TIME TO TAKE STOCK Aktien: Allein die Fakten zählen? Artikelserie: Zeit für Aktien (1) Frankfurt am Main, Für André Kostolany war Börse das Zusammenwirken von Geld und Psychologie. Weil er dies gewusst und beherzigt hat, ist er mit seinen Aktieninvestments reich geworden. Kostolanys Erkenntnisse gelten noch heute. Mit die wichtigste Voraussetzung für den Erfolg an der Börse: Die Wirklichkeit, nicht deren subjektive Wahrnehmung muss Grundlage sein für Investmententscheidungen. Die regelmäßigen Anleger-Umfragen der Fondsgesellschaft Franklin Templeton Investments kommen immer wieder zu erstaunlichen Ergebnissen, etwa in den Jahren 2010, 2011 und auch 2012. Jedes Mal haben wir rund tausend finanzinteressierte US-Amerikaner befragt, wie sich der heimische Aktienmarkt im vorangegangenen Jahr entwickelt hatte, sagt Reinhard Berben, Geschäftsführer von Franklin Templeton Investment Services GmbH. Die meisten verpassen den Aufschwung Die Ergebnisse: Im Jahr 2010 glaubten 66 Prozent der Befragten, der US-Aktienindex Standard & Poor s 500 habe in 2009 an Wert verloren. Tatsächlich legte der Index um 26,5 Prozent zu. Ähnlich falsch war die Wahrnehmung rund der Hälfte der Befragten in den beiden darauf folgenden Jahren. Die falsche Wahrnehmung der Wirklichkeit kann bei der Geldanlage zu teuren Entscheidungen führen in Deutschland genauso wie in den USA: Seit dem Ausbruch der Finanzkrise im Herbst des Jahres 2008 haben Anleger weltweit zig Milliarden Dollar aus Aktienfonds abgezogen. Fälschlicherweise glaubten sie, die Aktienmärkte hätten seitdem ausschließlich im Minus abgeschnitten. Deshalb verpassten Aktienfondsanleger nicht nur in den USA hohe Kursgewinne und setzten lieber auf stetig sinkende Erträge aus Zinsanlagen wie Festgeld und Bundesanleihen. Die Angst vor weiteren Verlusten Die Erklärung für die kostspieligen Folgen jener falschen Wahrnehmung von Realität ist Psychologie pur. Anleger haben Angst vor weiteren Verlusten. Deshalb verkaufen Sie oder investieren erst gar nicht, sagt Joachim Goldberg. Der ehemalige Deutsche Bank-Manager gründete Mitte der 1990er Jahre das Unternehmen Cognitrend, das sich auf die Erforschung psychologischer Einflüsse auf die Geldanlage spezialisiert hat. Goldberg gilt europaweit als einer der wichtigsten Vertreter und Erklärer des Behavioral Finance. 1
TIME TO TAKE STOCK Nach Kursverlusten an der Börse mögen viele Anleger nicht mehr genau hinsehen und wollen sich instinktiv vor weiteren schlechten Erfahrungen schützen. Was hilft? Das Gegenteil von Abtauchen: eintauchen und die Chance nach der Krise suchen. Der erfolgreiche Anleger gleicht seine bisweilen negativ geprägte Wahrnehmung regelmäßig mit der Wirklichkeit ab. Dann sieht er auch neue Chancen für lukrative Aktieninvestments, sagt Reinhard Berben. Oder wie es Kostolany gesagt hätte: Nur mit richtigen Fakten kann man richtig investieren. Der Anleger-Tipp in der nächsten Woche: Aktien: Das Märchen vom richtigen Zeitpunkt 2
Aktien: Das Märchen vom richtigen Zeitpunkt Artikelserie: Zeit für Aktien (2) Die 10 wichtigsten Regeln für den Börsenerfolg Frankfurt am Main, - Der dümmste Grund, eine Aktie zu kaufen, ist, weil sie steigt! Dieses Zitat stammt von Warren Buffett. Er ist einer der erfolgreichsten Investoren aller Zeiten und heute der weltweit drittreichste Mensch. Aber wann ist denn nun der beste Kauf-Zeitpunkt? Theoretisch ist es kein Problem, mit Aktien und Aktienfonds Gewinne zu machen. Die Zauberformel lautet: Einfach billig kaufen und später (viel) teurer wieder verkaufen. Alles nur eine Frage des richtigen Timings, so der Fachbegriff. In Wirklichkeit bekommt das so gut wie kein Privatanleger hin. Und falls doch einmal, dann nur mit einigem Glück, sagt Peter Stowasser, Vertriebschef der Franklin Templeton Investment Services GmbH. Dennoch versuchen Anleger immer wieder, die künftige Entwicklung der Aktienmärkte vorwegzunehmen und dadurch bessere Gewinne zu machen. Gutes Timing wäre, in Erwartung künftig steigender Kurse früh zu kaufen und zu verkaufen, wenn es nach fallenden Kursen aussieht. Doch es bleibt meist ein Versuch, denn anders als etwa Fondsmanager hat der Privatanleger als Laie in der Regel zu wenige Informationen, um Märkte kurzfristig beurteilen zu können. Was geschicktes Timing bringt So sind wissenschaftliche Untersuchungen übereinstimmend zu dem Ergebnis gelangt, dass Investmententscheidungen auf Grundlage eines wie sich herausstellte nur vermeintlichen Markttimings weniger Rendite einbrachten als langfristig angelegte Investitionen. Die beiden US-amerikanischen Wissenschaftler Geoffrey C. Friesen und Travis R. A. Sapp analysierten in ihrer im Jahr 2007 veröffentlichten Studie die Anlageerfolge privater Fondsinvestoren, die in den Jahren 1994 bis 2004 versucht hatten, durch geschicktes Timing den USamerikanischen Markt zu schlagen. Ergebnis: Die jährliche Wertentwicklung war rund 1,6 Prozent niedriger als bei ununterbrochenen Fondsinvestments in den genannten Jahren. Weitaus sinnvoller als die ewige Suche nach dem richtigen Ein- und Ausstiegszeitpunkt ist der langfristige Vermögensaufbau mit Aktienfonds-Sparplänen. Wer regelmäßig für einen gleich hohen Betrag Fondsanteile erwirbt, beispielsweise 50 Euro im Monat, kann die an den Aktienmärkten üblichen Kursausschläge nach oben und nach unten spürbar glätten (siehe Tabelle unten). Das lässt sich finanzmathematisch nachweisen. Der Fachbegriff dafür lautet Cost-Average-Effekt. 1
Das Prinzip: Entsprechend höheren und niedrigeren Aktienkursen erwirbt der Anleger für eine stets gleich hohe Sparrate mehr oder auch weniger Fondsanteile. Auf Dauer erreicht er dadurch einen vergleichsweise günstigen durchschnittlichen Kaufpreis je Fondsanteil, was sich insbesondere bei langfristigen Sparplänen, die auf mehrere Jahrzehnte angelegt sind, positiv bemerkbar machen kann. Durch den Automatismus eines Sparplans erübrigt sich also die Frage nach dem richtigen Timing. Wodurch letztlich dann auch falsche sowie bisweilen auch teure Anlageentscheidungen vermieden werden, so Stowasser. Der nächste Anleger-Tipp: Aktien: Ausverkauf als Einstiegschance 2
März 2013 Aktien: Ausverkauf als Einstiegschance Artikelserie: Zeit für Aktien (3) Die 10 wichtigsten Regeln für den Börsenerfolg Frankfurt am Main, März 2013 Bisweilen schüttelt es die Börsen ordentlich durch. Rund um den Globus schalten Investoren auf Krisenmodus. Sie verkaufen Aktien fast um jeden Preis. Doch beinahe hundert Jahre Börsengeschichte beweisen: Solche Zeiten des Ausverkaufs bieten gute Gelegenheiten zum Aktien-Einstieg. Was Investoren dafür brauchen, sind ein klarer Kopf und ein wenig Mut. Stets haben Krisen, die heftige Turbulenzen mit hohen Verlusten an den globalen Aktienmärkten auslösen, einprägsame Bezeichnungen. Zum Beispiel der 1. Ölschock im Jahr 1973 oder der 87er Crash, der 1. Golf-Krieg 1990 oder auch die Geplatzte Dotcom- Blase in den Jahren 2000 bis 2002. Während dieser und anderer Krisen verzeichneten die Aktienbörsen teils dramatisch anmutende Verluste. Der US-amerikanische Dow-Jones-Index etwa in den Jahren 2007 bis 2009, als die Immobilien- und Finanzkrise eskalierte: Mehr als 50 Prozent ging es runter. Der deutsche Dax verlor allein im Jahr 2008 rund 40 Prozent an Wert. Die Erfahrung lehrt aber, dass Anleger mit Aktien und Aktienfonds trotz aller Krisen langfristig eine spürbar höhere Rendite erzielen können als mit allen anderen Sparformen, sagt Reinhard Berben, Geschäftsführer von Franklin Templeton in Deutschland. Steil runter, steil rauf Grund dafür ist vor allem, dass die Kurse börsennotierter Unternehmensbeteiligungen nichts Anderes sind Aktien fast immer nach den Krisen teils exorbitant nach oben schnellten, so Berben. Der Dow-Jones-Index etwa verlor während des 1. Ölschocks zu Beginn der 1970er Jahre rund 45 Prozent an Wert um im ersten Jahr nach seinem zyklischen Tiefstand wieder mehr als 40 Prozent zuzulegen. Der deutsche Dax wiederum büßte in den Jahren 2000 bis 2002, als die vorherige Technologieblase platzte, rund 80 Prozent an Wert ein. Von 2003 bis 2007 sprang das Barometer der deutschen Firmenelite um nahezu 180 Prozent nach oben (siehe Tabelle). Wer also auf dem Höhepunkt oder beim Auspendeln einer Krise Aktien respektive Anteile an Aktienfonds erwirbt, kann in den Folgejahren fast immer hohe Gewinne einfahren. Aber den Mut zum Einstieg während solcher Krisen zu haben widerspricht der menschlichen Natur. Die Angst vor weiteren Verlusten ist in der Regel weitaus größer als die Zuversicht, dass sich die Geschichte stets wiederholt und der Aktienmarkt sich erholt. Aber wie lautet 1
März 2013 das Motto, das sich im sonstigen Leben schon oft bewährt hat? Jede Krise ist eine Chance. Es ist genau dieses Motto, mit dem mutige Anleger viel Geld verdient haben. Der Anleger-Tipp in der nächsten Woche: Aktien: Herdentrieb vermeiden 2