Teil II Klugheit Glück Gerechtigkeit U. Eser, HfWU
Gutachten im Auftrag des BfN Ethische Argumentationslinien in der nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (11/2009-5/2010) Gerechtigkeitsfragen im Naturschutz (12/2011 09/2012) U. Eser, HfWU 2
Warum sollen wir Natur schützen? Weil die Bewahrung der natürlichen Ressourcen in unserem eigenen Interesse ist. Klugheit Weil eine gelingende Naturbeziehung Teil eines Guten Lebens ist Glück Weil wir dazu moralisch verpflichtet sind Gerechtigkeit U. Eser, HfWU 3
U. Eser, HfWU 1. Klugheit
Grundbotschaft Wer der Natur schadet, handelt gegen seine eigenen Interessen Wir sägen an dem Ast, auf dem wir sitzen Keine Frage der Moral Appell an Eigeninteresse soll naturschutzferne Gruppen besser erreichen U. Eser, HfWU 5
Typen von Klugheitsargumenten Ökologische Argumente: Stabilität (Nietenmodell) Resilienz (Versicherung) Nutzungspotentiale (Optionswert) Vorsorgeprinzip Ökonomische Argumente Wirtschaft und Gesellschaft hängen von funktionsfähigen Ökosystemen ab Ökosystemdienstleistungen U. Eser, HfWU 6
Ökosystemdienstleistungen Benefits that humans obtain from nature Versorgung Produzierte oder bereitgestellte Güter Regulation Nutzen durch Ökosystemprozesse Kultur Ästhetischer, religiöser, Erholungsnutzen Basis z.b. Photosynthese, Bodenbildung, Nährstoffkreisläufe TEEB U. Eser, HfWU 7 Fotos (von links nach rechts, oben nach unten): Purdue University, WomenAid.org, LSUP, NASA, unbekannt, CEH Wallingford, unbekannt, W. Reid, Staffan Widstrand
Beispiel EU-Biodiversitätsstrategie Info-Broschüre der EU: Wer profitiert wie? Europäer, die in Sektoren arbeiten, die von Biologischer Vielfalt und Ökosystemleistungen abhängen Alle Europäischen Bürger weil wir alle direkt oder indirekt von den Gütern profitieren, die die Natur bereitstellt Menschen außerhalb der EU weil die EU zur Vermeidung globaler Biodiversitätsverluste beiträgt Schutz der biologischen Vielfalt nutzt uns allen U. Eser, HfWU 8
Schutz der Natur nutzt uns allen? Kommunikative Stärke: Nutzen statt Moral Verzicht auf moralischen Zeigefinger weltanschauliche Neutralität Inhaltliche Grenzen: Was heißt nutzt? Wer sind wir alle? U. Eser, HfWU 9
Schutz der Natur nutzt uns allen? Grenzen der Klugheit Uns allen Nicht unser Überleben, sondern das Überleben anderer Menschen Gerechtigkeit Nutzt Nicht unser Überleben, sondern ein menschenwürdiges Leben Glück U. Eser, HfWU 10
U. Eser, HfWU 2. Gerechtigkeit
Wer sägt? Wer fällt? Bild: http://www.arboristik.de/cartoon2006/trees/pages/regenwald_2.htm U. Eser, HfWU 12
Von Klugheit zu Gerechtigkeit Wer sägt: Wir Menschen hier und heute Wer fällt: Andere Menschen (und nichtmenschliche Lebewesen) anderswo oder in Zukunft Nicht unsere eigenen Interessen verpflichten uns, sondern die Rechte Anderer. Die Rechten Anderer zu achten, ist keine Frage der Klugheit, sondern der Gerechtigkeit. U. Eser, HfWU 13
Wer schadet wem? Nutznießer und Leidtragende von Umweltbelastungen sind oft nicht identisch Wir schaden hier und heute anderen Menschen auf der Welt Globale Gerechtigkeit oder Menschen in Zukunft Zukunftsgerechtigkeit Vertiefung am Nachmittag und Mittwoch U. Eser, HfWU 14
Und was ist mit dem Baum? Ökologische Gerechtigkeit Hat Natur Rechte? Nachmittag und Mittwoch U. Eser, HfWU 15
Schutz der Natur als Frage der Formale Stärken Gerechtigkeit Bezug auf anerkannte Rechte kann Pflichten begründen Menschenrechte sind (weitgehend) anerkannte Rechte Inhaltliche Grenzen Nicht alle Naturschutzmaßnahmen sind eine Frage von Menschenrechten Rechte nicht-menschlicher Lebewesen sind strittig U. Eser, HfWU 16
U. Eser, HfWU 3. Glück
Vom Überleben zum guten Leben Geht es wirklich um das Überleben unserer Art? U. Eser, HfWU Bilder: www.umdenken.de 18
Es geht um ein lebenswertes Leben Schließlich steht der Mensch nicht vor der Frage, ob er als biologische Spezies überleben wird, sondern ob er wird überleben können, ohne den Rückfall in eine Existenzform, die nicht lebenswert erscheint (Club of Rome 1973) Was macht das Leben lebenswert? U. Eser, HfWU 19
Natur als Teil eines Guten Lebens Unsere Naturbeziehung ist wichtig für ein gutes Leben Ästhetik, Naturerleben, Landschaft, Eigenart, Schönheit Formen der Wertschätzung von Natur, die nicht instrumentell sind, d.h. nicht auf einen Nutzen abzielen Rücksichtnahme auf Natur als empfehlenswerte Haltung U. Eser, HfWU 20
Natur ist Teil eines Guten Lebens Stärke Positives Argument Sehr authentisch (Immaterieller) Gewinn statt Verzicht Grenzen Zum Glück kann man niemanden verpflichten Glücksvorstellungen sind subjektiv Letztlich kommt es auf Handlungen an, nicht auf Haltungen U. Eser, HfWU 21
Fazit Klugheit betont die Nützlichkeit der Natur für Menschen Gerechtigkeit unterscheidet Verursacher und Leidtragende Verantwortung Glück betont den Wert der Natur jenseits ihrer Nützlichkeit U. Eser, HfWU 22
U. Eser, HfWU Fragen
Übung Finden Sie beispielhafte Argumente für jeden der drei Argumentationstypen U. Eser, HfWU