Das war es jetzt vorerst von mir. Liebe Grüße aus dem sommerlichen Santiago und bis bald! Pauline. PS: Hier sind noch ein paar Fotos:



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Hallo Allerseits! Jetzt bin ich bald drei Monate in Chile und die gingen schneller und reibungsloser vorbei, als ich es gedacht hätte. Ich war das letzte halbe Jahr damit beschäftigt, mir auszumalen, wie es sich wohl anfühlen würde und jetzt wohn ich halt einfach hier. Am Anfang war es doch nicht ganz so einfach, sich in dieser riesigen Stadt zurechtzufinden. Vor allem weil ich kaum was verstanden habe. Ich wusste nie so richtig, was um mich herum passiert und bin einfach immer mitgegangen. So bin ich dann an den verschiedensten Orten gelandet. Einmal war es ein Markt, einmal aber auch etwas, was sich wohl am besten mit Kondolenzfeier beschreiben lässt. Inzwischen hab ich mich aber ziemlich gut eingelebt. Mit der Metro kommt man leicht überall hin und mittlerweile komm ich auch besser mit den Bussen klar, die hier Mikros heißen. Natürlich bin ich das erste Mal, als ich einen genommen habe, den ich vorher nicht kannte falsch gefahren und in einem Stadtteil gelandet, den ich noch nie gesehen hatte. Auch meine Mit-MaZlerin Anna-Maria, mit der ich mich treffen wollte und die mir am Telefon versuchte zu helfen, konnte ihn auf dem Stadtplan nicht entdecken. Am Ende war es aber gar nicht so schlimm, weil ich inzwischen genug Spanisch konnte um den nächsten Busfahrer zu fragen, ob er zu der Haltestelle fährt, wo ich hin wollte. Es stellte sich heraus, dass ich einfach in die falsche Richtung gefahren war. Bis ich dann aber endlich die Haltestelle gefunden hatte, an der die Busse zurückfahren verging dann doch eine ganze Weile, sodass der Busfahrer, den ich nach dem Weg gefragt hatte auch schon wieder auf dem Rückweg war und lachend versprach mir Bescheid zu sagen, wenn ich aussteigen muss. Das schöne hier ist, dass man als Ausländer nirgendwo schief angeguckt wird, wenn man die Sprache nicht kann. Im Gegenteil! Viele Chilenen sind total interessiert. Als ich das erste Mal mein Handyguthaben aufladen wollte und mehr mit Pantomime, als Spanisch rausgefunden hatte, dass man dafür in die Apotheke gehen muss, kam sofort der Chef und hat mich gefragt, wo ich denn herkomme. aus Deutschland - Ah Deutschland! Bayern-München! Schalke! Bayer-Leverkusen! Und sowas passierte mir öfter. Auch die Beamten bei der Visumsregistrierung waren sehr geduldig und nicht genervt, als ich ewig in meiner Tasche nach dem Zettel mit der Adresse suchen musste, weil ich die nicht auswendig konnte. Bei meiner Arbeit geht es mir total gut. Ich arbeite bei einer Kinderrechtsorganisation namens La Caleta, die in verschiedenen ärmeren Vierteln Nachmittagsbetreuung für Kinder und Workshops für Kinder und Eltern anbietet. Die Menschen sind alle total offen. Auch die Kinder. Als sich rumgesprochen hatte, dass eine neue Tía alemana da ist, sind nach und nach alle vorbeigekommen um sich die mal anzugucken. Ich hatte vorher etwas Angst, dass die Kinder Berührungsängste haben würden, aber im Gegenteil. Schon in der ersten Woche kamen sie an und wollten mit mir spielen und in den Arm genommen werden. Inzwischen wissen schon alle wer ich bin. Und sobald ich aus dem Bus aussteige wird mir Hola Tía! entgegen gerufen. Ab und zu nennen sie mich zwar noch Anne, so hieß meine Vorgängerin, aber das hat sich schon sehr gebessert. Die Mitarbeiter kümmern sich auch gut um mich und am Anfang hab ich von allen mehrmals gesagt bekommen, dass ich immer zu ihnen kommen kann, wenn ich irgendeine Frage habe oder irgendwas brauche. Zweimal in der Woche gebe ich Nachhilfe. Ansonsten mache ich beim Basketball -, Beim Bastel und beim Shibori -Workshop mit. Shibori ist eine japanische Stofffärbekunst und der Workshop ist hauptsächlich für die Mütter der Kinder. Demnächst werde ich dann den Tanzworkshop von meiner Vorgängerin weitermachen. Eigentlich hatte ich schon ein paar Ideen für einen eigenen Workshop,

aber bei einem Umzug vor kurzem haben die kleinen Mädchen so traurig den Tänzerinnen hinterher geguckt, dass ich mich jetzt erstmal doch dazu entschlossen habe. Inzwischen kann ich mich auch richtig mit den Kindern unterhalten. Und gerade bei den kleineren ist fast jeden Tag was dabei, was mich noch Tage später schmunzeln lässt, wenn ich daran denke. Einmal wollten wir Lesen üben und mein kleiner Schüler war sehr von seinem Trinkpäckchen abgelenkt. Da hab ich auf das Haltbarkeitsdatum gezeigt und gefragt: Und, was steht da? Milch mit hohem Calciumgehalt. Gut für die Knochen! Das kam so überzeugend, könnte ich nicht selber lesen, ich hätte es geglaubt. Einem Mädchen hat die Oma auch anscheinend grade beigebracht, dass China auf der anderen Seite der Erde liegt. Als wir dann mal gegraben haben rief sie ihrer Freundin zu: Nicht so tief! Du reißt noch den Himmel von den Chinesen ein! Seit kurzem haben wir begonnen zwei Gärten mit den Kindern anzulegen. Es war ein hartes Stück Arbeit, denn erstmal mussten wir umgraben und die Steine aus der Erde holen. Oder besser die Erde aus den Steinen, denn das waren unerschöpflich viele und manchmal habe ich mich gefragt, ob sie vielleicht über Nacht nachwachsen. Aber jetzt sind die ersten Pflanzen an ihrem Platz. Ich finde, dass es eine supergute Idee war, denn die Kinder fühlen sich total verantwortlich und kommen immer angerannt, wenn sie einen von uns sehen und wollen gießen und nachgucken, ob die Pflanzen in den letzten 24 Stunden schon gewachsen sind. Manchmal ist es aber auch echt traurig, wenn man ein bisschen was von dem Hintergrund der Kinder mitbekommt. Zum Beispiel haben wir jetzt ein neues Mädchen in der Nachhilfegruppe, das vor einer Weile umgezogen ist. Allerdings muss es doch schon ein paar Monate her sein, weil sie schon seit ich hier bin in dem gleichen Haus wohnt. Die Eltern haben sich trotzdem noch nicht darum gekümmert, dass sie und ihre Schwester in der Schule angemeldet werden. Und das, obwohl sie so schon drei Jahre hinterher hängt und ihre Schwester mit ca.8 noch nicht richtig lesen und schreiben kann obwohl die Kinder das hier eigentlich mit 5 lernen. Vor ein paar Tagen wurde ich auf eine Beerdigung eingeladen. Das hört sich komisch an, aber auch das war eine interessante Erfahrung. Nachdem mir mal bei einer Stadtführung erzählt wurde, dass hier mit den Toten umgegangen wird, als wären sie noch am Leben, durfte ich das dann selbst einmal erleben. Erstmal werden zu der Beerdigung alle möglichen Leute eingeladen. So wie ich zum Beispiel, obwohl ich bloß eine Kollegin der Tochter des Verstorbenen war. Auch hatte keiner Schwarz an. Alle trugen ihre normalen Alltagsklamotten. Unter anderem waren auch die Fußballkumpels vom Verstorbenen da. Anscheinend war er ein großer Colo-Colo-Fan (Colo-Colo ist ein Verein in Santiago) und die Freunde hatten riesige Fußballfahnen mitgenommen. Am Eingang des Friedhofs wurde der Sarg aufgemacht, so dass alle den Toten noch einmal sehen konnten. Irgendwann fingen die Freunde dann an die Fahnen zu schwingen und Fußballlieder zu singen und Einer ging zum Sarg und sagte: Vamos Carlo! Also gehen wir Carlo!. Er klappte den Sarg zu und dann setzte sich der Zug mit Fahnen und Sarg in Bewegung. Das war wirklich berührend. Ich hab jetzt auch schon meinen ersten weiteren Ausflug gemacht. Nämlich nach Valparaíso. Das ist eine wunderschöne Hafenstadt, mit dem Bus zwei Stunden von Santiago. Das einzige ebene Stück der Stadt wurde künstlich geschaffen. Der Rest der Häuser steht auf vielen kleinen Hügeln und es sieht aus, als wären sie übereinander gestapelt und würden an manchen Ecken gleich abstürzen. Im Reiseführer steht, dass man eigentlich an jeder Ecke Fotos machen kann und so ist es auch. Die Hügel sind entweder über extrem steile Straßen und einem Labyrinth aus schmalen Treppen und Terrassen oder durch zahlreiche uralte Funiculares also Aufzüge zu erreichen. Außerdem ist die Stadt für ihre

Künstlerszene bekannt. An fast jedem Haus in der Innenstadt sind Wandbilder oder Mosaiks und es gibt unendlich viele kleine und originelle Boutiquen, Cafés und Galerien und natürlich auch ein entsprechendes Souvenirangebot, für die ganzen Touristen. Ich war total begeistert und werde da demnächst sicher noch öfter mal hinfahren. Das war es jetzt vorerst von mir. Liebe Grüße aus dem sommerlichen Santiago und bis bald! Pauline PS: Hier sind noch ein paar Fotos: Die Häuser, in denen das Büro von La Caleta ist

eine Tanzaufführung, die ich Besucht habe der Blick über Santiago

und ich bei der Gartenarbeit