Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

Ähnliche Dokumente
KreativKiel - Stadt im Dialog Perspektiven, Chancen und Impulse für die Wirtschaft in Kiel. Präsentation Rathaus Kiel 16.

Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien. Kreativ arbeiten. {Mit Erfolg!} Kompetenzzentrum Kulturund Kreativwirtschaft des Bundes

Wirtschaftsregion Stuttgart - Zahlen und Fakten Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung

Kompetenzzentrum Kultur- & Kreativwirtschaft des Bundes. Kontakt:

auch ich möchte Sie herzlich zur Regionalkonferenz der Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft der Bundesregierung hier in Hamburg willkommen heißen.

50 JAHRE HOLTENSER BERG

Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft der Bundesregierung

Fünffach stark für die Region. Regionalwirtschaftliche Effekte von EWE eine wissenschaftliche Untersuchung von CONOSCOPE

Referat Nachhaltige Stadtentwicklung

Vergabe der Förderpreise Kultur der Internationalen Bodenseekonferenz

Leben in Bayern. Grafiken. Bayern auch beim Wirtschaftswachstum überdurchschnittlich. Bayerns Pro-Kopf-Wirtschaftskraft an vorderer Stelle

Gestalten lernen auf der Kippe? Kreativ arbeiten mit Erfolg! Kultur- und Kreativwirtschaft. Universität Regensburg

Forum 1 Tag der Regionen in Baden-Württemberg. Imke Heyen, Fichtenberg,

KONFERENZ RÄUME NEU DENKEN IMMOBILIENWIRTSCHAFT TRIFFT KREATIVWIRTSCHAFT SANAA-GEBÄUDE FOLKWANG STANDORT AUF DEM WELTERBE ZOLLVEREIN

Rede des Bundesministers für Wirtschaft und Technologie Dr. Philipp Rösler anlässlich der Jahreskonferenz der Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft

Grußwort Dr. Hanns-Christoph Eiden, Präsident der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung

POTENZIALE AKTIVITÄTEN NETZWERKE

Energetische Stadtsanierung im Förderung Kieler Quartier Zentrales der Umweltgerechtigkeit Soziale Stadt Gebieten

Präsentation der. am 7. Juni 2013 in Barth

KOMPETENZZENTRUM KULTUR- & KREATIVWIRTSCHAFT

IT-Forum Rhein-Neckar Präsentation des Netzwerks. Präsentation des Netzwerkes

Bewerbungsformular. Ja, wir wollen eine Modellkommune im Programm Qualität vor Ort werden! Angaben zur antragstellenden Kommune sowie Kontakt

Raumwohlstand MV. Kreativwirtschaft als Standortfaktor Räume als Potenzial

Herausforderungen 4.0

Bruttoinlandsprodukt in jeweiligen Preisen in Sachsen-Anhalt im Jahr 2017 um 2,7 Prozent gestiegen

Herzlich Willkommen zum LEADER-Forum Kunst als Motor einer nachhaltigen Stadt- und Regionalentwicklung

Zweckverband Gasversorgung in Südsachsen spricht sich für Fusion von Erdgas Südsachsen und Stadtwerke Chemnitz aus

Zukunftssicherung und Lebensqualität durch nachhaltige Entwicklung

Aktuelle Grundgehaltssätze der Besoldungsordnung A im Bund und in den Ländern

Neutraubling (Bayern): Lokale Unternehmer als Akteure der Zentrenentwicklung. Thomas Kuhnt Projektmanagement Stadt Neutraubling

Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung

In diesem Info-Brief stellen wir Ihnen das neue Projekt vor.

Redebeitrag von Annette Weinreich zu den Eckwerten. Herr Oberbürgermeister, sehr geehrte Damen und Herren,

Es gilt das gesprochene Wort!

WIRTSCHAFTSREGION HOCHRHEIN / BODENSEE. Prof. Dr.h.c. Lothar Erik Siebler

DIGITALE AGENDA DES LANDES SACHSEN-ANHALT. Magdeburg,

VERARBEITENDES GEWERBE

nextmg e.v. Gründerkultur & Digitalisierung in Mönchengladbach fördern

Klimaschutz und Energiewende schaffen Arbeitsplätze:

VORWORT DAS MODELL MANNHEIM

Wird diese Nachricht nicht richtig dargestellt, klicken Sie bitte hier. For the english version please sign up for the english newsletter.

Maschinenbau in Baden-Württemberg Hochwertige Maschinen, erstklassige Technologien, smarte Lösungen für Industrie 4.0 Baden-Württemberg ist das

I N F O R M A T I O N

Mein Wahlprogramm. zur Bürgermeisterwahl. Matthias Möller

Integriertes Klimaschutzkonzept Stadt Dülmen

Charta Smart City Berlin des Netzwerks Smart City Berlin

Kernbotschaften. Sperrfrist: 7. November 2011, Uhr Es gilt das gesprochene Wort.

Kreativquartiere planen und entwickeln

»Moabit West Industriestandort in Berlins Mitte«Auftaktveranstaltung zum Unternehmensnetzwerk Moabit am 20. Februar 2008

Die CityBahn: Eine Chance für die Region

Analyse der regionalwirtschaftlichen Effekte des EWE-Konzerns. Oldenburg, April 2014

Wirtschaftsinitiative Lausitz e.v.

Regionale Schwäche hat viele Ursachen

Herzlich Willkommen. Bayreuth, 02. Juni Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie

Zukunft wird vor Ort gemacht Was wir jetzt für die Intelligente Vernetzung in Städten und Regionen tun müssen

House of Pharma & Healthcare Perspektivengespräch

Kommunalfinanzen. Themenpapiere der Fraktion

- Es gilt das gesprochene Wort

Masterplan Wirtschaft für Duisburg. Stärkungsinitiative Industrie für Mülheim an der Ruhr

Kultur- und Kreativwirtschaft in Deutschland

01 2 DIE METROPOLREGION MÜNCHEN

Niedersächsisches Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr. startup.niedersachsen Pressefrühstück Minister Lies am 6.

Es gilt das gesprochene Wort!

Kurzfassung. Operationelles Programm für den Einsatz des Europäischen Sozialfonds im Freistaat Thüringen in den Jahren 2007 bis 2013

> Herzlich Willkommen zur LEADER-Regionalkonferenz im Südlichen Oberberg

2. Treffen Technologienetzwerk Transformation

Das Bayerische Zentrum für Kultur- und Kreativwirtschaft Aktivitäten in Oberfranken

KREATIV QUARTIER DETMOLD

Lösung sucht Problem. 28. August :00 Uhr bis 19:00 Uhr

Das Netzwerk Hessen-China. Eine Vorstellung anlässlich des Forums deutscher Wirtschaftsförderer am 22./23. November 2018

Geschäftliche Mitteilung

Statistik informiert... Nr. I/ Juni 2015

Wie kommt das Geld zur Kultur? Wie kommt die Kultur zum Menschen?

Forum für Migrantinnen und Migranten der Landeshauptstadt Kiel

namens der Bundesregierung beantworte ich die o. a. Kleine Anfrage wie folgt:

Verzehnfachung der Wohnungsbauförderung erforderlich

Aktuelle Grundgehaltssätze der Besoldungsordnung A im Bund und in den Ländern

Stadterneuerung in Salzgitter - innovative Ansätze für die Zukunft einer Stadt

Erste Ergebnisse zur Wirtschaftsentwicklung 2015 in Sachsen-Anhalt

Pharmaindustrie in Schleswig-Holstein Innovationstreiber in der Gesundheitswirtschaft

zur pilothaften Förderung des Glasfaserausbaus (FTTB) in Gebieten, die bereits mit mindestens 30 Mbit/s versorgt sind ( graue Flecken-Förderung )

Baden-Württemberg MINISTERIUM FÜR INNERES, DIGITALISIERUNG UND MIGRATION PRESSESTELLE

Sehr geehrte Frau Bentele,

Die Vision von der Region der Freiwilligkeit gewinnt allmählich Gestalt. Frankfurt am Main. Wenn 22 Vertreter von Landkreisen

Energetische Stadtsanierung im im Kieler Quartier Zentrales Gaarden

Entschließung des Bundesrates zur Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA)

Vorsitzenden des Ausschusses für Bauen, Wohnen und Mobilität Ratsherr Jürgen Wettingfeld CDU-Fraktion Rathaus Von-der-Leyen-Platz 1

Stadtentwicklungskonzept ROSENHEIM 2025 STADT IN ZUKUNFT. Expertenhearing Wirtschaft und Arbeit 5. März 2012 Rathaus Rosenheim

Anhang: Kaiserslautern in Zahlen

MUNICH URBAN COLAB Lösungen für die Stadt der Zukunft

Mitmachen beim bundesweiten Aktionstag!

UMSATZ. Ein Symbol steht für 1 Mrd. Struktur der Kreativwirtschaft nach Bereichen. Beschäftigung ** Beschäftigung ** 306.

anbei erreicht Sie unser Bericht über die Zwangsversteigerungen an den deutschen Amtsgerichten des ersten Halbjahres 2013.

Offener Brief zur Weiterfinanzierung von Schulsozialarbeit aus dem Bildungs- und Teilhabepaket (BuT) durch den Bund nach dem

Maritimes Cluster Norddeutschland (MCN)

Die wirtschaftliche Bedeutung der Schweizer Privatversicherer. November 2012

Transkript:

Fritz Güntzler Mitglied des Deutschen Bundestages Fritz Güntzler, MdB, Reinhäuser Landstr. 5, 37083 Göttingen Stadt Göttingen Neues Rathaus Herrn Oberbürgermeister Rolf-Georg Köhler Hiroshimaplatz 1-4 37083 Göttingen Göttingen, 23.04.2018 Fritz Güntzler, MdB Reinhäuser Landstr. 5 37083 Göttingen Telefon: +49 551-73 888 Fax: +49 551-73 710 fritz.guentzler.wk@bundestag.de Berliner Büro Platz der Republik 1 11011 Berlin Büro: Wilhelmstraße 60 Raum: 1.60 Telefon: +49 30 227-72909 Fax: +49 30 227-76640 fritz.guentzler@bundestag.de Kultur- und Kreativwirtschaft in der Stadt Göttingen Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, mit meinem Veranstaltungsformat Fritz im Dialog griff ich vor zwei Wochen das aktuelle Thema Kultur- und Kreativwirtschaft als Standortfaktor für Städte und Gemeinden auf. In der Diskussionsrunde durfte ich sehr interessante Gäste begrüßen. Prof. Dr. Reiner Schmidt, Hochschule Anhalt und Vorstand Stadt als Campus e.v., der ja schon mit der Stadtverwaltung in Person von Herrn Dienberg und Frau Broistedt in Verbindung steht, Christoph Backes, Geschäftsführer u-institut GbR Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes, Frank Zumbruch, Leiter CREATIVE COMMISSION Mannheim und Ulrich Drees, Stellwerk Das Netzwerk Göttinger Kreativwirtschaft e.v. als den Vertreter der Kreativszene in unserer Stadt. Der Anteil der Kultur- und Kreativunternehmen an allen Unternehmen liegt in Deutschland relativ konstant bei 7,7 Prozent, derzeit sind das fast 250.000 Unternehmen. Insgesamt verzeichnet dieser Wirtschaftszweig stetig jährliche Wachstumsraten. Der Gesamtumsatz liegt aktuell bei rund 150

Seite 2 Milliarden Euro. Die Wertschöpfung lag im Jahr 2016 bei 98,8 Milliarden Euro. Sie liegt damit knapp hinter der Wertschöpfung des Maschinenbaus mit 101,6 Milliarden Euro und damit fast doppelt so hoch, wie bei der chemischen Industrie. Das zeigt deutlich auf, welche volkswirtschaftliche Bedeutung dieser Sektor mittlerweile in Deutschland hat. Die Kultur- und Kreativwirtschaft wurde auch deshalb in anderen deutschen Städten schon länger als Standortfaktor der Zukunft, ja als Entwicklungsmotor, erkannt. So wurde zum Beispiel in Kiel mit Hilfe von Förderprogrammen das Projekt Standortbezogene Entwicklung der Kultur- und Kreativwirtschaft in der Landeshauptstadt Kiel initiiert. Das Projekt verschränkt thematisch Aspekte der Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung miteinander. Es hat zur Aufgabe, die Bedarfe der Kultur- und Kreativwirtschaft in Kiel herauszuarbeiten und darauf aufbauend Handlungsempfehlungen für praxisorientierte sowie standortbezogene Maßnahmen gemäß den Zielsetzungen zu formulieren. Der Prozess verfolgt darüber hinaus das Ziel, die Akteure untereinander sowie in Verbindung zu anderen Bereichen wie Wirtschaft, Verwaltung und Wissenschaft zu vernetzen. Neben der Förderung von kreativen Potentialen steht eine stete und öffentliche Präsentation der Aktivitäten im Vordergrund. Außerdem setzten Veranstaltungen profilbildende Schwerpunkte der Kieler Kultur- und Kreativwirtschaft. Projektträgerin ist die Landeshauptstadt Kiel, wobei die Projektleitung im Dezernat Bildung, Jugend und Kreative Stadt angesiedelt wurde. Den Auftrag für das Projektmanagement erhielt die

Seite 3 KiWi Kieler Wirtschaftsförderungs- und Strukturentwicklungs GmbH, eine 100 %-Tochter der Stadt, im Rahmen eines Inhouse- Geschäftes. In Kiel werden von Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft jährlich mehr als 411 Millionen Euro Umsatz und knapp 185 Millionen Euro Bruttowertschöpfung erwirtschaftet. Der durchschnittliche Umsatz pro Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft im Kernbereich beträgt in Kiel rund 537.000 Euro, während es in Schleswig-Holstein insgesamt rund 340.000 Euro sind. Diese Kennziffern liegen deutlich unterhalb des durchschnittlichen Umsatzes eines kreativen Unternehmens in Deutschland von mehr als 600.000 Euro pro Jahr. Auch in Städten wie Heidelberg oder Mannheim wird schon seit Anfang der 2000er Jahren intensiv die Kultur- und Kreativ-Szene als Standortfaktor genutzt. So zählt Heidelberg inzwischen zu den attraktivsten kleineren Großstädten im europäischen Vergleich. Die Kulturangebote gehören zu den besten Deutschlands und die Kultur- und Kreativwirtschaft hat sich zu einem wichtigen Wirtschaftszweig entwickelt: Sie schafft Arbeitsplätze und sorgt für Einnahmen im städtischen Haushalt. Mehr als 4.000 Menschen arbeiten in Heidelberg in der Kultur- und Kreativwirtschaft. Zwölf Prozent aller Unternehmen, insgesamt rund 850, sind diesem Sektor zuzuordnen. Sie erwirtschaften einen jährlichen Umsatz von circa 620 Millionen Euro. Für die Entwicklung der Städte werden Fördergelder des Landes, vom Bund, vor allem aber aus Fördertöpfen der Europäischen Union beantragt. Baden-Württemberg erhält in der Förderperiode bis 2020 inzwischen 243 Millionen Euro.

Seite 4 Das sind nur einige Beispiele. Sie können und sollten Vorbilder für Göttingen sein. Göttingen ist eine Stadt des Wandels. Die große Studierendenschaft bringt immer wieder neue Impulse und viele Zu- und Wegzüge. Die Kultur-und Kreativszene kann auch im Rahmen der Stadtplanung und -entwicklung Lebensräume positiv ergänzen und die Attraktivität von Stadtvierteln forcieren, wie zum Beispiel die musa in der Weststadt. In Göttingen könnte dieser Impuls noch mehr genutzt werden. So ist die Verzahnung von Leben, Arbeiten und Wohnen nur in wenigen Gebieten wie der Göttinger Innenstadt zu finden. In meiner Diskussionsveranstaltung, an der auch sehr viele Kreative unserer Stadt teilnahmen, wurde deutlich, dass auch bei uns vor Ort viel Potential in diesem Wirtschaftszeig steckt. Eine Bündelung der Kräfte fehle jedoch, so die dort vertretene Meinung. Es gibt zwar verschiedene Initiativen der Akteure selbst, für ein gemeinsames und koordiniertes Handeln fehlt jedoch oft eine institutionelle Grundlage. Die Stadt Göttingen sollte die aktuellen Entwicklungen nicht verpassen. Eine Weiterentwicklung der hiesigen Kultur- und Kreativszene gemeinsam durch die Stadt, die Wirtschaft und die Universität würde Göttingen in seiner Attraktivität steigern, Einnahmen generieren, Arbeitsplätze schaffen und Einwohner an die Stadt binden. Dies ist aber nach meiner Auffassung nur zu schaffen, wenn die Stadtverwaltung als Koordinatorin und Impulsgeber mit einer Stabsstelle eines Beauftragten für die Kultur- und Kreativszene die ersten Schritte gehen würde. Die Schaffung solch einer Stelle wurde in der Veranstaltung ausdrücklich von den Kre-

Seite 5 ativen unserer Stadt gefordert und ich würde an dieser Stelle dringend empfehlen, die Einrichtung einer solchen Stelle jetzt auch zeitnah vorzunehmen. Es darf dafür aber nicht das Geld für Kulturförderung genutzt werden. Ich weiß sehr wohl, dass auch in Göttingen schon erste Schritte zur Förderung der Kultur- und Kreativwirtschaft gegangen werden. Da gilt es jetzt anzuknüpfen: Vorhandenes nutzen, Neues schaffen und die Menschen aus diesem Bereich zusammenführen. So könnte Göttingen zu dem Kultur- und Kreativzentrum in Niedersachsen werden und auch von der positiven volkswirtschaftlichen Entwicklung dieser Wachstumsbranche profitieren. Für weitere Gespräche zu diesem Thema oder auch zur Kontaktvermittlung zu weiteren Gesprächspartner, die Erfahrung innerhalb dieses Bereiches haben, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung. Mit freundlichen Grüßen