3. Portale Architektur, Funktionen
Einstiegsfragen: Was verstehen Sie unter einem Internet- Portal? Wie unterscheidet sich die Homepage eines Unternehmens von einem Unternehmensportal? Erläutern Sie bitte die wichtigsten Eigenschaften (Funktionen) eines Portals.
1. Portal-Grundlagen
Was ist ein Portal? Ein Portal ist eine personalisierte Site, die dynamisch, abhängig von den Rechten des Nutzers, Content von verschiedenen Quellen aggregiert (Robert Vogel, Der Weg in die NetEconomy, 2001) oder Applikation, welche basierend auf Webtechnologien einen zentralen Zugriff auf personalisierte Inhalte sowie bedarfsgerecht auf Prozesse bereitstellt. (Fraunhofer IAO, Stuttgart 2005) oder kürzer Ein Portal ist eine Webseite zum Einstieg in einen bestimmten Bereich des Internet. (Herbert Bauer, Unternehmensportale, 2001)
Entwicklungsstufen von Portalen Nutzen Intranet Bereitstellung interner Informationen Informationsdienste Webseiten mit (statischem) Informationsangebot Keine Integration mit Backend-Systemen einfaches Content- Management + Suchmaschinen Individualisierung Kommunikationsdienste Webseiten mit Interaktionselementen E-Mail und Diskussionsforen einfaches Content- Management + Transaktionsdienste Webseiten mit (dynamischem) Informationsangebot Integration mit Backend-Systemen komplexes Content- Management Hohe Sicherheitsanforderungen Single Sign On Rollenbasierte Berechtigungen Collaboration/ Wissensmanagement Fokus auf Prozessen und Inhalten Aufwand
Anforderungen an Portale Portal Content Commerce Communities Dynamischer Inhalt Benutzerrollen Unternehmensintegration Einkaufskorb Bezahlung Sicherheit Abrechnung E- Mail Chatrooms Quelle: Sybase
Es gibt unterschiedliches Verständnis von Portalen Allgemeines Portal Unternehmensportal manchmal auch für: Homepage mit Links Webportale (z.b. Yahoo) E-Marktplätze = Megaportal = Public Portal = Corporate Portal = Enterprise Portal Zielgruppe Endkunden Zielgruppe Geschäftspartner Zielgruppe Mitarbeiter B2C-Portal = Consumer Portal = Kundenportal B2B-Portal Lieferantenportal Geschäftskundenportal B2E-Portal = Mitarbeiterportal = Employee Portal = Karriereportal
Funktionen eines Portals (aus Nutzersicht Kommunikation Fachbezogene Communities F&E Projekte Fachthemen/Spezialthemen E-Mail Mitarbeiter- Portal (B2E) Mitarbeiterbindung Persönliche Bedürfnisse Shopping Banking... Persönliche Informationen Fachspezifisch Wirtschaftsnachrichten... Unternehmensführung Managementinformation Unternehmenskennzahlen Unternehmensnachrichten Organisationshandbücher Manager Self Service Ausbildung/ Training Lernangebote über Web Weiterbildungsangebote Weiterbildungskatalog Anmeldung zu Seminaren Employee Self Service Self-Service für Verwaltungsaufgaben Zeiterfassung... Änderung Bankverbindung E-Procurement Büromaterial Travel Management Anwendungssysteme Datenerfassung Datenpflege Auswertungen u. Abfragen Knowledge Management Pflege eigener Skills Zugriff auf zentrale Dokumente Yellow Pages (Quelle: Abts/Mülder: Grundkurs Wirtschaftsinformatik, 5. Aufl. Braunschweig 2004)
2. Portal-Technik
Funktionen eines Portals (aus IT-Sicht) Suchfunktion und Navigation - Informationen mittels Suchmaschinen im Web oder Datenbanken suchen und aufbereiten - Kurzbeschreibung der Inhalte - Strukturierung der Inhalte - Navigation ausschließlich über Browser Kollaborationsfunktion - unterstützen die Anwender in ihrer Zusammenarbeit und fördern die Teamarbeit - synchrone Kollaboration z.b. Chat - asynchrone Kollaboration z.b. Diskussionsforen Integrationsfunktion - verschiedene Informationsquellen u.applikationen werden über eine zentrale, einheitliche - Benutzerschnittstelle integriert - Single Point of Access Personalisierungsfunktion - Benutzer kann sowohl Inhalte als auch Layout an seine Bedürfnisse anpassen Content-Management-Funktion - Erstellung und Verwaltung portaleigener Inhalte Workflowfunktion - zur Automatisierung von Abläufen zwischen Personen/Stellen inner- u. außerhalb des Unternehmens Administrations- und Sicherheitsfunktion - Benutzerverwaltung, Verschlüsselung - rollenbasiertes Berechtigungskonzept
Portale erfordern andere Architektur als ERP-Standardsoftware Gestern Datenintegration (ein Repository) Funktionsorientiert Heute Mitarbeiterintegration Application Integration Funktions- und Prozessorientiert Logistik Finance Portal Vertrieb CRM ERP SCM ERP EAI Quelle: Computer Zeitung Nr.20 / 10. Mai 2004 ERP=Enterprise Resource Planning CRM=Customer Relationship Management SCM=Supply Chain Management EAI=Enterprise Application Integration
Benutzerschnittstelle (Browser, PDA, PC usw.) Präsentation Portalanwendungen Portalsoftware Portalbasisdienste Content Management Community Collaboration Shop Individuelle Anwendungsmodule Suche Single Sign On Rechte- u. Benutzerverwaltung Personalisierung Prozesssteuerung Datenbankmanangementsysteme Anwen- dungs- logik Integrationsdienste / EAI Middleware ERP CRM Externe Benutzerverwaltung Externe Datenquellen Backend
Authentifizierung bei Single Sign On Applikationen Portal A1 Sichere Authentifizierung Benutzer- und Rollenverwaltung Single Sign On A2 A3 Kommunikation A4 A5 Benutzerdatenbank
Rollenbasierter Zugriff Anwender Portalrollen Integrierte Portal-Inhalte Anwender 1 Anwender 2 Anwender 3 Rolle 1 Rolle 2 Rolle 3 Rolle 1 Rolle 2 Rolle 3 Information 1 Information 2 Information n Applikation 1 Applikation 2 Applikation n Anwender 4 Rolle 3 Service 1 Service 2 Service n (Quelle: Süßmilch-Walther/Gilleßen, 2003, S.91 Derksen 42
Beispiel Personalisierung Zurück Personalisieren > Inhalte: Module hinzufügen > Autos > Autos(17) Autonews About Auto Repair Yahoo! Autos : Top-News Yahoo! Autos : Test & Fahrberichte Yahoo! Autos : Specials ShortNews Newsfeed: Auto Auto-Reporter.net News www.autobild.de + Hinzufügen + Hinzufügen + Hinzufügen + Hinzufügen + Hinzufügen + Hinzufügen + Hinzufügen + Hinzufügen
Portalsoftware Unübersichtlicher Markt unterschiedliche Herkunft (EAI, ERP, CMS etc.) Plone Foundation Plone The Apache Software Foundation Apache Cocoon Portal abaxx Technology AG abaxx.components altavier Informationssysteme u. Cons. GmbH altavier Portal Suite AMAN Media GmbH AMAN_RedSYS Arideon GmbH TechKnowledgy v5 BEA Systems GmbH BEA WebLogic Portal BroadVision Deutschland GmbH BroadVision Portal Agility Suite CAS Software AG CAS teamworks Cinetic Internet Systemhaus GmbH COPS ClassWare GmbH HRworks CompuMaster GmbH camm Web-Manager Computer Associates GmbH CleverPath Portal Compuware GmbH UnifaceView CONTENS Software GmbH CONTENS 3.0 enterprise Day Software GmbH Communiqué eidon products & services GmbH altogather emppor GmbH emppor Portalmanager FABIS IT Systems GmbH Außendienstportal flying dog software flying dog software EIP HiSolutions AG HiScout hyperspace GmbH hyportal HYPERWAVE AG eknowledge Portal IBM Deutschland GmbH WebSphere Portal Server Extend IconParc GmbH IconParc ebusiness Suite IHS Technologies GmbH Information Portal Suite incca GmbH incca i25 Infopark AG Infopark NPS 6 Fiona InterRed GmbH InterRed Enterprise itevo AG PANTHEON KUMAtronik Software GmbH up2date Mediapps GmbH EVER Gruppe Net.Portal mgate GmbH [i]brain Microsoft Deutschland GmbH SharePoint Portal ORACLE Deutschland GmbH OracleAS Portal Pironet NDH AG pirobase CMS Plumtree Software Deutschland GmbH Enterprise Web Suite Portunity GmbH Portalsuite PSI AG PSIportal RedDot Solutions AG LiveServer SAP Deutschland AG & Co. KG SAP Enterprise Portal SEITENBAU GmbH intramo Portal Server Seven2one Informationssysteme GmbH MESAP SITEFORUM Software Europe GmbH SITEFORUM Enterprise StartMyPortal GmbH StartMyPortal Sun Microsystems GmbH SJS Portal Server Sybase GmbH Sybase Enterprise Portal TOMORROW FOCUS Technologies GmbH HPS United Planet GmbH Intrexx Xtreme 2 Vignette Deutschland GmbH Vignette Portal zetvisions AG zetvisions SBI Suite Marktübersicht Portalsoftware 2005 Herausgeber: Prof. Dr. Dieter Spath, Henning Hinderer Autoren: Joannis Vlachakis, Anja Kirchhof, Thorsten Gurzki Die Neuauflage der Marktübersicht ist seit April 2005 erhältlich. Sie können die vollständige Marktübersicht mit 51 detailierten Produktbeschreibungen für 179 Euro im Fraunhofer IAO-Shop bestellen.
4. Kosten /Nutzen, Chancen/Risiken
Gründe für den Einsatz von Unternehmensportalen Einheitliche Benutzeroberflächen, da diese eine höhere Akzeptanz zur Folge haben und weniger Schulungsbedarf entsteht. Die gemeinsame Datenbasis, die eine Verknüpfung von Informationen über Applikationsgrenzen hinweg ermöglicht. Die Prozessplattform auf Basis einheitlicher Daten, die zu transparenteren und effizienteren Prozessen führt. Das Single-Sign-on, die einmalige Anmeldung innerhalb des Portals, die somit zu geringeren Ausfallzeiten der Mitarbeiter durch wiederkehrende Tätigkeiten führt. Die Aktualität von Daten, die bei Portalen zunehmend an Bedeutung gewinnt und ermöglicht Daten in Echtzeit oder quasi-echtzeit in den zugrundeliegenden Applikationen zu schreiben oder auszulesen. Rollenbasierte Anwendungsprofile
Portalprojekte müssen sich rechnen Der qualitative Nutzen von verschiedenen Optimierungsszenarien (z.b. Employee Self Services) für die Personalarbeit ist für ein Unternehmen meist klar erkennbar. Bewertung von Chancen/Risiken fällt in jedem Unternehmen anders aus (Unternehmenskultur, IT-Aversion/IT-Präferenz, Unternehmensgröße, Globalisierungsgrad, Branche, Management-Support Ausgangssituation Der quantitative, monetäre Nutzen dieser Szenarien ist hingegen für ein Unternehmen ohne eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung schwer zu beziffern. Basis der Bewertung sind Kennzahlen, wie Anzahl Mitarbeiter, Anzahl Prozessschritte, Kosten einzelner Prozessschritte, Prozessdurchlaufzeiten, etc.
Chancen: Verkürzung von Durchlaufzeiten Senkung von Prozesskosten IT-Konsolidierung, Integration verschiedener Systeme Vermeidung redundanter Datenpflege Vermeidung von Fehlern, Missverständnissen, Zeitverzögerungen Zufriedene Benutzer durch individuell konfigurierbares Portal, mehr u. bessere Informationen Durch Single Sign On nur einmal anmelden Risiken: Betriebsrat blockiert das Projekt Keine Akzeptanz bei Mitarbeitern Beibehaltung bisheriger Abwicklung Fehlinvestition Keine Akzeptanz beim Management (Statusverlust: Manager ohne Sekretärin?) Technik-zentriert (keiner versteht die neuen Web-Techniken außer ein paar IT-Leuten)
Erfolgsmeldungen großer Unternehmen: Beispiel Cisco Systems Erfolgskennzahlen: - Steigerung des Mitarbeiterverhältnisses von HR-Mitarbeitern von 1:100 (Durchschnitt amerikanischer Unternehmen) auf 1:500 - Beibehaltung der Gesamtzahl der HR- Mitarbeiter trotz eines Unternehmenswachstums von 30-40% pro Jahr - Senkung der HR-Kosten pro Mitarbeiter um durchschn. 20 % (Quelle: Jäger, E-HR-Spielwiese oder praktischer Gestaltungsnutzen, Vortragsunterlage SAP Personal- Wirtschaftskongress 12./13.09.2001) Beispiel HP - B2E-Mitarbeiterportal bei HP: - 20 Mio. $ Kosten (im 1. Jahr), - 50 Mio. $ Ersparnisse (im 1. Jahr) (Quelle: H. Scholl, Das Mitarbeiterportal bei Hewlett Packard Vortragsunterlage BDA-Fachtagung Die elektronische Personal- Abteilung, 12.12.2002) HR Results Before B2E With B2E HR Administrator Ratio 1:1000 1:2000+ (expected to increase to 1:3000+) HR Director Ratio 1:350 1:600 Overall HR:Staff Ratio HR Operations Team HR Budget Beispiel Oracle 1:125 Yes - 15 people Expected to grow at 50% of the rate at which employee count grows 1:247 No Zero growth HR Organization Burdened with administration Transformed to strategic Total Savings N/A $1.6+ million per 10,000 employees per year (Quelle: A. Kuck: B2E Business to Employee, Selfservice Prozesse im Unternehmen, Vortragsunterlage, GI-Herbsttagung 22./23.11.2001, München
Gruppenaufgabe/Hausaufgabe Als Alternative zu Tageszeitungen und Informationssendungen im Fernsehen werden Informationsportale von vielen Menschen als wichtige Informationsquelle genutzt. Diese Informationsportale werden beispielsweise von großen Zeitungsverlagen und Fernsehsendern angeboten. a) Erstellen Sie einen Anforderungskatalog aus Anwendersicht und vergleichen Sie drei Informationsportale miteinander. b) Bewerten Sie das Informationsangebot und geben Sie eine begründete Empfehlung für das Ihrer Meinung nach beste Informationsportal.