Afrika Afrikas Handelsbeziehungen

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Transkript:

Afrika Afrikas Handelsbeziehungen Anke Mönnig WWW.GWS-OS.COM

Impressum AUTOREN Anke Mönnig, Tel: +49 (541) 40933-210, E-Mail: moennig@gws-os.com TITEL Afrika Afrikas Handelsbeziehungen VERÖFFENTLICHUNGSDATUM GWS mbh Osnabrück, März 2019 HAFTUNGSAUSSCHLUSS Die in diesem Papier vertretenen Auffassungen liegen ausschließlich in der Verantwortung des Verfassers / der Verfasser und spiegeln nicht notwendigerweise die Meinung der GWS mbh wieder. HERAUSGEBER DER GWS DISCUSSION PAPER SERIES Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung mbh Heinrichstr. 30 49080 Osnabrück ISSN 1867-7290 WWW.GWS-OS.COM II

1 EINLEITUNG Plötzlich wollen alle nach Afrika, die Märkte des Kontinents für die eigene Wirtschaft erobern, vielleicht auch Entwicklungshilfe leisten oder zumindest den Strom der Migration abbremsen. Der Tagesspiegel, 4. September 2018 Das Interesse an Afrika hat 2018 nicht nur in Deutschland zugenommen auch andere Länder wie Großbritannien oder China engagierten sich bereits verstärkt in der Region. Das Interesse Europas und Chinas an Afrika hat vielerlei Gründe: neue Absatzmärkte schaffen, den Zugang zu wichtigen Rohstoffen sichern oder Fluchtursachen vermeiden. Vielleicht ist auch das Leisten von Entwicklungshilfe Grund genug. Die Handelsverflechtungen Europas (vgl. Kurzmitteilung 2018/02) und Chinas (vgl. Kurzmitteilung 2018/03) wurden bereits in den Blickwinkel genommen. Wie sieht es aber in Afrika selbst aus? Welche Handelsverflechtungen zeigen die afrikanischen Länder mit dem Rest der Welt auf? Wo liegen für Afrika Potenziale im Handel? In welchen Märkten und in welchen Produktgruppen? Und wo liegen ihre Risiken? Den Handel aus dem Blickwinkel der fünf afrikanischen Regionen (Nord-, West-, Zentral-, Ost- und Südafrika) zu betrachten ist Bestandteil dieser Kurzmitteilung und schließt damit die Trilogie der afrikaspezifischen Kurzmitteilungen der GWS ab. 1. Die erste Kurzmitteilung (Kurzmitteilung 2018/02) beleuchtet Afrika aus dem deutschen Blickwinkel, indem es das Exportvolumen und die Exportstruktur in den Vordergrund stellt. 2. Die zweite afrikaspezifische Kurzmitteilung (Kurzmitteilung 2018/03) stellte vergleichend mit Deutschland die chinesische Handelsbeziehung mit Afrika in den Fokus. 3. Die letzte und hier vorliegende dritte afrikaspezifische Kurzmitteilung (Kurzmitteilung 2019/01) rückt die afrikanischen Handelsbeziehungen mit dem Rest der Welt in den Fokus. Die Analyse beruht auf dem Welthandelsmodells TINFORGE 1, welches als Datengrundlage die bilateralen Handelsmatrizen der OECD 2 nutzt. 1 Wolter, M. I., Großmann, A., Mönnig, A. & Wiebe, K. S. (2014): TINFORGE Trade for the INterindustry FORecasting GErmany Model. GWS Discussion Paper 14/1, Osnabrück.Mönnig, A. & Wolter, M. I. (2019): TINFORGE Trade in INFORGE. Methoden-Update 2019. GWS Discussion Paper 2019/1, Osnabrück. 2 OECD-STAN-Datenbank WWW.GWS-OS.COM 1

2 AFRIKAS HANDELSNATIONEN Afrika ist nicht nur flächen- und bevölkerungsmäßig nach Asien der größte Kontinent, er umfasst mit 55 Ländern auch die höchste Anzahl von Ländern pro Kontinent. Entsprechend schwierig ist es, von Afrika im Allgemeinen zu reden. Denn so hoch die Anzahl der Länder, so vielfältig sind sie. Um der Vielfältigkeit gerecht zu werden, ohne sich in der Kleinteiligkeit der 55 Einzelstaaten zu verlieren, ist es hilfreich, Afrika in fünf Regionen einzuteilen. Sie orientieren sich an der regionalen Verortung Nord, Süd, Zentral, West und Süd. Die vorliegende Analyse bezieht sich auf die Handelsverflechtung der fünf afrikanischen Regionen. Die folgende Tabelle 1 zeigt die Länderzusammensetzung nach den fünf Regionen. 3 Tabelle 1: Quelle: eigene Darstellung Zuteilung afrikanischer Länder auf Regionen Nordafrika Algeria Westafrika Benin Egypt Burkina Faso Morocco Cameroun Sudan Cape Verde Tunisia Côte d'ivoire Mauritania Ghana Zentralafrika Burundi Guinea Central African Republic Mali Gabon Niger Republic of the Congo Nigeria Ostafrika Ethopia Senegal Kenia The Gambia Madagascar Togo Mauritius Südafrika Namibia Rwanda Botswana Seychelles South Africa Tanzania Zambia Uganda Zimbabwe Malawi Mozambique Insgesamt betrug das Exportvolumen Afrikas 4 400.000 Millionen USD im Jahr 2015 (vgl. 3 Die Tabelle verteilt 48 afrikanische Länder auf die genannten fünf Regionen. Sechs afrikanische Länder sind nicht aufgelistet, da TINFORGE auf Basis dessen die anschließende Analyse fußt für die fehlenden Länder keine Daten ausweist. 4 Es werden sowohl Intra- als auch Interhandel betrachtet. WWW.GWS-OS.COM 2

Abbildung 2). Im Vergleich zu den Vorjahren ist dies ein gehöriger Sprung nach vorne, relativ zum gesamten Welthandelsvolumen macht dies jedoch nur ein Anteil von 2,4% (2015) aus. Auch langfristig vgl. Abbildung 1 sind keine nennenswerten Steigerungen zu erwarten. Interessant ist aber, dass es zwischen den Regionen zu merklichen Bedeutungsverschiebungen gekommen ist. Während in den 90er Jahren der afrikanische Handel noch schwerpunktmäßig in Süd- und Nordafrika konzentriert, ist später Westafrika als dominierender Wirtschaftskraft hinzugekommen. 2015 dominierte die Region bereits den afrikanischen Handel mit 40%, gefolgt von Nordafrika (27%) und Südafrika (23%). Gleichwohl durch viele Länder vertreten, spielt Ostafrika im Außenhandel keine Rolle, ebenso wie Zentralafrika. Abbildung 1: Welthandelsanteil nach Regionen Quelle: bis 2015 OECD STAN Datenbank; ab 2015 Prognose TINFORGE Splittet man das Exportvolumen der fünf afrikanischen Regionen nach Handelsregionen auf (vgl. Abbildung 2), so wird deutlich, dass Europa der wichtigste Handelspartner für Afrika insgesamt ist. Mit Blick auf die fünf Regionen zeichnet sich ein differenzierteres Bild ab: Während Europa für Nord- und Westafrika der wichtigste Handelspartner ist, so hat sich im Jahr 2015 für alle übrigen Regionen Asien als der wichtigste Handelspartner herauskristallisiert. Noch fünf Jahre früher, 2010, konzentrierte sich der Handel aller fünf afrikanischen Regionen ausschließlich auf Europa und Amerika. Amerika spielt mittlerweile als Handelspartner nur noch eine untergeordnete Rolle. In Teilen ist der inter-afrikanische Handel sogar stärker als der Handel mit Amerika. WWW.GWS-OS.COM 3

Abbildung 2: Exportvolumen der fünf afrikanischen Regionen nach Handelsregionen Quelle: bis 2015 OECD-STAN-Datenbank; ab 2015 Prognose TINFORGE Die Aufteilung in regionale Handelspartner wie in Abbildung 2 ist sehr grob. Abbildung 3 zeigt dagegen für die Jahre 2015 und 2035 die Rangfolge der 30 wichtigsten Handelspartner Afrikas unterteilt in die fünf afrikanischen Regionen. Das wichtigste singuläre Handelsland für ganz Afrika sind die Vereinigten Staaten, gefolgt von China, Frankreich und Indien. Die Bedeutung der USA für die einzelnen afrikanischen Regionen ist allerdings sehr unterschiedlich. Während sie für Westafrika das wichtigste Handelsland sind, sind für Nordafrika bspw. Frankreich, Spanien und Italien deutlich wichtiger. In der langen Frist wird sich die Rangfolge der bedeutendsten Handelspartner merklich ändern: China bleibt zweitwichtigster Handelspartner, die Vereinigten Staaten werden aber durch Indien als wichtigstes Handelsland abgelöst und verbleiben auf Rang 3. Damit einher geht allerdings ein sukzessiver Bedeutungsverlust der europäischen Handelspartner. Abbildung 3: Exportvolumen der fünf afrikanischen Regionen nach Handelspartnern, 2015 und 2035 WWW.GWS-OS.COM 4

Quelle: 2015: OECD-STAN-Datenbank; 2035: Prognose TINFORGE 3 DIE HANDELSVERFLECHTUNGEN IM DETAIL Um die Handelsverflechtung Afrikas nach Handelsregionen und -partnern zu vertiefen, soll sie in diesem Kapitel zusätzlich nach Gütergruppen aufgespalten werden. Abbildung 4 zeigt die Exportgüterverteilung für die fünf afrikanischen Regionen für das Jahr 2015. Deutlich zeigt sich, dass vor allem Primärgüter wie Erdöl und -gas, landwirtschaftliche Produkte oder Basismetalle über alle Regionen hinweg die Hauptexportgüter bilden. Weiterverarbeitete Produkte, die einen höheren Wertschöpfungsanteil einnehmen würden, werden nur zu einem geringen Teil exportiert und können zum Teil auf Reimporte zurückgeführt werden. Erdöl und Erdgas sind die Hauptexportgüter für Nord-, West- und Zentralafrika. Mit 80 % ist die Abhängigkeit vom Rohstoffexport insbesondere in Zentralafrika sehr groß. Auch in Westafrika dominiert zu fast zwei Dritteln der Export von Öl und Gas das Exportgeschäft. Am geringsten ist die Abhängigkeit in Nordafrika. Mit einem Drittel an den Gesamtexporten konzentriert sich der Großteil aber dennoch auf dieses Exportgut. Abbildung 4: Exportgüterverteilung nach fünf afrikanischen Regionen, 2015 WWW.GWS-OS.COM 5

Quelle: OECD-STAN-Datenbank Dagegen weist Ostafrika eine hohe Exportabhängigkeit im Bereich Pflanzenbau und Tierproduktion, Jagd und damit verbundene Dienstleistungen auf. Ein Drittel der Exporte sind hierauf zurückzuführen. Im Vergleich zu den anderen Regionen ist dies signifikant. Lediglich Westafrika weist mit 12 % noch eine vergleichbar hohe Exportabhängigkeit zu dieser Gütergruppe auf. Südafrika unterscheidet sich zu den anderen Regionen dahingehend, als dass der Schwerpunkt (25 %) der Exporte auf Basismetallen liegt. Gleichzeitig zeigt Abbildung 4, dass Südafrika ein leicht diversifizierteres Bild bei der Exportgüterverteilung aufzeigt als die übrigen Regionen. Auch Gütergruppen mit einer höheren Wertschöpfung sind unter den größeren Exportgüterkategorien vertreten, wie zum Beispiel Kraftfahrzeuge. Für die Hauptexportgüter je afrikanische Region (vgl. Abbildung 4) werden in den Abbildungen 5 bis 9 die wichtigsten Handelspartner für das Jahr 2015 und 2035 aufgezeigt. Für Nord-, West- und Zentralafrika sind Erdöl und Erdgas die wichtigsten Exportgüter. Sowohl in Nord- als auch in Zentralafrika fragt China mit Abstand die meisten Güter nach in Nordafrika mit 62 % noch etwas stärker als in Zentralafrika (43 %). Interessant ist, dass die weiteren Handelsregionen Nordafrikas in Europa verortet sind. Ganz im Gegensatz zu Zentralafrika, deren weitere wichtige Handelspartner diversifizierter sind und auch weniger stark in Europa verortet sind. Beispielsweise tauchen die USA als drittwichtigster Abnehmer von Erdöl und Erdgas auf. Im Gegensatz zu Nord- und Zentralafrika liefert Westafrika sein Erdöl und Erdgas verstärkt nach Europa, allen voran Frankreich (25 %). Auch Spanien und Deutschland sind bedeutende Abnehmer. Am zweitwichtigsten nach Frankreich sind allerdings die USA (17 %). China ist mit einem Exportanteil von 11 % relativ schwach vertreten. Abbildung 5: Nordafrika: Handelspartner für wichtigstes Exportgut Gewinnung von Erdöl und Erdgas Quelle: 2015: OECD-STAN-Datenbank, 2035: Prognose TINFORGE WWW.GWS-OS.COM 6

Abbildung 6: Westafrika: Handelspartner für wichtigstes Exportgut Gewinnung von Erdöl und Erdgas Quelle: 2015: OECD-STAN-Datenbank, 2035: Prognose TINFORGE Abbildung 7: Zentralafrika: Handelspartner für wichtigstes Exportgut Gewinnung von Erdöl und Erdgas Quelle: 2015: OECD-STAN-Datenbank, 2035: Prognose TINFORGE Ostafrikas wichtigste Exportgüter kommen aus dem Pflanzenbau und der Tierproduktion (Abbildung 8). Die Lieferverflechtung ist relativ divers, sodass die Abhängigkeit von der Nachfrage bestimmter Handelspartner vergleichsweise gering ist. Die größten Abnehmerländer sind die Niederlande, Indien, Deutschland und China. Langfristig wird v. a. Indien seine Abnehmerprominenz merklich aufbauen können. Abbildung 8: Ostafrika: Handelspartner für wichtigstes Exportgut Pflanzenbau und Tierproduktion, Jagd und damit verbundene Dienstleistungen Quelle: 2015: OECD-STAN-Datenbank, 2035: Prognose TINFORGE WWW.GWS-OS.COM 7

Südafrikas wichtigstes Exportgut sind Basismetalle. Diese werden an eine Vielzahl an Länder weitergeliefert, worunter mit Botswana bspw. auch ein afrikanisches Land fällt. Unter den vielen Abnehmerländern nimmt China keine herausragende Rolle ein, wodurch sich Südafrika von den anderen Regionen stark unterscheidet. Abbildung 9: Südafrika: Handelspartner für wichtigstes Exportgut Basismetalle Quelle: 2015: OECD-STAN-Datenbank, 2035: Prognose TINFORGE 4 ZUSAMMENFASSUNG UND SCHLUSSFOLGERUNG Afrika weist eine nur sehr geringe internationale Handelsverflechtung auf. Es wird deutlich, dass Afrika seinen Anteil am Welthandel in der Vergangenheit zwar etwas hat ausbauen können, in der jüngsten Zeit konnte aber kein Anteilszugewinn mehr verbucht werden. In Anbetracht einer dynamisierten Globalisierung bestätigt dies, dass Afrika weiterhin wirtschaftlich abgehängt bleibt. Der regionale Bedeutungsgewinn ist aber eindeutig: Westafrika konnte sich in den letzten Jahren den wichtigen Handelsregionen Nord- und Südafrika anschließen. Mittlerweile dominiert diese Region das Handelsgeschehen Afrikas. Die stärkste Handelsverflechtung Afrikas besteht nach wie vor mit Europa. Bedingt sicherlich aus der Kolonialzeit, gehören Frankreich und Spanien zu den wichtigsten europäischen Handelspartnern. Die Bedeutung Asiens und darunter insbesondere Chinas und Indiens lässt sich allerdings ebenfalls im Exportgeschäft der afrikanischen Regionen ablesen. Für Zentral-, Ost- und Südafrika ist Asien bereits heute der wichtigste Handelspartner. Die Bedeutung Indiens wird interessanterweise in langer Frist so stark zunehmen, dass Indien wichtigster singulärer Handelspartner für Afrika werden wird noch vor China und den USA. Die Exportgüter der fünf afrikanischen Regionen konzentrieren sich auf Rohstoffe. Während Nord-, West- und Zentralafrika weltweit Energierohstoffe verkaufen, handelt Ostafrika verstärkt mit Agrarrohstoffen und Südafrika mit Basismetallen. Dies zeigt, dass Afrika primär Produkte exportiert, die am Anfang der Wertschöpfungskette liegen und in Folge dessen im Inland auch wenig Wertschöpfung entsteht. Lediglich Südafrika zeigt mit dem Handel von Basismetallen eine etwas tiefere Wertschöpfungskette auf, welche immerhin die Weiterverarbeitung von Roherzen in Metalle umschließt. Die afrikanischen Regionen unterscheiden sich darin, dass sie von unterschiedlichen Handelspartnern abhängig sind. In der Regel taucht China als bedeutender wenn nicht als dominierender Handelspartner auf WWW.GWS-OS.COM 8

mit Ausnahme in der Region Südafrika. Die Abhängigkeit der afrikanischen Exporte zu den reichen Industrieländern ist demnach ausgeprägt. Zwar unterscheiden sich die regionalspezifischen Dominanzen, deutlich ist aber die Abhängigkeit von China und den USA auszumachen. Angesichts des gegenwärtigen Handelsstreits zwischen den Ländern ist dies durchaus eine Gefahr für die afrikanischen Nationen. Bedenkenswert ist auch die hohe Abhängigkeit von Rohstoffexporten. Der Erhalt von Wertschöpfung in den Ländern gilt als zentrales Entwicklungselement. Die Kombination von hoher Produkt- und Länderabhängigkeit im Export wie z. B. in Nord-, Westund Zentralafrika stellt aus geostrategischer Sicht einen hohen Risikofaktor dar. Es ist aber auch zu konstatieren, dass der bilaterale Handel zwischen den afrikanischen Ländern zwar gering ist, aber zugenommen hat und in Teilen sogar die Bedeutung von Amerika (als Kontinent) übertrifft. Dies spricht für eine verstärkte wirtschaftliche Integration innerhalb Afrikas und einer sinkenden Abhängigkeit von Ländern außerhalb Afrikas. WWW.GWS-OS.COM 9

5 ANNEX I Tabelle 2: Lfd. Nr. ISO- Ländercode Afrikanische Länder in TINFORGE Länder Region 1 DZ Algeria Afrika/Norden/OPEC 2 EG Egypt Afrika/Norden 3 MA Morocco Afrika/Norden 4 SD Sudan Afrika/Norden 5 TN Tunisia Afrika/Norden 6 MR Mauritania Afrika/Nordwesten 7 BJ Benin Afrika/Westen 8 BF Burkina Faso Afrika/Westen 9 CM Cameroun Afrika/Westen 10 CV Cape Verde Afrika/Westen 11 CI Côte d'ivoire Afrika/Westen 12 GH Ghana Afrika/Westen 13 GN Guinea Afrika/Westen 14 ML Mali Afrika/Westen 15 NE Niger Afrika/Westen 16 NG Nigeria Afrika/Westen/OPEC 17 SN Senegal Afrika/Westen 18 GM The Gambia Afrika/Westen 19 TG Togo Afrika/Westen 20 BI Burundi Afrika/Zentral 21 CF Central African Republic Afrika/Zentral 22 GA Gabon Afrika/Zentral 23 CG Republic of the Congo Afrika/Zentral 24 ET Ethopia Afrika/Osten 25 KE Kenia Afrika/Osten 26 MG Madagascar Afrika/Osten 27 MU Mauritius Afrika/Osten 28 RW Rwanda Afrika/Osten 29 SC Seychelles Afrika/Osten 30 TZ Tanzania Afrika/Osten 31 UG Uganda Afrika/Osten 32 MW Malawi Afrika/Südosten 33 MZ Mozambique Afrika/Südosten 34 NA Namibia Afrika/Südwesten WWW.GWS-OS.COM 10

35 BW Botswana Afrika/Süden 36 ZA South Africa Afrika/Süden/BRIICS 37 ZM Zambia Afrika/Süden 38 ZW Zimbabwe Afrika/Süden 39 ST Sao Tome und Principe Afrika WWW.GWS-OS.COM 11