Umweltfreundliche Getränkeverpackungen stärken

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Transkript:

Umweltfreundliche Getränkeverpackungen stärken Gemeinsamer Standpunkt der Umweltverbände NABU, DNR, BUND und bfub 01.09.2012 Mehrwegquote, Marktgeschehen und politische Entwicklung Die Belastung der Umwelt durch Ressourcenverbrauch und Klimagase aufgrund von Getränkeverpackungen nimmt seit über zehn Jahren kontinuierlich zu und hat mittlerweile ein nicht mehr tolerierbares Maß erreicht. Die Stabilisierung des Marktanteils für umweltfreundliche Mehrwegsysteme und ökologisch vorteilhafte Getränkeverpackungen (MövE) war und ist jedoch ein Ziel der deutschen Kreislaufwirtschaftspolitik: mit dem neuen Kreislaufwirtschaftsgesetz stellt Abfallvermeidung die oberste Hierarchiestufe dar, mit dem Ressourceneffizienzprogramm und dem Abfallvermeidungsprogramm unterstreicht die Regierung ihren Anspruch. Die Verpackungsverordnung schreibt vor, dass mindestens 80 Prozent aller Getränkebehälter umweltfreundliche Mehrwegflaschen, Getränkekartons und Schlauchbeutel sein müssen. Diese Quote wird schon seit Jahren, trotz der Einführung des Einwegpfandes, verfehlt. Sie sinkt kontinuierlich und im Jahr 2009 wurden keine 52 Prozent Marktanteil mehr erreicht. Bleibt der von Mehrweg dominierte Biermarkt (89 Prozent) in der Betrachtung außen vor, ist die Lage noch dramatischer. Die Markteinbrüche betreffen sowohl Mehrwegflaschen als auch ökologisch vorteilhafte Einwegverpackungen wie den Getränkekarton, der seit 2003 bei fruchthaltigen Getränken einen Marktanteilsverlust von mehr als 25 Prozent erlitt. Allein bei Mineralwasser ist die Quote um 25 Prozent gesunken was bedeutet, dass 2009 nur noch knapp 44 Prozent des Mineralwassers in Mehrwegflaschen abgefüllt wurde. Gewinner dieser negativen Entwicklung sind neben umweltschädigenden Dosen ressourcenintensive PET-Einweg-Flaschen, deren Marktanteile in den letzten Jahren um über 20 Prozent angestiegen sind. 1 Auswege aus dieser Sackgasse, werden nur punktuell aufgezeigt, obwohl über die Hälfte der rund 250.000 Arbeitsplätze laut der Gewerkschaft NGG in der Mehrwegbranche in Gefahr sind. 2 Neuere Entwicklungen zeigen zudem an, dass Abfüller immer mehr sogenannte Individualflaschen den Mehrweg-Pool-Flaschen bevorzugen. Individualflaschen sind individuell designte Flaschen, die sich in Form und Farbe von den genormten und einheitlichen Flaschen des Mehrweg- Pools unterscheiden. Sie haben den Nachteil, dass sie aufgrund ihrer Formgebung nur für ein spezielles Produkt und nicht für andere Abfüller und somit gemeinschaftlich nutzbar sind. Sie müssen zudem zum jeweiligen Abfüller zurücktransportiert werden und verursachen dadurch sowohl ein erhöhtes Verkehrsaufkommen als auch höhere CO 2 -Emmissionen. Individualflaschen 1 Siehe Umweltbundesamt: http://www.umweltbundesamt.de/uba-info-presse/2011/pd11-031_trend_zu_einwegflaschen_aus_kunststoff_ungebrochen.htm 2 Siehe Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten: http://www.ngg.net/presse_medien/mediendienste- 2011/2011-03-15-einweg.print.html

Seite 2 von 5 beeinflussen daher die Umweltauswirkungen von Mehrwegflaschen negativ. Im Juni 2012 auf der 78. Umweltministerkonferenz wurde deshalb das UBA beauftragt, die Prüfung von ökologischen Auswirkungen der Glas-Individualmehrwegflaschen im Verhältnis zur Standard- Poolflasche im Rahmen des FuE-Vorhabens Prüfung und Aktualisierung der Ökobilanzen für Getränkeverpackungen zu berücksichtigen. Bereits auf der 72. Umweltministerkonferenz im Jahr 2009 wurden wiederholt gegensteuernde Maßnahmen zur Stabilisierung der MövE eingefordert: Die Umweltministerinnen, -minister, - senatorinnen und -senator der Länder erwarten, dass das BMU in Ergänzung des Beschlusses der 70. Umweltministerkonferenz im Rahmen der Evaluierung der abfallwirtschaftlichen Auswirkungen der Regelungen zum Pflichtpfand zeitnah prüft, ob durch eine Erhöhung des Einwegpfandes oder die Einführung alternativer Instrumente, wie etwa einer Abgabe oder einer Steuer auf ökologisch nicht vorteilhafte Einweg-Getränkeverpackungen sichergestellt werden kann, dass im Einzelhandel Getränke in Mehrwegsysteme günstiger angeboten werden, als Getränke in Einwegverpackungen. Darauf folgend wurde im Jahr 2010 die Evaluierung der Pfandpflicht durch das bifa- Umweltinstitut vorgestellt. Die Studie hat von einer Steuerlösung abgeraten und empfiehlt lediglich weiche Instrumente wie die Einführung einer Verbraucherkennzeichnung. 3 Bis dato wurden somit keine weiteren Maßnahmen zur Stabilisierung der MövE-Quote beschlossen und umgesetzt. Die Ziele der Verpackungsordnung sind somit mehr als verfehlt, alleinig die Vermüllung der Landschaft, das sogenannte Littering ist deutlich gesunken. Gründe für die Fehlentwicklungen Der Rückgang der Quote für Mehrweg und ökologisch vorteilhafte Einwegverpackungen hat verschiedene Gründe. Zusammenfassend kann man von mangelnder Unternehmensverantwortung bei Handel und Abfüllern sowie ungenügende Verbraucherkenntnis sprechen. Die Fehlentwicklungen beim Handel sind durch die massiven Marktanteilsgewinne der Discounter, die ausschließlich auf Einwegbehälter setzen, geprägt. Die Strategie der Discounter, Mineralwasser ausschließlich in Einweg-PET-Flaschen zu Niedrigstpreisen anzubieten führte zu einem großen Erfolg, an dem sich der gesamte Einzelhandel orientiert hat. Durch Investitionen in Eigenmarken erfolgte eine weitere Konzentration der Abfüllmärkte; weg von kleinen hin zu großen Füllmengen in Einwegbehältern. Auf Abfüllerseite wurde dieser neuen Entwicklung zu wenig entgegengesetzt. Marketing und Engagement der Hersteller und Abfüller, die auf umweltfreundliche Getränkeverpackungen setzen sind bis dato ausbaufähig. Das Verpackungsdesign sowie Optimierungen an Größe und Gewicht wurden bislang nicht ausreichend verbraucherfreundlich und zeitgemäß verändert. Der NABU hat im Juli 2012 eine repräsentative EMNID-Verbraucherumfrage durchführen lassen und den Wissenstand in der Bevölkerung über umweltfreundliche Getränkeverpackungen abgefragt. Als Ergebnis kann festgehalten werden, dass es Verbrauchern wichtig ist, dass Getränke in umweltfreundliche Verpackungen gefüllt werden. Drei Viertel der Deutschen sprechen sich dafür aus. Allerdings bestehen Unsicherheiten bei der Bewertung von Verpackungen. Glas- Mehrwegflaschen werden korrekterweise als umweltfreundlich bewertet. Bei allen anderen Verpackungsarten gehen die Einschätzungen auseinander und sind oftmals falsch. Die ebenso um- 3 Siehe Bifa-Studie: http://www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/3931.pdf

Seite 3 von 5 weltfreundlichen Plastik-Mehrweg-Flaschen schneiden beispielsweise um ein Viertel schlechter ab als Glas-Mehrwegflaschen, obwohl sie in der Umweltbilanz besser abschneiden. Die ökologisch vorteilhaften Getränkekartons werden schlechter eingeschätzt als umweltschädliche Einweg-Plastikflaschen und Glas-Einweg-Flaschen. Alleinig die Dose wurde richtigerweise als die umweltschädlichste Verpackung identifiziert dennoch schätzen über 40 Prozent der Befragten diese als umweltfreundlich ein. Ob es sich bei Pfandflaschen um Mehrweg oder Einweg handelt ist für die Deutschen schwer nachzuvollziehen. Nur 56 Prozent können Mehrwegflaschen auf den ersten Blick erkennen. 4 Umweltvorteile von Mehrweg und ökologisch vorteilhaften Einwegverpackungen Mehrweg und ökologisch vorteilhafte Einweggetränkeverpackungen wie Schlauchbeutel und Getränkekartons sind umweltfreundliche Verpackungen. Bis zu 50mal können die Flaschen wiederbefüllt werden, bevor sie ins Recycling gehen und als Sekundärrohstoff für eine neue Flaschenproduktion zu Verfügung stehen. Mehrwegflaschen sind die beste Alternative, um Verpackungsmüll zu minimieren. Neben den Mehrwegflaschen bewertet das Umweltbundesamt auch Schlauchbeutel und Getränkekartons als ökologisch vorteilhafte Einweggetränkeverpackungen. Die Verpackungen spielen ihre ökologische Voreilhaftigkeit durch die Auswahl des Verpackungsmaterials und ihre gute Recyclingfähigkeit aus. Mehrwegsysteme sind zumeist Teil eines lokalen und regionalen Wirtschaftskreislaufes, in dem kleine und mittelständische Unternehmen partizipieren. Die Transportentfernungen bleiben zumeist unter 200 km, da es in Deutschland bislang ein gut vernetztes und verbreitetes Netz von Abfüllern gibt. Diese Vorteile von Mehrwegflaschen können nur dann bestehen bleiben, wenn ein 4 Siehe NABU: http://www.nabu.de/themen/konsumressourcenmuell/konsumierenundwirtschaften/mehrweg/verbraucherumfra ge/index.html

Seite 4 von 5 ausreichend großer Pool an Flaschen und teilnehmenden Unternehmen an einem Strang ziehen. Falls der Mehrweganteil in den nächsten Jahren weiter sinkt und der Trend hin zu Individualflaschen sich weiter verbreitet, ist der Mehrwegpool in Gefahr, zusammenzubrechen. Das System wird bei Unterschreitung einer bestimmten Grenze unwirtschaftlich und die Logistik und Pflege des Flaschenbestandes wird unrentabel. Fünf Forderungen der Umweltverbände Fachpolitiker aller Bundestagsfraktionen kennen die den Zielen der Verpackungsverordnung zuwider laufende Entwicklung bei den Getränkeverpackungen und erkennen dies als ungelöstes Problem an. Vertreter der Bundesländer sowie betroffene Wahlkreisabgeordnete wissen um die problematische Arbeitsmarktsituation, etwa bei kleinen Mehrweg-abfüllenden Betrieben, die immer stärker von Schließungen bedroht sind. Bis heute aber stockt jede weitere Diskussion über Maßnahmen, um die gesetzlich vorgeschriebene MövE-Quote zu erreichen. Die EU schreibt mit der neuen Abfallrahmenrichtlinie allen Mitgliedsstaaten vor, Abfallvermeidungspläne mit konkreten Vorhaben bis 2013 zu entwickeln. Mehrwegsysteme stehen für Abfallvermeidung und stellen damit für die Ressourcenschonung insgesamt ein Paradebeispiel dar. Die Umweltverbände DNR, NABU, BUND sowie der bfub fordern die Politik dazu auf, im Zuge der Novellierung der Verpackungsverordnung bzw. der Verabschiedung des Wertstoffgesetzes, Maßnahmen zu ergreifen um die politisch gewollte und gesetzlich vorgeschriebene 80 Prozent- Quote von Mehrweg- und ökologisch vorteilhaften Einwegverpackungen wieder zu erreichen. Die Verbände fordern deshalb 1. Die Einführung einer Kennzeichnungspflicht für Getränkeverpackungen Verbraucher müssen auf den ersten Blick erkennen können, ob sie eine umweltfreundliche Mehrwegflasche oder eine umweltschädliche Einwegflasche in der Hand halten. Die Einführung einer transparenten, schnell erfassbaren und eindeutigen Kennzeichnung am Produkt ist dafür unerlässlich. 2. Eine öffentlichkeitswirksame Informationskampagne über umweltfreundliche Getränkeverpackungen Eine breite Mehrheit der Verbraucher will, dass Getränke in umweltfreundlichen Verpackungen verpackt sind. Gleichzeitig können sie die Umweltfreundlichkeit der Verpackungen nicht einschätzen. Eine breit angelegte Informationskampagne, die über umweltfreundliche Getränkeverpackungen informiert ist dabei unerlässlich. 3. Die Einführung einer Steuer auf Getränkeverpackungen Seit 2009 liegt ein ausgearbeiteter binnenmarktkonformer Steuervorschlag zur Stärkung der Mehrwegquote vor. 5 Durch die Umsetzung können jährlich bis zu 400.000 Tonnen Kunststoffabfall und 1,5 Millionen Tonnen CO 2 eingespart werden. Der Steuersatz sollte abhängig von Materialart und -menge der Verpackung sein. Basis für die Berechnung des Steuersatzes sollen die bei der Herstellung der Materialien anfallenden CO 2 -Emission sein. Dies hält den Ansatz einfach 5 Siehe NABU-Studie: http://www.nabu.de/imperia/md/content/nabude/abfallpolitik/091125_nabu_lenkungsabgabe_getraenke i_i w.pdf

Seite 5 von 5 und offen für Innovationen. Weil sie am Anfang der Wertschöpfungskette (Verpackungshersteller, Abfüller, Importeure) erhoben werden soll, ist der Verwaltungsaufwand gering. Mehrweggebinde spielen ihren Vorteil durch die vielen Umläufe des einmal in Verkehr gebrachten Flaschenmaterials aus. Alle Akteure, vom Hersteller bis zum privaten Endverbraucher haben es mit der Entscheidung für umweltfreundliche Getränkeverpackungen selbst in der Hand, die Steuerbelastung signifikant zu reduzieren. 4. Die Einführung von öffentlichen Beschaffungskriterien, die Mehrweg- und ökologisch vorteilhafte Einwegverpackungen verpflichten Die öffentliche Hand hat eine Vorbildfunktion inne und muss in seinen Beschaffungskriterien Mehrweg- und ökologisch vorteilhafte Einwegverpackungen als verpflichtend deklarieren. 5. Die Förderung und Stärkung von Mehrweg-Poolflaschen Die Umweltauswirkungen von Mehrwegflaschen werden durch das verbreitete Aufkommen von Individualflaschen erhöht. Aus diesem Grund müssen Mehrweg-Poolflaschen gestärkt und gefördert werden. Kontakt NABU-Bundesverband, Indra Enterlein, Referentin für Umweltpolitik Tel. 030-284984-1660, E-Mail: Indra.Enterlein@NABU.de