Personalmangel Lösung durch Anwerbung ausländischer Pflegepersonen?

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Transkript:

Personalmangel Lösung durch Anwerbung ausländischer Pflegepersonen?

Inhalt Ausgangssituation: Demographie, Fachkräftemangel Situation der Kliniken heute und morgen Gezielte Anwerbung ausländischer Fachkräfte Gründe und Folgen der Emigration Imigration ausländischer Fachkräfte- Was erwarten die Kollegen Voraussetzungen guter Integration Das Projekt Tunesische Pflegeschüler in Hamburg Die Richtlinie 2005/36/EG über die Anerkennung von Berufsqualifikationen Fazit

Fachkräftemangel retrospektiv

Fachkräftemangel, Demographie Stellenabbau in den Jahren 1996-2007 Rückgang der Personalstellen um 52.000 in KH bei zeitgleicher und Zunahme der Fallzahlen in Deutschen Krankenhäusern Forderung: Verpflichtende Personalkennzahlen Sicherstellung der Finanzierung

Demographie - Fachkräftemangel Bis 2020 werden 140.000 Fachkräfte in der Pflege fehlen (ohne Altenpflege) Studie PWC OKT 2011 Pflegereport 2030 der Bertelsmannstiftung: Bis 2030 steigt der Pflegebedarf um 50% Ca. 500.000 Vollzeitkräfte werden in der Pflege fehlen

Demographie - Fachkräftemangel Zahl der Pflegebedürftigen steigt von: 2009 = 2,34 Mio 2030 = 3,4 Mio 2050 = 4,5 Mio

Pflegeprognose - Fachkräftemangel

Fachkräftemangel Quelle: Vortrag Fachtagung des Hamburger Pflegerates vom 23.04.12 Dr. Zun-Gon Kim / Partner bei Roland Berger

Fachkräftemangel Quelle: Vortrag Fachtagung des Hamburger Pflegerates vom 23.04.12 Dr. Zun-Gon Kim / Partner bei Roland Berger

Neufassung der EU-Richtlinie über die Anerkennung von Berufsqualifikationen beschlossen Das Europaparlament in Straßburg hat in seiner Sitzung die Reform der Richtlinie über die Anerkennung von Berufsqualifikationen beschlossen (RL 2005/36/EG). Damit wurden EU-weit die Mindeststandards für die Ausbildung für die Gesundheits- und Krankenpflege angepasst. Die Umsetzung in nationales Recht hat binnen einer Frist von zwei Jahren zu erfolgen. Hindernisse für den freien Personen und Dienstleistungsverkehr sollen somit beseitigt werden Schon seit 1977 haben sich die EU Statten auf einen Mindeststandard der Ausbildung zur general nurse care geeinigt. Die Ausbildungsinhalte sind jetzt konsentiert und Bestandteil der Richtlinie. Um eine Anerkennung in den Mitgliedstaaten zu erhalten, müssen eine gesundheitliche Eignung und die notwendigen Sprachkenntnisse nachgewiesen werden. (Niveau B2)

Gemeinsamer Europäischer Referenzrahmen für Sprache (GeR)

Möglichkeiten zur Erlangung der staatlichen Anerkennung 1. Eignungsprüfung: Von den zuständigen Behörden des Aufnahmemitgliedsstaates durchgeführte Prüfung 2. Anpassungslehrgang Zusatzausbildung darf nicht länger als 3 Jahre dauern unter der Verantwortung eines qualifizierten Berufsangehörigen

Gründe für Auswanderung In den Herkunftsländern wird Pflegenden keine Perspektive geboten Hohe Arbeitslosenquote - insbesondere junge Menschen betroffen Oftmals finanzielle Unterstützung mehrerer Verwandter im Herkunftsland Situation der Kliniken Hohe Anzahl an vakanten Planstellen Personal wird dringend benötigt, um Mindestpersonalstellen zu besetzen Kaum Zeit, um anzuleiten Erwartungsdruck der Kollegen ist hoch Kein europäisches Pflegeverständnis Sprachbarriere (B2 Niveau)

Integration und Bedingungen Familienzusammenführung Integration Akzeptanz der Herkunft Zeit geben: Zum Erwerb der Sprache Zum Erlernen der Kultur Zur Aneignung fachlicher Kenntnisse

Wanderungsbewegung in der EU am Beispiel Ärzte und allg. Krankenpflege Zeitraum 1997/98 2005/06 Nach Deutschland Aus Deutschland Gesamt Ärzte 0-2.528-2.528 Allgemeine Krankenpflege (Nurse) +144-963 -819 Gesamt 1997/98 2005/2006-3.347

Wanderungsbewegung in der EU am Beispiel Ärzte und allg. Krankenpflege Zeitraum 2005/06-2010 Nach Deutschland Aus Deutschland Gesamt Ärzte +4.019-8.686-4.667 Allgemeine Krankenpflege (Nurse) +1.853-5.264-3.411 Gesamt 2005/06-2010 -8.078 Gesamt 1997-2010 -11.425

Wanderungsbewegung in der EU Die Situation in Grossbritannien Zeitraum 1997/98 2005/06 Nach Grossbritannien Aus Grossbritannien Differenz Ärzte 0-409 -409 Allgemeine Krankenpflege (Nurse) +201-1.911-1.710 Gesamt 1997/98 2005/06-2.119

Wanderungsbewegung in der EU Die Situation in Grossbritannien Nach Grossbritannien Aus Grossbritannien Differenz Ärzte +9.197-1.126 +8.071 Allgemeine Krankenpflege (Nurse) +8.166-2.354 +5.812 Gesamt 2005/06 2010 +13.883 Gesamt 1997/98 2010 +11.764

Ausbildungskapazitäten/-finanzierung Der DPR fordert die Erhöhung der Ausbildungskapazitäten und die Sicherstellung einer auskömmlichen Ausbildungsfinanzierung. Der zukünftige Ausbildungsplatzbedarf im Berufsfeld Pflege wird vor dem Hintergrund des demographischen Wandels rasant steigen. Nur durch mehr und bessere Qualifizierung ist die Sicherung der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung durch qualifizierte Pflegefachpersonen möglich.

Fazit Das Anwerben ausländischer Fachkräfte ist keine Lösung des Personalmangels!!! Die Rahmenbedingungen in der Bundesrepublik müssen dringend geändert werden, um Personal zu halten und Nachwuchs zu gewinnen Die Ausbildungskapazität muss erhöht werden und die Finanzierung gesichert sein Deutliche Tarifsteigerungen sind notwendig, um die Attraktivität des Berufes zu steigern

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit

Quellennachweis: Was macht Europa? Die Bedeutung der EU auf die Ausbildung und Berufsausübung in der Pflege Dr. Matthias Gruhl / 25.04.2013-10. Fachtagung des Hamburger Pflegerates Gemeinsamer Europäischer Referenzrahmen für Sprache (GeR) - wikipedia Ausgleichsmassnahmen Rainer Ammende - Die Schwester Der Pfleger. 52. Jahrgang 11/13 Pflegereport 2030 Bertelsmannstiftung Personalbesetzungsstandards auf Grundlage von Verfahren der Personalbedarfsermittlung -Prof. Dr. Michael Simon-2013 Fachkräftemangel in der Pflege Zuwanderung aus anderen Staaten eine Lösung? Andreas Westerfellhaus DEGEMED 13.09.2013