaltigkeitsdefinition, Werben um Verbraucherakzeptanz) Verbraucher (Bereitschaft, das Nachhaltigkeitsengagement der Wertschöpfungskette entsprechend zu honorieren) Nichtregierungsorganisationen (Beteiligung an Nachhaltigkeitsprojekten, Mitarbeit an der Harmonisierung der Nachhaltigkeitsdefinition) Um diesen konzertierten Einsatz sicherzustellen, hat der BDSI mit der Bundesregierung (Bundesministerien für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) sowie für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)), dem Lebensmittelhandel (BVLH) und der Zivilgesellschaft (Gewerkschaften, Zivilgesellschaft, wie z. B. die NGO Südwind) im Jahr 2012 das Forum Nachhaltiger Kakao gegründet. Das deutsche Forum Nachhaltiger Kakao ist ein Schulterschluss aller gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Akteure mit der Politik. Ziel ist es, dass alle, die an der Herstellung und Vermarktung des Rohkakaos beteiligt sind vom Anbau in den Ursprungsländern bis zum Schokoladenprodukt im Regal hier zusammenarbeiten, um gemeinsam mit der deutschen Bundesregierung und den Regierungen der Anbauländer die Lebensbedingungen der Kakaobauern und ihrer Familien zu verbessern. Die Fortschritte aller beteiligten Akteure zur Erreichung des gemeinsamen Ziels werden regelmäßig im Rahmen des Kakaoforums dokumentiert und beraten. Die Verbesserung der Bedingungen in den Anbauländern ist möglich und machbar. Deshalb fordert der BDSI alle ebenfalls an der Kakaowertschöpfungskette beteilig- 5

ten Akteure, Regierungen, Behörden, Kakaobauern, Kakaohandel, Lebensmitteleinzelhandel, Standard- und Zertifizierungsorganisationen und Nichtregierungsorganisationen auf, ihre spezifische Verantwortung wahrzunehmen und sich aktiv an der Förderung eines nachhaltigen Kakaoanbaus zu beteiligen, damit die mit dieser Initiative angestrebten Ziele auch erreicht werden können. Beschluss des Präsidiums des BDSI vom 08.12.2011 bestätigt in der Schlussfassung vom 01.03.2012 geändert durch Beschluss Präsidiums des BDSI am 07.12.2017. 6

Süßwaren im Sinne dieser Erklärung sind folgende Erzeugnisse, soweit in ihnen Kakao eingesetzt wird: - Schokolade, Schokoladenerzeugnisse und Kakao - Feine Backwaren - Bonbons und Zuckerwaren - Markeneis - Knabberartikel - Kaugummi - Rohmassen 7