Offshore-Windkraftaktivitäten in Deutschland



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Transkript:

Offshore-Windkraftaktivitäten in Deutschland Referat von Rechtsanwalt Jörg Kuhbier, Senator a. D., Vorstandsvorsitzender der Stiftung Offshore Windenergie und geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Offshore Forums Windenergie anlässlich des EU Policy Workshop am 22. Februar 2007 in Berlin 1. Einleitung Erneuerbare Energien und effiziente Energienutzung sind die beiden Schlüsselbegriffe, mit denen die Welt ihre zunehmenden Energieprobleme und die bedrohlichen Gefahren der Klimaerwärmung lösen kann. Doch der Weg von der Erkenntnis bis zur Umsetzung ist lang und mühevoll. In Deutschland soll die Umstrukturierung der Energieversorgung auf eine nachhaltige Basis gestellt werden. Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit für Anbieter und Verbraucher sowie Umwelt- und Ressourcenschutz sind gleichzeitig zu realisieren. Dazu soll der Ausbau der erneuerbaren Energien (Angebotsseite) optimal mit Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz (Nutzerseite) verknüpft werden. Bundesregierung und Bundestag haben sich zum Ziel gesetzt, den Anteil erneuerbarer Energieträger an der Energieversorgung bis zum Jahr 2010 mindestens zu verdoppeln. Dieses Ziel steht auch im Zusammenhang mit der beabsichtigten Verpflichtung Deutschlands zur Minderung der Treibhausgasemissionen um 21 % bis zum Jahr 2010 im Rahmen der Lastenverteilung der Europäischen Union zum Kyoto-Protokoll (zur Klimarahmenkonvention der Vereinigten Nationen). Um auf diesem Weg erfolgreich zu sein, ist eine Mobilisierung der Erneuerbaren Energien notwendig. Mit diesen politischen Ambitionen befindet sich Deutschland in Übereinstimung mit der Europäischen Union. Diese verfolgt das Ziel, den Anteil Erneuerbarer Energien bis zum Jahr 2020 auf 20% zu erhöhen. 2. Ziele, Absichten In diesem visionären Projekt kommt dem Teilprojekt Offshore Windparks eine hervorragende Bedeutung zu. Strom wird in Deutschland zur Zeit zu ca. 12 % aus Erneuerbaren Energieträgern, zu mehr als 60 % aus konventionellen Energieträgern und

zu gut 25 % aus Atomkraft erzeugt. Das heißt, dass bis zur in Deutschland beschlossenen Beendigung der Atomkraftnutzung diese 25 % aus anderen Quellen kommen müssen. Die Stromerzeugung Offshore hat dazu das Potential, zumal es sich aus Gründen des Klimaschutzes und wegen der Kyoto-Verpflichtungen Deutschlands verbietet, Energieträger zu wählen, deren Verwertung zu weiteren CO2-Emissionen führt. Aber nicht nur aus umwelt- und energiepolitischen Gründen ist eine Nutzung dieses Potentials sinnvoll. Auch wirtschaftliche Gründe sprechen dafür. Denn Offshore Windparks stärken die Wirtschaft nicht nur an der Küste unter verschiedensten Gesichtspunkten: sowohl Hersteller als auch Hafenwirtschaft, maritime Dienstleister und Zulieferer werden hiervon profitieren. Beachtlich sind darüber hinaus die Exportchancen und die Technologieentwicklungen. Das Potential für Offshore-Windenergie ist groß. Nach einer EU-Studie könnte mit Offshore-Windkraft das Zweifache des EU-Strombedarfs gedeckt werden. Die Windgeschwindigkeiten auf See sind 70 100 % höher als an Land und sehr viel konstanter. Eine neue Generation von Windkraftturbinen von 5 MW und größer, die in der Lage sind, das gesamte Potential der Windkraft auf See zu nutzen, ist bereits entwickelt und steht als Prototypen zur Verfügung. Das ermöglicht wie technische Untersuchungen belegen den wirtschaftlichen Betrieb von Offshore- Windfarmen, wenn die üblichen Eingangsschwierigkeiten einer neuen dieser Technologie überwunden worden sind. Die europäische Dimension der Offshore-Windenergie wird durch die Prognose des europäischen Windenergieverbandes unterstrichen. Er geht davon aus, dass rund 13 % des europäischen Stromverbrauchs im Jahr 2030 aus Offshore-Windenergie kommen. Dazu müssten wir in Europa gemeinsam 150.000 MW Offshore installieren. Eine Vision, die aber Realität werden kann. Das setzt aber voraus, dass heute die richtigen Entscheidungen getroffen werden, damit morgen die gewaltigen Mengen Offshore-Strom auch sinnvoll genutzt werden können. Eine wesentliche Rahmenbedingung zur Erschließung dieses Potentials ist der Ausbau der Kuppelstellen zu unseren Nachbarstaaten. Um das realisieren zu können, ist die Kommission aufgefordert, Gelder für planungsbeschleunigende und innovative Technologien wie zum Beispiel auch Erdkabel, bereitzustellen. Bereits im Dezember 2003 hatte die Kommission den Mitgliedsstaaten empfohlen, Studien zu erstellen, um herauszufinden, an welchen sensiblen Stellen mit dem Bau von Erdkabeln die Versorgungssicherheit verbessert und Engpässe abgebaut werden können. Neben den Kuppelstellen könnte dies auch für die 110 kv-ebene angewendet werden. Daher ist es ein großer Schritt in die richtige Richtung, dass in Deutschland mit der Novelle des 2

Energiewirtschaftsgesetzes die Rechtsgrundlage dafür geschaffen worden ist, die Mehrkosten für einen Netzausbau durch Erdkabel in einem Streifen von 20 km Entfernung von der Küste auf die Netznutzungsentgelte umlegen zu können. Doch kehren wir zur Offshore-Windkraft in Deutschland zurück. Ihre Politische Geburtsstunde war der März 2000. In diesem Monat ist das Erneuerbare Energiengesetz in Kraft getreten, in dem zum ersten Mal eine besondere Einspeisevergütung für Offshore-Windparks im deutschen Küstenmeer und in der Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) in der Ost- und Nordsee geregelt wurde. Vorwiegend mittelständische Planungsgesellschaften - erfahren in der Planung, Errichtung und im Betrieb von Onshore-Windparks machten sich an die in Deutschland aufgrund des Föderalismus und der zersplitterten Zuständigkeit besonders mühevolle Aufgabe, Offshore- Windparks weit vor der Küste zu planen. Nach heutigem Stand sind 16 Genehmigungen für Offshore-Windparks -... in der Nordsee und... in der Ostsee genehmigt worden. Bis zu diesem Stand sind bereits im Vertrauen auf die strategischen Vorgaben der Bundesregierung aus dem Jahr 2002 (Strategiepapier zur Windenergie auf See) viele Millionen in die Planung investiert worden. Die Bundesregierung hielt es für möglich, in einer Startphase bis 2006 mindestens 500 MW und mittelfristig bis 2010 2000 bis 3000 MW Leistung auf See zu installieren. Langfristig, d. h. bis 2015 bzw. 2030, sollen dann 20.000 bis 25.000 MW installierter Leistung möglich sein. Voraussetzung dafür aber ist, dass die Investoren von Offshore- Windparks, die Stromwirtschaft und/oder der Staat selbst die für den Transport des Offshore erzeugten Stroms die in dieser Größenordnung notwendige Infrastruktur schafft, d. h. ausreichende Seekabelkapazitäten, Anbindung an das Festlandnetz und ggf. zusätzliche Netzkapazitäten an Land. 3. Realität Zwischen Absichten und Realität plant allerdings noch eine große Lücke. Während Deutschland mit knapp 20.000 MW mehr Onshore- Windenergieleistung installiert hat als jedes andere Land, treten wir bei der Umsetzung der Offshore Windenergie noch auf der Stelle. Bislang wurde in Deutschland kein einziger Offshore-Windpark errichtet, nur zwei Anlagen-Prototypen wurden in direkter Küstennähe gebaut. 3

Einerseits liegt die Ursache hierfür in der großen Küstenentfernung und Wassertiefe der geplanten deutschen Offshore-Windparks, wodurch die Kosten aufgrund anspruchsvollerer Technik signifikant höher sind als im internationalen Vergleich. Andererseits führt der seit 2002 extreme Anstieg der Rohstoffpreise wie Stahl und Kupfer sowie die anspruchsvolle Genehmigungspraxis zu deutlich höheren Kosten der geplanten Windparks. Bisher sind weltweit Offshore-Windparks mit einer Leistung von etwa 820 MW installiert worden (Stand Juni 2006). Dies entspricht in etwa der im Jahr 1992 installierten Onshore-Windenergieleistung von 844 MW in Europa. Die Schlussfolgerung hieraus kann nur sein, dass die Entwicklung der Offshore-Windenergie sich noch in einem sehr frühen Stadium befindet. Die politischen Rahmenbedingungen müssen entsprechend diesem frühen Entwicklungsstadium der Offshore-Windenergie angepasst werden, damit der Durchbruch der Offshore-Windenergienutzung in Deutschland erfolgen kann und Investitionen in diesem Milliardenmarkt endlich ausgelöst werden. Sonst läuft unser Land Gefahr, seine Vorreiterrolle bei der Entwicklung und Nutzung der Windkraft zu verlieren. 4. Analyse und Lagebestimmung Geografie Im deutschen Teil der Nord- und Ostsee sind die geplanten Offshore- Windparks deutlich weiter von der Küste entfernt als in anderen Ländern. Planungsgesellschaften haben aufgrund von Schifffahrts-, Tourismus- und Naturschutzinteressen unterstützt von der Politik ihre Parks weit vor der Küste geplant (30 100 Kilometer). Dies hat zur Folge, dass für einen wirtschaftlichen Betrieb möglichst große Windenergieanlagen und Fundamente eingesetzt werden müssen und große Windparks erforderlich sind. Anlagentechnik Dänemark und Großbritannien sind Länder, in denen bisher aufgrund der deutlich günstigeren Randbedingungen hinsichtlich Wassertiefe und Küstenentfernung die meisten Erfahrungen mit der Offshore-Windenergie gesammelt werden konnten. Daher wurden dort Anlagen der 2 bis 3 MW Klasse für die Offshore-Windenergienutzung eingesetzt. Unternehmen aus Deutschland haben sich, vor dem Hintergrund der komplizierten geografischen Bedingungen und zur Verringerung der spezifischen Anlagenkosten, darauf konzentriert, Anlagen der 5 MW Klasse für den Offshore-Einsatz zu entwickeln und nehmen eine technologisch führende Position ein. Allerdings existieren bis heute keinerlei Offshore-Erfahrungen mit diesen Anlagen in Deutschland. 4

Netzanbindung Bei den bisher realisierten Offshore-Windparks in Großbritannien, liegen die Netz-Einspeisepunkte in maximal 5 bis 15 Kilometer Entfernung. In den Niederlanden wird derzeit ein Projekt realisiert, bei dem der Einspeisepunkt etwa 20 Kilometer entfernt ist. In Dänemark übernehmen Übertragungsnetzbetreiber und Staat gemeinsam den Netzausbau bis in die Windparks hinein. In Deutschland war die Rechtslage bis vor Kurzem noch so, dass die gesamte Netzanbindung zu einem geeigneten Einspeisepunkt an Land durch den Windparkplaner privat finanziert werden musste. Das Finanzierungsvolumen dafür macht etwa bis zu 30 Prozent der gesamten Investitionskosten des Windparks aus. Dieser Konstruktionsfehler, der Offshore-Windkraftparks gegenüber allen Stromerzeugungsanlagen benachteiligt, ist jetzt beseitigt worden. In der Erkenntnis, dass der gewollte Ausstieg aus der Kernenergie und die Verringerung des Einsatzes fossiler Energieträger ein grundlegendes Bekenntnis zu Offshore-Windenergie erfordert, haben Bundesregierung und Bundestag das Energiewirtschaftsgesetz novelliert. Danach sind die Netzgesellschaften jetzt verpflichtet, die Offshore- Windparks zügig ans Netz anzuschließen. Die Planungs-, Errichtungs- und Betriebskosten können auf die allgemeinen Netznutzungsentgelte umgelegt werden. Das ist ein großer Sprung nach vorn. Bis Ende 2011 erwarten wir, dass mit dem Bau von Offshore-Windparks mit einer Leistung von 1.500 MW begonnen wird. Damit wird Deutschland im Vergleich zu anderen Mitgliedsstaaten im Bereich der Offshore- Windenergie aufholen. Große Sorgen macht uns allerdings die Preisentwicklung der Rohstoffe. Seit 2002 wuchsen die Preise für Rohstoffe wie Stahl und Kupfer dramatisch. Im Zeitraum 2002 bis 2004 haben sich die Stahlpreise nahezu verdoppelt: mit starken Kosteneffekten für Offshore-Fundamente und im geringeren Ausmaß für die Anlagen. Die Kupferpreise sind seit Mitte 2003 um 200 Prozent gestiegen, was sich deutlich auf die Kabelpreise, Generatoren sowie weitere elektrotechnische Komponenten auswirkt. Die Kostenkalkulationen der Planungsgesellschaften aus dem Jahr 2002 sind damit überholt. Ausgestaltung des EEG Die Offshore-Windenergienutzung ist eine gänzlich neue Technologie, bei der nur begrenzt auf Erfahrungen aus der Windenergienutzung an Land zurückgegriffen werden kann. Hierbei kommt es insbesondere auf das optimale Zusammenwirken der Anlagentechnologie mit der maritimen Technologie an. Bei der Festlegung der Vergütungssätze für Strom aus Offshore-Windenergieanlagen im EEG wurden im Jahr 2002 im Wesentlichen frühere Erfahrungen mit sehr wenigen ausländischen 5

Projekten auf die deutschen Gegebenheiten extrapoliert. Außerdem hat man sich sehr stark an der Vergütungshöhe der Windenergienutzung an Land orientiert. Heute ist klar, dass die Errichtung erster Offshore- Windparks mit deutlich höheren Kosten verbunden ist, als dies noch vor ein paar Jahren abzusehen war. Kostensenkungspotenziale können erst nach Errichtung erster Offshore-Windparks und nach dem Aufbau einer Serienfertigung erreicht werden. Vergütung im internationalen Vergleich Die derzeitige Vergütung in Deutschland liegt trotz deutlich schwierigerer Randbedingungen hinsichtlich Küstenentfernung und Wassertiefen zwischen 4 bis 7 Cents/kWh niedriger als in Ländern wie Großbritannien, den Niederlanden und Frankreich. Darüber hinaus werden in diesen Ländern zum Teil noch staatliche Zuschüsse für die Errichtung erster Offshore-Windparks bzw. für die Netzanbindung vergeben. Mit der Umlage der Netzanbindungskosten auf die allgemeinen Netznutzungsentgelte hat Deutschland jedoch jetzt aufgeschlossen. 5. Die Stiftung der deutschen Wirtschaft für die Nutzung und Erforschung der Windenergie auf See als Promoter Um die geschilderte Ausgangsposition in Deutschland weiter zu verbessern, müssen deshalb die Interessen aller Beteiligten gebündelt werden. Das geschieht gegenwärtig mit Erfolg. Die mit engagierter Unterstützung des Bundesumweltministeriums im Juli 2005 ins Leben gerufene Stiftung Offshore-Windenergie bindet die wesentliche Akteure der Offshore-Windkraftbranche in ihre Aktivität ein. So gehören dem Kuratorium als höchstem Organ der Stiftung die Hersteller von Offshore-Windkraftanlagen, die Planer, die Energieversorgungsunternehmen, Versicherer, Banken, Verbände, Ingenieurbüros, Bauwirtschaft und Zulieferindustrie, die norddeutschen Küstenländer und die zuständigen Bundesressorts an. Die Stiftung will als eine Institution, die langfristige Ziele verfolgt und von politischen Vorgaben und Veränderungen unabhängig ist, in der Öffentlichkeit ein hohes Maß an Akzeptanz für die Offshore-Windenergie erzeugen. Ihre Aufgabe ist die Förderung des Umwelt- und Klimaschutzes durch eine verbesserte Erforschung und Entwicklung der Windenergie in der deutschen Nord- und Ostsee. Zu diesem Zweck soll die Stiftung 1. die technologische Forschung, Entwicklung und Innovation im Bereich der Offshore-Windenergie unter Berücksichtigung des Energietransports bis zum Verbraucher, 2. die ökologische Begleitforschung zu den Auswirkungen des Baus, Betriebs und Rückbaus von Offshore-Windenergieanlagen 6

einschließlich ihrer Kabelanbindung auf die Meeresumwelt sowie die Forschung zur ökologischen Optimierung der Anlagentechnik und der Anlagensysteme von Offshore-Windenergieanlagen, 3. die Forschung zu der Eignung und Wirksamkeit staatlicher Instrumente für die Förderung der Offshore-Windenergie im Hinblick auf einen verbesserten Umwelt- und Klimaschutz sowie 4. den Austausch und die Vermittlung von Wissen über die Offshore- Windenergie zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und anderen öffentlichen oder privaten Stellen fördern. Um gleichzeitig den Erwartungen als Promoter, Moderator und Katalysator gerecht zu werden, hat die Stiftung mit finanzieller Unterstützung der Bundesregierung einen durchgenehmigten Offshore-Windkraftstandort vor der Insel Borkum erworben, wo zwölf 5 MW-Windkraftanlagen deutscher Hersteller errichtet werden sollen. Dieses Offshore-Windkraft-Testfeld der Stiftung soll damit gleichzeitig ein Schaufenster für deutsche Industrieprodukte sein und als erster deutscher Offshore-Windpark, dessen Anlagen ab Herbst 2008 Strom produzieren, den Übergang von Reden und Planen zum Handeln dokumentieren. Im Herbst 2006 haben sich die Stiftung, die Energieversorger EWE, E.on Energie und Vattenfall Europe sowie die Windanlagenhersteller REpower Systems und Multibrid in einer gemeinsamen Erklärung über die zentralen Eckpunkte der Realisierung verständigt. Die Energieversorger werden durch eine gemeinsame Gesellschaft insgesamt zwölf Windenergieanlagen der 5-Megawatt-Klasse der Windenergieanlagenhersteller Multibrid und REpower bis spätestens 2008 errichten und betreiben. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel hat nach dieser Grundsatzerklärung in einer Pressekonferenz gemeinsam mit den Akteuren am 02.20.2006 grünes Licht für das deutsche Offshore- Windenergie-Testfeld in der Nordsee gegeben und wörtlich erklärt: Mit der Verständigung aller beteiligten Akteure auf ein gemeinsames Vorgehen zum Bau des Testfeldes ist ein Meilenstein für die Entwicklung der deutschen Offshore-Windindustrie gesetzt. Das Projekt ist die Grundlage für die kommerzielle Windenergienutzung auf See nach 2008. Das geschätzte Investitionsvolumen beläuft sich auf rund 175 Mio. Euro. Das Bundesumweltministerium wird für die Technikforschung und -entwicklung sowie für die ökologische Begleitforschung im Testfeld 50 Mio. Euro über fünf Jahre bereitstellen und insbesondere die Erforschung risikominimierender Maßnahmen sowie der Anlagentechnik, zum Beispiel innovativer Gründungstechnologien, fördern. Weitere Kenndaten des Testfeldprojekts: 7

- 45 km vor Borkum, - Wassertiefe 28 bis 32 Meter, - Seekabeltrasse 65 km, - Landkabeltrasse 4 km, - Drehstromanbindung 110 kv Spannungsebene. 6. Ausblick Die positiven Entscheidungen zum Testfeld der Stiftung und die bereits mehrfach zitierte Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes haben allen Beteiligten Aufschwung gegeben. Auf der 5. Nationalen Maritimen Konferenz der Bundeskanzlerin vor wenigen Wochen in Hamburg hat die Offshore-Windkraftbranche das durch ihre Absichten und Planungen auch zum Ausdruck gebracht. Jetzt ist Handeln und unternehmerische Risikobereitschaft angesagt. Heute Abend haben wir den ersten Teil des EU-Policy Workshop erfolgreich beendet. Kehren wir daher zum Schluss noch einmal nach Europa zurück: Langfristig werden wir Strom aus Windenergieanlagen in der deutschen AWZ sicherlich auch nicht mehr ausschließlich nach Deutschland und nach dem Erneuerbare-Energie-Gesetz verkaufen. Vielmehr muss sich er Windparkbetreiber kurzfristig entscheiden können, wohin und zu welchem Preis er seinen Strom verkaufen wird. Dazu muss er natürlich Zugang zu den Netzen der umliegenden Staaten haben. Wenn die Integration des Strombinnenmarkts tatsächlich so fortschreitet wie sich die Kommission das wünscht, dann bedeutet das auch, dass wir mehr Stromleitungen im Meer verlegen werden müssen. Dadurch könnten wir auch die Wasserkraft in Norwegen nutzen, um Schwankungen der Windenergie bei uns auszugleichen. Die Vision wäre also langfristig ein grenzüberschreitendes europäisches Offshore-Netz zum Anschluss von Offshore-Windparks und verstärktem Stromhandel zwischen den Mitgliedstaaten. Dafür müssten wir aber schon jetzt über ein mögliches Regulierungsschema eines solchen Netzes nachdenken. Weitere Anstrengungen lohnen sich. Denn der Ausbau der Offshore- Windkraft hat vielfältige volkswirtschaftliche Nutzen: - er schützt das Klima, - er fördert die technologische Entwicklung und generiert Innovationen, - er sichert Arbeitsplätze überall in Europa und - er schafft neue Exportmärkte. Um diese Ziele abzusichern und in eine gemeinsame Strategie einzubetten, wünschen wir uns von der Kommission einen europäischen 8

Aktionsplan Offshore-Windenergie. Das wäre der Katalysator, den wir noch brauchen! 9