Altersvorsorge für Solo-Unternehmer. Altersvorsorgeplanung ist so individuell, wie jeder Solo-Unternehmer. Jedes Konzept fällt anders aus. Es macht ja einen großen Unterschied, ob jemand eine Familie hat oder nur für sich selber plant. Ob jemand heute 30 oder 50 Jahre alt ist. Ob jemand privat oder gesetzlich krankenversichert ist und letztendlich auch, wie jemand mit Unsicherheiten umgehen kann bzw. wie viel Sicherheit benötigt wird. Altersvorsorgeplanung sind zum einen Zahlen. Was habe ich schon, was brauche ich und wie komme ich dahin. Zum anderen aber auch eine Vision von der Zukunft. Wie und wo will ich leben. Was ist mir wichtig. Je klarer das Bild von der eigenen Zukunft ist, desto leichter fällt das Sparen. Denn Sparen bedeutet,heute auf etwas zu verzichten, um es später zur Verfügung zu haben. Dafür braucht jeder Mensch ein starkes Wozu. 1 Wie viel brauche ich, bzw. wie finde ich heraus wie viel ich brauche, um für spätere Jahre abgesichert zu sein? Wie viel jemand braucht, hängt stark vom akutellen Lebensstandard ab. Und von Faktoren wie Inflationshöhe, wann der Ruhestand beginnen soll. Wo (Ausland, Stadt, auf dem Lande) und wie (Haus, WG, mit Partner oder alleine) Sie leben wollen. Wie kostspielig das Hobby ist usw.. Beispielhaft können wir von drei Szenarien ausgehen. Minimum, heutiger Status quo, Wunschrente. Im Minimum sollte jeder 1.500,- EUR monatliche Rente anstreben und auch die eigenen Preise daraufhin kalkulieren. Alternativ kann (aber nicht weniger als das Minimum!) der aktuelle Gewinn herangezogen werden. Und das dritte Szenario wäre dann die Wunschrente. Die Wunschrente kann mit dem Arbeitsbogen 1 ermittelt werden.
Beispiel für 2.000,- EUR monatliche Rente: Sie möchten mit 65 Jahren nicht mehr arbeiten. Das Kapital soll für 30 Jahre reichen. Die Inflation soll mit 2 % berücksichtigt werden, d.h. die 2.000,- EUR monatliche Rente sollen jedes Jahr um 2 % steigen. Dafür ist ein Kapital zum Rentenbeginn von 619.000,- EUR notwendig, das zu 3 % Rendite (nach Kosten und Steuern) angelegt ist. Wie hoch die monatliche Sparrate für die 619.000,- EUR ist, hängt von mehreren Faktoren ab. Hier zwei Beispiele: Wie viel muss ich für die Rente sparen, wenn ich noch 25 Jahre bis zur Rente habe und die Sparrate jedes Jahr um 2 % erhöhe? Rendite 3 % 4 % 5 % 6 % Monatsbeitrag 1.120 EUR 990 EUR 870 EUR 760 EUR Wie viel muss ich für die Rente sparen, wenn ich noch 20 Jahre bis zur Rente habe und die Sparrate jedes Jahr um 2 % erhöhe? Rendite 3 % 4 % 5 % 6 % Monatsbeitrag 1.600 EUR 1.450 EUR 1.300 EUR 1.160 EUR 2 Welche Möglichkeiten gibt es, dorthin zu kommen Ich finde, für Solo-Unternehmer ist die Flexibilität das Wichtigste. Niemand weiß, was nächsten Monat ist. Daher berate ich gerne meine Selbstständigen zu einem speziellen Spar- und Investitionskonzept, das aus drei Konten/Verträgen besteht: 1. Eine feste, aber überschaubare Rate in eine Absicherung mit Garantie, z.b. eine private Rentenversicherung oder Basisrente. 2. Eine feste, aber überschaubare Rate in ein Investmentdepot. 3. Eine feste, maximale Rate auf ein Tagesgeldkonto Beispiel: Sie planen, jeden Monat 400,- EUR für die Altersvorsorge zurück zu legen. Dann könnte die Aufteilung wie folgt aussehen: 75,- in die Rentenversicherung, 75,- in das Depot und 250,- EUR auf das Tagesgeldkonto. Am Ende des Jahres, wenn finanziell hoffentlich nichts Unvorhergesehenes passiert ist, sind auf dem Tagesgeldkonto 3.000,- EUR, die jetzt investiert werden können. Entweder als Zuzahlung in die Rentenversicherung, als zusätzliche Kaufoption für das Depot oder ggf. als Sondertilgung für die Immobilienfinanzierung.
Der Vorteil an diesem Modell ist, dass die monatlichen Fixausgaben gering bleiben (150,- EUR),das Geld aber auch nicht auf dem Girokonto bleibt. Gerade letzteres ist psychologisch wichtig. Falls es notwendig werden sollte, steht das Geld auf dem Tagesgeldkonto als Liquidität zur Verfügung. Meine eigene Altersvorsorge baue ich auch nach diesem Modell auf. 2008, als die Börse mit großen Kursverlusten zu kämpfen hatte, habe ich alles für Aktiennachkäufe genommen. Habe ich ein Jahr mit einem sehr hohen Gewinn, dann investiere ich einen Großteil als Zuzahlung in meine Basisrente und reduziere damit meine Steuerbelastung. Wer möchte, kann seine Altersvorsorge auch teilweise oder komplett ökologisch ausrichten. Es gibt tolle Konzepte dazu. Weitere Bausteine für die Altersvorsorge: Strategisches Netzwerken In der Beratung frage ich meine Kundinnen oft, wie sie sich den Ruhestand vorstellen. Ob Sie noch mit auswählten Kunden oder Aufträgen weiterarbeiten wollen. Zeitlich reduziert vielleicht. Ganz nach dem Motto Alles können, nichts müssen. Oder auch, was aus Ihrem Solo-Unternehmen wird. Geht es mit in den Ruhestand oder gibt es noch andere Möglichkeiten. Ich halte diese Überlegungen für sehr wichtig. Gerade wenn ich an die 619.000 EUR im Beispiel denke. Wenn das Unternehmen verkauft werden könnte, bräuchte nicht so viel angespart zu werden. Die Weiterentwicklung des eigenen Konzeptes ist hier also gefragt. 3 Ich finde den Ansatz von Monika Birkner genau richtig, das eigene Konzept zu einem Signatur System weiter zu entwickeln. Kreieren Sie aus Ihrem Konzept ein Produkt, das Ihr Nachfolger nutzen kann. Dokumentieren sie Ihre Arbeitsabläufe, verschlanken und vereinfachen Sie, wo immer es geht. Fassen Sie alles zu einer Art Handbuch zusammen. Unterstützend dazu kann das strategische Netzwerken als weiterer Baustein für die Altersvorsorge sein. Dahinter steht die Frage: was oder wer wertet das Unternehmen für den Nachfolger auf? Nach der folgenden Struktur kann eine Netzwerkstrategie entwickelt werden:
Mein Ziel: Welcher Netzwerktyp? Wen kenne ich? Mein erster Schritt: Wen meine Kontakte? Das Ziel wäre, das Solo-Unternehmen in beispielsweise 10 Jahren zu verkaufen. Als Netzwerktypen kämen folgende in Frage Das Expertennetzwerk (Austausch von Wissen, Einholung von Ratschlägen) Das Innovationsnetzwerk (Austausch über unausgereifte Ideen/Konzepte, Entwicklung neuer Ideen Das Strategienetzwerk (Austausch über Zukunftspläne und Visionen) 4 Je nach Branche und Konzept kann mal das eine und mal das andere Netzwerk sinnvoller sein. Die Frage ist, welches Netzwerk nutzt dem Nachfolger am meisten. Angenommen Sie haben Ihre Zielgruppe regional definiert, in einem Umkreis von 50 km um ihren Firmensitz. Dann fällt ihre Wahl vielleicht auf das Strategienetzwerk. Sie wollen sich über Zukunftspläne und Visionen in ihrer Region austauschen, sich ins Gespräch bringen und bekannt machen. Der nächste Schritt wäre dann, die Top 20 Entscheider zum Thema Zukunftspläne in der Region zu identifizieren. Schreiben Sie die Namen auf. Die Liste muss weder vollständig noch verbindlich sein. Sie können jederzeit Ergänzungen oder Veränderungen vornehmen. Aber beginnen Sie sofort. Untersuchungen haben ergeben, dass wir i.d.r. 7 Berührungspunkte mit Menschen brauchen und ca. 2 Jahre, bis ein Kontakt sich für beide Seiten auszahlt. Jetzt geht es darum, diese Menschen zu treffen und kennenzulernen. Überlegen Sie zuerst, wen von diesen 20 Menschen kennen Sie bereits? Pflegen Sie diese Kontakte!
Wen kennen Sie bereits, der Kontakt zu den Top Entscheidern hat und Sie bekannt machen kann? Arbeiten Sie sich Schritt für Schritt zu Ihren Top 20 vor. Finden Sie so viel wie möglich über diese Menschen heraus: gibt es gemeinsame Hobbies? Wo sind diese Menschen organisiert? Können Sie dem Verband/Verein auch beitreten? Welchen Nutzen können Sie diesen Menschen heute schon bieten, worin können Sie sie unterstützen, was sind deren Ziele oder Visionen? Seien Sie neugierig und interessieren Sie sich für diese 20 individuellen Menschen (nicht für deren Funktion). Schauen Sie sich das Profil bei Xing an, googeln Sie die Person, richten Sie ein Google-Alert ein, um mitzubekommen, ob über diese Person berichtet wird, usw.. Netzwerk-Freundschaften sind Vermögenswerte eines Solo-Unternehmens, denn der Nachfolger kann in diesen Kreis der Top 20 eingeführt werden. Voraussetzung ist, dass der Nachfolger dieses Netzwerk als Mehrwert sieht. Der positive Nebeneffekt ist, dass das neue Netzwerk auch in der aktiven Zeit schon einen Mehrwert bietet. Die Top 20 sind interessante Multiplikatoren für Ihr Business, denn jeder einzelne Kontakt hat wieder ein eigenes Netzwerk und damit potentielle Kunden für Sie. Mit einem verkaufbaren Solo-Unternehmen und einem interessanten Netzwerk haben Sie zwei Bausteine für die Altersvorsorge unabhängig von Zins und Inflation. Besonders für Unternehmer 50+ bieten sich hier gute Möglichkeiten die Altersvorsorge auszubauen. 5 Über Birgit Prange und incito consult Birgit Prange ist Fachwirtin für Finanzberatung (IHK), Akkreditierte Beraterin für Dimensionen Fonds, Zertifizierte Beraterin für nachhaltige Altersvorsorge sowie Akkreditierte Kfw- Gründercoach. Ein besonderer Schwerpunkt der von ihr gegründeten incito consult sind Beratung und Coaching von Solo-Unternehmerinnen in Bezug auf ihre Altersversorgung. Mehr über Birgit Prange: http://www.incinito-consult.de http://unternehmerinnenfinanzcoach.de/