Interkulturelle Öffnung und kultursensible Arbeit Leitlinien für die Praxis Dr. Susanne Schwalgin Referentin für Migration und Internationales der Bundesvereinigung Lebenshilfe e.v.
Ausgangsfragen: Wie kann das professionelle Handeln in Diensten und Einrichtungen der Behindertenhilfe auf die zunehmende Vielfalt und die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung abgestimmt werden? Wie kann so gleichwertige Beratung und Unterstützung gewährleistet werden? Was brauchen Dienste und Einrichtungen, um ihre Angebote und Leistungen an eine durch Einwanderung geprägte Umwelt anzupassen? 2
Bettina Kumpe / Mit freundlicher Genehmigung des Westermann Verlags 3
Auf die Haltung kommt es an Altbekanntes vorneweg Behindert ist man nicht, behindert wird man! Zugangsbarrieren erkennen und abbauen Es ist normal, verschieden zu sein! Sensibilität für migrations- und kulturbedingte Unterschiede Jede Familie ist anders! Person-/Familienzentrierung Nichts über uns, ohne uns! Nutzerperspektive einbeziehen Empowerment ermöglichen Wer Inklusion will, sucht Wege! Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt! 4
Was ist Interkulturelle Öffnung/kultursensible Arbeit? 5
Interkulturelle Öffnung: langfristiger Prozess der Organisationsentwicklung Ziel: Zugangs- und Teilhabebarrieren für Menschen mit Migrationshintergrund systematisch ermöglichen Informations-, Beratungs- und Versorgungsangebote entwickeln 6
Interkulturelle Öffnung Beginnt in den Köpfen und mit einer klaren Entscheidung der Führungsebene Führungskräfte und Mitarbeiter*innen müssen an einem Strang ziehen und ein gemeinsames Verständnis von interkultureller Öffnung entwickeln (Leitbild) Benötigt eine klare personelle Zuordnung (Verantwortlicher oder Steuerungsgruppe) und zeitliche Ressourcen Strukturen, Organisationskultur und die Kompetenzen von Leitung und Fachkräften müssen sich entwickeln und an das gemeinsame Ziel der Öffnung angepasst werden 7
Interkulturelle Öffnung erfordert Fort- und Weiterbildung - Vermittlung und Entwicklung interkultureller Kompetenz (Diversity-Trainings, Teamsupervision, Prozessbegleitung) - Entwicklung fachlichen Wissens zu rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen für eingewanderte Familien, zu Migrationsprozessen, Lebenslagen und zu kulturspezifisch und religiös geprägten Vorstellungen von Behinderung 8
Interkulturelle Öffnung benötigt Partizipation und Kooperation Angebote zur Beteiligung und zum Empowerment für eingewanderte Menschen mit Behinderung und Angehörige Kooperationsbeziehungen zur Migrationssozialarbeit und zu Migrantenselbstorganisationen Beide sind wichtige Partner, um Bedarfe von eingewanderten Familien besser kennen zu lernen 9
Kultursensible Arbeit: Handlungspraxis des Fachpersonals (innere Haltung, Kompetenzen und fachliche Vorgehensweise) 10
Fachkräfte haben ein Bewusstsein über eigene Vorurteile, Stereotypen und kulturelle Prägungen und vermeiden es, Stereotypen über bestimmte Zielgruppen als Erklärungsansätze zu verwenden Sind sich bewusst, dass Erklärungsmodelle, die kulturelle und religiöse Besonderheiten in den Vordergrund stellen (wie z.b. die Sicht des Islams auf Behinderung) die individuelle Perspektive der Nutzer nicht fassen können 11
Fachkräfte haben ein Bewusstsein für die Ohnmacht und das Machtungleichgewicht, dass eingewanderte Familien aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse (Deutsch und Fachterminologie) empfinden können ergreifen Maßnahmen zum Abbau von Sprachbarrieren (einfache Sprache, unterstützende Kommunikation, mehrsprachige Materialien, Dolmetscher, Sprachmittler) 12
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Haben Sie Fragen? Sie erreichen mich telefonisch ( 030 206411-127 ) oder per e-mail susanne.schwalgin@lebenshilfe.de 13