Allergie Aktuell 2006/2 Bern, 14.12.2006 Allergie Intoleranz und Pseudoallergien Nahrungsmittelintoleranz - Facts and Fiction! Brunello Wüthrich
Schon vor 30 Jahren: Food allergy: fact or finction? Lancet I/1978: 426-8 Damals ein anglosächsisches Problem: Alternative Diagnose Methoden auf dem USA/UK-Markt Heute massives Angebot von nicht validierten Methoden mit Märkten vor allem in der Schweiz, Deutschland, Österreich, Italien, UK und Polen
Unsinnige Diagnose- Methoden The Mirror, Thursday, April 6, 2000, p. 29, 32-33
Der Turm von Babel, das Chaos: verschiedene Begriffe, Meinungen, alternative Methoden Jeder fühlt sich als Experte auf dem Gebiet der Nahrungsmittelallergien. Klare Begriffe tun Not!
Nahrungsmittelallergien und intoleranzen Begriffbestimmung: nicht jede Störung nach Nahrungsaufnahme ist eine Allergie Klassifikation der NM-Unverträglichkeit Klinik der Nahrungsmittelintoleranz Wie wird eine Nahrungsmittelintoleranz diagnostiziert? Welche sind unsinnige Methoden?
Klassifikation der Nahrungsmittelunverträglichkeit Nahrungsmittelunverträglichkeit Psychosomatische Reaktionen Bakterielle Kontamination Nichttoxische Reaktion Toxische Reaktion Histaminvergiftung Immunologisch bedingt (Nahrungsmittelallergie) Nicht Immunologisch bedingt (Nahrungsmittelintoleranz) unklar IgEvermittelt Nicht-IgEvermittelt Pharmakologisch Enzymatisch EAACI Position Paper. Allergy 1995; 50: 623-635
Klassifikation der Nahrungsmittelunverträglichkeit Nahrungsmittelunverträglichkeit Psychosomatische Reaktionen Nichttoxische Reaktion Toxische Reaktion Immunologisch bedingt (Nahrungsmittelallergie) Nicht Immunologisch bedingt (Nahrungsmittelintoleranz) unklar IgEvermittelt Nicht-IgEvermittelt Pharmakologisch Enzymatisch EAACI Position Paper. Allergy 1995; 50: 623-635
Häufigkeit der Organmanifestationen bei Nahrungsmittelallergien (N = 402) Wüthrich B. Allergologie 1993;16:280-287
Diagnose einer NMA Etablierte Methoden Hautteste IgE- Antikörper Blutteste Provokationsteste Doppelt-blinde, placebo-kontrollierte Orale Provokationsteste (DBPCFC) Goldenes Standard in der Diagnostik IgE- Bestimmung RAST/CAP
Klassifikation der Nahrungsmittelunverträglichkeit Nahrungsmittelunverträglichkeit Psychosomatische Reaktionen Nichttoxische Reaktion Toxische Reaktion Immunologisch bedingt (Nahrungsmittelallergie) Nicht Immunologisch bedingt (Nahrungsmittelintoleranz) unklar IgEvermittelt Nicht-IgEvermittelt Pharmakologisch Enzymatisch EAACI Position Paper. Allergy 1995; 50: 623-635
Nahrungsmittelintoleranz Definitionsgemäss keine Nahrungsmittel-spezifische Allergie- Mechanismen im Spiele also auch keine Allergietestung möglich, insbesondere nicht serologisch. Die Allergietestung mit etablierten Methoden erfolgt lediglich, um eine echte Nahrungsmittel-Allergie auszuschliessen
Diagnostisches Vorgehen bei Verdacht auf NMA/NMI The only accepted test for the confirmation of the diagnosis of adverse reaction to food is a properly performed double-blind, placebo-controlled food challenge (DBPCFC) EAACI Position Paper. Allergy 1995; 50: 623-635
Klassifikation der Nahrungsmittelunverträglichkeit Nahrungsmittelunverträglichkeit Psychosomatische Reaktionen Nichttoxische Reaktion Toxische Reaktion Immunologisch bedingt (Nahrungsmittelallergie) Nicht Immunologisch bedingt (Nahrungsmittelintoleranz) Additiva-Intoleranz unklar IgEvermittelt Nicht-IgEvermittelt Pharmakologisch Enzymatisch EAACI Position Paper. Allergy 1995; 50: 623-635
Intoleranz auf Nahrungsmittelzusatzstoffe (Additiva, E-Nr.) Klinische Reaktionen allergie-ähnlich (Urtikaria, Asthma, etc): deshalb auch als Pseudoallergie bezeichnet Vorkommen (0.05%) viel weniger häufig als von Patienten angenommen (7-10%) und dies im Gegensatz zur Meinung von Medien und KonsumentInnen- Organisationen
Intoleranz auf Nahrungsmittelzusatzstoffe (Additiva, E-Nr.) Pathogenese: Mediatorenfreisetzung aus Blutbasophilen/Mastzellen ohne IgE-Nachweis Auschluss einer echten Allergie (z.b. auf Cochenillrot, Enzyme in Lebensmitteln) Additivafreie Diät probatorisch über 3 Wo. Kartoffel/Reis/Wasser-Diät über 1 Woche Orale Provokationsteste mit Additiva-Mix (Konservierungsmittel, Farbstoffe) oder einzeln (z.b. Disulfit, Glutamat)
Klassifikation der Nahrungsmittelunverträglichkeit Nahrungsmittelunverträglichkeit Psychosomatische Reaktionen Nichttoxische Reaktion Toxische Reaktion Immunologisch bedingt (Nahrungsmittelallergie) Nicht Immunologisch bedingt (Nahrungsmittelintoleranz) unklar IgEvermittelt Nicht-IgEvermittelt Pharmakologisch Enzymatisch EAACI Position Paper. Allergy 1995; 50: 623-635 Biogene Amine
Pharmakologische Intoleranz auf biogene Amine Klinische Reaktionen allergie-ähnlich (Urtikaria, Asthma etc), deshalb auch als Pseudoallergie bezeichnet. Häufig Migräne. Auschluss einer Nahrungsmittelallergie Diät arm an biogenen Aminen über 1-3 Wo. Provokationsteste (offen) mit histaminreicher Kost (Rotweine, Käse, Erdbeeren, Schokolade) Provokationstest mit Tyramin
Biogene Amine Tyraminhaltige Speisen - Käse - Schokolade - Rotwein - Wurst - Hering - Sardellen - Leber - Sauerkraut - Himbeeren - Avocado - Bohnen Serotoninhaltige Speisen - Bananen - Ananas - Walnüssen - Tomaten - Pflaumen - Avocado Unspezifische Histaminliberatoren - Erdbeeren - Tomaten - Citrusfrüchte - Eier - Krustentiere - Weisswein
Klassifikation der Nahrungsmittelunverträglichkeit Psychosomatische Reaktionen Nichttoxische Reaktion Toxische Reaktion Immunologisch bedingt (Nahrungsmittelallergie) Nicht Immunologisch bedingt (Nahrungsmittelintoleranz) unklar EAACI Position Paper. Allergy 1995; 50: 623-635 Nahrungsmittelunverträglichkeit IgEvermittelt Nicht-IgEvermittelt Pharmakologisch Enzymatisch Biogene Amine Histaminintoleranz
Histaminintoleranz-Syndrom Diaminoxidase (DAO) ist das entscheidende Histamin-abbauende Enzym; es enthält zwei Kupferatome im aktiven Zentrum und hat Vitamin B6 als Co-Faktor. Bei DAO-Mangel (oder reduzierte DAO-Aktivität) wird exogenes oder endogenes Histamin ungenügend abgebaut. Die Ursachen für einen DAO-Mangel oder reduzierte DAO-Aktivität können Magen-Darm- Erkrankungen, z.b. Infektionen, Mangel an Spurenelementen und Vitaminen, DAO-Hemmer (Alkohol, Medikamente) und seltene angeborene Enzymdefekte sein.
Histaminintoleranz-Syndrom Daran denken! Ausschluss einer Nahrungsmittelallergie DAO-Bestimmung DAO < 3 U/ml: sehr geringe Enzymaktivität DAO 3-10 U/ml: mittlere Enzymaktivität DAO > 10 U/ml: normale Enzymaktivität Frisch abgenommene Proben (EDTA-Plasma oder Serum) müssen unmittelbar nach der Blutabnahme zentrifugiert und gekühlt aufbewahrt werden. Lipämische Proben können zu fehlerhaften Ergebnissen führen. Bedeutung umstritten! Histaminarme Diät PelLind-Kapseln (DAO-haltig) (noch keine DB-Studien!)
Klassifikation der Nahrungsmittelunverträglichkeit Nahrungsmittelunverträglichkeit Psychosomatische Reaktionen Nichttoxische Reaktion Toxische Reaktion Immunologisch bedingt (Nahrungsmittelallergie) Nicht Immunologisch bedingt (Nahrungsmittelintoleranz) Lactose-Intoleranz unklar IgEvermittelt Nicht-IgEvermittelt Pharmakologisch Enzymatisch EAACI Position Paper. Allergy 1995; 50: 623-635
Symptome der GAI-NMA, Laktose-Intoleranz oder IBS
Diagnose der Lactose-Intoleranz durch orale Lactose-Belastung
Irritable bowel syndrome und IgG/IgG4-AK- Bestimmungen gegen Nahrungsmittel-Panel* In der letzten Zeit enorme Propaganda von Firmen und Privatlabors, welche ein IgG/IgG4-Panel gegen Nahrungsmittel anbieten. Diese Bestimmungen werden von gewissen Ärzten und Privatkliniken angeboten und im Internet angepriesen (z.b. gegen Übergewicht: www.swissestetix.ch/allergien/index.shtml) * Diese Bestimmungen müssen durch den Patienten bezahlt werden (SFr. 670-950!)
Eine Information auf mein E-mail von emed-buy ( Der Marktplatz für medizinische Geräte und Medizintechnik. Tipps von Praxis zu Praxis - immer kurz und bündig! ) Vor allem IgG4-vermittelten (antiallergen) Unverträglichkeiten kommt eine wachsende Bedeutung zu. Hierbei handelt es sich nicht um Allergien im klassischen Sinne. Sehr viel häufiger äußern sich Unverträglichkeitsreaktionen durch IgG4 in Form unspezifischer Symptome, die in der Regel erst Stunden oder Tage nach dem Verzehr der verantwortlichen Nahrungsmittel auftreten. Mit Nahrungsmitteltunverträglichkeiten assoziierte Beschwerdebilder gehören Magen-Darm-Beschwerden, wie Verstopfung, Hautsymptome, wie Ekzeme, Neurodermitis, Atemwegsbeschwerden, wie Asthma bronchiale, Nebenhöhlenentzündung sowie chronische Müdigkeit, Kopfschmerzen, Infektanfälligkeit, Depressionen, Schlafstörungen, Gelenk- oder Gliederschmerzen und Übergewicht.
Es entstehen gegen Nahrungsmittel gerichtete Antikörper, die mit den Nahrungsmittel-Allergenen Komplexe bilden. Können die anfallenden Komplexe durch Immunzellen des Körpers nicht mehr abgebaut werden, kommt es zu einer Ablagerung in den Organen und damit zu multiplen chronischen Beschwerdebildern. Deshalb sei es wichtig, fährt das Newsletter fort - mit einem Test Unverträglichkeiten frühzeitig zu erkennen. Mit dem Wissen um Ihre spezifischen Unverträglichkeiten lassen sich viele Beschwerdebilder vermeiden oder wieder beseitigen, falls Sie Ihre Ernährung erfolgreich umstellen können.
Produkt des Monats: FoodScan XL Unser populärer Test weißt im Detail Reaktionen auf 134 Nahrungsmittel nach Studien belegen für unseren Test: Gezielte und Rigorose Ernährungsumstellung beseitigt bei 72% der Betroffenen die Symptome oder führt zu einer erheblichen Verbesserung. Die Blutentnahme ist Zuhause durchführbar. Ein Tropfen Blut aus der Fingerspitze genügt. Information von LABOVital: http://www.labovital.de/labovital/index.php York Test / FoodScan (www.yorktest.at/), A-Mils wie funktioniert FoodScan FoodScan XL jetzt bestellen Überblick der FoodScan Produkte
IgG- (IgG4-) Bestimmung gegen Nahrungsmittel Wüthrich B., PC. Frei, A. Bircher, E. Dayer, C. Hauser, W. Pichler, P. Schmid-Grendelmeier, F. Spertini, D. Olgiati, U. Müller. Sinnlose Allergietests. Eine Stellungnahme der Fachkommission der Schweizerischen Gesellschaft für Allergologie und Immunologie (SGAI) zur IgG/IG4-Bestimmungen gegen Nahrungsmittel. Schweizerische Ärztezeitung 2005;86/26:1565-68.
Stellenwert der IgG- (IgG4-) Bestimmung gegen Nahrungsmittel in der Diagnose einer Nahrungsmittelallergie Der Spiegel dieser NM-spezifischer Antikörper widerspiegelt die Aufnahme von Nahrungsmittelproteinen im Betreffenden Individuum und ist somit ein physiologischer, nicht pathologischer Befund. Keine Korrelation zwischen Ausfall von DBPCFC und Serumspiegel von NMspezifischen IgG or IgG4; keine Unterschiede zwischen Patienten und Kontrollen.
Die Entwicklung von IgG4-AK bei Atopikern mit sige-ak ist mit dem Aufbau einer Toleranz verbunden (Danneus A et al. 1981). IgG4-AK binden kein Komplement und können somit keine pathogene Immunkomplex-Reaktion auslösen. IgG, IgG4-Ak gegen NM verschwinden innerhalb Wochen und Monaten in Abhängigkeit von der ursprünglichren Höhe des Titers - nach einer Eliminationsdiät und Steigern an nach Reexposition.
IgG sind Ausdruck einer erhöhten Darmdurchlässigkeit (z.b. durch Entzündungen) IgG4-AK sind schützend! Keine wissenschaftliche Evidenz der pathogenen Bedeutung von IgG/IgG4 gegen Nahrungsmittel!
Rotationsdiät: ein allergologisches Nonsense, gar gefährlich!
W Atkinson, T A Sheldon, N Shaath, P J Whorwell: Food elimination based on IgG antibodies in irritable bowel syndrome: a randomised controlled trial. Gut 2004; 53:1459-1464. E Isolauri, S Rautava, M Kalliomäki: Leading Article. Food allergy in irritable bowel syndrome: new facts and old fallacies. Gut 2004; 53:1391-1393. aber: Carrock Sewell WA: IgG food antibodies should be studied in similarly treated groups. Gut 2004;53 (19 October 2004) (2004). (el. letter) Hunter JO: Food elimination in IBS: the case for IgG testing remains doubtful. Gut 53 (1 December 2004) (2004). (el. letter)
Sameer Zar, Martin J. Benson D., Devinder Kumar: Food-Specific Serum IgG4 and IgE Titers to Common Food Antigens in Irritable Bowel Syndrome. Am J Gastroenterol 2005;100: 1550 1557. IBS had significantly higher IgG4 titers to wheat, beef, pork and lamb compared to controls. No correlation was seen between the pattern of elevated IgG4 antibodies and patient s symptoms. Editorial: IgG-Mediated Food Intolerance in Irritable Bowel Syndrome: A Real Phenomenon or an Epiphenomenom? Am J Gastroenterol 2005; 100; 1558.
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!