Steuerwettbewerb im Wandel eine (rechtspolitische) Wanderung zwischen Ideologie und Realität

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Transkript:

«Tax Excellence on Tour»: Steuerforum 2014 Thun, 13. November 2014 / Bern, 20. November 2014 Steuerwettbewerb im Wandel eine (rechtspolitische) Wanderung zwischen Ideologie und Realität von Peter V. Kunz Prof. Dr. iur., Rechtsanwalt, LL.M. (G.U.L.C., Washington D.C.) Ordinarius für Wirtschaftsrecht und für Rechtsvergleichung Universität Bern Vizedekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät Geschäftsführender Direktor am Institut für Wirtschaftsrecht (IWR) kunz@iwr.unibe.ch www.iwr.unibe.ch

Konkurrenz sowie Wettbewerb Der «Bessere» möge gewinnen! 2

Inhalt 1. Vorbemerkungen 2. Grundlagen 3. Steuerwettbewerb(e) 4. Schlussbemerkungen 3

Vorbemerkungen Aphorismen bzw. Lebensweisheiten «Steuern sind ein erlaubter Fall von Raub» Thomas von Aquin (1224 1274); Philosoph und Dominikanerpater «Die Kunst der Besteuerung liegt darin, die Gans so zu rupfen, dass sie unter möglichst wenig Geschrei so viele Federn wie möglich lässt» Jean Baptiste Colbert (1619 1683); französischer Staatsmann und Finanzminister von Ludwig XIV «Nur zwei Dinge auf Erden sind uns ganz sicher: der Tod und die Steuer» Benjamin Franklin (1706 1790); US-amerikanischer Politiker und Diplomat, Erfinder, Naturwissenschafter und Schriftsteller 4

Vorbemerkungen Wirtschaftsrechtler zum Steuerrecht 5

Grundlagen Betroffenheit durch Steuerwettbewerb Staatswesen Steuersubstrat stellt zentrale Einnahmequelle der verschiedenen Staatswesen (Eidgenossenschaft, Kantone sowie Gemeinden) dar; Steuerwettbewerb strebt Zunahme des Steuersubstrats an, wobei es nebst «Gewinnern» zwangsläufig «Verlierer» des Wettbewerbs geben muss. Natürliche Personen Steuerwettbewerb kommt bei natürlichen Personen zum Tragen (v.a. Wohnsitz), und zwar in Abhängigkeit von deren individueller Mobilität (meist beeinflusst durch Alter und finanzielle, berufliche sowie familiäre Situationen); unterschiedliche Aspekte gelten bei unselbständig Erwerbenden sowie bei selbständig Erwerbenden. Unternehmungen Steuerattraktivität stellt nebst anderen Elementen (Rechtssicherheit, Arbeitnehmerqualität etc.) gewichtiges Thema für Standortwahl dar, d.h. wichtig für Zuzug und ev. Wegzug von Unternehmungen; insofern wirkt sich Steuerwettbewerb ebenfalls z.b. auf Arbeitsplätze aus. 6

Grundlagen Rechtliche Basis 7

Grundlagen Staatsfinanzen Finanzordnung: Art. 126 ff. BV Ziel ist insbesondere, dass der Bund seine Ausgaben und Einnahmen «auf Dauer im Gleichgewicht» hält (Art. 126 Abs. 1 BV), was eine völlige Freiheit zumindest theoretisch verhindert; Politiker schwanken traditionell zwischen Ausgabendisziplin und Abgaben-/Steuererhöhungen. Ausgaben Eine politische «Herkulesaufgabe» besteht darin, die Ausgaben im Griff zu behalten; beim Bund richten sich die Gesamtausgaben «nach den geschätzten Einnahmen» (Art. 126 Abs. 2 BV), d.h. die sog. Schuldenbremse wirkt im Rahmen von Art. 12 ff. Finanzhaushaltsgesetz (FHG: SR 611.0). Einnahmen u.a. durch Steuern (Legalitätsprinzip) Steuereinnahmen sind für alle drei Staatsebenen zentral, wobei der Steuerwettbewerb nirgends ausdrücklich erwähnt wird; immerhin: Verbot der interkantonalen Doppelbesteuerung (Art. 127 Abs. 3 BV) stellt ein Element des interkantonalen Steuerwettbewerbs dar. 8

Grundlagen Öffentliche Abgaben Kausalabgaben Gemengsteuern Steuern Gebühren Beiträge (Vorzugslasten) Ersatzabgaben Mehrwertabgaben Direkte Steuern Indirekte Steuern 9

Grundlagen Steuerillegalität Steuerumgehung Steueroptimierung 10

Grundlagen Erstes Spannungsfeld Steuerillegalitäten «Wettbewerbsvorteile» der (mehr oder weniger) Steuerpflichtigen können «errungen» werden, indem sie die anwendbaren (Steuer-)Regeln verletzen dies ist aber kein Steuerwettbewerb; immerhin können Steuer(il)legalitäten im Lauf der Zeit auch (il)legal werden. Steuerumgehungen Als Beispiel (1967) BGE 93 I 725 Erw. 1: (i) Rechtsgestaltung ist ungewöhnlich, sachwidrig oder absonderlich bzw. wirtschaftlichen Gegebenheiten völlig unangemessen + (ii) lediglich gewählt, um Steuern zu sparen + (iii) tatsächlich erhebliche Steuerersparnis erreicht. Steueroptimierungen Zielsetzung ist eine maximale Steuerersparnis, und zwar im Rahmen des aktuellen (Steuer-)Rechts; ideologisch oder politisch mag notabene mit dem beliebten «Killer-Argument Gerechtigkeit» trotz unstrittiger Legalität deren Legitimität in Frage gestellt werden. 11

Grundlagen Steuergerechtigkeit Steuernivellierung Steuerwettbewerb 12

Grundlagen Zweites Spannungsfeld Steuergerechtigkeit International und national wird gerne die (angebliche) Steuergerechtigkeit als rechtspolitisches Argument für spezifische Regelungen angeführt; zwei Probleme: (i) Was ist steuergerecht oder eben nicht? (ii) Wer entscheidet dies («Sittenwächter», «Moralapostel» etc.)? Steuernivellierung Nivellierung bzw. Gleichmacherei ist sozusagen natürlicher «Gegner» des Wettbewerbs, wobei die Angleichungen verschiedene Schattierungen haben; zentraler Massstab der Besteuerung stellt jeweils die «wirtschaftliche Leistungsfähigkeit» dar was immer dies im konkreten Fall bedeutet. Steuerwettbewerb Aktuelles Imageproblem, und zwar international und national (v.a. in Medien); immerhin stellt Steuerwettbewerb nur, aber immerhin ein zentrales Element im Standortwettbewerb dar, für den zusätzliche Aspekte wichtig sind (Ausbildung des Personals, Rechtssicherheit etc.). 13

Steuerwettbewerb(e) Alle gegen Alle... 14

Steuerwettbewerb(e) Einführung Grundverständnis Wikipedia: «Als Steuerwettbewerb bezeichnet man den Wettbewerb unterschiedlicher Wirtschaftsstandorte, um durch ein attraktives Steuersysteme Standortvorteile zu erzielen». Abgrenzungen «Steuer» meint nicht notwendigerweise «Steuer i.e.s.», d.h. auch sonstige Abgaben (Gebühren etc.) gehören dazu, so dass eine «Gesamtbetrachtung» der hoheitlichen Belastungen zu erfolgen hat; Wettbewerbsfaktoren sind nicht allein Steuersätze/Steuertarife/etc., sondern weitere Faktoren wie beispielsweise: Automatischer Informationsaustausch (AIA). Rechtsgrundlagen sind nicht einheitlich und unterschiedlich von Land zu Land bzw. von Staatengemeinschaft zu internationalen Organisation etc. (Beispiel re Europäische Union: «Beihilfenrecht»). 15

Steuerwettbewerb(e) Internationaler Steuerwettbewerb 16

Steuerwettbewerb(e) Internationaler Steuerwettbewerb Nationalstaaten Staatssouveränität = Steuerhoheit (seit 19. Jahrhundert); z.b. selbst die Europäische Union (inkl. Euro-Raum) ist keine «Fiskalunion» und dies dürfte sich auch nicht ändern Internationale Organisationen führten zu Nivellierungen; Beispiele: OECD sowie G-20. Themenauswahl (i) OECD Action Plan: «Base Erosion and Profit Shifting» (BEPS) + (ii) «Luxemburg Leaks» (Nov. 2014) + (iii) Steuerstreit EU/CH (Holdings, Domizilgesellschaften, «Lizenz Boxen» etc.). 17

Steuerwettbewerb(e) Interkantonaler Steuerwettbewerb 18

Steuerwettbewerb(e) Interkantonaler Steuerwettbewerb Rechtsgrundlagen Bundesverfassungsbasis in der Schweiz: Art. 126 ff. BV; diverse Bundesgesetze; steuerrechtliches Grundprinzip: Besteuerung nach wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit der Steuerpflichtigen (es gilt das sog. Leistungsfähigkeitsprinzip: BGE 133 I 217 ff. Erw. 7). Staatsebenen Ausschluss des Steuerwettbewerbs bei Bundessteuern (MWSt etc.); Vorgaben des Bundes betreffend kantonaler Besteuerung, aber Steuerwettbewerb bleibt bestehen bei kantonalen Steuern; es besteht nach wie vor eine kantonale Tarifautonomie: BGE 133 I 214 f. Erw. 5. Themenauswahl (i) BGE 133 I 206: allgemeine Grundsätze sowie Entscheid zu «degressivem» Steuertarif in Obwalden + (ii) kantonaler Steuerwettbewerb kann prinzipiell nicht beanstandet werden (BGE 133 I 227 ff. Erw. 10) + (iii) «Pauschalbesteuerung-Volksinitiative» (ev. Bundesintervention Nov. 2014). 19

Steuerwettbewerb(e) Interkommunaler Steuerwettbewerb 20

Steuerwettbewerb(e) Interkommunaler Steuerwettbewerb Autonomie der Gemeinden «Steuersouveränität» der Kommunen wird in erster Linie durch kantonales Recht eingeschränkt, d.h. Wettbewerbspotential ist a priori eher klein. Vorzeichen des Wettbewerbs Beispiel: Komplementärfaktoren zu (i) tiefen/hohen Gemeindesteuern sind in aller Regel (ii) hohe/tiefe Grundstückspreise bzw. Mieten. Dominanz der Staatssteuern relativiert zunehmend den Wettbewerb durch kommunale Steuern, die früher 2/3 und nunmehr meist nur noch 1/2 der Steuerbelastung ausmachen. 21

Ein Blick ins Publikum zeigt, was nötig ist 22

Schlussbemerkungen 1. Steuerwettbewerb hat «Imageprobleme» im Ausland und im Inland, doch zu unrecht; die Steuerbelastungen sollten kein ideologisches Thema sind, sondern als Element des Standortwettbewerbs verstanden werden; gegenüber dem Ausland (z.b. OECD oder EU) sollten die nationalen Interessen (stärker) verteidigt werden. 2. Steuergerechtigkeit ist eine Illusion, weil der Massstab völlig arbiträr erscheint und unklar ist, wer als «Fairnesswächter» geeignet ist; Steuerpolitiker sollten sich nicht leichthin ins «Bockshorn» jagen lassen! 3. Legalität statt Legitimität ist ausschlaggebend, d.h. Steueroptimierer selbst Politiker sollten sich nicht verteidigen müssen, wenn sie im gesetzlichen Rahmen «optimiert» haben; immerhin muss ganz offensichtlich vor «Doppelmoral» (erneut in politischem Zusammenhang) gewarnt werden. 4. Steuerwettbewerb im nationalen Kontext hat allerdings interkantonale Gegebenheiten (z.b. BGE 133 I 206) ebenso wie unterschiedliche kantonale Belastungen zu berücksichtigen; oder anders ausgedrückt: ZG ist nicht BE..! 23

Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit..! Peter V. Kunz Universität Bern Institut für Wirtschaftsrecht Schanzeneckstrasse 1 CH-3001 Bern Tel.: 031 / 631 55 88 kunz@iwr.unibe.ch www.iwr.unibe.ch 24