BMBF-Projekt Offene Hochschule Oberbayern (OHO) Florian Baudach André Neger. Anrechnungskonzept



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Transkript:

BMBF-Projekt Offene Hochschule Oberbayern (OHO) Florian Baudach André Neger Anrechnungskonzept Anrechnung außerhochschulischer Kompetenzen im Rahmen des BMBF-Projekts Offene Hochschule Oberbayern (OHO) und der Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern (IHK) OHO-Arbeitsbericht 4

Schriftenreihe Hochschule im Wandel ISSN 2198-3356 Autoren: Florian Baudach, André Neger Herausgegeben durch: BMBF-Projekt Offene Hochschule Oberbayern der Hochschule München (1. Förderphase), vertreten durch die wissenschaftliche Leitung Prof. Dr. Stefan Pohlmann und Prof. Dr. Gabriele Vierzigmann München: August 2014 Download unter: www.hm.edu/oho Copyright: Vervielfachung oder Nachdruck, auch auszugsweise, zur Veröffentlichung durch Dritte nur mit ausdrücklicher Zustimmung der Herausgeber. Hinweis: Diese Publikation wurde im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und des Europäischen Sozialfonds (ESF) geförderten Bund- Länder-Wettbewerbs Aufstieg durch Bildung: offene Hochschulen (1. Wettbewerbsrunde) erstellt. Die in dieser Publikation dargelegten Ergebnisse und Interpretationen liegen in der alleinigen Verantwortung der AutorInnen.

Inhalt Modell 1: Anrechnungskonzept IHK Technik... 5 Modell 2: Anrechnungskonzept IHK Wirtschaft...8 Zukünftige Handlungsoptionen: Fast-Track Master zum Masterstudiengang für IHK-Meister...11 Gegenseitige Anrechnung... 14 Literaturverzeichnis / Abbildungsverzeichnis...15

Modell 1: Anrechnungskonzept IHK Technik 1. Rahmenkonzept Im Rahmen der Studiengangentwicklung für den berufsbegleitenden Bachelorstudiengang Produktionstechnik soll ein pauschales Anrechnungskonzept Bestandteil der Kooperation mit der Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern (IHK) sein. Dieses Modell beinhaltet eine Anrechnung von außerhochschulisch erworbenen Kompetenzen im Rahmen von 50 bis 70 ECTS. Ideal ist diese Anrechnung aus Sicht der Studieninteressierten bzw. der Studierenden, wenn zwei Semester (2 x 20 ECTS) sowie die beiden Praxissemestern (2 x 15 ECTS) angerechnet werden. Neben der Wertschätzung der bislang erbrachten Leistung ergibt sich für Studierende ein zeitlicher wie auch finanzieller Benefit. 2. Anrechnungsprozedere Inhaltlich wird ein Abgleich der Modulbeschreibungen des designierten Studiengangs Produktionstechnik mit den Curricula bzw. Rahmenlehrplänen der Weiterbildungs- und Fortbildungsangebote der IHK durchgeführten. Dieses Verfahren soll mit Hilfe von drei parallel verwendeten Instrumenten vollzogen werden, um valide und reliable Ergebnisse zur Formulierung des Anrechnungsrahmens zu generieren. Darüber hinaus wird durch dieses Vorgehen die Entwicklung und wissenschaftliche Erprobung eines eigenen Anrechnungskonzepts der Hochschule München im Rahmen des OHO-Projektes sichergestellt. Dies schließt die Nutzung folgender Instrumente ein: das im ANKOM-Projekt entwickelte Module Level Indicator-Modell (MLI) der Universität Oldenburg 1, das geplante Münchener Validierungsschema zur Kompetenzmessung (Entwicklung im OHO-Projekt) und ein inhaltliches Matching-Verfahren (inhaltliche Äquivalenzprüfung der Anrechnungsoption) der beteiligten Fakultäten bzw. ProfessorInnen. Mit Hilfe dieses Methodenmixes (vgl. Abb. 1) soll ein zielgruppenspezifisches und am Studienerfolg orientiertes Modell entwickelt und erprobt werden. 1 Müskens, W.; Wittig, W.; Tutschner, R.; Eilers-Schoof, A. (2013): Module Level Indicator. MLI User Guide. Assessment of the Level of Competence Orientation. Bremen, S. 9 ff.. OHO-Arbeitsbericht 4 5

Abb. 1: IHK-Anrechnungskonzept für berufsbegleitende Bachelorstudiengänge im BMBF-Projekt Offene Hochschule Oberbayern (OHO) an der Hochschule München. Zusätzlich können, durch informelles Lernen erworbenen Kompetenzen, im Rahmen eines individuellen Anrechnungsverfahrens, das die vorliegende Gleichwertigkeit prüft, auf den Bachelorstudiengang Produktionstechnik angerechnet werden. Insgesamt lässt es der rechtliche Rahmen zu, dass Leistungen bis zu 50 % der Kreditpunkte des Studiengangs angerechnet werden können (Art. 63 Abs. 2 BayHSchG). Im Falle des Studiengangs Bachelor Produktionstechnik (210 ECTS) liegt die Obergrenze somit bei 105 ECTS. 6 OHO-Arbeitsbericht 4

3. Erprobungszeitraum In der 1. Förderphase des OHO-Projektes wird das Anrechnungskonzept vor allem für die AbsolventInnen der Meisterebene (z.b. IHK MeisterInnen, Fachkaufleute) entwickelt. Laut Aussage der IHK verlassen jährlich ca. 200-250 AbsolventInnen diese Ausbildung an der IHK München und Oberbayern mit einem erfolgreichen Abschluss. Eine von der IHK durchgeführte Umfrage bei dieser Klientel bestätigte eine hohes Interesse an berufsbegleitenden Studienangeboten. Rund 73 % der berufstätigen MeisterInnen und 57 % der in Ausbildung befindlichen MeisterInnen wollen ihre Studienoption nutzen. Etwa 50 % der Studierwilligen kommen aus dem Industrie- bzw. dem Dienstleistungssektor und weisen eine hohe fachliche Affinität zu den Pilotstudienangeboten im OHO-Projekt der Hochschule München auf. 2 Erst im Zeitraum der 2. Förderphase soll dann der Fokus auf die aktuell anlaufenden bzw. in Entwicklung befindlichen IHK-Weiterbildungen im Bereich MeisterPLUS (z. B. Geprüfte IndustriemanagerInnen, Geprüfte IndustrietechnikerInnen) gelegt werden, da hier erst ab Wintersemester 2015/16 mit AbsolventInnen gerechnet werden kann. Mit diesem Vorgehen wird einerseits dem Interesse der IHK, ihren AbsolventInnen eine zielgruppengerechte Anrechnung ihrer bereits erworbenen Kompetenzen zu ermöglichen, entsprochen. Andererseits wird mit diesem Anrechnungsmodell, eine von den beteiligten Fakultäten der Hochschule München geforderte niveaugleiche Anrechnung auf inhaltlicher Ebene konzipiert. 2 Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern, Forschungsstelle Bildung (2009): Wollen Meister und Fachkräfte studieren? Das neue Hochschulzugangsrecht in Bayern. München. S. 10 f.. OHO-Arbeitsbericht 4 7

Modell 2: Anrechnungskonzept IHK Wirtschaft Im Pilotstudiengang Bachelor Unternehmensführung wird in enger Kooperation zwischen der Fakultät für Betriebswirtschaft an der Hochschule München und der Handwerkskammer für München und Oberbayern (HWK) ein pauschales Anrechnungsverfahren für HandwerksmeisterInnen und BetriebswirtInnen (HWK) praktiziert. Die Studiengangleitung des berufsbegleitenden Studiengangs Bachelor Unternehmensführung sieht darüber hinaus eine große Schnittmenge zwischen den außerhochschulisch erworbenen Kompetenzen der BetriebswirtInnen der IHK und der HWK. Aus diesem Grund empfiehlt die Studiengangleitung eine Ausweitung des Anrechungskonzepts auf die BetriebswirtInnen der IHK. Abb. 2: Anrechungskonzept für den berufsbegleitenden Studiengang Bachelor Unternehmensführung im BMBF-Projekt Offene Hochschule Oberbayern (OHO) an der Hochschule München 8 OHO-Arbeitsbericht 4

Abbildung 2 gibt einen Überblick über das Anrechnungskonzept für HandwerksmeisterInnen und BetriebswirtInnen (HWK). Das Konzept inkludiert a priori zwei der drei möglichen Arten von Anrechnung, wie sie die OECD empfiehlt 3 : 1. Anrechnung von Kompetenzen, die außerhalb des Hochschulwesens durch formales Lernen erworben wurden Die ersten drei Semester des Studiengangs entsprechen dem Inhalt der BetriebswirtIn (HWK). Die Gleichwertigkeit wurde ebenfalls für die BetriebswirtInnen (IHK) festgestellt. Aus diesem Grund werden die formal erworbenen Kompetenzen pauschal auf drei Semestern angerechnet, wobei es sich die Prüfungskommission vorbehält (z. B. bei veraltertem Wissen) im Einzelfall zu entscheiden. Weitere formal oder non-formal erworbene Kompetenzen können auf Anfrage von der Prüfungskommission auf Gleichwertigkeit überprüft werden. 2. Anrechnung von Kompetenzen, die außerhalb des Hochschulwesens durch informelles Lernen erworben wurden Informell erworbene Kompetenzen können auf folgenden Wegen individuell angerechnet werden (vgl. Abb. 2): In kursiv gesetzten Modulen können bereits vor dem Studium erbrachte Praxisphasen auf Antrag von der Prüfungskommission angerechnet werden. In unterstrichenen Modulen können während des Studiums am Lernort Betrieb erbrachte Leistungen auf Antrag von der Prüfungskommission angerechnet werden. Können Studierende des berufsbegleitenden Studiengangs Bachelor Unternehmensführung die erforderliche Berufserfahrung nicht nachweisen, müssen die in Abbildung 2 markierten Module im Rahmen von Praxissemestern erbracht werden. Damit erhöht sich die Studiendauer um drei Semester auf insgesamt 11 Semester. 3 BMBF (2008): Stand der Anerkennung non-formalen und informellen Lernens in Deutschland, S. 8. OHO-Arbeitsbericht 4 9

Können die Studierenden außerhochschulisch erworbene Kompetenzen nachweisen, können von der Prüfungskommission maximal 105 ECTS angerechnet werden (Art. 63 BayHSchG). Die pilothafte Erprobung des pauschalen Anrechnungskonzepts für die BetriebswirtInnen der IHK und HWK hat mit dem Start der zweiten Kohorte des Bachelor Unternehmensführung im Wintersemester 2013/14 an der Hochschule München begonnen. Im weiteren Fortgang des OHO-Projekts soll ein gegenseitiges Anrechnungskonzept von akademischen Kompetenzen auf berufliche Ausbildungsinhalte zwischen der Fakultät für Betriebswirtschaft und der IHK sowie der HWK entwickelt werden. Studierende, die die ersten drei Semester des Studiengangs Unternehmensführung erfolgreich absolviert haben, könnten beispielsweise betriebswirtschaftliche Inhalte auf die Meister- oder Fachwirt-Ausbildung angerechnet bekommen. Die Entscheidung hinsichtlich dieser Anrechnungsmöglichkeiten liegt alleinig bei den Kammern. 10 OHO-Arbeitsbericht 4

Zukünftige Handlungsoptionen: Fast-Track Master zum Masterstudiengang für IHK-Meister Rechtliche Vorgaben Der Zugang zu einem Masterstudiengang setzt im Freistaat Bayern zwingend einen Hochschulabschluss voraus (Art. 43 Abs. 5 S. 1 BayHSchG). Aus diesem Grund stehen die Masterstudiengänge an der Hochschule München den IHK-MeisterInnen momentan nicht offen. Darüber hinaus lässt das Bayerische Hochschulrecht die Möglichkeit einer Externenprüfung, die entweder den Zugang zu einem Masterstudiengang eröffnet oder den Abschluss des Bachelors verleiht, für MeisterInnen oder Gleichgestellte nicht zu. 4 Meister-Plus-Bachelor Da ein direkter Zugang für IHK-MeisterInnen zu einem Masterstudienangebot an der Hochschule München nicht möglich ist, besteht die einzige Handlungsoption für einen Fast-Track zum Master in der vollen Ausschöpfung des rechtlich zulässigen Umfangs der Anrechnung von außerhalb des Hochschulbereiches erworbener Kompetenzen (50 % nach Art. 63 Abs. 2 BayHSchG) auf einen speziellen Bachelorstudiengang, der mit der Meisterausbildung der IHK sowohl inhaltlich als auch zeitlich eng verzahnt wäre. Dieser Bachelorstudiengang muss so konzipiert sein, dass 50 % seines Curriculums eine Gleichwertigkeit in Bezug auf die Ausbildungsinhalte des korrespondierenden IHK-Meisters aufweisen. Idealerweise könnte bei einem solchen Konzept eine parallele Ausbildung bei der IHK und an der Hochschule München erfolgen. Die AbsolventInnen würden bei dieser Meister-Plus-Bachelor-Ausbildung zwei Abschlüsse erhalten: den Meister von der IHK und den Bachelorabschluss der Hochschule München. 4 Eine solche Externenprüfung, bei deren Bestehen der akademische Grad Bachelor of Arts verliehen wird, sieht das bayerische Hochschulrecht ausschließlich für Personen vor, die erfolgreich die staatliche Prüfung für Übersetzer bzw. für Übersetzer und Dolmetscher abgelegt haben und über die Qualifikation für ein Studium an einer Fachhochschule in Bayern verfügen (Art. 61. Abs. 9 BayHSchG i. V. m. d. Prüfungsordnung der Externenprüfung im Bachelorstudiengang Übersetzen an der Hochschule für Angewandte Sprachen). OHO-Arbeitsbericht 4 11

Notwendige Rahmenbedingungen Die Meister-Plus-Bachelor-Ausbildung setzt sowohl bei der Zielgruppe als auch an der Hochschule München eine Reihe von notwendigen Rahmenbedingungen voraus. Studierende Die Studierenden würden für den Zugang zur Meister-Plus-Bachelor-Ausbildung zwingend eine Hochschulzugangsberechtigung 5 oder einen Hochschulzugang für qualifizierte Berufstätige 6 benötigen. Darüber hinaus müssten die Studierenden zusätzlich auch die Zugangsvoraussetzungen für die IHK-Meisterausbildung erfüllen. An der Hochschule München An der Hochschule München müssen entsprechende personelle und zeitliche Ressourcen für die Planung und Implementierung eines solchen Bachelorstudienganges vorgehalten werden. Auf Grund der Zielgruppenbeschreibung auf Seite 3 der Gesamtvorhabensbeschreibung zum Verbundantrag des OHO-Projektes, die sehr weit gefasst ist (beruflich Qualifizierte, First Generation-Studierende, Studierende mit Migrationshintergrund und BerufsrückkehrerInnen), wurden die Prioritäten für die erste Förderphase auf die Anrechnungskonzepte IHK Technik (vgl. S. 5) und IHK Wirtschaft (vgl. S. 8) gelegt. Die Entwicklung eines eng mit der IHK-Meisterausbildung verzahnten Bachelorstudienganges könnte z. B. perspektivisch in der zweiten Förderphase des OHO-Projektes erfolgen. 5 Beispielsweise die allgemeine Hochschulreife, die Fachhochschulreife etc.. 6 Eine zweijährige Berufsausbildung und anschließend mindestens dreijährige hauptberufliche Berufspraxis sowie zusätzlich den Nachweis über ein Beratungsgespräch und die bestandene Hochschulzugangsprüfung. Art. 45 Abs. 2 S. 1 und 2 BayHSchG i. V. m. d. Satzung über die Hochschulzugangsprüfung für qualifizierte Berufstätige an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Fachhochschule München. 12 OHO-Arbeitsbericht 4

Allerdings würde die Konzeption und Implementierung eines solchen Studienangebotes, das nur eine sehr geringe Schnittmenge zu bestehenden Studiengängen aufweist, den Rückhalt sowie die Unterstützung der potenziell beteiligten Fakultäten in einem erheblichen Umfang benötigen. Abb. 3: Konzept Fast Track zum Masterstudiengang für IHK-Meister OHO-Arbeitsbericht 4 13

Gegenseitige Anrechnung Die Curricula der Pilotstudiengänge Produktionstechnik und Unternehmensführung könnten als Grundlage für ein Anrechnungskonzept der IHK dienen. Bei einem solchen Anrechnungsverfahren würden Prüfungsleistungen, die an der Hochschule München erbracht wurden, auf eine Aus- oder Weiterbildung der IHK angerechnet werden. Die Implementierung eines solchen Konzeptes liegt allerdings ausschließlich bei der IHK. Das OHO-Projekt kann hierbei allerdings insbesondere die folgenden Hilfestellungen anbieten: auf die IHK Rahmenpläne zugeschnittene Modulbeschreibungen, Organisation von Fachgesprächen zwischen den IHK-Verantwortlichen und den ProfessorInnen der Hochschule München und einbringen der fachlichen Expertise durch OHO-MitarbeiterInnen. Im Idealfall könnte ein im Rahmen des OHO-Projektes entwickeltes gegenseitiges Anrechnungskonzept auch auf die Vollzeitstudiengänge der Hochschule München angewendet werden. 14 OHO-Arbeitsbericht 4

Literaturverzeichnis / Abbildungsverzeichnis Literaturverzeichnis BMBF (2008): Stand der Anerkennung non-formalen und informellen Lernens in Deutschland. Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern, Forschungsstelle Bildung (2009): Wollen Meister und Fachkräfte studieren? Das neue Hochschulzugangsrecht in Bayern. München. Müskens, W.; Wittig, W.; Tutschner, R.; Eilers-Schoof, A. (2013): Module Level Indicator. MLI User Guide. Assessment of the Level of Competence Orientation. Bremen. Abbildungsverzeichnis Abb. 1: IHK-Anrechnungskonzept für berufsbegleitende Bachelorstudiengänge im BMBF-Projekt Offene Hochschule Oberbayern (OHO) an der Hochschule München....6 Abb. 2: Anrechungskonzept für den berufsbegleitenden Studiengang Bachelor Unternehmensführung im BMBF-Projekt Offene Hochschule Oberbayern (OHO) an der Hochschule München...8 Abb. 3: Konzept Fast Track zum Masterstudiengang für IHK-Meister....13 OHO-Arbeitsbericht 4 15