2/2006. Klassische und moderne Behandlung BI-SYNDROME ALLER ARTEN INHALTSVERZEICHNIS IMPRESSUM

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L I A N C H I N A H E R B N E W S L E T T E R Spezialapotheke für hochwertige Chinesische Arzneimittel BI-SYNDROME ALLER ARTEN Klassische und moderne Behandlung Von Polyarthritis über Ischiasschmerzen bis zur Periarthritis der Schulter: In der Chinesischen Medizin fallen diese und andere Schmerzkrankheiten in die Kategorie der Bi-Syndrome. «EXTRAKT» bringt eine Typologie, nennt die wichtigsten klassischen Rezepturen und fasst vier moderne TCM-Studien aus China zusammen. Bi heisst auf Chinesisch Blockade oder Behinderung. In der Chinesischen Medizin steht es für eine Gruppe von spezifischen Krankheiten, die Bi-Syndrome oder Bi- Krankheiten. Gemäss dem chinesischen Leitsatz «Tong zhe bu tong, bu tong zhe tong» gilt, dass Schmerzen dann auftreten, wenn der freie Fluss des Qi behindert oder blockiert ist. Somit stehen Bi-Syndrome im weitesten Sinne für Schmerzkrankheiten. Bi-Syndrome können weiter unterteilt werden. Die zwei klinisch häufigsten Unterkategorien sind das Brust-Bi (xiong bi) und das Bi in den Gelenken und Extremitäten. Letzteres ist ein Sammelbegriff für arthritische und rheumatische Beschwerden. Typologie und grundsätzliche Behandlungsstrategien Grundsätzlich werden vier Typen von Gelenk- und Extremitäten-Bi-Syndromen differenziert: Wind-Bi wandernde Schmerzen Feuchtigkeit-Bi Schwellungen, Schweregefühl, Steifheit; schlimmer bei Feuchtigkeit Kälte-Bi ausgeprägte stationäre Schmerzen; schlimmer bei Kälte Hitze-Bi Rötung und Hitze der Schmerzregion; schlimmer bei Hitze Es könnten noch zwei weitere «Grundtypen» beigefügt werden. Wie unten in der Fallstudie 4 erklärt, kann auch Flüssigkeiten- und Yin-Mangel zu Schmerzen führen. Xian Zhuo-hang erklärt: «Sind die Yin-Flüssigkeiten verbraucht und erschöpft, werden die Sehnen und Gefässe nicht mehr genährt und werden spasmodisch.» Dies 1 2/2006 führt zu Schmerzen. Charakterisierend bei Yin-Mangel- Schmerzen sind spasmodische oder brennende Schmerzen in Kombination mit einem dünnen und hageren Körper, einer dunklen, roten und belaglosen Zunge. Nicht wenige ältere Patienten dürften diesem Muster entsprechen. > Zusammen mit anderen Schmerzkrankheiten gehört in der Chinesischen Medizin auch die Polyarthritis zu den Bi-Syndromen. INHALTSVERZEICHNIS 1 8 3 9 10 11 Kolumne von Gunter Neeb IMPRESSUM Legenden zur TCM 12 14 15 Bi-Syndrome Neues aus der Fachwelt - Blutstase und Altersdemenz - Huang Qi unterstützt Chemotherapie - Rückgang der Akupunktur in China - Gan Jiang und Sheng Jiang: zwei Ingwersorten Neue Produkte Veranstaltungen und Kurse 2/06 Foto Schweiz. Polyarthritiker-Vereinigung (SPV)

BI-SYNDROME ALLER ARTEN Weiter ist bei chronischen Bi-Syndromen sehr häufig auch Blutstase involviert. Blockiert Feuchtigkeit, Kälte oder Wind die Leitbahnen und den Fluss von Qi und Blut, so führt dies nach einer gewissen Zeit zu Blutstase. Diese zeigt sich durch stechende Schmerzen, die sich in der Nacht verschlimmern. Häufig findet man bei diesen Patienten auch andere Blutstasezeichen wie Besenreisser, gestaute Unterzungenvenen und, vor allem, einen chronischen, hartnäckigen, oft therapieresistenten Krankheitsverlauf. Wenn Blutstase die Flüssigkeiten blockiert, wandeln diese sich in Schleim um, es entsteht Schleimstase. Sie ist gekennzeichnet durch Deformation der Gelenke und kommt meist nur bei chronischem Krankheitsverlauf vor. Gui Zhi, Zimtäste, heiss in der Temperatur und scharf im Geschmack, befreit die Leitbahnen von Kälte. Die Behandlung von Schleimstase ist schwierig und langwierig und bedarf solch starker Mittel wie Mo Yao (Myrrha), Ru Xiang (Olibanum), Dan Nan Xing (Arisaemae Pulvis cum bile) und Bai Jie Zi (Sinapis Semen). In der Praxis zeigt sich ein Bi-Syndrom praktisch immer als eine Kombination der genannten Faktoren. Dabei gilt grundsätzlich, dass Wind in den meisten Fällen der Träger ist und sich mit einem, zwei oder gar drei weiteren pathogenen Faktoren verbindet. Sehr häufig zeigen sich Wind-Feuchtigkeit-Kälte und Wind-Kälte. Bei akuten Gichtattacken oder einem Schub von Polyarthritis hingegen handelt es sich häufig um Wind-Hitze oder Wind-Feuchtigkeit-Hitze. Wie erwähnt kann zu diesen Bi auslösenden Faktoren in chronischen Fällen, oder wenn das Bi durch ein Trauma verursacht wird, noch Blutstase hinzukommen. Im Falle von Deformitäten der Gelenke spricht man von Schleimstase. Rezepte der Klassiker Dies bedeutet, dass man in der Praxis immer eine Kombinationsstrategie anwenden muss, um das Bi effizient zu therapieren. Diese Kombinationstherapie wird bereits in den meisten klassischen Rezepturen für Bi- Syndrome berücksichtigt. Die bekanntesten klassischen Rezepturen* für Bi-Syndrome sind: Juan Bi Tang (Bi lösendes Dekokt; aus: «Yi xue xin wu») In dieser Rezeptur sind die besten Mittel gegen Wind- Feuchtigkeit-Bi wie Qiang Huo (Notopterygii Rhizoma et Radix), Du Huo (Angelicae Pubescentis Radix), Hai Feng Teng (Piperis Futokadsurae Caulis) und Sang Zhi (Mori Ramulus) vereint mit wenigen wärmenden und Blut bewegenden Mitteln. Juan Bi Tang ist die klassische Rezeptur für die Behandlung von Wind-Kälte- Feuchtigkeit-Bi-Syndromen. Gui Zhi Shao Yao Zhi Mu Tang (Dekokt aus Zimt, Paeonia und Anemarrhena) Diese Rezeptur vereint heisse Mittel wie Gui Zhi (Cinnamomi Ramulus) und Fu Zi (Aconiti Radix Lateralis Praeparata) mit kühlen wie Bai Shao (Paeoniae Radix Alba) und Zhi Mu (Anemarrhenae Rhizoma). Das Dekokt behandelt kaltes Bi, welches aufgrund der Stagnation Hitze transformiert. Es zeigen sich also die klassischen Bi-Symptome wie Schmerzen, Steifheit und Schwellungen, aber in Kombination mit Hitzezeichen wie warmen und leicht geröteten Gelenken. Diese Rezeptur ist exzellent, wenn die Hitze nur gering, aber doch klar vorhanden ist, die Leitbahnen, Gefässe und Gelenke jedoch durch Feuchtigkeit und Kälte blockiert sind. Xuan Bi Tang (Befreie Bi-Dekokt) Diese Rezeptur stammt aus der Wen bing-theorie, sie behandelt also Feuchte-Hitze-Bi. Die Rezeptur kombiniert vor allem Feuchtigkeit ausleitende und Hitze klärende Mittel. Im Vergleich zu Bai Hu Jia Gui Zhi Tang (siehe unten) ist sie wesentlich weniger stark Hitze klärend. Sie wird eingesetzt, wenn die Hitzesymptome nicht sehr ausgeprägt sind. Wenn sich starke Hitzesymptome zeigen, eignet sich die folgende Rezeptur. Bai Hu Jia Gui Zhi Tang (Weisser Tiger mit Zimt-Dekokt) Als Variation der Hauptrezeptur für Hitze in der Qi- Schicht, das heisst für ein Fülle-Hitze-Muster, ist diese Rezeptur bei akutem, heiss-feuchtem Bi indiziert. Hitzesymptome sind ausgeprägt und zeigen sich mit Fieber, Durst, Unruhe, starkem Schwitzen und heissen Gelenken. Du Huo Ji Sheng Tang (Angelica und Taxillus-Dekokt) Die Funktion dieser Rezeptur spiegelt sich in ihrem Namen wider: Das klassische Feuchte-Kälte-Mittel für die unteren Extremitäten Du Huo (Angelicae Pubescentis Radix) wird kombiniert mit dem Nieren stärkenden, Blut bildenden und Leitbahnen befreienden Sang Ji Sheng (Taxilli Herba). Die Rezeptur ist indiziert für kaltes Bi- Syndrom, welches von einem Mangel begleitet wird. Da die Rezeptur stärkende Mittel aus den Nieren-, Blut-, Yin-, Yang- und Qi-Kategorien enthält, kann sie bei praktisch allen kalten Bi-Syndromen, welche sich mit einem Mangel präsentieren, eingesetzt werden. Zu beachten gilt, dass sie vor allem auf die unteren Extremitäten wirkt. Es ist also die Rezeptur für die Behandlung der klassischen Arthrose älterer Leute. * Alle zu finden in Bensky und Barolet, Chinesische Arzneimitteltherapie 2

BI-SYNDROME ALLER ARTEN Xiao Huo Luo Dan (Kleine Rezeptur zur Aktivierung der Netzwerkgefässe) Diese Rezeptur vereint die heissesten Leitbahnen befreienden Mittel mit starken Blut brechenden Substanzen. Dazu kommt noch der Regenwurm, welcher ebenfalls die Leitbahnen «durchkriecht» und damit befreit. Es handelt sich also um eine stark wirksame Rezeptur für kaltes Bi-Syndrom in Kombination mit Blutstase. Da ebenfalls ein Schleimmittel enthalten ist, kann die Rezeptur auch als Grundelement für Schleimstase, das heisst bei Deformitäten, verwendet werden. Wenn zusätzlich Mangelerscheinungen vorliegen, muss die Rezeptur entsprechend modifiziert werden. Shen Tong Zhu Yu Tang (Blutstase lösendes Dekokt gegen Schmerzen im Körper) Das ist die klassische Rezeptur für Blutstase-Bi- Syndrom. Sie stammt aus dem Qing-Dynastie-Klassiker «Yi lin gai cuo» («Korrekturen der Fehler im medizinischen Wald»), der auch Ursprung ist für die berühmten Blutstase lösenden Rezepturen Xue Fu Zhu Yu Tang (Haus-des-Blutes-Blutstase lösendes Dekokt), Ge Xia Zhu Yu Tang (Dekokt, das Blutstase unterhalb des Zwerchfells auflöst) und Shao Fu Zhu Tang (Unterleib- Blutstase lösendes Dekokt). Ist Blutstase vorherrschend und sind die Schmerzen über den ganzen Körper verstreut, ist Shen Tong Zhu Yu Tang immer eine gute Grundrezeptur. Bei starken Mangelzeichen muss sie jedoch mit stärkenden Mitteln erweitert werden. Gemäss dem Autor dieser Rezeptur, Wang Qingren, ist Shen Tong Zhu Yu Tang immer dann angezeigt, wenn das Bi- Syndrom nicht auf andere Rezepturen anspricht. Beim Brust-Bi wird meist eine Variation von Gua Lou Xie Bai Bai Jiu Tang bei Herz-Yang-Mangel mit Schleim und Kälte oder, im Falle von Blutstase, Xue Fu Zhu Yu Tang eingesetzt. Die moderne Behandlung von Bi-Syndromen Die häufigsten Westlichen Krankheiten, welche in der täglichen Praxis als Bi-Syndrome der Extremitäten und Gelenke behandelt werden, sind Arthrose und Arthritis, spezifisch auch Polyartrithis, Gicht, Spondylopathie und Ischiassyndrom. Von einem Brust-Bi spricht man bei Angina pectoris oder Herzinfarkt-Schmerzen. Die erwähnten klassischen Rezepturen sind für die Praxis exzellente Startpunkte für die Behandlung der verschiedenen Bi-Syndrome. Sie müssen jedoch so modifiziert werden, dass sie optimal auf den Patienten und dessen Schmerzen abgestimmt sind. Handelt es sich zum Beispiel um Knieschmerzen aufgrund von Kälte- Feuchtigkeit mit Leber- und Nierenmangel, so wählt man als Zusatz eventuell Niu Xi (Achyranthis Bidentatae Radix) und Du Huo (Angelicae Pubescentis Radix), um die Rezeptur in die unteren Extremitäten zu führen, Blut zu aktivieren und Feuchte-Kälte auszuleiten. Handelt es sich um chronische Kälte-Bi-Schmerzen in den Fingern, so kann man Sang Zhi (Mori Ramulus), Luo Shi Teng 3 GEDANKEN Was die Furchen sagen Die Furchen des Zungenkörpers führen immer wieder Dr. Gunter Ralf Neeb, Gastprofessor an der TCM- Universität Yunnan, Lektor zu Unsicherheit: Wie sind sie an verschiedenen Akademien zu interpretieren? Vorauszuschicken ist, dass die Zun- in Europa. gendiagnose natürlich nur einen Teil der Differenzialdiagnose darstellt, allein also keinesfalls aussagekräftig sein kann. Zweitens muss man wissen, dass Furchen bei etwas über einem Prozent der Bevölkerung angeboren sind. Mit diesen Einschränkungen aber lassen sich die Furchen des Zungenkörpers durchaus analysieren. Zu beachten sind dabei die Kriterien Form, Ort, Tiefe und Länge der Furchen. Allgemein weisen Zungenfurchen auf Yin-Leere (Jing- Essenz oder Blut), Mangel an Körpersäften (jin-ye), zum Beispiel durch Unterernährung oder Dehydration, und starke Hitze mit Trockenheit hin. Meist steigen Tiefe und Anzahl der Furchen mit zunehmender Schwere der Ursachen. Inselartige Furchen finden sich häufig im Senium durch die hier meist vorhandene Yin-Leere. Horizontale Furchen der Mitte weisen auf Yin-Leere hin. Bei rotem Zungenkörper stammt diese aus den Nieren (= Leere-Hitze), bei normaler Farbe meist aus einer Magenoder Lungen-Yin-Leere. Horizontale Furchen der Seiten weisen auf Milz-Yin- oder Milz-Qi-Leere hin. Bei Qi-Leere sind die Seiten oft zusätzlich feucht oder schaumig, bei Yin-Leere trocken. Eine lange vertikale Furche bei normaler Zungenfarbe kann auf konstitutionale Herzschwäche hinweisen. Bei roter Zunge indiziert eine lange vertikale Furche aber Herzprobleme. Wenn ausserdem die Zungenspitze gerötet ist, verweist das auf Herz-Feuer; die Abwesenheit von Belag ist ein Hinweis auf Herz-Leere-Hitze durch Yin-Leere, zum Beispiel der Niere. Eine vertikale Furche in der Zungenmitte zeigt Leere- Zustände des Magens an, nämlich Qi-Leere bei normaler Zungenfarbe und Belag, Yin-Leere bei Abwesenheit von Belag. Wenn die Furche mit gelbem, trockenem oder klebrigem Belag bedeckt ist, liegt meist Magen-Feuer durch Schleim vor. Eine tiefe vertikale Furche in der Zungenmitte mit Seitenästen bei tief rotem Zungenkörper und Abwesenheit von Belag weist auf extreme Trockenheit und Leere des Nieren- Yins hin. Diese Zunge sieht man auch oft bei Nierensteinen. Schräge, unregelmässige Furchen weisen mittig auf Leere des Magen-Yin, kurz vor der Zungenspitze auf Leere des Lungen-Yin hin. Gunter Neeb 2/06

BI-SYNDROME ALLER ARTEN (Trachelospermi Caulis) und Qiang Huo (Notopterygii Rhizoma et Radix) beigeben, um die Rezeptur in die Finger zu bringen und die Leitbahnen in diesem Bereich zu befreien. Es folgen nun vier übersetzte Fallstudien aus der modernen chinesischen Literatur, welche die Schmerztherapie verschiedener Krankheiten beleuchten und erklären. Die ersten drei beschreiben mögliche Therapien von Ischiasschmerzen, Periarthritis der Schulter sowie akuter und chronischer Polyarthritis. Die vierte Studie beschreibt die Behandlung von Yin-Mangel-Schmerzen und bezieht sich auf verschiedenste Arten von Schmerzen, von Angina- bis Ischiasschmerzen. Bei Schmerzen im Lendenbereich Xu Duan (Dipsaci Radix) und Gou Ji (Cibotii Rhizoma) Bei Qi-Mangel Dang Shen (Codonopsis Radix) und Bai Zhu (Atractylodis Macrocephalae Rhizoma) Bei Appetitlosigkeit Sha Ren (Amomi Fructus) und Jiao San Xian: Shen Qu (Massa Medica Fermentata), Mai Ya (Hordei Fructus Germinatus Praeparatus), Shan Zha (Crataegi Fructus) Bei Krämpfen in Sehnen Di Long (Pheretima) Bei Blutstase Hong Hua (Carthami Flos) Die Rezeptur wurde als Wasserdekokt zubereitet, pro Tag war eine Portion einzunehmen. Fallstudie 1 Xiao Tong Tang (Schmerz zerstreuendes Dekokt) in der Behandlung von 54 Fällen mit Ischiassyndromen Ceng Fang-qin in: «Xin Zhong yi» (Journal der Neuen Chinesischen Medizin), Nr. 1, 1999, S. 46 Alle Patienten in dieser Studie litten an einem Ischiassyndrom und wurden ambulant behandelt. Von den 54 Patienten waren 32 Männer und 22 Frauen. Ihr Alter lag zwischen 20 und 82 Jahren, der Durchschnitt bei 43 Jahren. Die Krankheit dauerte im kürzesten Fall seit einer Woche; im längsten seit 12 Jahren. Behandlungsmethode Die Grundrezeptur Xiao Tong Tang bestand aus folgenden Mitteln: Huang Qi Astragali Radix 15 g Xi Xin Asari Radix et Rhizoma 3 g Ji Xue Teng Spatholobi Caulis 30 g Fang Feng Saposhnikoviae Radix 10 g Gui Zhi Cinnamomi Ramulus 10 g Bai Shao Paeoniae Radix Alba 10 g Dang Gui Angelicae Sinensis Radix 10 g Qin Jiao Gentianae Macrophyllae Radix 10 g Mu Gua Chaenomelis Fructus 10 g Du Zhong Eucommiae Cortex 10 g Du Huo Angelicae Pubescentis Radix 10 g Wei Ling Xian Clematidis Radix et Rhizoma 10 g Sang Ji Sheng Taxilli Herba 10 g vorbehandeltes Ru Xiang Olibanum 5 g vorbehandeltes Mo Yao Myrrha 5 g Modifikationen Gemäss Musterdifferenzierung wurden folgende Mittel zur Grundrezeptur beigegeben: Bei Kälte Gui Zhi (Cinnamomi Ramulus), Chuan Wu (Aconiti Radix Praeparata), erhöhte Dosis Fang Feng (Saposhnikoviae Radix) Bei Hitze Sang Zhi (Mori Ramulus) und Huang Qin (Scutellariae Radix) Bei Feuchtigkeit Cang Zhu (Atractylodis Rhizoma) und Fang Ji (Stephaniae Tetrandrae Radix) Das scharfe und warme Dang Gui nährt und bewegt das Blut. Behandlungserfolg Von den 54 Patienten erfuhren 46 eine Heilung. Als Heilung wurde definiert, dass sich die Schmerzen sowie die anderen körperlichen Symptome lösten und während des folgenden Jahres nicht wieder erschienen. Bei fünf Patienten war das Ischiassyndrom stark verbessert. Dies bedeutete, dass die Schmerzen markant nachliessen oder ganz verschwanden und sich auch die übrigen Symptome verbesserten. Nach dem Absetzen der Kräuter verschlimmerten sich die Symptome nicht wieder. Bei zwei Patienten war das Ischiassyndrom leicht verbessert: Die Schmerzen wurden reduziert und die übrigen Symptome leicht verbessert. Ein Patient erfuhr keine Wirkung. Im Ganzen lag demnach die Verbesserungsrate bei 98 Prozent. Grundsätzlich verbesserten sich die Schmerzen nach zwei Wochen Arzneitherapie. Nach einem Monat waren die meisten geheilt. Die längste Therapiedauer betrug drei Monate. Diskussion des Autors Die klinischen Symptome des Ischiassyndroms sind Schmerzen im Lendenbereich, welche in die unteren Extremitäten ausstrahlen und sich dort als dumpfe, stechende oder krampfartige Schmerzen zeigen. Die Hauptgründe für das Entwickeln eines Ischiassyndroms sind gemäss dem Autor dieses Artikels Müdigkeit, kaltes Wetter, starke Schmerzen mit Taubheit, akute Krämpfe und eingeschränkte Bewegung. 4

BI-SYNDROME ALLER ARTEN Die Leber kontrolliert die Sehnen, die Nieren kontrollieren die Knochen. Gemäss dem Autor folgt das Ischiassyndrom in den meisten Fällen einem Leber- und Nierenmangel mit einer Insuffizienz an Blut und Qi, einer gleichzeitigen Blockade von Qi und Blut sowie fehlender Ernährung der Sehnen und Gefässe. Das Syndrom kann jedoch auch aufgrund einer Erschöpfung der Leber und der Nieren, des Blutes und des Qi auftreten. Dies ermöglicht pathogenen Faktoren ein leichtes Eindringen. Das Eindringen von Wind, Nässe und Kälte verschlimmert die Schmerzen weiter. So wird diese Krankheit durch den äusseren pathogenen Faktor Wind-Kälte-Nässe zusammen mit Leber- und Nieren- sowie Qi- und Blutmangel verursacht. Die Behandlung muss demnach die Leber und die Nieren nähren, Blut und Qi regulieren, Wind ausleiten, die Leitbahnen befreien und die Netzwerkgefässe aktivieren. In dieser Rezeptur stärkt Huang Qi (Astragali Radix) das Qi; Dang Gui (Angelicae Sinensis Radix) und Bai Shao (Paeoniae Radix Alba) nähren Leberblut; Du Zhong (Eucommiae Cortex), Sang Ji Sheng (Taxilli Herba) und Mu Gua (Chaenomelis Fructus) nähren Nieren und Leber und stärken die Sehnen. Gui Zhi (Cinnamomi Ramulus), Qin Jiao (Gentianae Macrophyllae Radix), Fang Feng (Saposhnikoviae Radix), Xi Xin (Asari Radix et Rhizoma), Du Huo (Angelicae Pubescentis Radix) und Wei Ling Xian (Clematidis Radix et Rhizoma) leiten Wind- Feuchtigkeit aus und stoppen Schmerzen. Ru Xiang (Olibanum) und Mo Yao (Myrrha) aktivieren Blut und stoppen Schmerzen. Ji Xue Teng (Spatholobi Caulis) aktiviert und nährt Blut. Weiter beruhigt es Leitbahnen und Netzwerkgefässe. Fallstudie 2 5 Akute rheumatoide Arthritis: die Behandlung von 50 Patienten mit Jia Wei Zhong Jiao Xuan Bi Tang Zhang Yong in: «Si chuan zhong yi», Nr. 2, 1999, S. 32 33 Insgesamt wurden 50 Patienten behandelt. Diese zeigten folgende Symptome: akuter Krankheitsbeginn, die Beschwerden traten in der Nacht oder am frühen Morgen auf. Als erstes Gelenk war das erste Metatarsalgelenk involviert; später wurden auch die proximaleren Gelenke der Ferse, der Finger und des Fusses sowie andere kleinere und mittlere Gelenke in Mitleidenschaft gezogen. Das involvierte Gelenk präsentierte sich mit Rötung, Schwellung, Hitze und ausgeprägtem Schmerz. In einigen Fällen waren die Symptome so stark, dass die Patienten nicht stehen konnten. Gleichzeitig zeigten sich Symptome wie Fieber, erhöhte Leukozytenwerte und verlängerte Sedimentationsrate. Der Harnsäuregehalt im Blut lag bei 420 µmol/l. Röntgenaufnahmen zeigten bei 12 Patienten normale Gelenke, bei 38 Patienten gelenknahe Erosionen. Von den 50 Patienten waren 48 Männer und 2 Frauen. Das Alter lag zwischen 21 und 48 Jahren. Bei 38 Patienten war die aktuelle Attacke rezidivierend; bei 12 Patienten handelte es sich um eine erste Attacke. Die aktuelle Attacke dauerte bereits 12 Tage im längsten und 7 Tage im kürzesten Fall. Der Durchschnitt lag bei 9 Tagen. 21 Patienten wurden bereits mit antiinflammatorischen und Schmerz stillenden Medikamenten behandelt. Bei 18 Patienten zeigten sich jedoch gastrointestinale und bei 3 Blutnebenwirkungen. Die übrigen 29 Patienten hatten noch keine Medikamente eingenommen. Behandlungsmethode Die Grundrezeptur bestand aus folgenden Substanzen: Mu Fang Ji Stephaniae Tetrandrae Radix 10 g Xing Ren Armeniacae Amarum Semen 10 g Hua Shi Talcum 10 g Lian Qiao Forsythiae Fructus 10 g Shan Zhi Zi Gardeniae Fructus 10 g Ban Xia Pinelliae Rhizoma 10 g Ru Xiang Olibanum 10 g Chao Jia Zhu Squama Manis 10 g (Chuan Shan Jia) Chuan Niu Xi Cyathulae Radix 10 g Chi Shao Paeoniae Radix Rubra 10 g Chi Xiao Dou Phaseoli Semen 30 g Jin Yin Hua Lonicerae Japonicae Flos 30 g Yi Yi Ren Coicis Semen 15 g Can Sha Bombycis Mori Excrementum 15 g Dan Shen Salviae Miltiorrhizae Rx et Rh 15 g Modifikationen Bei relativ hohem Fieber und eindeutig erhöhten Blutwerten wurden Shi Gao (Gypsum Fibrosum), 30 g, und Qing Dai (Indigo Naturalis), 12 g, beigefügt. Bei reduziertem Appetit oder Magen-Darm-Schmerzen wurde Can Sha (Bombycis Mori Excrementum) auf 10 g reduziert und es wurden Mu Xiang (Aucklandiae Radix), 10 g, und Ji Nei Jin (Gigeriae Gallli Endothelium Corneum), 15 g, beigefügt. Pro Tag nahmen die Patienten eine Dosis ein, aufgeteilt in drei Portionen. Behandlungserfolg Starker Behandlungseffekt bedeutete, dass die Rötungen, Schwellungen und Schmerzen in den Gelenken stark reduziert waren; die Körpertemperatur, die Blutwerte und die Blutkörperchensenkungsreaktion im normalen Bereich waren und der Harnsäuregehalt im Blut sich reduzierte. Von einem mässigen Behandlungserfolg sprach man, wenn die Rötungen, Schwellungen und Schmerzen in den Gelenken sich reduzierten, die Körpertemperatur normal oder nur noch ganz leicht erhöht war und die Blutwerte und die Blutkörperchensenkungsreaktion fast normal ausfielen. Verbesserten sich diese Kriterien nicht positiv, wurde von einem fehlenden Therapieerfolg gesprochen. Nach dieser Bewertung zeigte sich bei 41 Patienten ein starker Behandlungseffekt, bei 9 Patienten ein mässiger Behandlungserfolg. Die Therapie dauerte zwischen 5 und 9 Tagen mit einem Durchschnitt von 7 Tagen. Es zeigten sich keine Nebenwirkungen. 2/06

BI-SYNDROME ALLER ARTEN Diskussion des Autors Zhong Jiao Xuan Bi Tang stammt aus Wu Ju-tong s «Wen bing tiao bian» (Systematische Differenzierung der warmen Krankheiten). Die Rezeptur ist angezeigt bei feuchter Hitze, welche in die Knochen eindringt. In der ursprünglichen Rezepturbeschreibung sind die Symptome so umschrieben: «Angesammelte Feuchtigkeit und grosse in den Leitbahnen und Netzwerkgefässen schwelende Hitze, Frösteln und starkes Fieber, Knochenschmerzen, dunkel gestaute Zunge und eine fahl gelbliche Gesichtsfarbe». Gemäss der Chinesischen Medizin entsprechen die Symptome und Zeichen der akuten Polyarthritis dem Muster feuchte Hitze in den Knochen. Dies führt zu einer Blockade der Leitbahnen und Netzwerkgefässe und zu Blutstase mit Hitze. Fang Ji (Stephaniae Tetrandrae Radix) stösst kräftig die Feuchtigkeit in den Leitbahnen und Netzwerkgefässen aus. Xing Ren (Armeniacae Amarum Semen) ist eines der besten Mittel, um Lungen-Qi zu öffnen. Lian Qiao (Forsythiae Fructus) und Chi Xiao Dou (Phaseoli Semen) trennen und klären feuchte Hitze aus der Qi-Schicht und der Blutschicht. Der fade Geschmack von Yi Yi Ren (Coicis Semen) löst das Akute und stoppt Schmerzen. Ban Xia (Pinelliae Rhizoma) reguliert mit seiner Schärfe und neutralen Temperatur Kälte und Hitze. Can Sha (Bombycis Mori Excrementum) transformiert das klare Qi innerhalb der Trübheit im Magen-Darm-Trakt. Zhi Zi (Gardeniae Fructus) und Hua Shi (Talcum) eliminieren die feuchte Hitze durch den Urin. Die Zugabe von Dan Shen (Salviae Miltiorrhizae Radix et Rhizoma) und Ru Xiang (Olibanum) verstärkt die Stase umwandelnde und Netzwerkgefässe befreiende Wirkung der Rezeptur. Breiten sich Stase und Hitze aus, werden noch Chi Shao (Paeoniae Radix Rubra) und Jin Yin Hua (Lonicerae Japonicae Flos) beigefügt, um Blut zu kühlen, Stase zu transformieren und Hitze zu klären. Weil die Rötungen, Schwellungen und Schmerzen oft die Gelenke in den unteren Extremitäten befallen, wird durch die Zugabe von Chuan Niu Xi (Cyathulae Radix) die Wirkung der Rezeptur nach unten geleitet. Ganz spezielle Aufmerksamkeit gilt auch Chuan Shan Jia (Squama Manis). Dieses Mittel hat stark durchdringende Eigenschaften; es gibt keinen Ort, den es nicht erreichen könnte. So verstärkt Chuan Shan Jia (Squama Manis) die Blut anregende und Stase lösende Wirkung der Rezeptur weiter. Fallstudie 3 Periarthritis humeroscapularis (Schultersyndrom) Wu Yue in: «Si chuan zhong yi» (Sichuan Journal der Chinesischen Medizin) Nr. 12, 1998, S. 42 In der Therapie des Schultersyndroms (Periarthritis humeroscapularis) werden normalerweise Physiotherapie, Schmerzspritzen ins Schultergelenk sowie entzündungshemmende und schmerzstillende Medika- mente zum Einnehmen eingesetzt. Die Autoren behandelten 37 Patienten innerlich und äusserlich mit Chinesischen Arzneimitteln. 27 Patienten (73 Prozent) wurden geheilt, das heisst, nach der Therapie verspürten sie keine Schmerzen und keine Bewegungseinschränkungen mehr, auch nicht bei der Nachuntersuchung ein Jahr später. Sechs Patienten (17 Prozent) erreichten eine Verbesserung, das heisst, die Schmerzen reduzierten sich, die Aussenrotation blieb jedoch eingeschränkt. Vier Patienten (10 Prozent) erfuhren keine Verbesserung der Symptome. Die Verbesserungsrate lag somit bei 90 Prozent. Behandlungsmethode Die Patienten wurden mit Ji She Jiu (Spatholobus und Zaocys-Alkohol) behandelt. Diese Rezeptur besteht aus: Ji Xue Teng Spatholobi Caulis 50 g Gui Zhi Cinnamomi Ramulus 30 g Du Zhong Eucommiae Cortex 30 g Wu Shao She Zaocys 20 g Hong Hua Carthami Flos 10 g Diese Mittel wurden in 2500 ml weissem Schnaps eingelegt und von Anfang Mai bis Mitte September 50 cm tief in der Erde vergraben. Danach wurde das Mittel angewendet. Einerseits sollten zum Mittag- und Abendessen je 20 50 ml eingenommen, andererseits sollte es äusserlich einmassiert werden. Ein Behandlungszyklus dauerte sieben Tage. Nach zwei bis drei Zyklen trat normalerweise eine Besserung ein. Ru Xiang bricht Blutstase und ist bei allen Staseschmerzen angezeigt, vor allem auch bei Deformationen aufgrund von Schleimstase. Diskussion des Autors Das Schultersyndrom ist eine den Alltag beeinträchtigende Beschwerde und kommt vor allem bei Frauen häufig vor. Als Krankheitsmechanismus wird eine degenerative Veränderung der Weichteile des Schultergelenkes angenommen. Ein pathogener Faktor schränkt die Bewegung weiter ein. Gemäss Chinesischer Medizin liegt der Grund für das Schultersyndrom im Eindringen von Wind-Kälte in die Gelenke. Dies blockiert den freien 6

BI-SYNDROME ALLER ARTEN Fluss von Qi und Blut sowie die Leitbahnen, woraus dann die Schmerzen entstehen. In der Rezeptur Ji She Jiu wärmen Ji Xue Teng (Spatholobi Caulis), Hong Hua (Carthami Flos), Gui Zhi (Cinnamomi Ramulus) und Du Zhong (Eucommiae Cortex) das Blut und die Leitbahnen, regulieren das Blut und lösen Stase. Wu Shao She (Zaocys) wärmt die Leitbahnen und zerstreut Kälte. Der Schnaps verstärkt die Wirkung der Heilkräuter. Fallstudie 4 Die Behandlung von 82 Patienten mit einem Schmerzsyndrom mit der Methode Yin nähren und das Akute lindern (zi yin huan ji) Xian Zhuo-hang in: «Bei jing zhong yi» (Beijing Journal der Chinesischen Medizin) Nr. 12, 1998, S. 43 Insgesamt wurden 82 Patienten behandelt. Davon waren 63 Männer und 19 Frauen. Das Alter variierte zwischen 21 und 72 Jahren. Alle litten an einem Schmerzsyndrom: 10 Patienten an Kopfschmerzen, 16 Patienten an einer Spondylopathie der Halswirbelsäule, 3 Patienten an Anginaschmerzen und 53 Patienten an Ischias. Die Patienten litten an spasmodischen oder brennenden Schmerzen. Waren diese heftig, zeigten sich Krämpfe (chou chu) sowie Ziehen und Erlahmung (qi zong). Der Körper der Patienten war dünn und abgemagert, die Zunge war dunkel, rot und dünn und der Puls war saitenförmig (xian) und dünn (xi). Behandlungsmethode Alle Patienten wurden mit einer Modifikation von San Jia Fu Mai Tang behandelt. Die Grundrezeptur bestand aus: Bai Shao Paeoniae Radix Alba 15 30 g E Jiao Corii Asini Colla 15 30 g Zhi Gan Cao Glyc. Rx et Rh Praep. cum Melle 12 18 g Sheng Di Huang Rehmanniae Radix 20 30 g Gui Ban (vorkochen) Testudinis Plastrum 30 g Bie Jia (vorkochen) Trionycis Carapax 25 30 g Mai Dong Ophiopogonis Radix 10 g Chuan Shan Jia Squama Manis 10 g Ling Yang Jiao Saigae Tataricae Cornu 10 g * Huo Ma Ren Cannabis Semen 10 g * Diese Spezies ist vom Aussterben bedroht und durch CITES geschützt. Das Mittel kann durch Shang Yang Jiao (Capri Cornu) ersetzt werden. einer eindeutigen Wirkung gesprochen. Falls sich die Schmerzen nur wenig reduzierten, wurde der Behandlungserfolg als gering eingestuft. Keine Wirkung bedeutete, dass sich die Schmerzen durch die Behandlung nicht änderten. Gemäss diesen Kriterien wurden bei den verschiedenen Schmerzzuständen folgende Resultate erzielt: Kopfschmerzen: Von den insgesamt 10 Fällen verspürten 5 Patienten eine eindeutige Wirkung, 4 eine geringe Verbesserung und 1 Patient keine Wirkung. Nackenschmerzen: Von den insgesamt 16 Fällen verspürten 9 Patienten eine eindeutige Wirkung, 5 eine geringe Verbesserung und 2 keine Wirkung. Angina: Von den insgesamt 3 Patienten verspürten 2 eine eindeutige Wirkung und 1 Patient eine geringe Wirkung. Ischiassyndrom: Von den insgesamt 53 Patienten verspürten 33 Patienten eine eindeutige Wirkung, 16 eine geringe Verbesserung und 4 keine Wirkung. Die Verbesserungsrate lag somit bei 91 Prozent. Diskussion des Autors Schmerzen können entstehen durch Wind, Kälte und Feuchtigkeit, Qi-Stagnation oder Blutstase, welche die Sehnen und Gefässe blockieren, aber auch durch Leere von Yin, Yang, Qi oder Blut. Sind die Yin-Flüssigkeiten verbraucht und erschöpft, werden die Sehnen und Gefässe nicht mehr genährt und werden spasmodisch. Dies führt zu Schmerzen. Die Behandlungsstrategie folgt in diesen Fällen der Aussage im «Su wen», Kapitel «Zhi zhen yao da lun»: «Bei Trockenheit befeuchte, bei Akutem entspanne.» Werden die Yin-Flüssigkeiten genährt und tonisiert, können die Sehnen und Gefässe wieder befeuchtet werden. Dadurch entspannt und besänftigt man Spasmen, die Schmerzen lösen sich. San Jia Fu Mai Tang stammt aus Wu ju-tong s «Wen bing tiao bian». Darin heisst es zu dieser Rezeptur: «Bei Wärme-Erkrankungen (wen bing) im unteren Erwärmer dringt Hitze in den Kern vor. Der Puls ist dünn und kraftlos, das Herz schlägt stark, wie erschreckt. Falls heftig, zeigt sich auch Herzschmerz. San Jia Fu Mai Tang ist die Hauptrezeptur dafür.» Dies zeigt, dass San Jia Fu Mai Tang Herzschmerzen behandeln kann. Mit geeigneten Modifikationen kann die Rezeptur jedoch auch bei anderen Schmerzen aufgrund eines Yin-Mangels gute Wirkungen erzielen. Modifikationen Bei Kopfschmerzen wurde Xia Ku Cao (Prunellae Spica) beigefügt. Bei Nackenschmerzen wurde Ge Gen (Puerariae Lobatae Radix) beigefügt, bei Angina Dan Shen (Salviae Miltiorrhizae Radix et Rhizoma), bei Lumbalschmerzen Du Zhong (Eucommiae Cortex) und bei Schmerzen im Bein Huai Niu Xi (Achyranthis Bidentatae Radix). Pro Tag wurde eine Dosis eingenommen. Behandlungserfolg Falls sich die Schmerzen komplett lösten, wurde von 7 Zusammenfassung Unsere Zusammenstellung erscheint als buntes Gemisch aus verschiedenen Krankheiten, von akuter Polyarthritis über Ischiasschmerzen bis zur Periarthritis der Schulter. In der Chinesischen Medizin fallen jedoch alle diese Krankheiten in die übergeordnete Kategorie der Bi-Syndrome. Alle vier Studien, wie unterschiedlich die Krankheiten auch lokalisiert sein mögen, befassen sich mit einer Art von Bi-Syndrom: Hitze- Feuchtigkeit-Bi bei akuter Polyarthritis, Wind-Kälte- Bi bei Periarthritis, Wind-Kälte-Bi in 2/06

BI-SYNDROME ALLER ARTEN Kombination mit einem Nieren- und Lebermangel bei Ischiassyndrom und trockenes Bi aufgrund von Yin- Mangel als generelles Schmerzsyndrom. Letzteres ist weniger bekannt, dürfte aber bei älteren Patienten gar nicht selten anzutreffen sein. Interessant ist ein genauerer Blick auf die Zusammensetzung der Rezepturen: Unabhängig vom Muster werden immer auch Blut bewegende Mittel eingesetzt. Dies unterstreicht, wie wichtig diese Substanzen in der modernen Therapie sind. In klassischen Rezepturen findet man die Blut bewegenden Mittel wesentlich weniger häufig. Zum Beispiel enthalten eine Mehrzahl der zu Beginn diskutierten klassischen Rezepturen für die verschiedenen Bi-Syndrome keine Blut bewegenden Mittel. In der heutigen Praxis ist das genau umgekehrt. Diese Erkenntnis sollte für einen guten Therapieerfolg unbedingt ins Rezeptieren mit einfliessen. Gemäss Chinesischer Medizin tritt eine chronische Krankheit in die Netzwerkgefässe ein. In den Netzwerkgefässen fliesst Blut. Mit anderen Worten führen chronische Krankheiten zu Blutstase. Das heisst, alle Therapien gegen lang währende Bi-Syndrome wie Arthrose oder rheumatische Beschwerden bei älteren Patienten profitieren von Blut bewegenden Mitteln, auch wenn sich die Blutstase nicht so eindeutig wie mit Staseflecken auf der Zunge zeigt. Als Letztes bleibt die Zugabe von Blut nährenden und befeuchtenden Mitteln zu diskutieren. Ausser im Fall der akuten Polyarthritis integrieren alle in den Studien angeführten Rezepturen einige Arzneien dieser Kategorie. Den Grund hierfür zeigt wahrscheinlich am besten die letzte Studie, jene über Yin-Mangel-Schmerz-Krankheiten: Blut, und ganz speziell Leberblut, nährt die Sehnen und Bänder. Nur wenn diese befeuchtet werden, können sie sich geschmeidig bewegen. Trocknen die Leber und Sauer im Geschmack, entspannt Bai Shao (Bild) in Kombination mit süssem Gan Cao die Sehnen und Bänder und löst Krämpfe. Xi Xin ist heiss und scharf, aber auch etwas giftig. Es stoppt Schmerzen effizient durch seine starke Leitbahnen befreiende Funktion. Ebenfalls zeigt sich aus obigen Übersetzungen, dass scharf-warme Mittel auch zu den Hauptarzneien für kalte und feuchte Bi-Syndrome gehören. Scharfe Arzneimittel wie Gui Zhi (Cinnamomi Ramulus), Xi Xin (Asari Radix et Rhizoma) und Wei Ling Xian (Clematidis Radix et Rhizoma) sind aktiv und bewegen. Wärme aktiviert das Yang-Qi weiter und fördert dadurch Bewegung von Qi und Blut. So haben scharf-warme Mittel eine zwar nicht ausgeprägte, aber dennoch signifikante Wirkung in der Unterstützung von Blut bewegenden Mitteln und werden in der Therapie der Bi-Syndrome häufig kombiniert. damit auch die Sehnen und Bänder aus, so werden diese steif und schmerzen. Ein speziell hervorzuhebendes Mittel unter den Blut nährenden ist Bai Shao (Paeoniae Radix Alba). Es nährt nicht nur Leberblut, sondern wirkt auch entspannend. Die entspannende Wirkung wird besonders hervorgehoben, wenn man saures Bai Shao (Paeoniae Radix Alba) mit süssem Zhi Gan Cao (Glycyrrhizae Radix et Rhizoma Praeparata cum Melle) kombiniert. Die süss-saure Kombination entspannt Sehnen und Bänder und löst Krämpfe. Zudem schützen die Blut nährenden Substanzen auch vor einer Schädigung des Blutes durch die trockenen, scharfen und warmen sowie die Blut bewegenden Arzneien. Simon Becker und Jiaoken Kuhne SPV: Patientenorganisation für Polyarthritiker Die Schweizerische Polyarthritiker Vereinigung (SPV) setzt sich als gesamtschweizerische Patientenorganisation mit Information, Beratung und Motivation für eine bessere Lebensqualität der von rheumatidoider Arthritis Betroffenen ein. 32 Selbsthilfegruppen in allen Landesteilen Information über medizinische, therapeutische und soziale Aspekte der Krankheit durch die Zeitschrift «info» telefonische Beratung für Patienten und Angehörige, Montag bis Freitag 9.00 16.00, Tel. 044 422 35 00 (dt./frz.) E-Mail spv@arthritis.ch, Homepage www.arthritis.ch 8

LEGENDEN ZUR TCM Die Gäste aus dem Haus jagen mit Wang Bu Liu Xing Wang Bu Liu Xing (Vaccariae semen, Samen des Kuhkrauts, auch Kuhnelke genannt) Legenden ranken sich um die Kräuter der Chinesischen Medizin, schöne Erzählungen, die darüber berichten, wie dieses oder jenes Kraut seinen Weg in den Schatz der Traditionellen Arzneimittel fand. Nebenbei vermitteln diese Geschichten Einblicke in die reiche chinesische Kultur und das Alltagsleben. Hier die 5. Folge der «EXTRAKT»-Serie. Eine Nichte Wei Zhans hörte von diesem Vorfall und klagte: «Mein Onkel behandelt seinen Freund so unbarmherzig! Er jagt ihn mit Kräutern aus dem Haus.» Wang Bu Liu Xing kann nicht nur Gäste aus dem Haus vertreiben, es hilft auch beim Vertreiben von pathogenen Faktoren, welche die Brust oder die Menstruation blokkieren. Wang Bu Liu Xing befreit die Menstruation, bewegt Blut und fördert den Milchfluss, wenn diese freien Flüsse durch Qi-Stagnation, Blutstase oder einen anderen pathogenen Faktor blockiert sind. Quelle: Ding Zhao Ping (Hrsg.). Qu wei zhong yao. 2003, Verlag Ren min wei sheng chu ban shi, Beijing Der Kräutername Wang Bu Liu Xing bedeutet: «Der König möchte nicht, dass die Gäste bleiben.» Der Name dieses Krautes stammt von seiner Wirkung: Es fördert die Menstruation und den Milchfluss. In der Jin-Dynastie lebte einmal ein Staatsbeamter in der Provinz Jiang. Er hiess Wei Zhan. Er war sehr unfreundlich mit anderen Leuten. Eines Tages kam einer seiner alten Freunde zu ihm, um bei ihm Schutz zu suchen. Wei Zhan kümmerte sich überhaupt nicht um ihn und verhielt sich sehr abweisend. Weil es ihm dennoch schwer fiel, seinen Freund zum Verlassen des Hauses aufzufordern, gab er ihm ein Kilo Wang Bu Liu Xing. Der Freund verstand die Geste dieser Gabe sofort und kehrte nach Hause zurück. Illustration Martin Estermann 9 2/06

NEUES AUS DER FACHWELT Nikotinersatz führt zu Geburtsschäden Eine dänische Studie ergab, dass die Anwendung von Nikotinersatztherapien gegen das Rauchen das Risiko von Missbildungen der Neugeborenen um 60 Prozent erhöht; das Risiko von Missbildungen des Bewegungsapparates war doppelt so hoch. (Obstetrics and Gynecology 2006; 107: 51 57) Blutstase und Altersdemenz Schon seit einiger Zeit betont die Chinesische Medizin sowohl in der Behandlung als auch in der Erforschung der Altersdemenz die Wichtigkeit von Blutstase als Teil des Krankheitsbildes. Dieser Ansatz wird nun gestützt durch eine Studie, welche bei 32 Prozent der Patienten mit Alzheimer und bei 37 Prozent der Patienten mit vaskulärer Demenz zerebrale Gefässpfropfen (spontane Blutklümpchen oder Ablagerungen aufgrund arterieller Krankheiten) nachwies, während dieser Anteil in den Kontrollgruppen bei 15 beziehungsweise 14 Prozent lag. (BMJ 2006; 332; 1119 1124) Huang Qi unterstützt Chemotherapie Die Kombination von Kräuterbehandlungen auf der Basis von Huang Qi (Astragali Radix) und Chemotherapien auf Platinbasis hat sich in der Behandlung des nichtkleinzelligen Lungenkarzinoms als wirksamer erwiesen als alleinige Chemotherapie. Die Analyse der Ergebnisse von 34 publizierten klinischen Versuchen zeigt eine um 33 Prozent reduzierte Sterblichkeitsrate der mit dualer Therapie behandelten Patienten. Möglicherweise beruht die Wirkung von Astragalus auf der Stimulation der Makrophagen und der natürlichen Killerzellen. (J Clin Oncol. Jan 20 2006: 419 430) TCM im Weltall Chinesische Astronauten nutzen Traditionelle Chinesische Medizin, um dem «Weltraumkoller», der Flugkrankheit von Astronauten, vorzubeugen und entgegenzuwirken. Laut dem Direktor des Chinesischen Forschungs- und Trainingszentrums für Raumfahrt nehmen die Astronauten vor dem Start ins All Präparate ein, die ihren Gleichgewichtssinn und ihr Immunsystem stärken. Neben Kräutermedizin gehören auch Tui Na- Massagen und Akupunktur zum Trainingsalltag der Astronauten. Auf der Suche nach Wegen, den Kalziumabbau in den Knochen während der Schwerelosigkeit zu verhindern, arbeitet die Chinesische Raumfahrtagentur mit der Universität Hongkong zusammen. (Xinhua) Rückgang der Akupunktur in China Die Zeitung «China Daily» berichtet über einen beunruhigenden Rückgang der Akupunktur. Während mehr und mehr ausländische Studierende sich in China in Akupunktur ausbilden lassen und diese Methode weltweit aufblüht, gerät sie in ihrem Heimatland unter Druck. Weil Medikamente Chinesische wie Westliche für die Spitäler viel profitabler sind, wird die Akupunktur sowohl in der Anwendung als auch in der klinischen Forschung oft vernachlässigt. Akupunkteure werden in China schlecht bezahlt, viele wandern aus, um bessere Verdienstmöglichkeiten zu suchen. Gleichzeitig werden in China grosse Anstrengungen unternommen, die internationale Anerkennung durch theoretische Erforschung der Akupunktur zu erhöhen, welche sich von der klinischen Praxis mehr und mehr entfremdet. (Xinhua) Oberflächliches und tieferes Nadeln Im Auftrag einer britischen Fernsehsendung («Alternative Medicine: The Evidence») wurde an der Hull York Medical School eine Studie über oberflächliches und tieferes Nadeln durchgeführt. Die Untersuchung ergab, dass oberflächliches Nadeln (etwa einen Millimeter tief) den motorischen Kortex aktivierte, jene Gehirnregion, die normalerweise auf Berührung oder Schmerz reagiert, während tieferes Nadeln, welches das deqi-gefühl auslöst, zu einer messbaren Deaktivierung des limbischen Systems im Gehirn führte, einer Region, die ebenfalls an der Empfindung von Schmerz beteiligt ist. (www.jcm.co.uk) Huang Qi ist eine der besten Qi stärkenden Wurzeln. 10

NEUES AUS DER FACHWELT Gan Jiang und Sheng Jiang: zwei Ingwersorten Um die beiden TCM-Mittel Gan Jiang und Sheng Jiang herrscht oft Unsicherheit. Sie stammen beide vom Rhizom des Ingwers (Zingiberis officinalis), aber von zwei unterschiedlichen Kultursorten: Gan Jiang vom Rhizom Frischer Ingwer, der als Sheng Jiang verwendet wird, enthält rund 85 Prozent Wasser, er schrumpft beim Trocknen erheblich. Frischer Ingwer, welcher nach Trocknung als Gan Jiang verwendet wird, enthält mehr Stärke und weniger Wasser, er schrumpft deshalb beim Trocknen weniger. Im frischen Zustand lässt sich Sheng Jiang nicht gut in der Apotheke halten. Man schickt Patienten, denen Sheng Jiang verschrieben wurde, deshalb zum Gemüsehändler. Getrockneter Sheng Jiang ist sehr faserig und fade im Geschmack; als Heilmittel kann man ihn nicht einsetzen. Huili Zhao, LIAN Gan Jiang ist die medizinische Ingwersorte. der medizinischen Ingwersorte, Sheng Jiang vom Rhizom der als Nahrungsmittel genutzten Ingwersorte. Die beiden Ingwer-Varietäten werden auch unterschiedlich angebaut. Zum Beispiel wird in der Provinz Sichuan Sheng Jiang, die Nahrungspflanze, etwa 30 cm tief in die Erde gepflanzt und zu Beginn des Herbstes geerntet; Gan Jiang dagegen, die Medizinalpflanze, wird etwa 10 cm tief in die Erde gesetzt und mitten in der Winterzeit geerntet. Sheng Jiang, die Nahrungs- und Gewürzpflanze, taugt nur in frischen Zustand für medizinische Zwecke. IMPRESSUM Newsletter der LIAN CHINAHERB Ausgabe: 2/2006 Erscheinungsweise: 4-mal jährlich (April, Juni, September, November) Herausgeber: LIAN CHINAHERB, CH-8832 Wollerau Auflage: 2000 Expl. Redaktion: Regula Suter-Estermann, Simon Becker Abschlussredaktion: Markus Bär Grafisches Konzept: dd com ag, CH-8008 Zürich Gestaltung: Yvonne Estermann Copyright: Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Übersetzung, elektronische Speicherung und Weitergabe, online aufschalten etc., auch auszugsweise, sind nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers gestattet. Autorinnen und Autoren sind für ihre Beiträge selbst verantwortlich. Ihre Meinung entspricht nicht immer der Ansicht des Herausgebers. Abonnemente (kostenlos), Probenummern, Adressänderungen: LIAN CHINAHERB, Fürtistrasse 7, CH-8832 Wollerau, Tel. +41 (0)44 786 99 99, Fax + 41 (0)44 786 99 90, E-Mail info@lian.ch Druck und Versand: Seetal Medien, CH-6281 Hochdorf Papier: 100 Prozent Recycling 11 2/06

NEUE PRODUKTE Zwei neue Arzneimittel bei LIAN Eine neue Rohdroge und ein neues Granulat kann Ihnen «EXTRAKT» in dieser Ausgabe vorstellen und genauer beschreiben. He Zi, Chebulae Fructus (Rohdroge) He Zi gehört der zusammenziehenden Kategorie an. Das Mittel wirkt in der Lunge und im Dickdarm und ist bitter, sauer und adstringierend. Seine Temperatur ist neutral. Neu ist das Arzneimittel bei der LIAN auch als Rohdroge erhältlich. Aufgrund seines bitteren Geschmacks führt He Zi nach unten; aufgrund seiner Säure zieht es zusammen, bindet und hält zurück. Die nach unten leitende Eigenschaft ist stärker als die zusammenziehende Funktion. Daher wird es vor allem für Lungenerkrankungen eingesetzt. Für diese Wirkung verwendet man das unpräparierte He Zi. Dieses hält das Lungen-Qi zurück und kann Husten stoppen, indem es das rebellierende Qi nach unten leitet und das Auslaufen des Qi verhindert. Häufig wird He Zi bei Husten und Keuchen mit einem Lungen-Qi- Mangel verwendet. Symptome sind chronischer Husten oder chronischer Stimmverlust. Da He Zi neutral in der Temperatur ist, kann es auch, mit kühlen und kalten Kräutern kombiniert, in der Therapie von Husten aufgrund von Schleim-Feuer-Akkumulationen eingesetzt werden. Diese Anwendung ist jedoch eher selten. Eine spezielle Anwendung der adstringierenden Wirkung von He Zi zeigt sich in der Behandlung von allergischer Rhinitis: Wenn die Nase tropft und der Schleim aus der «äusseren Lunge» rinnt, ist die Kombination mit den zwei anderen Lungen adstringierenden Mitteln Wu Wei Zi und Wu Mei sehr effizient. Diese Rezeptur darf nur bei dünnem, wässrigem und klarem Sekret eingesetzt werden. Nicht aber bei Sinusitis mit entzündeten Nasennebenhöhlen und gelbem, dickem Sekret. Weiter stabilisiert He Zi die Milz und behandelt den Darm. Es wird eingesetzt bei Mangel-Durchfall. Diese Wirkung wird verstärkt, indem man He Zi in gebackener Form verwendet. Zusammen mit Qi stärkenden Kräutern unterstützt es den Aufbau von Qi, ohne dass es durch den Durchfall gleich wieder verloren geht. Eine Beispielrezeptur für diese Anwendung ist Zhen Ren Yang Zhen Tang. In dieser Rezeptur wird He Zi zusammen mit dem warmen und ebenfalls adstringierenden Rou Dou Kou (Myristicae Semen) verwendet, um den Darm bei Mangel-Durchfall zusammenzuziehen und den Durchfall zu stoppen. Zusammen mit Blutungen stoppenden Mitteln kann He Zi zur Behandlung von intestinalem Wind mit blutigem Stuhl verwendet werden. Speziell hervorzuheben an He Zi ist seine neutrale Temperatur. Je nach Kombination kann es sowohl bei Hitze- als auch bei Kälte-Mustern eingesetzt werden. Der Einsatz bei Mangel, sei es Mangel an Lungen-Qi oder Milz- und Darm-Qi, ist jedoch häufiger. Die Dosierung der Rohdroge liegt bei 3 9 g pro Tag. Jin Qian Cao, Lysimachiae Herba (Granulat) Jetzt kann die LIAN Jin Qian Cao, Lysimachiae Herba, auch als Granulat anbieten. Vielerorts werden verschiedene Kräuter als Jin Qian Cao bezeichnet und gehandelt: Lysimachiae Herba und Desmodii Herba. Doch gemäss Literatur haben diese zwei Kräuter unterschiedliche Wirkungen. Traditionell wird Lysimachiae Herba als Jin Qian Cao benannt. Regional jedoch, zum Beispiel in Sichuan, wurde und wird Lysimachiae auch als Chuan Qian Cao gehandelt. In den Provinzen Guangdong und Guangxi Bitter, sauer, adstringierend, von neutraler Temperatur: He Zhi wird vor allem bei Lungenerkrankungen verwendet. Süss und salzig, leicht kühl: Jin Qian Cao fördert Urin und leitet Steine aus. hingegen verwendet man Guang Jin Qian Cao als Variation für «Jin Qian Cao». Das in Guangdong und Guangxi verwendete «Jin Qian Cao» ist jedoch Glechomae Herba oder Desmodii styracifolii Herba, nicht Lysimachiae Herba. Heute werden beide als «Jin Qian Cao» verkauft. In Taiwan gilt, ungleich der 12

NEUE PRODUKTE Volksrepublik China, Desmodii Herba als Jin Qian Cao. Die Chinesische Pharmakopöe hat sich mit dem Thema beschäftigt und festgelegt, dass diese beiden Substanzen zu trennen sind: Guang Jin Qian Cao ist Desmodii styracifolii Herba; Jin Qian Cao ist Lysimachiae Herba. Wie unterscheiden sich die Funktionen? Jin Qian Cao gehört zu den Feuchtigkeit ausleitenden Mitteln, es wirkt in der Blase, der Gallenblase, den Nieren und der Leber. Der süsse Geschmack fördert den Urin, das Salzige erweicht Hartes und die leicht kühle Temperatur klärt Hitze. Durch diese Eigenschaften ist das Mittel ein exzellentes Kraut, um Urin zu fördern, Steine auszuleiten, feuchte Hitze zu klären und Gelbsucht zu behandeln. So wird dieses Kraut zum Auflösen von Steinen verwendet. Da Jin Qian Cao in die Gallenblase und die Blase eintritt, spielt es keine Rolle, wo die Steine abgelagert sind. Oft wird für die Behandlung von Nierensteinen Jin Qian Cao alleine in grosser Dosierung als Tee verwendet. Für die Auflösung von Steinen mit Jin Qian Cao werden 15 30 g der Rohdroge pro Tag verwendet. Wobei man beachten sollte, dass eine zu hohe Dosierung von 30 60 g Nebenwirkungen wie Pruritus hervorrufen kann. Die Nebenwirkungen normalisieren sich nach Absetzen des Mittels. Im Gegensatz dazu ist Guang Jin Qian Cao (Desmodii styracifolii Herba) süss, mild und kalt und wirkt in der Leber, den Nieren und der Blase. Guang Jin Qian Cao wirkt nicht in der Gallenblase. Daher wird es vor allem bei Blasenproblemen verwendet. Es klärt Hitze, fördert den Urin, behandelt schmerzhaftes Urinieren und leitet Steine aus. Will man Gallensteine behandeln, wird also Jin Qian Cao (Lysimachiae Herba) verwendet; Bei feuchter Hitze in der Blase mit Nierensteinen kann sowohl Jin Qian Cao als auch Guang Jin Qian Cao (Desmodii styracifolii Herba) eingesetzt werden. Regula Suter Artikelnummer Pin Yin Pharmazeutischer Name Rodroge/Granulat 291 He Zi Chebulae Fructus Granulat 2291 He Zi Chebulae Fructus Rohdroge 401 Jin Qian Cao Lysimachiae Herba Granulat 2401 Jin Qian Cao Lysimachiae Herba Rohdroge 151 Guang Jin Qian Cao Desmodii styracifolii Herba Granulat Danke, Andrea Kiser! Ihre Ansprechpartnerinnen in der LIAN-Zentrale: Gabriela Wyss, Marilena Criseo (sitzend), Palmira Amoroso und Rosita Besmer. Nach langjährigem Einsatz verlässt uns die Leiterin des Bestellwesens Andrea Kiser auf Ende Jahr. Die LIAN verliert mit Andrea Kiser eine begabte, tatkräftige und durchsetzungsfähige Mitarbeiterin, die in jeder Lage den Überblick zu wahren weiss. Danke, Andrea, für Deinen grossen Einsatz! Für Deine neue Tätigkeit wünschen wir Dir alles Gute und viel Freude. Sie als LIAN-Kunde werden natürlich weiterhin von einem qualifizierten Team betreut. Gabriela Wyss, Marilena Criseo, Palmira Amoroso und Rosita Besmer im administrativen Bereich sowie Natalie Heuer (Deutschschweiz) und Marilena Criseo (italienisch- und französischsprachige Schweiz) im Aussendienst werden dafür sorgen, dass Sie zwar vielleicht wie wir Andrea Kiser vermissen, aber keinesfalls Abstriche an der gewohnten Qualität der LIAN-Dienstleistungen machen müssen. Auf weiterhin gute Zusammenarbeit! Team und Geschäftsleitung LIAN CHINAHERB 13 2/06

NEUE PRODUKTE Drei Emulsionen gegen Schmerzen Drei Chinesische Kräuteremulsionen gegen verschiedene Arten von Schmerzen kann Ihnen «EXTRAKT» diesmal vorstellen. Diese Produkte zur äusserlichen Anwendung werden hergestellt von der Bälliz Apotheke in Thun und vertrieben durch die LIAN. Jiao Tong Fang Chinesische Kräuteremulsion für lokale Qi- und Blutstagnation Die leicht wärmende Rezeptur eignet sich hervorragend bei Schmerzen im Bewegungsapparat. Man verwendet Jiao Tong Fang in der Heilungsphase nach einer Verletzung (ab 5. Tag) oder generell bei Verspannungen und Muskelschmerzen. Die Emulsion unterstützt die Heilung durch Qi und Blut bewegende sowie Leitbahnen öffnende und nährende Kräuter. Blockiertes Qi und Blut werden abtransportiert, Feuchtigkeit aufgelöst und Schmerzen gelindert. Wen Re Fu Yao Fang Chinesische Kräuteremulsion für kaltes Bi Kälte begünstigt die Bildung von Stagnationen und Stase, die zu Schmerzen führen. Wen Re Fu Yao Fang wärmt, bewegt und öffnet die Leitbahnen. Das Qi kann wieder fliessen und die Schmerzen klingen ab. Die Rezeptur eignet sich für Schmerzen, welche durch Kälte deutlich verschlimmert werden. Huo Xue Li Shui Fang Chinesische Kräuteremulsion für heisses Bi Huo Xue Li Shui Fang klärt Hitze im Bewegungsapparat, welche durch aktue Verletzungen (1. 4.Tag) oder chronische Entzündungen entstanden ist. Die Haut ist rot und warm. Die Rezeptur lindert Schwellungen und Schmerzen. 14

VERANSTALTUNGEN UND KURSE Seminare am LIAN INSTITUT Beachten Sie nebst unseren Kurshinweisen auf diesen Seiten auch die tabellarische Aufstellung auf der hinteren Umschlagseite des «EXTRAKT» sie dient dem schnellen Überblick. Büchern, darunter «A Practical Handbook on Infertility and Sterility». Detailprogramm und Anmeldung: LIAN, Tel. 044 786 99 99 oder über www.lian.ch Seminare Kurssprache: Englisch, keine Übersetzung 29. September 2007 bis 17. Mai 2009 Dr. Yu-ning Wu: Nachdiplomlehrgang Gynäkologie Frau Dr. Wu, eine der international bedeutendsten Lehrpersonen im Feld der Traditionellen Chinesischen Medizin, hat zugesagt, am LIAN INSTITUT einen Nachdiplomkurs in Gynäkologie und Geburtshilfe zu erteilen. Die erfahrene Ärztin, Wissenschaftlerin und Dozentin ist in Westlicher Medizin genauso bewandert wie in der Chinesischen und pflegt einen klar auf die Praxis ausgerichteten Unterrichtsstil. Der Lehrgang beginnt Ende September 2007 und dauert bis Mitte Mai 2009. Er wird mit einer Prüfung abgeschlossen und kostet Fr. 3900.. Wer Zeit, Energie und natürlich die Kursgebühren aufbringen kann, sollte sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. Voraussetzung sind weiter genügende Englischkenntnisse; Fau Dr. Wu unterrichtet in Englisch und wir können leider keine deutsche Übersetzung anbieten. Dr. Yu-ning Wu ist Professorin für Integrierte Medizin (Chinesisch Westlich) an der Capital University of Medical Science und gynäkologische Chefärztin am Beijing Hospital of Traditional Chinese Medicine. Sie ist auch Direktorin des Beijinger Geburtshilfe- und Gynäkologie-Komitees. Frau Dr. Wu studierte Westliche Medizin an der Beijing Medical University. Danach studierte sie Chinesische Medizin am Beijing College for TCM und spezialisierte sich an der University of Ottawa auf Geburtshilfe und Gynäkologie. Frau Dr. Wu folgte dann einer der berühmtesten Ärztinnen der Chinesischen Medizin in China, Chai Song-yan, für mehr als fünf Jahre als Hauptpraktikantin und Assistentin. Neben ihrer klinischen und wissenschaftlichen Tätigkeit vermittelt Frau Dr. Wu ihr Wissen seit über 30 Jahren in Vorlesungen und Kursen. Sie war Gastprofessorin an der Yale University und der University of California, San Francisco, und hat Kurse unter anderem in Deutschland, Österreich und der Schweiz erteilt. Am «Medi-Cin», der grössten TCM-Ausbildungsstätte in Israel, hat sie überdies den Nachdiplomlehrgang für Integrierte Gynäkologie aufgebaut. Frau Dr. Wu wurde mit mehreren Wissenschaftspreisen ausgezeichnet und ist Autorin von über 50 Forschungsarbeiten zur TCM-Gynäkologie und Mitautorin von fünf 15 Zweijähriger TCM-Nachdiplomlehrgang in Gynäkologie und Geburtshilfe Kursprogramm im Überblick Themen und Anzahl Lektionen Allgemeine Theorie der kombinierten Chinesischen und Westlichen Medizin in Gynäkologie und Geburtshilfe, 16 Lektionen Häufige Arzneimittel in Gynäkologie und Geburtshilfe, 6 Lektionen Menstruationsstörungen, 28 Lektionen Leukorrhö (dai xia bing), 4 Lektionen Schwangerschaftskomplikationen, 24 Lektionen Postpartale Beschwerden, 10 Lektionen Weitere Erkrankungen und Störungen, 14 Lektionen Unfruchtbarkeit, 14 Lektionen Unterleibstumore und -massen (zhen jia), 4 Lektionen sexuell übertragbare Krankheiten, 8 Lektionen Total 128 Lektionen Abmeldung von gebuchten Kursen: die Regeln Um den Aufwand der LIAN für die Vorbereitung der Kurse (Administration, Reservationen, Honorare u.a.) zu decken, gelten folgende Regeln bezüglich der Abmeldung von bereits gebuchten Kursen: Bei Abmeldungen oder Umbuchungen vor Kursbeginn wird eine Bearbeitungsgebühr von Fr. 50. erhoben. Schon bezahltes Kursgeld wird abzüglich der Bearbeitungsgebühr zurückerstattet. Hat der Kurs bereits begonnen, besteht kein Anspruch auf Rückerstattung der Kursgebühr. Eine Rückerstattung der Gebühren ist nur aus gesundheitlichen Gründen oder in Notsituationen möglich. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Das LIAN-Kursteam 2/06