Stand und methodische Probleme Dr. Wolfgang Seifert IT.NRW Vortrag auf der Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Nord-West im VDSt Bremen 21.05.2010 1
Neuausrichtung der Migrationspolitik durch den Nationalen Integrationsplan 2007: Bund, Länder und Kommunen verpflichten sich zu einer aktivierenden und nachhaltigen Integrationspolitik. Damit verbunden ist die Forderung an die Wissenschaft und Statistik, Integration messbar zu machen. 2
Integrationskonzepte (KGSt) Strukturelle Integration (Bildungs- und Qualifikationssysteme, Arbeitsmarkt und Wohnungsmarkt) Kulturelle Integration (Deutschkenntnisse, Prozesse kognitiver, kultureller, verhaltens- und einstellungsbezogener Veränderungen) Soziale Integration (soziale Netzwerke, interethnische Eheschließungen, Vereinsmitgliedschaften) Identifikatorische Identifikation) Identifikationsgefühl zur Aufnahmegesellschaft bzw. regionalen und oder lokalen Strukturen) 3
Integrationsziele am Beispiel Arbeitsmarkt Gleichverteilung der Bevölkerung mit Migrationshintergrund über alle Hierarchieebenen des Arbeitsmarktes Partielle Integration Verteilung entsprechend der Bildung und Qualifikation gemessen an vergleichbaren Gruppen ohne Migrationshintergrund Unterschiedliche Integrationsziele z.b. für erste und zweite Generation 4
Problem der adäquaten Integrationsbilanz Blick nur auf Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit ist verzerrt durch Einbürgerungen und Aussiedler(innen) Erweiterung des Konzepts auf Personen mit Migrationshintergrund Ausländische Staatsangehörige Über die Grenzen der Bundesrepublik nach 1949 Zugewanderte Personen mit einem zugewanderten oder ausländischen Elternteil 5
Methodische Fragen der Integrationsmessung Momentaufnahme oder Messung der Veränderung über die Zeit Gewichtung einzelner Integrationsbereiche Gewichtung einzelner Variablen innerhalb eines Integrationsbereiches Bildung eines Integrationsindex Zusammenspiel der einzelnen Integrationsbereiche: Wechselwirkungen und Kumulationen 6
Ausgewählte Monitoringsysteme Bund (14 Themenfelder ca. 100 Indikatoren) Bundesländer (7 Themenfelder 35 Indikatoren) KGST (10 Themenfelder 27 Indikatoren) 7
Themenbereiche des s in Bund, Ländern, KGSt Quelle: Erster Integrationsindikatorenbericht der Beauftragten für Migration, Flüchtlinge und Integration 8
Bund: Wechselwirkung der Indikatoren Quelle: Erster Integrationsindikatorenbericht der Beauftragten für Migration, Flüchtlinge und Integration 9
Beispiel aus dem der Länder 10
Relevante Differenzierungen im Betrachtung von Übergängen Differenzierung nach Geschlecht Differenzierung nach Bildungs- und Qualifikationsgrad Differenzierung nach Generation Differenzierung nach Herkunftsregionen 11
Übergänge in die berufliche Ausbildung NRW 2008 12
Bevölkerung mit und ohne Migrationshintergrund in NRW 2008: Erwerbstätigenquoten nach Geschlecht 100 % mit Zuwanderungsgeschichte ohne Zuwanderungsgeschichte 80 % 60 % 57,3 70,6 67,2 76,7 47,3 64,6 40 % 20 % 0 % Insgesamt Männer Frauen 13
Differenzierung nach Bildungsgrad NRW 2008: Erwerbstätigenquoten 100 % mit Zuwanderungsgeschichte ohne Zuwanderungsgeschichte 80 % 62,6 65,7 69,5 78,5 71,8 83,4 63,5 80,9 60 % 40 % 40,9 44,7 20 % 0 % ohne Abschluss Hauptschulabschluss Fachoberschulreife Fachhochschulreife Hochschulreife 14
Veränderung der Indikatoren: Bevölkerung in NRW 2005 / 2008: Erwerbslosenquoten nach Migrationsstatus 25 % 2005 2008 20 % 19,0 19,1 18,5 15 % 13,1 12,8 14,7 10 % 5 % 8,1 5,9 0 % mit Zuwanderungsgeschichte 1. Generation 2. Generation ohne Zuwanderungsgeschichte 15
Bevölkerung mit Migrationshintergrund in NRW 2005 / 2008 : Erwerbslosenquoten nach Geschlecht 25 % 2005 2008 20 % 19,0 20,0 17,4 15 % 13,1 13,1 13,1 10 % 5 % 0 % Insgesamt Männer Frauen 16
Bevölkerung mit und ohne Migrationshintergrund in NRW 2008: Erwerbslosenquoten nach höchstem allgemeinbildenden Abschluss 30 % mit Zuwanderungsgeschichte ohne Zuwanderungsgeschichte 25 % 20 % 22,2 24,2 15 % 14,7 10 % 9,0 10,2 10,1 9,1 5 % 5,0 3,6 2,6 0 % ohne Abschluss Hauptschulabschluss Fachoberschulreife Fachhochschulreife Hochschulreife 17
Durchschnittseinkommen in NRW 2005 / 2008 nach Migrationsstatus Einkommen überwiegend aus Erwerbstätigkeit EUR 2.000 2005 2008 1.807 1.885 1.500 1.486 1.522 1.419 1.438 1.353 1.264 1.000 500 0 mit Zuwanderungsgeschichte 1. Generation 2. Generation ohne Zuwanderungsgeschichte 18
Durchschnittseinkommen in NRW 2008 nach höchstem allgemeinbildenden Abschluss und Migrationsstatus EUR 2.500 mit Zuwanderungsgeschichte ohne Zuwanderungsgeschichte 2.440 2.000 1.500 1.267 1.140 1.559 1.404 1.374 1.658 1.531 2.021 1.848 1.000 500 0 ohne Abschluss Hauptschulabschluss Fachoberschulreife Fachhochschulreife Hochschulreife 19
Durchschnittseinkommen von Ausländern und Eingebürgerten in NRW 2008 nach Geschlecht EUR 2.000 1.500 1.520 1.573 Ausländer 1.753 Eingebürgerte 1.831 1.080 1.150 1.000 500 0 Insgesamt männlich weiblich 20
Durchschnittseinkommen in NRW 2005 / 2008 nach ausgewählten Herkunftsländern EUR 2.000 2005 2008 1.500 1.478 1.344 1.359 1.487 1.516 1.555 1.412 1.371 1.000 500 0 Griechenland Polen Türkei Italien 21
Zusammenfassung Der Migrationshintergrund muss umfassend abgebildet werden, eine Begrenzung auf die Ausländer/innen verfälscht die Integrationsbilanz. Ziele müssen über die gewählten Indikatoren messbar sein. Kontexte und Wechselwirkungen müssen berücksichtigt werden. Veränderungen über die Zeit müssen mit einer Referenzgruppe abgeglichen werden. Differenzierungen nach Bildung, Generation, Aufenthaltsdauer und Geschlecht sind erforderlich. 22
Noch Fragen??? Dr. Wolfgang Seifert Email: wolfgang.seifert@it.nrw.de Telefon: 0211/9449-2921 IT.NRW Referat 331 Postfach 10 11 05 40002 Düsseldorf 23