Verehrte Damen und Herren, liebe Preisträger von Jugend forscht, vor einigen Wochen ist im kleinen Dorf Tumlingen im Nordschwarzwald ein Mann im Alter von 96 Jahren gestorben, dessen Name vielleicht nicht jedem sofort etwas sagt. Dennoch hat er unser Leben und unseren Alltag deutlich geprägt und gehört auf seinem Gebiet zu den wichtigsten Deutschen der Nachkriegszeit: Artur Fischer war einer der größten Erfinder, die unser Land je hatte. Ohne ihn wäre Fotografieren eine laute und gefährliche Angelegenheit denn statt der bis dahin üblichen Pulverblitze hat er bereits 1949 den ersten elektrischen Synchronblitz für Fotoapparate entwickelt. Ohne ihn würde es in deutschen Wohnungen und Häusern überall klappern und wackeln denn Artur Fischer hat 1958 die nach ihm benannten Dübel aus Kunststoff erfunden. Ohne ihn hätten kleine Ingenieure nichts zu Seite 1 von 8
tüfteln, denn er brachte 1964 den ersten Baukasten mit Fischer-Technik auf den Markt. Die Reihe ließe sich lange fortsetzen, denn insgesamt hat Artur Fischer mehr als 1100 Patente angemeldet. Die von ihm gegründete und nach ihm benannte Firma hat heute 4000 Mitarbeiter und machte zuletzt 660 Millionen Euro Umsatz. Diese Lebensgeschichte ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert und lehrreich. Artur Fischer stammte aus bescheidenen Verhältnissen. Sein Vater war Schneider, seine Mutter bügelte dem Dorfpfarrer die Halsbinden. Als Artur Fischer 19 Jahre alt war, brach der Zweite Weltkrieg aus. Wie viele Männer und Frauen seiner Generation wurde er um seine Jugend betrogen. Wie viele andere musste er nach dem Krieg bei null anfangen. Seite 2 von 8
Doch was Artur Fischer im Übermaß besaß, war eine Eigenschaft, die alle Menschen mehr oder weniger in sich tragen: Neugier. Jedes Problem war für ihn die Aufforderung, eine Lösung zu finden. Jedes Scheitern trug schon den Trotz in sich, es auf anderen Wegen neu zu versuchen. Das ist exakt der Geist, der auch den Wettbewerb Jugend forscht bis heute durchdringt und der ihn Jahr für Jahr zu einer richtig aufregenden Geschichte macht. Hier sitzen heute mehr als 400 Schüler aus Krefeld und Umgebung. Ihr alle habt Fragen und Probleme des Alltags oder der Wissenschaft Stück für Stück erkundet, erforscht, analysiert und seid am Ende zu einem Ergebnis gekommen. Bei Artur Fischer und seinem Dübel stand am Anfang das Problem von Stein und Schraube, von der Unvereinbarkeit zweier Materialien. Am Ende stand eine genial Seite 3 von 8
einfache Lösung, die bis heute dafür sorgt, dass uns keine Regalbretter auf die Füße fallen. Ich war wirklich fasziniert, als ich mir angeschaut habe, welche Themen und Probleme bei euren mehr als 200 Forschungsprojekten jeweils am Anfang standen. Die Bandbreite reicht von Tiefkühlpizza bis zur Alzheimer-Krankheit, von Nagellackentferner bis zur Solarsteuerung einer Ampelanlage, von Popcorn als alternativem Dämmstoff bis zu Schwarzen Löchern im Weltraum, von der Seifenblasenmaschine bis zum Wasserkraftwerk. Ich bin begeistert, wie spielerisch und gleichzeitig ernsthaft ihr die Welt erkundet. Und ich finde es klasse, dass ihr mit euren Forschungsprojekten sowohl den ganzen Planeten im Blick habt als auch eure unmittelbare Nachbarschaft den Kinderspielplatz bei euch um die Ecke oder den Elfrather See. Seite 4 von 8
Ich möchte mich bei euch bedanken für alle diese spannenden Experimente und Untersuchungen. Und ich wünsche jedem Einzelnen viel Erfolg bei der Preisverleihung, die wir später vornehmen. Und den Siegern natürlich alles Gute für die weiteren Runden des Wettbewerbs. Bedanken möchte ich mich aber auch bei all denen, die eure Neugier, eure Kreativität und euren Wissensdrang unterstützt und gefördert haben. Das sind zuallererst Sie, liebe Eltern und Lehrer. Mit Ihrer Hilfsbereitschaft und ihrem Engagement sind Sie die Basis für den dauerhaften Erfolg dieses Wettbewerbs, der seit mehr als 50 Jahren ausgerichtet wird. Danken möchte ich auch den Juroren. Sie haben die schwierige Aufgabe übernommen, aus vielen guten Arbeiten jene auszuwählen, die besonders hervorstechen. Danken möchte ich natürlich den Seite 5 von 8
regionalen Organisatoren des Wettbewerbs. Lieber Herr Dr. Wimmer, lieber Herr Popovic. Sie sind die Aushängeschilder von Jugend forscht am Niederrhein. Jahr für Jahr stürzen Sie sich wieder mit Verve in diese Aufgabe, die sicher arbeitsintensiv ist, aber vermutlich auch immer wieder aufregend anders, so wie die Ideen der Schülerinnen und Schüler. Bedanken möchte ich mich natürlich auch bei der Unternehmerschaft Niederrhein, die den Regionalwettbewerb Jugend forscht ausrichtet. Lieber Herr Schwartz, ich danke Ihnen sicher auch im Namen meiner Amtskollegen aus den anderen Städten und Kreisen für dieses großartige Engagement, von dem so viele Jugendliche profitieren. Es handelt sich aus ihrer Sicht übrigens um ein sehr schlaues Engagement, weil nämlich auch die hiesigen Unternehmen langfristig von diesem Seite 6 von 8
Wettbewerb profitieren. Es ist durchaus wahrscheinlich, dass Sie viele der Schülerinnen und Schüler, die heute hier ihre pfiffigen Experimente präsentieren, später als fähige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wiedersehen. Denn dass Forschungsdrang und wirtschaftlicher Erfolg eng miteinander verknüpft sind, das wusste schon der schwäbische Vorzeige-Erfinder Artur Fischer. Der hat sich Zeit seines Lebens dagegen gewehrt, als Tüftler bezeichnet zu werden. Ein Tüftler erfindet quasi aus Versehen oder für den Eigenbedarf, lautete Artur Fischers Credo. Erst der Erfinder denkt von Anfang an auch an die Vermarktung und den Vertrieb. So weit in die Zukunft müsst ihr als Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Jugend forscht noch nicht denken. Aber eines möchte ich euch doch mit auf den Weg geben: Bleibt bitte Seite 7 von 8
immer neugierig denn Neugier ist der Anfang von allem. Seite 8 von 8