Vortrag am 18. Juni 2010

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Transkript:

RiBGH Prof. Dr. Markus Gehrlein Subjektive Merkmale der Insolvenzanfechtung Vortrag am 18. Juni 2010 Unterscheidung von Kenntnis und Vorsatz Kenntnis: Positives, für sicher gehaltenes Wissen; grob fahrlässige Unkenntnis nicht ausreichend Vorsatz: Wissen und Wollen als voluntatives Element Kenntnis der Zahlungsunfähigkeit Rechnen mit Möglichkeit Billigende Inkaufnahme Keine zusätzliche Kenntnis der konkreten die Zahlungsunfähigkeit auslösenden Umstände erforderlich: Gläubiger, der von Zahlungsunfähigkeit ausgeht, braucht weitere Umstände nicht zu kennen (BGH NJW 2000, 211, 212 f.) Keine Kenntnis, wenn erst in Zukunft mit Zahlungsunfähigkeit gerechnet wird 2010 RiBGH Professor Dr. Markus Gehrlein 2

Begriff der Kenntnis Bezugspunkte der Kenntnis bilden Rechtsbegriffe: Zahlungsunfähigkeit, Stellung eines Eröffnungsantrags Verbindung von Tatsachenwissen mit rechtlichen Folgerungen: Gefahr unrichtiger rechtlicher Schlüsse aus bekannten Tatsachen Kenntnis des Eröffnungsantrags (keine besonderen juristischen Wertungen nötig): Eingang entsprechender Erklärung bei Insolvenzgericht Wissen um künftige Antragstellung genügt nicht Kenntnis eines bedingten, befristeten oder unbegründeten Antrags genügt, wenn es zur Eröffnung kommt Kenntnis des Antrags genügt, selbst wenn Schuldner bei seiner Anbringung noch nicht zahlungsunfähig war Eröffnungsantrag als selbständige Krisentatsache 2010 RiBGH Professor Dr. Markus Gehrlein 3 Kenntnis der Zahlungsunfähigkeit (Rechtliche Wertungen nötig) Kenntnis der die Zahlungsunfähigkeit begründenden Tatsachen steht Kenntnis der Zahlungsunfähigkeit nicht gleich (BGH NJW 2009, 1202, 1203 Rn. 13) Notwendigkeit der aus den Tatsachen gezogenen Schlußfolgerung der Zahlungsunfähigkeit (RGZ 23, 112, 114 f.) Laienhafte Bewertung der Liquidität des Schuldners durch Gläubiger Kenntnis der Zahlungseinstellung begründet Kenntnis der Zahlungsunfähigkeit Kenntnis der Zahlungsunfähigkeit, wenn aus Tatsachen der Schluss gezogen wird, dass Schuldner 10 % und mehr seiner Verbindlichkeiten binnen drei Wochen nicht tilgen kann (BGH NZI 2007, 36, 38 Rn. 30) Kenntnis im Zeitpunkt der Rechtshandlung ( 140 InsO); spätere Kenntnis ist unschädlich Wegfall der Kenntnis bis zur Rechtshandlung 2010 RiBGH Professor Dr. Markus Gehrlein 4

Kenntnis der Umstände steht Kenntnis der Zahlungsunfähigkeit und des Eröffnungsantrags gleich ( 130 Abs. 2 InsO) Keine Kenntnis der Zahlungsunfähigkeit bei Kenntnis der Tatsachen, aber fehlender rechtlicher Schlussfolgerung Kenntnis auch bei Wissen um Tatsachen, an die jeder Geschäftserfahrene Schlussfolgerung der Zahlungsunfähigkeit knüpft (BGH NJW-RR 2003, 1632, 1634) Ausreichend nunmehr ( 130 Abs. 2 InsO) Kenntnis der Tatsachen, aus denen sich Zahlungsunfähigkeit ergibt: Rechtsirrtum also unbeachtlich Ähnlich wie 826 BGB: Kenntnis der tatsächlichen, die Sittenwidrigkeit begründenden Umstände genügt Unwiderlegbare Rechtsvermutung: Auch geschäftlich Unerfahrene können sich nicht auf fehlenden rechtlichen Schluss stützen 2010 RiBGH Professor Dr. Markus Gehrlein 5 Kenntnis des Eröffnungsantrags Kenntnis von Sicherungsmaßnahmen nach 21 InsO Kenntnis von Bestellung eines vorläufigen Verwalters Kenntnis von alsbaldiger Antragstellung durch anderen Gläubiger Kenntnis der Zahlungsunfähigkeit Kenntnis tatsächlicher Umstände, aus denen bei zutreffender rechtlicher Bewertung Zahlungsunfähigkeit folgt; fehlender Schluss auf Rechtsbegriff ist unbehelflich Mischen sich in Vorstellung Tatsachen, die Schluss auf Zahlungsunfähigkeit nicht zwingend nahelegen, fehlt Kenntnis (BGH NJW 2009, 1202, 1203 Rn. 14) Kenntnis der Zahlungseinstellung: Bei Einfordern des Anspruchs und Kenntnis fehlender Leistungsfähigkeit des Schuldners Kenntnis des Arbeitnehmers: Begrenzter Einblick, Stellung im Unternehmen, veröffentlichte Informationen (BGH NJW 2009, 1202, 1204 Rn. 20, 21) 2010 RiBGH Professor Dr. Markus Gehrlein 6

Vorsatzanfechtung ( 133 Abs. 1 InsO) Verständnis der Konkursordnung Bedingter Benachteiligungsvorsatz genügt Bei kongruenter Deckung weitere Unlauterkeitsmerkmale gefordert Verständnis der Insolvenzordnung Bedingter Vorsatz im Sinne von Wissen und Wollen ausreichend Kenntnis, neben Anfechtungsgegner nicht alle Gläubiger befriedigen zu können, bedingt Vorsatz Auch bei kongruenter Deckung genügt bedingter Vorsatz Kennt Schuldner seine Zahlungsunfähigkeit, sind weitere Unlauterkeitsmerkmale entbehrlich (BGH NJW 2008, 2506, 2507 Rn. 20) 2010 RiBGH Professor Dr. Markus Gehrlein 7 Nachweis des Vorsatzes bei Schuldner und der Kenntnis bei Anfechtungsgegner Kenntnis der Inkongruenz: Schuldner sind erfahrungsgemäß nicht bereit, anderes oder mehr zu leisten, als sie schulden Problem der Reichweite des Beweisanzeichens Liquiditätszweifel im Zeitpunkt der Vornahme der Rechtshandlung Kenntnis der Zahlungsunfähigkeit ( 133 Abs. 1 Satz 2 InsO): Befriedigung einzelner Gläubiger im Stadium der Zahlungsunfähigkeit benachteiligt notwendig die anderen Anfechtungsgegner muss Vorhandensein weiterer Gläubiger bekannt sein: Vermutung bei unternehmerisch tätigem Schuldner Würdigung der Beweisanzeichen Frühere Rechtsprechung: Widerlegliche tatsächliche Vermutung mit Folge einer Beweislastumkehr Heutige Rechtsprechung: Bloße Beweisanzeichen, die Gesamtwürdigung nicht entbehrlich machen (BGH NZI 2009, 768, 769 Rn. 8) 2010 RiBGH Professor Dr. Markus Gehrlein 8

Zielrichtung des Benachteiligungsvorsatzes Benachteiligung der Gläubiger, nicht Dritter (etwa Erben) Gleich ist es, gegen welche Gläubiger sich Vorsatz richtet Vorsatz einer Benachteiligung künftiger Gläubiger reicht Anfechtung darum nicht ausgeschlossen, wenn bei Rechtshandlung noch keine Gläubiger vorhanden (BGH NZI 2009, 768 Rn. 5) 2010 RiBGH Professor Dr. Markus Gehrlein 9 Keine Gleichartigkeit des Vorsatzes mit tatsächlich eingetretener Benachteiligung erforderlich Vorsatzproblem, wenn sich Gläubiger darauf beruft, von Zahlung aus ungenehmigtem Überziehungskredit ausgegangen zu sein (BGH NJW 2009, 3362, 3363 Rn. 12)? Unterscheidung zwischen objektiver Gläubigerbenachteiligung, Vorsatz und Kenntnis des Gegners Besteht Vorsatz des Schuldners, braucht er sich nicht auf tatsächlich eingetretene Benachteiligung zu beziehen Kenntnis des Gegners von allgemeinem Vorsatz, nicht auch der konkreten Benachteiligung erforderlich Vorsorge gegen Schutzbehauptung, sich Sachverhalt vorgestellt zu haben, bei dem Gläubigerbenachteiligung ausscheidet Kontrollüberlegung: Allgemeine Kenntnis reicht 2010 RiBGH Professor Dr. Markus Gehrlein 10

Kennenmüssen ( 143 Abs. 2 Satz 2 InsO) Verlust der Haftungsmilderung bei einfacher oder nur bei grober Fahrlässigkeit Vergleich mit 122 Abs. 2: Einfache Fahrlässigkeit reicht Möglichkeit eines Redaktionsversehens: Grober Fahrlässigkeit im Gesetz durch Kenntnis der Umstände ersetzt (Versehentlich) Keine Anpassung bei 143 Abs. 2 Satz 2 InsO: Darum Schlussfolgerung möglich, dass grobe Fahrlässigkeit gemeint ist Allerdings: Gesetzgeber unterschied im Entwurf zwischen grober Fahrlässigkeit und dem auf einfache Fahrlässigkeit deutenden Kennenmüssen bei 143 Abs. 2 Satz 2 InsO Darum dürfte 143 Abs. 2 Satz 2 weiter im Sinne einfacher Fahrlässigkeit zu verstehen sein 2010 RiBGH Professor Dr. Markus Gehrlein 11