Grußwort des Oberbürgermeisters aus Anlass der Namensgebung für den Ilse-Sponsel-Weg am 27. Mai 2011

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Grußwort des Oberbürgermeisters aus Anlass der Veranstaltung für das Ehrenamt am 5. Dezember 2011, Uhr, im Markgrafentheater Erlangen

Transkript:

Es gilt das gesprochene Wort! Grußwort des Oberbürgermeisters aus Anlass der Namensgebung für den Ilse-Sponsel-Weg am 27. Mai 2011 Sehr geehrte Frau Sponsel, sehr geehrter Herr Dr. Hahlweg meine sehr geehrten Damen und Herren, mit Erschütterung und Betroffenheit haben viele Erlangerinnen und Erlanger reagiert, als Ilse Sponsel am Sonntag, den 7. November 2010 im Alter von 86 Jahren verstorben ist, die morgen, am 28. Mai 2011, ihren 87. Geburtstag hätte. Ilse Sponsel wurde 1924 in Bielefeld geboren, verbrachte ihre Kindheit in Leuna, studierte in Halle und legte 1944 die Sportlehrerinnenprüfung ab. Als junge Frau erlebte sie die Schrecken des Krieges, den Untergang des NS-Regimes und die Teilung Deutschlands. Die unmittelbare Betroffenheit und die Trauer über die unheilvolle Verstrickung des Deutschen Volkes haben ihr nach dem Krieg den Weg gewiesen, sich mit der Deutschen und später der Erlanger Geschichte auf ihre ganz persönliche Weise auseinander zu setzen.

Nach ihrem Umzug nach Erlangen begann sie an der Seite Ihres Mannes Friedrich Sponsel in den 60er Jahren ihr Wirken für Menschlichkeit und Brüderlichkeit. Zahlreiche soziale Aktivitäten, vor allem in den Jahren 1960 bis 1980 als ihr Mann ehrenamtlicher Bürgermeister unserer Stadt war, sind mit ihrem Namen eng verbunden. Der Aufbau und die Förderung unserer Städtepartnerschaften mit Eskilstuna in Schweden (1961) und Rennes in Frankreich (1964) wurden von ihr aktiv mitgestaltet. Die Ferienaktionen für die Schülerinnen und Schüler der Berliner Patenschule Am Karpfenteich, die Betreuung für Patenschiffe und Patenflugzeug, das Kinderheim in der Rathenaustraße und die Fürsorge für die Obdachlosen in der Wöhrmühle sind untrennbar mit ihrem Namen verbunden. Das kirchliche Gemeindeleben als Kirchenvorsteherin in St. Matthäus bzw. der Thomas-Gemeinde aber auch im ökumenischen Geist mit der katholischen Nachbargemeinde St. Sebald und anderen kirchlichen Bereichen tragen Ihre Handschrift. Sie wirkte als Vorsitzende des Kuratoriums Unteilbares Deutschland von 1981 bis 1985 und von 1982 bis 1987 als evangelische Vorsitzende der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Franken. Mit ihrer selbst gewählten Lebensaufgabe der Aufarbeitung der jüdischen Geschichte Erlangens und ihrer weltweiten Kontakte zu den ehemaligen jüdischen Bürgerinnen und Bürgern, deren Kindern und Enkelkindern, die ursprünglich durch Tod, Vertreibung und Ermordung ihre langjährige Heimatstadt Erlangen verloren hatten, baute sie in wohl einmaliger persönlicher Beziehung, mit großer Beharrlichkeit und einfühlsamer Zuwendung, Vertrauen für ein neues Verhältnis zu Erlangen auf. Der Erlanger Stadtrat hat Ilse Sponsel ab 1980 als ehrenamtliche Beauftragte offiziell eingesetzt, so dass Sie in der im Städtevergleich wohl 2

einmaligen Funktion über 30 Jahre diese Verbindungen zu jüdischen Familien und ihren Nachkommen mit großen Vertrauensbeweisen gehalten hat. Die Geschichte der Juden in Erlangen, die regelmäßige Betreuung von Facharbeiten, ihre Vorträge in Kirchen und Schulen und in den Studentengemeinden, sowie Ausstellungen, waren Aufgaben, die für Aufklärung und Aussöhnung sorgten. Seit 1978 organisierte sie die Woche der Brüderlichkeit, damals begonnen in enger Kooperation mit dem 1980 ermordeten jüdischen Verleger Shlomo Lewin und seiner Lebensgefährtin Frida Poeschke, an die mit dieser Wegbenennung auch ein dauerhaftes Zeichen der gegenseitigen Verbundenheit gesetzt wird. Die Führungen auf jüdischen Friedhöfen in der Stadt und im Umland, sowie durch das jüdische Erlangen tragen Ihre Handschrift. Aber auch das Zusammenwirken mit der neuen Jüdischen Kultusgemeinde und die Vorbildwirkung weit über Stadt- und Landesgrenzen hinaus bis zur Betreuung der Jenaer Juden haben ein internationales Netzwerk geschaffen, in dem der Name unserer Stadt Erlangen besondere Wertschätzung genießt. Die Erlanger Stolpersteine zum Gedenken an die ermordeten ehemaligen jüdischen Bürgerinnen und Bürger hat Ilse Sponsel von Anfang an maßgeblich unterstützt und mit begleitet. Dem verdienstvollen Wirken von Frau Ilse Sponsel blieb vielseitige Anerkennung nicht versagt. Oben an steht der Bayerische Verdienstorden. Diese höchste bayerische Auszeichnung wurde ihr durch die damalige stellvertretende Ministerpräsidentin und Sozialministerin Frau Barbara Stamm verliehen, die dazu eigens nach Erlangen kam. Weiterhin war Sie Trägerin des Bundesverdienstkreuzes erster Klasse und der Medaille der Jerusalemer Yad-Vashem-Gesellschaft. Verliehen wurden ihr auch der 3

Ehrenbrief des Bezirks Mittelfranken und die Ehrenurkunde der Obermeier-Foundation in Massachusetts /USA. Der Erlanger Stadtrat hat ihr 1988 die Bürgermedaille und 2004 den Goldenen Ehrenring verliehen um damit auf städtischer Ebene ihre herausragenden Verdienste für das soziale Leben in unserer Stadt und den christlich-jüdischen Dialog zu würdigen. Der Umwelt-, Verkehrs- und Planungsausschuss des Stadtrates hat am 12. April die Empfehlung des Ältestenrates einstimmig beschlossen, hier am Bürgermeistersteg und in unmittelbarer Nähe zur Lewin-Poeschke- Anlage zum Gedenken an Ilse Sponsel, die in einer engen Verbindung mit Shlomo Lewin und Frida Poeschke stand, den rechten Abzweig des Bürgermeisterweges in Ilse-Sponsel-Weg umzubenennen. Wir verneigen uns in Dankbarkeit vor Ilse Sponsel und werden Ihr ein ehrendes Gedenken bewahren. Dr. Siegfried Balleis Oberbürgermeister Danach Enthüllung des Straßenschildes. 4

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