Erfahrungsbericht Auslandssemester Winter 2012-2013 an der Hong Kong University of Science and Technology Im 4. Semester Bachelorstudiengang Mathematik an der Technischen Universität München Warum Hong Kong Meine Entscheidung, dass ich ein Auslandssemester in Hong Kong verbringen wollte, war schon gefallen, bevor ich mein Studium überhaupt begann. Während meines Zivildienstes in Peking hatte ich die Möglichkeit zwei Mal nach Hong Kong zu reisen, und die Stadt zog mich sofort in ihren Bann. Und so kam es, dass ich mich noch in meinem Bachelor dafür entschied für ein Semester an der Hong Kong University of Science and Technology (HKUST), einer Partneruniversität der Technischen Universität München (TUM), zu studieren. Bewerbung und Vorbereitungen Die Bewerbung für Hong Kong war bei der TUM einzureichen. Hierfür sollte einige Zeit eingeplant werden, da Empfehlungs- sowie Motivationsschreiben, und der gesamte Bewerbungsprozess viel Zeit in Anspruch nehmen können. Nach der Zusage der TUM erhielt ich nach kurzer Zeit eine Bestätigung der HKUST und es wurde allen angenommenen Studenten ein Infopaket per Post zugesendet, welches genau über das weitere Vorgehen informierte. Visa, Versicherung, Wohnheimplatz, Kurswahl,... Alle wichtigen Punkte wurden ausführlich behandelt. Zudem wurde ein Zeitplan mitgeliefert, bis wann welche Dokumente eingereicht werden mussten. Meinen Flug buchte ich etwa drei Monate vor Abflug, eine spätere Buchung ist nicht zu empfehlen, da die Preise für internationale Flüge danach i.d.r. stark ansteigen. Vor Buchung sollte darüber nachgedacht werden, ob eine Rundreise, oder nur der Hinflug gebucht wird, und der Rückflug etwas später. Letzteres ist zwar teurer, hat allerdings den Vorzug, dass die Rückreise auch von einem anderen Land möglich ist, und man flexibler bezüglich eventueller Reisen am Ende des Semesters ist. Für das Wintersemester sollte man sich zusätzlich darüber Gedanken machen, ob man Weihnachten zu Hause bei seiner Familie verbringen will, was an der HKUST möglich ist, da die letzten Prüfungen spätestens am 21.12 geschrieben werden. Ich persönlich habe erstere Option gewählt, und Hin- und Rückflug zusammen gebucht, meinen Rückflug allerdings erst auf Ende Januar gelegt, um einen Monat Zeit zum Reisen durch Südost Asien zu haben. Zudem sollte man sich vor Abflug über mögliche Impfungen Gedanken machen, und ob man an der TUM ein Urlaubssemester nehmen will, oder nicht. Außerdem kann ich nur empfehlen, viel Zeit in die Kurswahl zu investieren, die man vorab in Deutschland durchführen muss. Die Kurse sind zwar im Nachhinein wechselbar, allerdings ist dies mit erhöhtem Aufwand verbunden, den man durch gute Vorbereitung in Deutschland umgehen
kann. Wichtig hierbei ist, dass ein mit Algebra betitelter Kurs in Hong Kong nicht zwingend den gleichen Inhalt behandelt, als das namentliche Pendant in Deutschland. Auf der Homepage der HKUST ist ein Modulhandbuch vorhanden, mit dem man sich genau informieren sollte, welche Kurse für den eigenen Studienplan am geeignetsten sind. Die HKUST bietet zudem ein Buddy-programm an, welches jedem Austauschstudenten einen ansässigen Studenten zuweist. Die Teilnahme an diesem Programm erleichterte uns Austauschstudenten das Ankommen in Hong Kong ungemein, da die Buddies uns direkt am Flughafen abgeholt, sowie beim Anmeldeprozess an der Uni vor Ort, und bei kleineren Einkäufen geholfen haben. Universität Das Campusgelände der HKUST liegt etwas außerhalb von Hong Kong. Am Flughafen angekommen, kann man entweder ein Taxi zum Campus nehmen, oder findet im Infopaket der Universität alle nötigen Informationen, um mit der MTR, Hong Kong s U-Bahn, und Bussen zum Universitätsgelände zu gelangen. Die Universität bietet mit einem kleinen Supermarkt, einem Friseur und diversen Kantinen sowie einem McDonalds alles was man für den täglichen Bedarf benötigt. Zudem gibt es vielfältige Möglichkeiten sich sportlich zu betätigen, sei es auf einem der Tennisplätze, im Schwimmbad, oder im Fitnessstudio. Auch ein kleiner Strand mit Barbecue-Plätzen ist vorhanden, an dem man abends gemütlich zusammen sitzen und ein Bier genießen kann. Persönlich hat mir die Bibliothek der Universität sehr gut gefallen. Auch wenn ich in Deutschland oft lieber zuhause gelernt habe, saß ich zum Lernen in Hong Kong bald nur noch in der Bibliothek, welche modern und sehr gut ausgestattet war und eine sehr gute Arbeitsatmosphäre geboten hat. Am Anfang des Semesters bietet die Universität kurze Führungen durch die Bibliothek, welche von Öffnungszeiten, bis zum Onlinesystem für das Ausleihen von Büchern, alles wichtige behandeln. Ich kann die Teilnahme an dieser Führung nur empfehlen, da sie kaum Zeit in Anspruch nimmt und sich später unter Anderem beim Bücher ausleihen als hilfreich herausstellte. Unterkunft Im Unterschied zu Universitäten in Deutschland lebte in Hong Kong ein Großteil der Studenten auf dem Campus. Für undergraduate students gab es zum Zeitpunkt meines Studiums sieben Halls, zwei weitere standen kurz vor Vollendung. Wem ein Platz in einer der Halls angeboten wird, der sollte diesen annehmen. Auch wenn die Tatsache sich ein Zimmer teilen zu müssen, eine Umstellung darstellt, so bietet ein Wohnheimplatz diverse Vorteile. Man wohnt unmittelbar auf dem Campus, und kann in wenigen Minuten alles zu Fuß erreichen. Zudem sind die Wohnungen sehr günstig, und ermöglichen es schnell Anschluss zu Komilitonen zu finden. Ich selbst habe mich für ein Zweierzimmer entschieden, und habe am Ende einen Platz in Hall 2 erhalten, einer der älteren, dafür aber zentraler gelegenen Halls. Die Zimmer sind mit jeweils zwei Schränken, zwei Betten und zwei Schreibtischen mit dem nötigsten ausgestattet. Viel Zeit in meinem Zimmer habe ich allerdings nicht verbracht, da ich ständig unterwegs war, und zum Lernen lieber in die Bibliothek gegangen bin. Was ich nach einiger
Zeit vermisst habe war die Möglichkeit selber zu kochen, denn in den Halls stehen hierfür nur Mikrowellen zur Verfügung. Wer gerne kocht, sollte darüber nachdenken sich im Ikea eine billige Kochplatte zu kaufen. Ein Stop bei Ikea ist generell in den ersten Tagen sinnvoll, da die Betten nicht bezogen sind, und zudem weder Kissen noch Bettdecke bei Einzug vorhanden sind. Beim Ausfüllen der Wohnheimbewerbung wird man von der HKUST gefragt, ob man lieber einen Local, oder Austauschstudenten als Mitbewohner haben will. Diese Wahl wurde bei mir, und vielen anderen Austauschstudenten allerdings nicht beachtet. Obwohl ich local angekreuzt hatte, kam kurz nach mir Max ins Zimmer, der einzige andere Deutsche in meiner Hall, und stellte sich als mein Zimmernachbar vor. An das Wohnen zu zweit habe ich mich persönlich im Übrigen sehr schnell gewöhnt, auch weil ich mich mit Max sehr gut verstanden habe. Ab 11 Uhr Nachts dürfen in den Halls im Übrigen keine Gäste aus anderen Halls mehr sein. Die Eingänge zu den Halls werden ab dieser Uhrzeit von Wachen kontrolliert. Mir ist allerdings kein Fall bekannt in dem kontrolliert wurde, ob ein vor 11 Uhr angekommener Besucher die Hall wirklich verlassen hatte. Kurswahl und Studium Wie schon zuvor erwähnt, wird eine erste Kurswahl für Hong Kong schon vorab in Deutschland getroffen. Für alle dort angegebenen Kurse im eigenen Fachbereich (bei mir Mathematik), wird man automatisch eingeschrieben. Ein nachträgliches Ändern ist möglich, kostet allerdings Zeit und Nerven. Für jeden nachträglich gewechselten Kurs muss ein Antrag gestellt werden, in dem nachgewiesen wird, dass alle für den Kurs benötigten Grundlagen schon in Deutschland belegt wurden. Zudem sind die Kurse normalerweise auf etwa 50 Teilnehmer begrenzt, und so kann es sein, dass man bei einem nachträglichen Wechsel nicht mehr in den gewünschten Kurs eingeschrieben werden kann. Unterrichtssprache, Hausarbeiten und Klausuren waren bis auf in den Sprachkursen durchgehend in Englisch, und so fiel mir die Umstellung nicht schwer. Die größeren Unterschiede lagen für mich in den Lehrmethoden, die zuweilen ungewohnt waren, aber nach einer kurzen Eingewöhnungsphase auch kein Problem darstellten. Da die HKUST nicht sehr gut im Bereich Mathematik aufgestellt ist, wählte ich persönlich nur einen Kurs im Bereich Mathematik. So belegte ich nach einigem Wechseln am Ende Partial Differential Equations, den Wirtschaftskurs Economics of Human Behavior, sowie Chinesisch II und Chinesisch III. Generell fand ich das Angebot im Bereich Wirtschaft wesentlich ansprechender, als im Bereich Mathematik, und mein Wirtschaftskurs hat mir auch am meisten Spaß bereitet. Den Mathekurs empfand ich persönlich als anspruchsvoll, allerdings vom Lerneffekt und den Lernmethoden nur mittelmäßig. Die von mir belegten Chinesischkurse hingegen waren sehr gut. Für Anfänger empfehle ich, falls Interesse besteht, Chinesisch I zu belegen, welches einen guten Einstieg in Mandarin vermittelt und von vielen Austauschstudenten belegt wurde. Wichtig hierbei ist, dass die angebotenen Chinesischkurse in Mandarin sind, der offiziellen Amtssprache von China, in Hong Kong allerdings Kantonesisch gesprochen wird. Ein Anfängerkurs in Kantonesisch wurde meines Wissens nicht angeboten.
Alle Angelegenheiten rund um die Universität wurden entweder in Schriftform oder per E-Mail abgewickelt. Jedem Student wird ein Account auf den Servern der HKUST eingerichtet, auf dessen Postfach man im Laufe des Semesters hunderte von E-Mails erhält, welche sich hauptsächlich um Campus- und Studienangelegenheiten drehen. Sollten Fragen auftauchen, so gibt es je nach Fakultät unterschiedliche Ansprechpartner, die fast rund um die Uhr erreichbar waren. Die Betreuung im Bereich Science empfand ich als sehr gut, E-Mails wurden zügig beantwortet und Fragen und Probleme kompetent gehandhabt und gelöst. Freizeit und Leben in Hong Kong Die Uni bietet umfangreiche Möglichkeiten seine Freizeit zu verbringen. So gab es unzählige Sportteams, Musikgruppen, eine Zaubergruppe, einen Fotografie-club,.. usw. Für einen kleinen Semesterbeitrag kann man diesen Gruppen beitreten. Am Anfang des Semesters hat jede Gruppe für mehrere Wochen einen eigenen Stand auf dem Unigelände, an dem man sich ausführlich informieren, und beitreten kann. Ich selbst habe Salsa und ChaCha getanzt, bin schwimmen, oder im Fitnessstudio trainieren gegangen und habe zudem gerne die Musikräume genutzt, welche mit einem Klavier ausgestattet waren und von den Studenten tagsüber reserviert werden konnten. Vor Allem der Salsakurs, der einmal wöchentlich von Studenten gehalten wurde, hat mir sehr viel Spaß bereitet. Die Uni selbst liegt außerhalb von Hong Kong, weshalb man trotz guter Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln etwa 45 Minuten bis ins Stadtzentrum benötigt. Das U-Bahnnetz ist sehr modern, die U-Bahnen fahren allerdings nicht rund um die Uhr, sondern schließen gegen ein Uhr Nachts. Von Choi Hung fuhr allerdings auch spät Nachts noch ein Bus zum Campus, und im Zweifelsfall sind auch die Taxis bezahlbar. Vor Allem wenn man mit mehreren Freunden feiern ging, wurde für den Rückweg eigentlich ausschließlich ein Taxi verwendet. Von Lan Kwai Fong (einem bekannten Partyviertel) kostete ein Taxi mit fünf Sitzen zum Campus zusammen etwa 170HKD, also etwa 17 Euro. Für das Zahlen in den öffentlichen Verkehrsmitteln in Hong Kong wird eine Octopuskarte verwendet, mit welcher man auch in den Mensen auf dem Campus, oder in Supermärkten wie seven-eleven zahlen kann. Die normale Octopuskarte kann man an jeder MTR-Station erhalten, es gibt allerdings auch eine Version für Studenten, die auf dem Campus beantragt werden kann. Die Studentenversion bietet 50% Rabatt auf alle U-Bahnfahrten, womit sich die Karte nach kurzer Zeit rechnet, und deshalb umbedingt zu empfehlen ist. Die Deadline für die Beantragung der Karte endete irgendwann innerhalb der ersten zwei Wochen, man sollte sich also bald nach Ankunft auf dem Campus darum kümmern, dass man diese Anmeldefrist nicht verpasst. Hong Kong selbst lässt keine Wünsche offen. Kajak fahren in Sai Kung, feiern gehen in Lan Kwai Fong, oder Wan Chai, essen gehen in einem der vielen Restaurants, oder den Straßenküchen,... Definitiv einen Stop einlegen sollte man auch in Happy Valley, einer Pferderennbahn in Mitten der Stadt. Ach und dann war da noch die unglaubliche Skyline, diverse Wanderwege und Sehenswürdigkeiten, Klippenspringen, im Meer baden,... Hong Kong lässt keine Wünsche offen! Doch auch die Umgebung von Hong Kong sollte nicht vernachlässigt werden. Durch den britischen Einfluss ist Hong Kong sehr westlich geprägt, wer Asien und China richtig erleben will, sollte also umbedingt reisen. Ich persönlich bin nicht mehr nach China gereist, da ich schon während meines Zivildienstes viel Zeit dort verbracht habe, sondern habe Macau, die Philippinen, Myanmar,
Thailand, Laos und Vietnam bereist. Unter dem Semester ist es schwer längere Reisen zu machen, da es viele Hausaufgaben, Präsentationen und Zwischenprüfungen gibt, weshalb ich umbedingt vor, oder nach dem Semester etwas Zeit zum Reisen einplanen würde, Ihr werdet es nicht bereuen! Fazit Mein Auslandssemester war für mich ein Gewinn auf ganzer Linie. Hong Kong ist eine fantastische Stadt und bietet alles was man sich als Student nur wünschen kann. Die Stadt ist trotz ihrer westlichen Prägung ein Tor Asiens und ist der ideale Ausgangspunkt um durch Asien zu reisen und einen Einblick in einen fremden Kulturkreis zu erlangen. Auch wenn ich im Bereich Mathematik etwas enttäuscht war, so habe ich mich vor Ort doch enorm weiter entwickelt. Das internationale Flair der Universität, und das Leben auf dem Campus haben mir zudem sehr gut gefallen. Um von Anfang an gut Anschluss zu finden, lohnt es sich An Programmen der Universität, wie der Cultural Day Tour teilzunehmen Am Buddyprogramm teilzunehmen Der Facebookgruppe der Austauschstudenten beizutreten, welche spätestens nach ein paar Tagen vor Ort gegründet wird. Einem oder mehreren Vereinen beizutreten, um mit Locals in Kontakt zu kommen Wichtig ist vor Allem, dass man offen ist für Neues. Und auch wenn es wesentlich leichter ist mit anderen Deutschen in Kontakt zu kommen, so empfehle ich doch, dass auch der Kontakt mit Studenten aus anderen Ländern und den Locals gesucht wird, denn nur so bringt euch der Aufenthalt sprachlich und kulturell wirklich etwas. Meine letzte Empfehlung ist, dass man nicht nur zum Lernen nach Hong Kong geht und sich in seinem Zimmer einschließt, denn die Stadt und die Region haben so viel mehr zu bieten! Ich möchte mich an dieser Stelle herzlich bei dem BayChina Team für Ihre Unterstützung bedanken! Tips für künftige Austauschstudenten In Deutschland Kontakt mit Kommilitonen aufnehmen, die auch an die HKUST gehen Ausreichend Passfotos mitnehmen, welche für Visa beim Reisen, sowie diverse Anmeldeformulare nötig sind In die Kurswahl Zeit investieren Eine Simkarte gleich am Flughafen kaufen (Dauert keine 5 Minuten in einem seven-eleven und kostet unter 10 Euro) Normalerweise gibt es spätestens nach ein paar Tagen vor Ort eine Facebookgruppe der Austauschstudenten für das jeweilige Semester. Dieser beitreten, um Kontakte zu knüpfen und auf dem Laufenden zu bleiben. Student-Octopuscard auf dem Campus beantragen (50% Rabatt auf MTR-Fahrten) Rechtzeitig Konto bei einer Bank eröffnen, die kostenloses Geld abheben im Ausland ermöglicht (z.b. DKB, Comdirect,...) Für eventuelle Reisen kann ein Lonely Planet (Reiseführer) hilfreich sein Offen sein für Neues