Promos-Auslandssemesterbericht



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Transkript:

Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen Fachrichtung - Maschinenbau Promos-Auslandssemesterbericht São Paulo - Brasilien von Alexander Rösler Matrikelnummer 602877 20.01.2015

1. Einleitung... 4 2. Vorbereitung... 5 3. Ankunft in Brasilien... 6 4. Freizeit in São Paulo... 8 5. Lebensunterhaltskosten... 11 6. Kulturunterschiede im Alltag... 13 7. Fazit... 14 3

1. Einleitung Mein Praxissemester absolvierte ich bei Porsche Consulting Brasil Ltda. im operativen Tagesgeschäft, sprich der Klientenberatung. Brasilien an sich war mir, mit deutschbrasilianischem Hintergrund, nicht völlig fremd. Zahlreiche Urlaube und ein Austauschjahr in der Mittelstufe lagen bereits hinter mir. Allerdings war ich, bei Praktikumsantritt, seit zehn Jahren nicht mehr in Brasilien gewesen - das letzte mal bei meinem Austauschjahr mit 14 Jahren. Auf eher ländlichem Gebiet. Während meines Praktikums wurde ich auf zwei Lean Construction Projekten in Sao Paulo eingesetzt. Die Kunden gehörten zu den Top 20 der Größten Bauunternehmungen Brasiliens und wirkten an dem Bau der neuen U-bahnlinie 5 in der Millionenmetropole Sao Paulo mit, auf deren Baustellen und Zulieferfabriken auch alle Projekte meines Praktikums stattfanden. Quantitativ wurde in allen Projekten Hauptaugenmerk auf die Verkürzung der Lieferzeit, durch Verbesserung der Qualität von administrativen und produktiven Prozessen entlang der Wertschöpfungskette, gelegt. Qualitativ wurde durch den Workshop-Stil der Beratung Wert auf die Weitergabe der Lean Management Prinzipien und Verankerung dieser in der Unternehmenskultur gelegt. 4

2. Vorbereitung Die Vorbereitung auf mein Praktikum fiel mir, so wie wohl den meisten Auslandspraktikanten, welche von der deutschen Muttergesellschaft ins Ausland geschickt werden, relativ leicht. Anreise und Unterkunft wurden im Vorfeld für mich organisiert. Ebenso hatte ich als brasilianischer Staatsbürger keinerlei Probleme mit einem Visum und ähnlichem. Mit dem brasilianischen Staat bin ich während meines Aufenthaltes lediglich bezüglich der Erneuerung meines Personalausweises und Strafzetteln für das Auto in Kontakt gekommen (Brasilien ist wohl das Land der feinfühligen und zahlreichen Blitzer..). Ein Stressfaktor war allerdings das finden eines Zwischenmieters für meine Wohnung. Das ist natürlich etwas worin man meist keine Erfahrung hat. Nachdem ich das OK meines Vermieters eingeholt hatte, was die Voraussetzung ist, habe ich mich auf die Suche nach einer Plattform zur Zwischenmieterfindung gemacht. Hierbei kann ich Salzundbrot.com empfehlen. Nach einigen Wochen und zwielichtigen Menschen, denen ich eher weniger Möbel und Mietzahlung anvertrauen wollte, fand ich einen jungen Arzt aus Bulgarien, welcher in einem Düsseldorfer Krankenhaus seine Facharztausbildung aufnehmen würde und der letztendlich für die 7 Monate Aufenthalt mein Zwischenmieter wurde. Im Hinblick auf die Vorbereitung möchte auch erwähnen, dass ich diverse kulturunterschiedsbezogene Seminar des ZWeK besucht habe, die ich jedem ans Herz lege. Besonders die Workshops zur interkulturellen Verschiedenheiten und Umgang mit diesem sind sehr wertvoll und sollten nicht unterschätzt werden. 5

3. Ankunft in Brasilien Nach einem langen und anstrengenden Flug kam ich am 01.04.2014 am Flughafen von Guarulhos in Sao Paulo an. Mir fällt bei jeder weiteren Reise immer wieder auf, dass jedes Land und jede Stadt ihren eigenen Geruch hat (So in etwa wie auch private Wohnungen). Brasilien hat einen, meiner Meinung nach, sehr eigenen Geruch (an alle die schon einmal in Sao Paulo waren: ich spreche hierbei nicht vom morgendlichen Geruch des Flusses Tieté!). Ein für mich auch nach zehn Jahren noch vertrauter und angenehmer Geruch. Neben dem Geruch musste ich, wenige Sekunden nachdem ich aus dem Flughafen ins Freie trat, eine weitere Eigenheit Sao Paulos kennenlernen: den unglaublichen Verkehr. Nachdem ich mich in die Taxi-Schlange gestellt hatte, und nach 30 Minuten endlich ins Taxi steigen konnte, begann meine mehr als zweistündige Staufahrt ins Hotel. Wohlgemerkt um neun Uhr abends. Sao Paulo und sein nicht unter Kontrolle zu bekommender Verkehr São Paulo ist mit einer Bevölkerungsdichte von mehr als ca. zwölf Millionen Einwohnern auf ca. 1523 Quadratkilometern die Bevölkerungsreichste Stadt der Südhalbkugel. In der Metropolregion SP, also der Hauptstadt plus den anliegenden Vorstädten, leben ca. 20 Millionen Menschen auf einer Fläche von 7950 Quadratkilometern. Mit einer Dichte von 0,41 Fahrzeugen pro Einwohner hat die gesamte Metropolregion Anfang 2011 seine Fahrzeug Flotte innerhalb von drei Jahren von sechs auf sieben Millionen Fahrzeuge ausgeweitet, während es zuvor für den Zuwachs von fünf auf sechs Millionen noch acht Jahre brauchte. Eine Aneinanderreihung der Fahrzeuge würde, laut dem Verkehrsamt von São Paulo, mit einer Länge von 26 Tausend Kilometern von SP bis nach Kabul reichen. 6

Abbildung 1: Stau in Sao Paulo. 1 Entsprechend stellt sich täglich, trotz Fahrverbots eines Fünftels der Fahrzeuge während der Rushhour (wochentags täglich wechselnd vergeben, mittels der letzten beiden Ziffern des Nummernschildes), eine Verkehrschaos ein, das ein vorankommen mittels Auto praktisch unmöglich macht. Am 23.05.2014 registrierte das CET (Companhia de Engenharia de Trânsito, z. dt. Gesellschaft für Verkehrsingenieurswesen), das durchgängig in Echtzeit 868 km der Straßen in SP im Hinblick auf das Verkehrsaufkommen analysiert, eine Rekord- Staulänge von 344 km. Das durchschnittliche Stauaufkommen zu Stoßzeiten liegt laut CET bei 217km. Wer es sich leisten kann, nutzt das einzig allzeit effektive Fortbewegungsmittel São Paulos: Den Helikopter. Man findet hier das dichteste Helikopternetz und die größte Flotte der Welt. Der Rest ist auf das völlig überfüllte Metronetz angewiesen. Der Verkehr kommt natürlich nicht aus dem nichts. Ebenso nicht die Menschen, die hierfür Verantwortlich sind. Im internationalen Ranking der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG bezüglich der ausländischen Investitionen von 2011, landete SP auf dem vierten Platz. Sao Paulo ist die Stadt mit der weltweit zweitgrößten Anzahl an Vertretungen Multinationaler Unternehmen. 1 Quelle: brasileiros.com.br 7

4. Freizeit in São Paulo Aber in Sao Paulo gibt es natürlich nicht nur das Big Business. Auch nach Feierabend hat Sao Paulo viel zu bieten. Die Stadt schläft nie. Zahlreiche große Parks in denen man entspannen oder Sport treiben kann, sind bis spät Abends mehr als gut Besucht. Besonders zu erwähnen ist hier der Parque do Ibirapuera Mit ca. zwei Quadratkilometern Größe ist der größte Park Sao Paulos und von seiner Bedeutung her mit der des Central Parks für New York zu vergleichen. Abbildung 2: Parque Ibirapuera bei Sonnenuntergang Abgesehen von einer wunderschönen und exotischen Vegetation, findet sich hier das das Museum für Moderne Kunst. Des weiteren finden regelmäßig kostenlose Konzerte bekannter brasilianischer Künstler statt. Während meines Aufenthaltes kam ich auch in den Genuss eines kostenlosen Seeed-Konzerts (Ja richtig, die Raggaeband aus Berlin, gab dort ein zweistündiges öffentliches Konzert) und des international bekannten Holi Festival of Colors. Ansonsten wird hier an 7 Tagen der Woche von früh bis spät Sport gemacht und mach kann viele neue Menschen kennenlernen. 8

Abbildung 3: Seeed-Konzert im Ibirapuera. Apropos Sport: Marathons quer durch die Stadt finden regelmäßig statt. Grundsätzlich findet sich für jede erdenklich Vorliebe eine passende Sporteinrichtungen: von Fitnessstudios für den allgemeinen Kraftsport, über Fußballanlagen bis hin zu Squashhallen oder Go Cart Strecken für die alternativeren. Die Bars sind jeden Tag der Woche nach Feierabend bis spät Abends brechend voll und die Clubs haben 24/7 geöffnet. Auch kulinarisch hat Sao Paulo alles erdenkliche zu bieten. Und im Allgemeinen ist Essen gehen in Brasilien um einiges Günstiger als in Deutschland. 9

Abbildung 4: Typisch Brasilianisch. Fleischspieße vom Grill und Buffet. 2 2 Quelle: blogs.mercurynews.com 10

5. Lebensunterhaltskosten Womit wir auch bei den Lebensunterhaltskosten angekommen wären. Der Lebensunterhalt ist insbesondere in Sao Paulo extrem hoch. Immobilienpreise explodieren, alles was importiert ist extrem Teuer (geschätzt 30-50% teurer als in Deutschland). Alles nicht-importierte wiederrum oft günstig, insbesondere Arbeitskraft (worüber man ein soziale Debatte lostreten könnte und sollte), Nahrungsmittel und Treibstoff. Dadurch kann man sich trotzdem in der Freizeit relativ günstige Beschäftigungen suchen. Wenn man weiß wie und wo. Man findet sehr gute Restaurants für wenig Geld, sowie auch schlechte für viel Geld. Die Natur in Brasilien ist sehr schön und vielfältig. Ich hatte zum Beispiel das Glück über einen Freund jemanden kennenzulernen, der mich zusammen mit Freunden durch den Mata Atlantica Naturschutzwald geführt hat. Abbildung 5: Wandertour durch den Mata Atlantica. 11

Auch das Nachtleben kann sehr teuer sein, muss es jedoch nicht. Meine besten Erfahrungen, waren gleichzeitig die günstigsten. Ich kann die Unterhaltskosten lediglich einschätzen, da ich die Wohnung gestellt bekam. Allerdings weiß ich, dass meine Wohnung - ein privat vermietetes 15qm Zimmer + Bad in einem Hotel - monatlich umgerechnet 1100 Miete gekostet hat. Von Freunden, die dort ein Auslandssemester absolviert haben, weiß ich, dass diese in recht gefährlichen Gegenden wohnen mussten, um sich die Miete leisten zu können. Die Unterkunft ist aber wirklich das einzige, was man, wenn man weiß wie, nicht auch günstig bekommt. 12

6. Kulturunterschiede im Alltag Wie bereits angesprochen empfehle ich sich bereits im Vorfeld über die Kultur des Ziellandes und generell dem Umgang mit der Konfrontation mit fremden Kulturen zu informieren. Das rettet einen nicht davor, von einem Fettnäpfchen ins nächste zu treten, allerding zieht man den Fuß eventuell schneller wieder raus. Insgesamt ist in Brasilien alles etwas lockerer und informeller. Duzen und Siezen wird in keinem fall durch die Hierarchiestufe bestimmt. Während man einen Hochrangigen Manager bei der ersten Begrüßung auch als Praktikant duzt und mit Vornamen anspricht, spricht man, genauso wie eben dieser Manager, eine/n ältere/n Dame/Herren immer mit Nachnamen an. Allerdings nur im persönlichen Kontakt, geschrieben zählt das zum Beispiel nicht mehr: hier kann man sich sicher sein, dass der gegenüber merkwürdig oder gar abwertend schaut, wenn er eine Mail erhält, die von der Form her im Wirtschaftsteil der FAZ auffiele. Privat entfällt dies natürlich und es bleibt nur noch das herzliche der Freund meines Freundes ist genauso mein Freund. Hier herrscht in jeder Situation von Anfang an eine Distanzlosigkeit, als kannte man sich seit Ewigkeiten (die Altersregel greift jedoch auch hier, in bestimmten Generationen sogar noch innerhalb der Familie). Dennoch startet das Gespräch mit dem unbekannten Geschäftspartner erst einmal mit einer langen Analyse der Fußball WM, inklusive Sticheleien zum 7-1. Der Gedanke, dass dieses Gespräch großen Einfluss auf den Ausgang des geschäftlichen hat, ist nicht falsch. Der typisch Deutsche, der ankommt und sofort mit dem geschäftlichen anfangen will, wundert sich hier oft erst einmal über das auf der Agenda stehende langbemessene Breaking the ice. Viel detaillierter möchte ich an dieser Stelle auch nicht auf die Kulturunterschiede eingehen, in einem Land von Brasiliens Größe, variieren diese selbst inländisch so stark, dass sich jeder speziell auf seine Zielregion vorbereiten sollte und seine Eigenen Erfahrungen machen wird. 13

7. Fazit Seit beginn mein es Studiums hatte ich mir vorgenommen, mein Praxissemester im Ausland zu absolvieren. Hiervon erhoffte ich mir neben dem Erwerb von Fachlichen Kompetenzen und den allseits geforderten Soft-Skills und Auslandserfahrung, insbesondere meinen persönlichen Kulturellen Horizont zu erweitern, neue Menschen und Denkweisen kennenzulernen und einen Einblick in einen über 10.000 Kilometer entfernten Alltag zu bekommen. Eventuell hat mich Sonne, Strand und das Nachtleben in einer Millionenmetropole auch gereizt, ja, ich gebe es zu. Ich wurde in meinen Erwartungen nicht enttäuscht. Im Gegenteil. Ich empfehle jedem, der die Möglichkeit hat, während seines Studiums Auslandserfahrungen zu sammeln. Vorzugweise in Far-Far-Away. Und denen, die die Möglichkeit dazu nicht haben, sollten sich darüber Gedanken machen, wie sie es möglich werden lassen. Ich habe sowohl beruflich, als vor allem privat in Brasilien viele Menschen gesehen, die sich mit dem Wort unmöglich nicht zufrieden gegeben haben und großes bewegt haben. 14