VS Verlag für Sozialwissenschaften



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Transkript:

Inhalt Einleitung... 9 Teil I Globalisierung Neoliberalismus Die Linke und die Jahrhundertkrise... 17 Gregor Gysi Strukturwandel der Staatlichkeiten Zur Transformation ihrer politischen Ökonomie durch Privatisierungspolitik... 31 Tim Engartner Abschied vom Staat? Ein staatstheoretischer Blick auf den Nationalstaat in der Globalisierung... 45 Samuel Salzborn Globale Krisen und Transformationsprozesse der Demokratie. Mögliche Konsequenzen für die politische Bildung... 55 Bettina Lösch Die Globalisierung des Krieges als Mittel der Außen- und Sicherheitspolitik der BRD... 69 Heinz Loquai Die Balkanisierung des Balkan. Eine unendliche Geschichte?... 85 Željko Taraš

6 Inhalt Teil II Soziale Frage Kinderarmut Nächstenliebe und Solidarität... 99 Heiner Geißler Arbeits-Unrecht: Die Lage von Beschäftigten und Arbeitslosen in der neoliberal orientierten Gesellschaft... 103 Werner Rügemer Kinderrechte, Kinderarmut, Kinderpolitik(-wissenschaft). Von Krokodilstränen über Instrumentalisierungen zu gesellschaftspolitischen Zusammenhängen... 119 Michael Klundt Absolute und relative Armut bei Kindern mit Migrationshintergrund... 133 Carolin Butterwegge Die Grenzen des Austromarxismus. Das Beispiel Karl Renners (1870-1950)... 145 Anton Pelinka Teil III Ideologiedebatten Rechtspopulismus Rechtsextremismus Historisch-politisches Lernen am Beispiel des Projekts Zug der Erinnerung... 159 Gudrun Hentges Bildung gegen Rechtsextremismus... 175 Klaus-Peter Hufer Rechtsrock im Schweinestall. Vom Elend und auch ein wenig Glanz hessischer Provinz... 187 Peter Krahulec Linker Antitotalitarismus (auch) gegen (linke) Diktaturen. Eine Kritik an Christoph Butterwegges Einwänden gegen die Totalitarismustheorien... 203 Armin Pfahl-Traughber

Inhalt 7 Total extrem? Zur gegenwärtigen Alltagsdominanz des Extremismusansatzes... 223 Gerd Wiegel Teil IV Migration und Integration, Ethnisierung und Rassismus Urbanes Zusammenleben im Zeichen zunehmender Globalisierung am Beispiel der Stadt Köln... 237 Wolf-D. Bukow Antizionismus = Antisemitismus? Der Nahostkonflikt als pädagogische Herausforderung... 253 Georg Auernheimer Zur Normalisierung kultureller Hegemonie in den Medien... 271 Erol Yidiz Wer hat Angst vor Mehmet? Medien, Politik und die Kriminalisierung von Migration... 283 Susanne Spindler Ethnisierung sozialer Konflikte im Kontext von Migration und Globalisierung... 295 Kemal Bozay Autorinnen und Autoren... 309 Publikationen von Christoph Butterwegge... 313

Einleitung Neoliberale benutzen vor allem die zwei Großen Erzählungen unserer Zeit, um ihrer Forderung nach einem Um- bzw. Abbau des Wohlfahrtsstaates argumentativ Gewicht zu verleihen und sie als unvermeidlich hinzustellen: Während die Globalisierung im Rahmen der Standortkonkurrenz jede Reformmaßnahme legitimiert, die Menschen stärker als bisher Rentabilitätskalkülen und dem Diktat betriebswirtschaftlicher Effizienzsteigerung unterwirft, erzwingt der demografische Wandel scheinbar wie ein Naturgesetz, dass die Bürger/innen in Zukunft kürzer treten, den Gürtel enger schnallen und größere Opfer erbringen. Die angebliche Notwendigkeit, das deutsche Sozialsystem nach neoliberalen Konzepten um- bzw. abzubauen, wird ( ) mit vermeintlichen Sachzwängen gerechtfertigt. (Christoph Butterwegge in: Ders./Bettina Lösch/Ralf Ptak: Kritik des Neoliberalismus, 2., verb. Aufl., Wiesbaden 2008, S. 143) Solidarität zerfällt nicht von selbst, wird vielmehr gezielt zerstört und damit auch der gesellschaftliche Zusammenhalt, welcher das friedliche Zusammenleben der Menschen gewährleistet. Neoliberal heißt unsozial sein, weil der Markt als gesellschaftlicher Regelungsmechanismus vergöttert wird, obwohl er die Gesellschaft ohne Rücksichtnahme auf deren schwächste Mitglieder in Arm und Reich spaltet ( ), der Wohlfahrtstaat abgelehnt wird, welcher für einen gewissen Ausgleich sorgt und ein Mindestmaß an sozialer Sicherheit gewährleistet. Die neoliberale Hegemonie ( ) verschärft aber nicht nur die sozialen Asymmetrien, bedeutet vielmehr auch eine Gefahr für die Demokratie. (ebd., S. 218 f.) Die einleitenden Zitate stammen von unserem Kollegen und Freund, dem Kölner Politikwissenschaftler Christoph Butterwegge, dem der vorliegende Band zu seinem 60. Geburtstag gewidmet ist. Inspiriert durch Daniel Kehlmanns Die Vermessung der Welt will diese Publikation eine Zeitdiagnose vorlegen, jedoch nicht die eines Mathematikers, Astronomen oder Forschungsreisenden, sondern eine sozial- und politikwissenschaftliche Analyse der aktuellen sozialen und politischen Verhältnisse des 21. Jahrhunderts. Wie auch die Protagonisten in Kehlmanns Buch will diese Schrift dem Leben auf die Schliche kommen. In diesem Sinne nehmen die hier versammelten Beiträge der Autor(inn)en, die mit Christoph Butterwegge seit vielen Jahren auf unterschiedliche Weise kooperier(t)en, eine Vermessung der sozialen Welt vor. Die Beiträge des Bandes spiegeln dabei die zahlreichen Dimensionen der Arbeits- und Forschungsbereiche von Christoph Butterwegge wider: Seien es die neoliberalen Globalisierungsprozesse, seien es soziale Fragen wie das Problem der Armut in einer reichen Gesellschaft vor allem die Armut von Kindern, sei es

10 Einleitung das Phänomen der Migration und Integration, die Ethnisierung sozialer Konflikte oder das Erstarken rechtsextremer Ideologien. Christoph Butterwegge hat als Politikwissenschaftler und gesellschaftlich engagierter Bürger immer wieder zu aktuellen und politisch brisanten Fragen öffentlich Stellung bezogen und steht damit in der Tradition einer Politikwissenschaft, die sich der demokratischen Gesellschaft verpflichtet fühlt eine wissenschaftliche Tradition, die in gesellschaftliche und politische Prozesse eingreifen will und die die sozialen und demokratischen Fundamente des bundesdeutschen Rechtsstaates gegen reaktionäre Gegenkräfte jeglicher Couleur verteidigt. Er hat dabei die großen politischen Debatten der letzten Jahrzehnte mitgeprägt, Themen angestoßen und (Fach-)Debatten kritisch kommentiert. Seine zahlreichen und in hoher Auflage erschienenen Publikationen seit 2002 seien hier exemplarisch angeführt: Armut in einem reichen Land. Wie das Problem verharmlost und verdrängt wird (2. Aufl. 2010) Zuwanderung im Zeichen der Globalisierung. Migrations-, Integrations- und Minderheitenpolitik (gemeinsam mit Gudrun Hentges, 4. Aufl. 2009) Rechtspopulismus, Arbeitswelt und Armut. Befunde aus Deutschland, Österreich und der Schweiz (gemeinsam mit Gudrun Hentges, 2008) Kinderarmut in Ost- und Westdeutschland (gemeinsam mit Michael Klundt und Matthias Belke-Zeng, 2. Aufl. 2008) Neoliberalismus. Analysen und Alternativen (gemeinsam mit Bettina Lösch und Ralf Ptak, 2008) Kritik des Neoliberalismus (gemeinsam mit Bettina Lösch und Ralf Ptak, 2. Aufl. 2008) Krise und Zukunft des Sozialstaates (3. Aufl. 2006) Massenmedien, Migration und Integration. Herausforderungen für Journalismus und politische Bildung (gemeinsam mit Gudrun Hentges, 3. Aufl. 2006) Armut und Kindheit. Ein regionaler, nationaler und internationaler Vergleich (gemeinsam mit Koautor(inn)en, 2. Aufl. 2004) Kinderarmut und Generationengerechtigkeit. Familien- und Sozialpolitik im demografischen Wandel (gemeinsam mit Michael Klundt, 2. Aufl. 2003) Rechtsextremismus (2002) Themen der Rechten Themen der Mitte. Zuwanderung, demografischer Wandel und Nationalbewusstsein (gemeinsam mit Koautor(inn)en 2002)

Einleitung 11 Politische Bildung und Globalisierung (gemeinsam mit Gudrun Hentges, 2002) Aktuelle politische Themen, Fragen sozialer Gerechtigkeit und sozialpolitische Expertisen prägen nicht nur Butterwegges Publikationen und Forschungsarbeiten, sondern auch seine Tätigkeit in der Lehre: zunächst mit Lehraufträgen an Universitäten und Fachhochschulen, dann mit einer Vertretungsprofessur an der FH Potsdam und ab 1998 mit einer Professur für Politikwissenschaft an der Universität zu Köln. Christoph Butterwegge engagiert sich seit 1998 an der Forschungsstelle für Interkulturelle Studien (FiSt), die 1996 von Kolleg(inn)en der Soziologie und der Interkulturellen Pädagogik an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln gegründet worden war: Ihre Gründung war eine Reaktion auf neue gesellschaftliche Herausforderungen, die sich im Zuge zunehmender Mobilität, Migration und Diversifizierung der Gesellschaft im Kontext fortgeschrittener Globalisierung herausgebildet haben. (http://www.fist.uni-koeln.de) Im Rahmen der FiSt erarbeitete Butterwegge Konzeptionen für wissenschaftliche Kolloquien und Fachtagungen zu Themen wie Migration, Integration, Antirassismus, extreme Rechte, die sich nicht exklusiv an Wissenschaftler/innen, sondern gezielt an ein breites Publikum richteten. Lehrer/innen, Sozialarbeiter/innen, politische Bildner/ innen und Journalist/innen besuchten die von der FiSt ausgerichteten Fachtagungen und Kolloquien und reflektierten gemeinsam mit anderen Teilnehmer(inne)n ihre Erfahrungen in der schulischen und außerschulischen (politischen) Bildung, in der Jugendarbeit oder der Sozialen Arbeit. In diesem Sinne trug Christoph Butterwegge mit seinem Engagement innerhalb der FiSt maßgeblich zu einem Theorie-Praxis-Transfer bei. Des Weiteren fungierte Butterwegge als Mitherausgeber der im VS-Verlag publizierten FiSt-Schriftenreihe. Die unter dem Titel Interkulturelle Studien seit 1999 erscheinende Reihe greift Themen von gesellschaftspolitischer Bedeutung und sozialwissenschaftlicher Relevanz auf und wird in der öffentlichen Debatte breit rezipiert. Als Bewohner des Elfenbeinturms ist Christoph Butterwegge ganz und gar nicht zu charakterisieren. Im Gegenteil: Als engagierter Sozialwissenschaftler verlässt er den universitären Elfenbeinturm und ist häufig auf Reisen, um zu gesellschaftspolitisch aktuellen Themen zu referieren, sei es an Universitäten und Hochschulen, an evangelischen Akademien, bei Wohlfahrtsverbänden, im Rahmen von Fachkongressen zur politischen Bildung, bei parteinahen Stiftungen, beim Deutschen Kinderschutzbund, dem Deutschen Gewerkschaftsbund, bei Einzelgewerkschaften, Volkshochschulen oder der Evangelischen und Katholischen Kirche um nur einige Ziele seiner Vortragsreisen des Jahres 2009 zu nennen.

12 Einleitung In intensiven Diskussionen mit Studierenden und Kolleg(inn)en, in zahlreichen Zeitungs-, Fernseh- und Radiointerviews, auf Podiumsveranstaltungen in der gesamten Republik vertritt Christoph Butterwegge seine Thesen und Argumente und steht als streitbarer Redner und Diskutant Rede und Antwort. Neben den bereits genannten Themenfeldern und Arbeitsbereichen sprach er sich in den letzten Jahren immer wieder deutlich gegen die neoliberale Modernisierung der Hochschulen aus, die für Studierende wie Lehrende eine deutliche Verschlechterung der Studien-, Lehr- und Forschungsbedingungen nach sich gezogen hat. Der Kreis der hier versammelten Autor(inn)en umfasst Weggefährt(inn)en, Kolleg(inn)en, Doktorand(inn)en und Freunde. Mit einigen der Autor(inn)en hat Butterwegge eine gemeinsame Wegstrecke zurückgelegt, mit anderen arbeitet er immer noch eng zusammen. Mit den hier versammelten Beiträgen wollen die Autor(inn)en die facettenreiche Forschungsarbeit von Christoph Butterwegge aufgreifen und würdigen. Darunter gibt es auch kritische Auseinandersetzungen, die an die Tatsache anknüpfen, dass Christoph Butterwegge die wissenschaftlichen und politischen Kontroversen nicht nur keinesfalls gescheut, sondern sie häufig selbst entfacht und provokant ausgetragen hat. Ausgangspunkt dieses Sammelbands sind Prozesse der (neoliberalen) Globalisierung, die alle Lebensbereiche prägen und durchdringen. Dies wird beispielhaft diskutiert anhand der Krise der Europäischen Union, der Demokratie- und Staatstheorie, der Globalisierung des Krieges, aber auch mit Blick auf die Perspektiven einer (linken) politischen Bewegung und unter der Fragestellung der sich daraus ergebenden Anforderungen an die politische Bildung. Im Zuge der (neoliberalen) Globalisierung wird die Frage der Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums auf die Agenda gesetzt und gewinnt die soziale Frage an Brisanz. Dieser Band thematisiert die Lage von Beschäftigten und Arbeitslosen im Neoliberalismus und das Phänomen der Armut in einer reichen Gesellschaft vor allem das Thema der Armut von Kindern mit und ohne Migrationshintergrund. Proteste gegen Globalisierungsprozesse artikulieren sich in verschiedenen politischen Strömungen und Ideologien. Eine der gegen Globalisierung gerichteten politischen Varianten ist die Rückkehr zum starken souveränen Nationalstaat bis hin zum europaweiten Erstarken eines Nationalismus und Rassismus, Ideologien, die in der Renaissance einer extremen Rechten in Deutschland und Europa kulminieren. Dieser Band fokussiert Erfahrungen und Möglichkeiten einer Prävention gegen Ideologien der extremen Rechten vor allem mit Blick auf die Möglichkeiten der politischen Bildung und der historisch-politischen Bildung (im Kontext des Projekts des Zug der Erinnerung ). Zur Diskussion stehen hier

Einleitung 13 auch die sog. Totalitarismus- und Extremismustheorien, die ausgelotet und kritisch hinterfragt werden. Globalisierung ist unmittelbar mit dem Phänomen der Migration und Integration verknüpft. Zu beobachten ist hier die um sich greifende Tendenz der Ethnisierung und Biologisierung des Sozialen, die jüngst vor allem von Thilo Sarrazin wieder salonfähig gemacht wurde. Eine Zeitdiagnose in diesem Sinne umfasst die kritische Auseinandersetzung mit kommunalen Strategien, analysiert die mediale Repräsentation von Migrant(inn)en und thematisiert die Ethnisierung sozialer Konflikte. Unter dem Eindruck der aktuellen Entwicklungen im Nahen Osten wird auch der Nahostkonflikt aufgegriffen und die Frage nach den daraus resultierenden pädagogischen Herausforderungen gestellt. Wir bedanken uns herzlich bei allen, die auf unterschiedliche Weise an dieser Festschrift beteiligt waren: Unser besonderer Dank gilt den zahlreichen Autor(inn)en, die einen Beitrag zur Vermessung der sozialen Welt geleistet haben. Des Weiteren bedanken wir uns herzlich bei Andreas Plake (Berlin), der das Lektorat des vorliegenden Bandes übernommen hat. Ferner gilt unser Dank Dr. Cori Antonia Mackrodt und Frank Engelhardt (beide: VS Verlag) für die Betreuung der vorliegenden Publikation. Berlin/Köln im Oktober 2010 Gudrun Hentges und Bettina Lösch