Qualität in der Internetseelsorge

Ähnliche Dokumente
Leitbild. der Kindertagesstätten im Caritasverband Worms e. V.

Statut für die Krankenhausseelsorger/innen im Bistum Münster (NRW-Teil)

Strategische Ziele 2018 bis 2020

SOCIAL MEDIA GUIDELINES

Mitten im Prozess. Auf dem Weg zur 2. Phase des Entwicklungsplan Pastoral

Glaube öffnet. Die geistliche Dimension

Jahresbericht der Internetseelsorge im Bistum Aachen

2. Grundlegende Perspektiven

Anleitung. Zeitaufwand: 120 Minuten

Taufe von Flüchtlingen Hinweise für Taufbegleiter/innen

Mit Jesus Christus den Menschen nahe sein

Außeruniversitäres Ausbildungsprogramm und Anstellungsbedingungen für Theologiestudierende der Diözese St. Pölten

Kita Lebensort des Glaubens. Kita-Pastoral und pastorale Planung in der Pfarrei eine spannende Kooperation

Ehrenamtliches Engagement fördern

in der Anregungen für die Vorbereitung und Gespräche vor Ort

I. Prävention in der Diözese Rottenburg-Stuttgart Organisation und Ziele

Des Weiteren enthält der lila Ordner inhaltliche Arbeitshilfen z.b. zur Erstellung einer Konzeption, Beschwerdemanagement oder fachliche Positionen

Ordnung für die Seelsorge in stationären Einrichtungen in der Altenhilfe in der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers

Auswanderer. Unser Leitbild. Deutsche Rückkehrer. Bei den Menschen sein, wohin sie auch gehen. Auswanderer. Flüchtlinge: Weiterwanderung.

Leitbild. der katholischen Kindertagesstätten Christ König Maria Himmelfahrt. Kindertagesstätte Christ König. Kindertagesstätte Maria Himmelfahrt

Was den Entwicklungsweg der Diözese ausmacht. KGR Sitzung Birkenhard + Warthausen

Präambel. Dem Situationsansatz und dem saarländischen Bildungsprogramm liegt ein demokratisches Bildungsverständnis zu Grunde.

LehrplanPLUS Gymnasium Katholische Religionslehre Klasse 5. Die wichtigsten Änderungen auf einen Blick. 1. Grundwissen/grundlegende Kompetenzen

Leitbild der kath. Kindertagesstätte St. Martin, Ruppertsberg

Einzelfallberatung in der Antidiskriminierungsarbeit

Einzelfallberatung in der Antidiskriminierungsarbeit

Personalwechsel zum 1. September - gemäß der Personalplanung unter Berücksichtigung der Strukturplanung 2020

Evangelisch-Lutherisches Predigerseminar Nürnberg

SENIOREN KINDERK R GLAUBE FAMI LIEN. Gemeindeprofil. der Evangelischen Kirchengemeinde Bensheim-Auerbach und Hochstädten

Ökumene im Horizont der Lokalen Kirchenentwicklung. Perspektiven für eine gelingende Zusammenarbeit vor Ort

Hirtenwort zum Dialogprozess

Operationalisierung. Unsere Praxis

DAS KIND Ein Geschenk Gottes. Vom christlichen Menschenbild geprägt, sehen wir jedes Kind als ein Geschenk Gottes, einzigartig und individuell.

Pastoralkonzept & wesentliche Inhalte

Kreisen Sie die Zahl ein, die Ihnen am ehesten angemessen erscheint.

// Zukunftsgespräch 2015/16. Bistum Osnabrück Damit sie zu Atem kommen // Zukunftsgespräch 2015/16

Richtlinien für die Ausbildung zum Prädikantendienst

Checkliste zur Stärkung der liturgischen Feierkultur

Was den Entwicklungsweg der Diözese ausmacht. (Oktober 2015)

DRK-Generalsekretariat. Social Media Policy

Die Gemeindecaritas EIN FACHDIENST DES CARITASVERBANDES FÜR DIE DIÖZESE SPEYER

Unsere Vision zieht Kreise... Das Leitbild der NÖ Landeskliniken-Holding.

Seelsorgeeinheit Karlsruhe-Hardt. Leitbild. der katholischen Kindertagesstätten und Kindergärten

ORDNUNG DER AUSBILDUNG ZUR KRANKENHAUSPASTORALREFERENTIN / ZUM KRANKENHAUSPASTORALREFERENTEN

Fragebogen für Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I / II

Soziale Medien Nutzen für die Vereins- und Öffentlichkeitsarbeit

Katholische Kita St. Fridolin Eisbühlstraße Ustersbach

Ordnung für die Ehe-, Familien- und Lebensberatung (EFL) im Bereich der Evangelischen Landeskirche in Baden

Kreis der Aktiven. Perspektiven zur ehrenamtlichen Gemeindearbeit

Kriterien für die Beschreibung, Beurteilung und Entwicklung von Modellen der Eucharistiekatechese. Indikatoren

Übersicht Pastoralkollegkurse im Bereich Notfallseelsorge und Seelsorge in Feuerwehr und Rettungsdienst

Eigenverantwortung. Kooperation Unterstützung Respekt Information Solidarität. Leitbild. Bischöfliches Generalvikariat Hildesheim

Verwaltungsverordnung für die Polizeiseelsorge in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (PSVO)

3) Evangelischer Religionsunterricht in der Sek.II

Schulinterner Lehrplan Evangelische Religionslehre am Clara-Schumann-Gymnasium Holzwickede Qualifikationsphase (Q 1)

Konzept der Fort- und Weiterbildung für die Seelsorger/-innen im Bistum Münster. Hauptabteilung 500, Seelsorge-Personal Gruppe 532 Fortbildung

+ NAH DRAN AN GEMEINDE UND MISSION + STARKES NETZWERK + GUTE BERUFSAUSSICHTEN + ATTRAKTIVE RAHMENBEDINGUNGEN

Ein Programm für die Gemeinde - Entwicklung. 1. Einführung

LEITBILD. der Diözesan-Arbeitsgemeinschaft Caritas und Sozialarbeit der Ehrenamtlichen

Katholische Pfarrgemeinde Sankt Stephan, Breisach am Rhein. Leitbild. für unsere Kindergärten. Sankt Michael & Sankt Joseph

Aufgaben und Bedeutung des Dekanatsrates

Wohnpark Bürgerbusch. Hausgemeinschaften

Strategie für die geschlechterpolitische und -pädagogische Arbeit der KjG

Vom Studium zum kirchlichen Beruf

Leitsätze der Ehe- und Familienpastoral im Erzbistum Paderborn

Social Media Guideline. für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hochschule Bochum

Eine neue Online-Religiosität? Dr. Isabelle Jonveaux Institut für Religionswissenschaft Universität Graz / CéSor Paris

Unsere Ethischen Leitlinien. gi.de

Caritas im Wandel Gemeinschaft in Solidarität

Ordnung über den Dienst, die Begleitung und die Fortbildung von Ehrenamtlichen in der Evangelischen Kirche in Österreich (Ehrenamtsordnung)

Beruf aktuell. Gemeinde Diakonat. Berufsbild der Gemeindediakone und Gemeindediakoninnen

Allgäuer Alpenblog - Grundlagen zum Geschichten schreiben

* * * * * * * * * * 74 Materialien für den Index-Prozess

QUALITÄTSMANAGEMENT DER KH-SEELSORGE

Evangelische Seelsorge für Menschen im Alter und in Pflegeeinrichtungen

Kirchengesetz zum Schutz des Seelsorgegeheimnisses (Seelsorgegeheimnisgesetz SeelGG)

Auf Augenhöhe: Das Ehrenamt in der Pfarrgemeinde Mariä Himmelfahrt

TelefonSeelsorge Trier

Seelsorge aus der Perspektive Religion: Betreuung von Patienten und Angehörigen und die Zusammenarbeit mit dem Personal

Wer kooperiert, gewinnt. gewinnt

Spiri tu ali tä t. K raf tq uellen LEBENSRAUM SCHULE. Beglei tu ng und Gespräch. Li turg ische Formen. K risensi tu a tionen in der Sch ule

VISION FÜR EINE EVANGELISCHE JUGENDARBEIT 2017

Ausbildung zum Notfallseelsorger zur Notfallseelsorgerin

positioniert fördert unterstützt Warum zertifiziert vernetzt entwickelt

Dienstliche Beurteilung der Pfarrer/Pfarrerinnen

sportlich. christlich. bewegt.

Prozess Neuland. Miteinander Kirche in der Nähe sein. Pastoralamt

Grimmelshausen-Gymnasium Stand: Juni Katholische Religionslehre KURSSTUFE (2-STÜNDIG) 1. MENSCH SEIN MENSCH WERDEN

Leitbild des Caritasverbandes Gelsenkirchen

Unser Leitbild. Caritasverband Rhein-Wied-Sieg e.v. Geschäftsstelle Neuwied

GLAUBE HOFFNUNG LIEBE

Leitlinien Bürgerbeteiligung Wuppertal

Gemeindekonzeption. der Evangelischen Kirchengemeinde Essen-Schonnebeck

Der Caritasverband für die Stadt Köln e. V. Caritas macht die Menschenfreundlichkeit Gottes sichtbar Caritas ist Teil der Kirche

Katholische Bundeskonferenz für Ehe-, Familien- und Lebensberatung Wer ist eigentlich die KBKEFL?

Transkript:

Qualität in der Internetseelsorge Gliederung: Einleitung 1. Grundsätze zur Internetseelsorge allgemein 1.1. Institutionelle Verankerung der Internetseelsorge 1.2. Angebot und Zugänglichkeit 1.3. Transparenz und Zuverlässigkeit 1.4. Qualifikation 1.5. Technische und rechtliche Aspekte 1.6. Vertraulichkeit 1.7. Dialogischer und authentischer Kommunikationsstil 2. Beratende und begleitende Internetseelsorge 3. Geistliche Impulse im Internet 4. Internetgottesdienste 5. Glaubensinformation und Glaubenskommunikation im Internet Anhang: Entwurf eines Profils für Internetseelsorge-Beauftragte

Einleitung Die Konferenz der Beauftragten für Internetseelsorge der deutschen Diözesen und die Katholische Arbeitsstelle für missionarische Pastoral (KAMP), Referat Glaubensinformation und Online-Beratung, legen die folgenden Kriterien als Qualitätsstandards für seelsorgliche Arbeit im Internet vor. Die Standards dienen als Richtschnur für die konkrete Arbeit in der Internetseelsorge in katholischen Institutionen und Einrichtungen. Ebenso sind sie Verständigungs- und Gesprächsgrundlage mit den Verantwortlichen in den Diözesen und Institutionen sowie gegenüber den Gremien und Einrichtungen auf Ebene der Deutschen Bischofskonferenz. Verpflichtend sind die Vorgaben im staatlichen und kirchlichen Datenschutzrecht. Weitere Kriterien entspringen einem grundlegenden Ethos guter seelsorglicher Praxis. Die im ersten, allgemeinen Abschnitt gemachten Aussagen treffen auf alle weiteren genannten Punkte ebenso zu. Die Punkte 2 bis 5 sind jeweils als Spezifizierungen zu sehen. 1. Grundsätze zur Internetseelsorge allgemein Unter Internetseelsorge wird im folgenden seelsorgliches Handeln verstanden, bei dem sich die Kommunikation zwischen den Beteiligten ausschließlich oder im Wesentlichen über das Internet und internetbasierte Dienste (E-Mail, soziale Netzwerke, Apps u.a.) ereignet und das nicht territorial, also etwa auf ein Bistum oder eine Pfarrei, begrenzt ist. Abzugrenzen davon ist die Verwendung von Internetkommunikation in der Seelsorge vor Ort, welche die lokale Kommunikation ergänzt und unterstützt, aber nicht darauf zielt, Menschen außerhalb der örtlichen Gruppe oder Gemeinde einzubeziehen (z.b. die Verwendung von sozialen Netzwerken oder Messenger-Diensten in der Firmkatechese einer Gemeinde; ein Gottesdienst unter Einbeziehung einer Twitterwall, auf der die vor Ort Mitfeiernden Gedanken einbringen können). Die Grunddimensionen der Kirche entfalten sich in den verschiedenen Grundformen der Internetseelsorge: im beratenden und begleitenden Seelsorgedialog (Diakonie), in der Glaubensinformation (Verkündigung) und Glaubenskommunikation (Verkündigung, Gemeinschaft), im Internetgottesdienst und -gebet(liturgie) sowie in Impulsen zum geistlichen Leben (Verkündigung, Diakonie). Die pastorale Präsenz im Kommunikationsraum Internet und die Teilnahme an seinen Kommunikationsprozessen ermöglichen es der Kirche, von der sich dort entfaltenden und durch technische Entwicklungen sich stets wandelnden Kommunikationskultur zu lernen. Sie bieten Chancen, mit Menschen hörend in Berührung zu kommen, die auf den hergebrachten Wegen nicht oder kaum mit der Kirche in Kontakt sind. Internetseelsorge hat daher grundsätzlich einen missionarischen Charakter. Aufgrund der hohen Dynamik der technischen und kommunikativen Entwicklung des Internets und damit einhergehend der Herausforderungen an die Pastoral ist Internetseelsorge als eigenes, spezialisiertes pastorales Arbeitsfeld zu verstehen.

Die vorliegenden Standards beziehen sich auf institutionell verantwortete Angebote. Im vollen Sinn umfasst der Begriff Internetseelsorge jedoch auch das Engagement von Gläubigen in diesem Bereich in eigener Initiative, das nicht von einer kirchlichen Institution angestoßen und mitgetragen wird (z.b. Glaubenskommunikation von Gläubigen in Blogs und sozialen Netzwerken), sondern dem Apostolat des Gottesvolkes zuzurechnen ist. 1.1. Institutionelle Verankerung der Internetseelsorge Internetseelsorge, die von einer kirchlichen Institution verantwortet oder angeboten wird, ist ein spezifisches pastorales Arbeitsfeld und soll daher als solches anerkannt und gewürdigt werden. Die Mitarbeiter/innen werden daher dazu beauftragt. Bei hauptamtlichen Mitarbeiter/innen, die einen Auftrag für den Bereich Internetseelsorge erhalten, ist dies in der Stellenbeschreibung zu berücksichtigen. Ehrenamtliche erhalten eine angemessene Aufwandsentschädigung gemäß den diözesanen Regelungen. Für alle ist die notwendige Unterstützung, z.b. in Form von Supervision, Fortbildung, Coaching oder der Einbindung in ein Team gewährleistet. Jede Diözese benennt eine/n Beauftragte/n für Internetseelsorge. Die Aufgabe besteht in der Unterstützung und Vernetzung aller Aktivitäten in diesem Bereich, außerdem im kollegialen Austausch und der Vernetzung mit den Beauftragten der anderen Bistümern (vgl. Anhang: Entwurf eines Profils für Internetseelsorge-Beauftragte vom 25.5.2012). 1.2. Angebot und Zugänglichkeit Angebote der Internetseelsorge sind grundsätzlich kostenfrei nutzbar und allgemein zugänglich. Die Angebote sind für den Nutzer technisch niedrigschwellig erreichbar. Zielgruppenspezifische Angebote (z.b. nach Alter, Geschlecht, Medium etc.) sind möglich und erwünscht. Die Nutzer/innen haben die Möglichkeit anonym zu bleiben. Jeder Anbieter trägt Sorge, dass kirchliches und staatliches Datenschutzrecht uneingeschränkt Anwendung findet. 1.3. Transparenz und Zuverlässigkeit Die institutionellen Träger des Angebots müssen klar erkennbar sein. Es ist sehr ratsam, dafür die jeweiligen Wort-Bild-Marken zu verwenden. Art und Umfang des Angebots werden für die Interessent/innen transparent dargelegt. Menschen, die über das jeweilige Angebot hinaus Seelsorge nachfragen, werden von den Seelsorger/innen dabei unterstützt, online oder vor Ort andere Angebote zu finden, die zu ihrem Bedarf passen. Die beteiligten Seelsorger/innen werden namentlich genannt und in einer dem Angebot angemessenen Form vorgestellt. Ausnahmen sind möglich, wenn die Grundsätze der spezifischen Seel-

sorgeform dies erfordern oder es dem Schutz der Berater/innen bzw. Seelsorger/innen dient (vgl. Telefonseelsorge). Für die Nutzer/innen ist die dem Angebot angemessene Ausbildung der Seelsorger/innen klar ersichtlich. Das bedeutet konkret, dass möglichst die Ausbildung der Seelsorger/innen stichwortartig benannt wird. Bei wiederkehrenden Angeboten ist Regelmäßigkeit wichtig; die Nutzer sollen sich auf gewohnte Zeiten und Anlässe verlassen können. 1.4. Qualifikation Die beteiligten Seelsorger/innen verfügen über eine dem Angebot angemessene pastorale bzw. psychologische oder beraterische Ausbildung. Wo ehrenamtlich tätige Seelsorger/innen zum Einsatz kommen, stellt der jeweilige Träger des Angebotes die Ausbildung im Bereich der Internetseelsorge sicher. Darüber hinaus sind die Seelsorger/innen mit den verwendeten Medien und den dort üblichen Kommunikationsformen gut vertraut. Eine spezielle Fortbildung im Bereich der Internetseelsorge ist für haupt- wie ehrenamtliche Seelsorger/innen insbesondere für die beratende und begleitende Internetseelsorge erforderlich. Dazu zählen beispielsweise: Grundkurs Internetseelsorge in Kooperation der Bistümer Osnabrück und Hildesheim und des St. Jakobushauses in Goslar (umfasst verschiedene Angebotsformen) Ausbildung für beratende Seelsorge im Internet des Bistums Würzburg Curriculum zur Fortbildung zur Internetberatung der Kath. Bundeskonferenz Ehe-, Familien-, und Lebensberatung Unberührt von diesem Papier gelten die spezifischen Ausbildungs-Standards der spezialisierten Fachdienste katholischer Seelsorge, soweit sie über die hier gestellten Forderungen hinausgehen. 1.5. Technische und rechtliche Aspekte Kommunikationswege, Medien und Dienste werden passend zu Angebot und Zielgruppe ausgewählt. Gesetzliche Vorgaben und allgemeine Geschäftsbedingungen der genutzten Plattformen und Dienste werden eingehalten. Die staatlichen Datenschutzregelungen und die kirchliche Datenschutzordnung (KDO) finden Beachtung. Die technischen Voraussetzungen der Angebote entsprechen dem jeweils aktuellen Stand.

1.6. Vertraulichkeit Nichtöffentliche seelsorgliche Kommunikation im Internet setzt Vertraulichkeit voraus. Wenn die gewählten Kommunikationskanäle Vertraulichkeit nur eingeschränkt gewährleisten können, werden Nutzer/innen darauf hingewiesen. 1.7. Dialogischer und authentischer Kommunikationsstil Seelsorge im Internet soll keine Kommunikation in nur einer Richtung sein, sondern immer zumindest die Gelegenheit zu Rückmeldungen bieten und nach Möglichkeit die Nutzer/innen ausdrücklich dazu einladen, ihre Fragen und die eigene Lebens- und Glaubenserfahrung einzubringen. Internetseelsorge bietet daher den Nutzer/innen eine dem Medium entsprechende Rückmeldemöglichkeit an. Soweit es sinnvoll und möglich ist, reagieren die Seelsorger/innen auf Nachrichten der Nutzer/innen zeitnah. Öffentliche Kommunikationswege (z.b. Foren, Kommentarbereiche) werden gegebenenfalls moderiert. Wortmeldungen und Anfragen der Nutzer/innen sind grundsätzlich ernst zu nehmen und als authentische Äußerungen zu sehen und zu behandeln. Mit Meinungen und Haltungen des Gegenübers, die im Konflikt mit dem christlichen Glauben und der christlichen Lehre stehen, ist sensibel und respektvoll umzugehen. Kritische Anfragen an das Angebot werden wertschätzend behandelt. Zu einem dialogischen Kommunikationsstil gehören eine ansprechende und verständliche Sprache und eine hohe Sprachqualität. Die Inhalte werden so gewählt, dass sie für die Lebenswirklichkeit der Nutzer/innen Relevanz haben. Angebote der Internetseelsorge bezeugen das Evangelium und den daraus erwachsenden Glauben der Kirche und geben sie verlässlich wieder. Die Seelsorger/innen kommunizieren und agieren aus ihrer persönlichen Glaubens- und Lebenserfahrung heraus zeugnishaft und authentisch. 2. Beratende und begleitende Internetseelsorge In der beratenden und begleitenden Internetseelsorge machen Seelsorger/innen das Angebot eines persönlichen und vertraulichen Austauschs über eine vom Ratsuchenden eingebrachte Lebens- oder Glaubenssituation mit dem Ziel, den Anfragenden eine neue Sicht auf ihre Situation und erste Schritte zu einer Lösung zu ermöglichen. Die Kommunikation erfolgt schriftlich, vor allem über gesicherte Mailsysteme und/oder Chats. Der beratenden Internetseelsorge verwandt, aber mit anderer Akzent- und Zielsetzung, sind die Online-Angebote der geistlichen Begleitung und der Begleitung von Internetexerzitien. Hier steht weniger die akute, möglicherweise krisenhafte Lebenssituation, sondern eher ein Prozess geistlicher Klärung und Entwicklung im Vordergrund. Der Schaffung eines guten und vertrauten Kommunikationsraums dient eine klare Beschreibung des Angebots, auf deren Grundlage sich Interessent/innen für oder gegen die Nutzung entscheiden können. Dazu gehören ein Raster möglicher Themen, eventuelle Ausschlussgründe vom Angebot, im

Fall einer begrenzten Zielgruppe eine klare Definition (z.b. bei Altersgrenzen) sowie Aussagen über die Häufigkeit und Gesamtdauer des Kontakts, Reaktionszeiten und Grenzen des Angebots. Unter Umständen können Vorgaben wie Häufigkeit, Dauer und Antwortzeiten im Einzelfall auch zwischen Seelsorger/in und dem/der Anfragenden abweichend vereinbart werden. In der Regel bleibt die seelsorgliche Kommunikation auf das gewählte Medium beschränkt. Ein Wechsel auf andere dienstliche oder private Kommunikationswege wie Telefon oder E-Mail ist nicht vorgesehen. Im Einzelfall kann ein Medienwechsel jedoch sinnvoll und ratsam sein. 3. Geistliche Impulse im Internet Geistliche Impulse haben das Ziel, Menschen bei ihrer spirituellen Suche zu unterstützen, sie mit der Frohen Botschaft in Kontakt zu bringen und ihnen zu helfen, das Evangelium für ihr eigenes Leben zu erschließen. Als Unterbrechung öffnen sie den Alltag für Lebens-, Sinn- und Glaubensfragen. Geistliche Impulse können mit dem Angebot einer direkten persönlichen Begleitung in einem bestimmten Zeitraum zu Online-Exerzitien kombiniert werden. Die Gestaltung von Impulsen richtet sich stark nach der Zielgruppe, für die sie gedacht sind. Daher muss der Anbieter eine bewusste Entscheidung für eine Zielgruppe treffen. Form (Text, Bild, Text/Bild, Video, Audio), Stil und Ästhetik der Impulse sowie die Kanäle (E-Mail, Website, Social Media, Apps), über die sie verbreitet werden, müssen entsprechend gewählt werden. Entsprechend dem Charakter der Internetkommunikation sollen geistliche Impulse im Netz dialogisch gedacht werden und eine Gelegenheit zur Glaubenskommunikation bieten. Die Autoren verstehen ihre Impulse als authentische eigene Glaubenszeugnisse, die aus der persönlichen Lebens- und Glaubenserfahrung kommen. Inhaltliche Richtschnur sind dabei das Evangelium und der katholische Glaube. Inhalte aus nichtchristlichen Religionen oder ohne religiösen Hintergrund können verwendet werden, wenn das sinnvoll erscheint und sie dem christlichen Glauben nicht widersprechen. 4. Internetgottesdienste Liturgische Online-Angebote laden Menschen dazu ein, verbunden über das Internet gemeinsam zu beten und den Glauben zu feiern. Internetliturgie ermutigt die über das Internet Mitfeiernden zur Interaktion und gibt ihnen Raum, ihre Gedanken und Anliegen in die gemeinsame Feier einzubringen. Sie sind dazu während des gesamten Gottesdienstes oder zumindest an bestimmten Punkten ausdrücklich eingeladen. Eine bloße Übertragung eines an einem bestimmten Ort gefeierten Gottesdienstes über das Internet entsprechend einer Radio- oder Fernsehübertragung wird hier nicht als Internetgottesdienst verstanden. Ebenso werden Gottesdienste, bei denen die an einem Ort versammelten Teilnehmer sich über Internetdienste beteiligen (z.b. Twitterwall im Gottesdienst), ohne dass entfernte Teilnehmer

angesprochen und einbezogen werden, nicht als Angebote der Internetseelsorge, sondern als Teil der Seelsorge vor Ort betrachtet. Für ein liturgisches Angebot im Internet ist genau zu prüfen, welche Medien und Kommunikationskanäle geeignet und angemessen sind. Die Gestaltung von Internetgottesdiensten orientiert sich am grundlegenden Aufbau von Feierformen der Kirche (Eröffnung, Schriftverkündigung, Gebet, Antwort der Gläubigen, Abschluss) und soll den Möglichkeiten und Gepflogenheiten des jeweiligen Mediums bzw. Kommunikationskanals entsprechend gewählt werden. Experimentelle Formen sind möglich, müssen aber immer noch eindeutig als Gottesdienst erkennbar sein. Ein liturgisches Angebot braucht einen angemessenen Rahmen, der es von sonstiger Kommunikation abhebt und ihm einen eigenen Raum schafft. Dazu gehört ein erkennbar abgegrenzter Zeitraum, der für die Liturgie reserviert ist. Unter Umständen ist ein nur für den Gottesdienst bestimmter Kommunikationskanal (z.b. ein nur zeitlich begrenzt geöffneter Chatraum) sinnvoll. 5. Glaubensinformation und -kommunikation im Internet Angebote der Glaubensinformation vermitteln und erschließen den christlichen Glauben (z.b. in Form von Texten, Videos, Bildern). Angebote der Glaubenskommunikation laden zum Nachdenken und Gespräch über Glaubensthemen ein (z.b. in Blogs, Social-Media-Auftritten, Chats). Die Frohe Botschaft als Kern des Glaubens und die Glaubenstradition der Kirche sollen so bezeugt werden, dass für die Nutzer/innen ein Bezug zu ihrer Lebenssituation sichtbar werden kann. In beide Angebotsformen fließt das persönliche Glaubenszeugnis der Seelsorger/innen ein. Es ergänzt die objektiv informierende Darstellung der kirchlichen Glaubenslehre. Im Sinne eines authentischen Zeugnisses können auch eigene Glaubensfragen der Seelsorger/innen im Gespräch thematisiert werden. Im Dialog mit den Nutzer/innen verstehen sich die Seelsorger/innen nicht nur als Gebende, sondern auch als Lernende und Empfangende. Glaubensinformation ist grundsätzlich öffentlich, Glaubenskommunikation kann sich sowohl öffentlich als auch in einer geschlossenen Gruppe oder im Zweierkontakt ereignen. Beide Formen unterscheiden sich in der Gesprächsführung von z.b. Internetberatung oder beratender Internetseelsorge. Ein Wechsel zu Angeboten der beratenden oder begleitenden Internetseelsorge kann notwendig sein und soll vom Seelsorger / der Seelsorgerin bei Bedarf angeboten werden. Konferenz der Internetseelsorge-Beauftragten und Katholische Arbeitsstelle für missionarische Pastoral, 22.9.2016 In dieser Fassung als Diskussionspapier entgegengenommen von der Konferenz der Seelsorgeamtsleiter, 30.11.2016

(Anhang: Entwurf eines Profils für Internetseelsorge-Beauftragte vom 25.5.2012)

Kath. Arbeitsstelle für missionarische Pastoral Erfurt Entwurf eines Profils für Internetseelsorge-Beauftragte Kompetenzen: Neben theologischer Kompetenz und pastoraler Erfahrung benötigt ein/e Internetseelsorge- Beauftragte/r eine reflektierte Praxis mit dem Medium Internet und seinen Anwendungen, insbesondere Social Media. Er/sie verfügt in diesem Bereich über ein gutes Grundwissen und die Bereitschaft, die weitere technologische und pastoralpraktische Entwicklung mitzuverfolgen. Notwendig sind auch gute kommunikative und koordinierende Fähigkeiten. Er/sie sollte selbst Erfahrung mit Internetseelsorge-Projekten gesammelt haben. Aufgaben: Ein/e Internetseelsorgebeauftragte/r ist Ansprechpartner/in im Bistum für alle, die Internetseelsorge- Projekte durchführen wollen. Er/sie ist über laufende Initiativen und deren Träger informiert, vernetzt die interessierten Haupt- und Ehrenamtlichen und kann evtl. Unterstützung geben oder Kooperationen vermitteln. Er/sie ist Ansprechpartner/in für den/die Seelsorgeamtsleiter/in in Sachen Internetseelsorge und steht im Austausch mit den Vertretern anderer pastoraler Fachbereiche im Bistum. Er/sie steht in Kontakt mit Referat 4 der Arbeitsstelle KAMP und anderen Internetseelsorge-Beauftragten zum Informationsaustausch und für eventuelle Kooperationen mit anderen Bistümern. Er/sie nimmt an der überdiözesanen Konferenz der Internetseelsorgeverantwortlichen teil. Er/sie entwickelt und realisiert selbst entsprechende Projekte auf Bistumsebene bzw. in Kooperation mit anderen Bistümern oder Institutionen; dabei sind insbesondere pastorale Initiativen für bestimmte Zielgruppen im Blick. Er/sie organisiert evtl. Fortbildungen zum Thema für haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter. Beschäftigungsumfang: Einer/einem Internetseelsorge-Beauftragten soll je nach Größe und Internet-Engagement des Bistums ein angemessener Beschäftigungsumfang für diese Tätigkeit zur Verfügung stehen. Unter Umständen können auch mehrere Bistümer eine/n gemeinsame/n Internetseelsorge-Beauftragte/n benennen. Erarbeitet mit der Konferenz der Internetseelsorge-Beauftragten 25.5.2012 Andrea Imbsweiler Referentin für Glaubensinformation und Online-Beratung KAMP e.v., Erfurt