Sauvignon blanc im Fokus

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Transkript:

Frühzeitige Teilentblätterung der Traubenzone trägt zur Gesundheit der Trauben bei und erhält die grün-vegetativen Leitaromen des Sauvignon blancs. Sauvignon blanc im Fokus liche Strategien entscheiden über den Weintyp Die Rebsorte Sauvignon blanc erfreut sich bei Verbrauchern einer immer größeren Beliebtheit. Während die Sorte weltweit eine große Bedeutung hat, sind die Anbauflächen in Deutschland vergleichsweise gering, wenngleich die Flächenanteile mit Sauvignon blanc in Rheinland-Pfalz bisher stetig zunehmen. Im Folgenden werden verschiedene weinbauliche Strategien aufgezeigt, die es ermöglichen, die Sortentypizität dieser Trendsorte mit ihrem eigenständigen und authentischen Aroma zu verstärken und damit den Anbauerfolg zu garantieren. Tabelle 1: Bestockte Rebfläche mit Sauvignon blanc und Cabernet blanc Anbaugebiet ha % ha % Sauvignon blanc Cabernet blanc 1 Mittelrhein 0,186 0,05 -- -- Mosel 7,503 2,01 0,569 2,48 Nahe 10,659 2,86 0,803 3,49 Pfalz 224,469 60,22 18,901 82,27 Rheinhessen 129,949 34,89 2,702 11,79 Gesamt 372,76 100 % 22,97 100 % 1 nur im Versuchsanbau genehmigt Quelle: EU-kartei 2009, LWK Bad Kreuznach Von den in Deutschland mit Sauvignon blanc angebauten 450 ha entfallen 372 auf Rheinland-Pfalz, wobei in der Pfalz 224 ha im Anbau stehen, in Rheinhessen 130 ha (Tabelle 1). Das sortentypische Aroma eines Sauvignon blancs wird auf zwei Substanzklassen zurückgeführt: die Methoxypyrazine, die einen typischen Geruch nach Paprika und grünem Pfeffer aufweisen und die schwefelhaltigen Verbindungen Thiole oder Mercaptane. Auch hierbei handelt es sich um äußerst geruchsaktive Verbindungen, die an Grapefruit, Passionsfrucht und schwarze Johannisbeeren erinnern. Ein deutscher Sauvignon blanc sollte ähnlich hohe Fruchtaromen aufweisen wie die Weine aus Neuseeland, jedoch die grünen Noten sollten verhalten sein. Beide Leitaromen werden über weinbauliche und klimatische Einflüsse beeinflusst. Anbau auf weniger wüchsigen Böden Die Rebsorte neigt zu einer starken Wüchsigkeit, die auch die hohe Botrytisanfälligkeit der Trauben erklärt. Daher sollte die Sorte nicht auf zu wüchsigen, tiefgründigen Böden gepflanzt werden. Besser eignen sich leicht erwärmbare, weniger wüchsige und nicht frostgefährdete Standorte. Aufgrund der starken Geiztriebbildung und einer hohen LW 26/2010 27

ob der grün-vegetative Sortentypus gewünscht wird oder nicht. Des Weiteren ist zu beachten, dass späte Kupferapplikationen im Pflanzenschutz den Gehalt an Thiolen und damit das erwünschte Maracuja-/Cassis-Aroma reduzieren. Ziel in der Wuchskraftregulierung im Weinberg ist es, ein harmonisches Wachstum anzustreben. In der Literatur wird teilweise kontrovers diskutiert. Wasser- und Nährstoffstress kann die exotischen Fruchtaromen reduzieren, während moderater Wasserstress diese fördern kann. Aufgrund der hohen Wüchsigkeit und der daraus resultierenden Fäulnisanfälligkeit sowie der Verrieselungsgefahr sind moderate Stickstoffgaben anzustreben. Auf den richtigen Klon kommt es an Abbildung 1: Botrytisbonitur unterschiedlicher Sauvignon blanc-klone (%BH und %BS) (Mußbacher Glockenzehnt, 09/2009, n = 3 mit je 100 Trauben) Anzahl von Wasserschossen müssen Ausbrecharbeiten konsequent durchgeführt werden. Eine leicht erhöhte Oidiumanfälligkeit muss beim Rebschutz berücksichtigt werden. Weiterhin neigt die Sorte stark zu Verrieselungserscheinungen, sodass klimatische Grenzlagen vermieden werden sollten. Als geeignete Unterlagen haben sich SO4 oder Binova erwiesen. Aufgrund der starken Wüchsigkeit der Sorte sind die Unterlagen 125 AA oder 5 BB wegen ihrer starken Wuchskraft sowie der Förderung der Verrieselung ungeeignet. Die Sorte ist aufrecht wachsend und bildet aufgrund der starken Wüchsigkeit viele Geiztriebe. Der Stamm sollte nicht so hoch aufgebaut sein, da es durch die bodennahe Traubenzone aufgrund der vorhandenen Bodenwärme während der Blütephase weniger zu Verrieselungen kommt. Die Methoxypyrazine sind extrem lichtempfindlich und können durch Maßnahmen wie Entblättern der Traubenzone stark abgebaut werden. Dieser Effekt hängt allerdings vom Zeitpunkt ab. Je dichter die Laubwand in der Reifephase ist, desto höher liegen die Gehalte der Methoxypyrazine. Damit kann der Winzer über die Terminierung der Teilentblätterung maßgeblich beeinflussen, Bis zum jetzigen Zeitpunkt stehen noch keine Klone aus Deutschland zur Verfügung. In Frankreich werden die aromatischen Klone 108 und 316 am häufigsten angebaut. Seit einigen Jahren hat auch das Versuchszentrum in Laimburg (Südtirol) zwei neuere Klone auf den Markt gebracht. Raifer et al. (2004) berichten beim Vergleich der beiden Laimburg-Klone 36 und 50 mit dem französischen Vergleichsklon 242 im Hinblick auf Zuckergehalt von keinen signifikanten Abweichungen, die Gesamtsäuregehalte waren dagegen in den Laimburg-Klonen höher. Daraus schließen die Autoren auf eine Eignung beider Klone eher für mehr wärmere Lagen. Aufgrund der starken Wüchsigkeit sollen die Klone nicht in sehr tiefgründigen, nährstoffreichen und feuchten Böden gepflanzt werden. Bei den Weinbewertungen wurden die Laimburg-Klone durchweg als sehr Der französische Duftklon 530 ist weit verbreitet, neigt aber aufgrund seiner Traubenkompaktheit zu mehr Botrytis. Beim Sauvignon-Klon Inra 242 erhöht ein später Lesetermin die exotischen Fruchtaromen im Wein. 28 LW 26/2010

Hier der Laimburg-Klon Lb 36 hohe Säuregehalte lassen einen späteren Lesetermin zu. Hier der Laimburg-Klone Lb 50 präsentiert sich etwas lockerbeeriger als die Inra-Klone. sortentypisch eingestuft. Die Fäulnisanfälligkeit wurde als sehr gering bewertet. Dies stimmt mit den eigenen Bonituren am DLR Rheinpfalz überein. Im Vergleich zu den französischen Klonen Inra 317, Inra 242, Inra 159 und Inra 530 zeigten die Laimburg- Klone 36 und 50 bei der Bonitur im September 2009 die geringste Anfälligkeit gegenüber Botrytis (Abbildung 1). Eine Ursache für die geringere Fäulnisanfälligkeit der Trauben ist die etwas stärkere Verrieselungsneigung. Beide Klone zeigten nach Traubenschluss eine geringere Kompaktheit der Trauben im Vergleich zu den französischen Klonen. Begleitend zu den eigenen Versuchsflächen wurde eine Klonenanlage in der Südpfalz bonitiert (Pflanzjahr 2007). Bei den Botrytisbonituren ergab sich die gleiche Tendenz wie in Neustadt, beide Laimburg-Klone zeigten die niedrigsten Befallshäufigkeiten und Befallsstärken. Die eigenen Versuchsergebnisse lassen noch keine treffenden Aussagen über die unterschiedlichen Klone zu, da es sich um einjährige Ergebnisse handelt. Über die italienischen Klone (Conegliano) ISV FV F 1, 2, 3, 5 sowie R (Rauschedo) 1, 2 und 3 liegen unter unseren klimatischen Bedingungen praktisch keine Versuchserfahrungen vor. Vor allem der R3-Klon scheint sehr verrieselungsanfällig zu sein und hat kleine Trauben mit einem intensiven Aroma (Schultz und Stoll, 2006). Der Aufbau und Abbau der Methoxypyrazine in der Rebe hängt stark von klimatischen und weinbaulichen Faktoren ab. In kühlen Klimaten fand Allen (1993) heraus, dass die Methoxypyrazin (IBMB)-Gehalte bei gleichen Mostgewichten wesentlich höher lagen als in wärmeren Regionen. Lesetermin früh oder spät entscheidet über Aromen Verschiedene Untersuchungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass die Synthese der Methoxypyrazine in der Wachstumsphase nach der Blüte und bis zum Reifebeginn stattfindet. Danach nehmen die Gehalte wieder ab. Eine spätere Lese reduziert den Gehalt an Methoxypyrazinen. Somit stellt der Lesezeitpunkt ein wichtiges Steuerelement der Aromaausprägung von Sauvignon blanc dar. Das optimale Reifefenster für Sauvignon blanc wird mit 85 bis 95 Oe angegeben. Je höher die Mostgewichte ausfallen, desto geringer präsentieren sich die grün-vegetativen Noten und umso alkoholreicher und fetter wird der Wein, wodurch die Sortentypizität verloren geht. In vielen Betrieben hat sich daher die gestaffelte Lese etabliert, um einerseits die grünen Noten zu erzielen sowie eine gewisse Fülle und Dichte der Weine zu erreichen. Umgekehrt fördern längere Maischestandzeiten die Extrak- LW 26/2010 29

Rheinhessen Weinmarkt vom 28. Juni Maschinelle Teilentblätterung der Traubenzone zum Stadium Erbsengröße. tion der Methoxypyrazine aus der Beerenschale. Vorsicht ist geboten bei zu frühen Leseterminen, da die Säure spitz wirkt und als ein hartes Mundgefühl wahrgenommen wird. Weiterhin kann die UTA-Gefahr ansteigen. Bei späte- Cabernet blanc Piwi schmeckt nach Kiwi Eine Alternative zum Sauvignon blanc ist die neuere pilzwiderstandsfähige Rebsorte Cabernet blanc (VB 91-26-1), die vom Schweizer Züchter Valentin Blattner stammt. Diese wurde 1991 von Blattner in der Pfalz gezüchtet (Kreuzung aus Cabernet Sauvignon mit einem resistenten Kreuzungspartner). 2004 erfolgte die Anmeldung zum Sortenschutz. Sortenschutzinhaber für Deutschland ist die Rebschule Freytag in Neustadt/Lachen-Speyerdorf. In Rheinland-Pfalz werden bereits knapp 23 ha angebaut, von denen 18 ha in der Pfalz stehen (Tabelle 1). Diese weiße Sorte zeigt eine gute Widerstandsfähigkeit gegen Oidium, Peronospora und Botrytis. Die Traube ist gemischtbeerig, das heißt normalgroße und jungfernfrüchtige Beeren kommen abwechselnd vor. Weitere Maßnahmen zur Traubenauflockerung sind nicht erforderlich, da immer lockerbeerige Trauben geerntet werden. Der Wuchs ist sehr kräftig, weshalb die Sorte zu Verrieselungen neigt. Die Laubwand ist trotzdem aufgelockert, lediglich Kurztriebe sollten entfernt werden. Der Wein erinnert sehr an einen Sauvignon blanc. In einer vergleichenden deskriptiven Analyse konnte Wolz (2005) zeigen, dass der Cabernet blanc von der Aromatik sehr gut in das Geruchs- und Geschmacksprofil eines Sauvignon blancs passt. Letztendlich ist die Sorte aufgrund ihrer Pilzresistenz auch für Öko-Betriebe interessant. ren Leseterminen verstärken sich die Mercaptoverbindungen, die für die exotischen Aromen wie Maracuja und Grapefruit verantwortlich sind. Überreife Sauvignon blanc-trauben verlieren wiederum die typische Sortenaromatik. Letztendlich orientiert sich der Lesetermin auch am Gesundheitszustand der Trauben, weshalb Maßnahmen der Gesunderhaltung der Trauben bei dieser Sorte extrem wichtig sind. Aktuelle Forschungsergebnisse zu weinbaulichen Maßnahmen Die Sortentypizität beim Sauvignon blanc kann nur erhalten werden, wenn die Traubengesundheit verstärkt wird. Zu dieser Thematik wurde in einer Diplomarbeit, die von der Forschungsanstalt Geisenheim betreut und am DLR Rheinpfalz durchgeführt wurde, untersucht, welchen Einfluss eine maschinelle gegenüber einer manuellen Entblätterung auf Traubengesundheit, -qualität und Weinstilistik Sauvignon blanc hat. Im Versuchsweinberg wurde mittels maschineller Entlaubung (System saugend-zupfend, Firma Stockmayer, Kirrweiler) sowie manueller Entlaubung an drei Entlaubungsterminen (ES 65, Vollblüte; ES 75, Erbsengröße; Reifebeginn, ES 81) an der sonnenabgewandten Laubseite entblättert. Ergänzend wurde zu den Entlaubungsvarianten eine Variante mit dem Bioregulator Regalis und eine manuelle Traubenausdünnung in Form einer Traubenhalbierung vergleichend hinzugezogen. In der Untersuchung wurde die Entlaubungsintensität, der Verrieselungsgrad, die Traubenkompaktheit sowie Traubenbeschädigungen ermittelt. Es Die Situation am Fassweinmarkt ist seit Wochen unverändert. Witterung und Vegetationsentwicklung haben keinen Einfluss auf die Preise. Beim Weißwein ist das Angebot stärker als die Nachfrage. Tafelweine sind kaum vorhanden. Die Nachfrage nach Prädikatsweinen ist gering. Beim Weißwein werden tendenziell alkoholärmere Weine bevorzugt. Bei Rotwein sind Dornfelder und Spätburgunder gefragt. Notierungen 09er Jahrgang (Euro/ hl o. MwSt.): Verarbeitungswein/ Grundwein: 30 bis 35; Tafelwein (15 000 l/ha): diverse Sorten 45 bis 50, Riesling 50; Landwein/12 500 l/ha 55; QbA: diverse Sorten 55 bis 60, Standardsorten 60, Riesling 60, Grauburgunder und Chardonnay 80, Weißburgunder 75 bis 80; Spätlese 60 bis 65; QbA: Portugieser Weißherbst 65, Dornfelder Rosé 80 bis 85; Rotweine, QbA: Spätburgunder 85 bis 90; Dornfelder 85, Regent und St. Laurent 65 bis 70; diverse Rotweine 60 bis 65. H. Erbes, DLR R-N-H Oppenheim konnten bei der Entlaubungsintensität keine signifikanten Unterschiede zwischen Hand- und maschineller Entlaubung beobachtet werden, wenngleich zum frühen Entblätterungszeitpunkt zwar weniger Blätter entfernt wurden, jedoch der prozentuale Anteil an entfernter Blattfläche höher war als zum späten Hohe Wüchsigkeit und in manchen Jahren starke Verrieselungsschäden sind typisch für den Sauvignon blanc. 30 LW 26/2010

Zeitpunkt. Dieser Effekt kann dadurch erklärt werden, dass die Laubwand zum frühen Entblätterungszeitpunkt noch nicht komplett ausgebildet war. Die Beschädigungen der jungen Trauben waren aufgrund der schonenden Arbeitsweise des Entlaubers sehr gering. Dabei war die Befallsstärke zum frühen Termin mit nur 0,05 Prozent signifikant am geringsten. Bei den später entlaubten Varianten nahm die Traubenbeschädigung signifikant zu, wenngleich auf einem niedrigen Niveau. Dies zeigt deutlich, dass die Entblätterungsgeräte nach dem Prinzip saugend-zupfend bis Reifebeginn, ohne Verletzungen zu verursachen, eingesetzt werden können. Wie erwartet führte die frühe Entblätterung zu einem höheren Verrieselungsgrad. Der höchste Verrieselungsgrad wurde in der Regalis-Variante bonitiert. Die in die abgehende Blüte durchgeführten Entblätterungsvarianten führten zu verringerter Kompaktheit, das heißt zu einer durch die frühe Entblätterung induzierten Lockerbeerigkeit. Auch hier wurde in der Regalisvariante der geringste Kompaktheitsgrad der Trauben festgestellt. Bei gleicher Traubenlänge wurden in dieser Variante geringere Traubengewichte festgestellt. In allen Entblätterungsvarianten war der Botrytisbefall tendenziell niedriger als in der Kontrolle. Die Traubenhalbierung zeigte den niedrigsten Fäulnisbefall. Die durch frühe Entblätterung induzierte Lockerbeerigkeit führte tendenziell zu gesünderen Trauben als die beiden späteren Entblätterungsmaßnahmen. Die Freistellung der Traubenzone zum Stadium Erbsengröße (ES 75) konnte im Vergleich zu den anderen Entblätterungsvarianen den Botrytisbefall am deutlichsten vermindern. In der Regalis-Variante konnte aufgrund der verringerten Kompaktheit der Trauben ebenfalls ein Effekt auf den Befall mit Botrytis dokumentiert werden. Über den Reifeverlauf war in den zum frühen und mittleren Termin entlaubten Varianten ein tendenziell höheres Mostgewicht als in den zu Reifebeginn entblätterten Varianten und der Kontrolle festzustellen. Der verstärkte Blattzuwachs (Verbesserung des Blatt- Frucht-Verhältnisses) hat die Reife gefördert und erklärt das höhere Mostgewicht. Dagegen wurden in den zu Reifebeginn entblätterten Varianten niedrigere Mostgewichte ermittelt. Aufgrund der deutlichsten Ertragsreduzierung durch die Traubenhalbierung wurde in dieser Variante das höchste Mostgewicht festgestellt. In der Regalis-Variante wurden dagegen trotz verringerter Erträge die Mostgewichte nicht beeinflusst. In den früh entlaubten Varianten wurden die Erträge um 22,5 Prozent (ES 65 manuell) oder 24,1 Prozent (ES 65 maschinell) reduziert. Bei einer Kombination eines Regalis-Einsatzes mit einer frühen Teilentblätterung sind weitere massive Ertragsreduzierungen denkbar. Die deskriptive sensorische Analyse der Versuchsweine wurde am 24. November 2009 sowie am 9. Dezember 2009 am DLR Rheinpfalz durchgeführt. Zur Unterscheidung der Versuchsvarianten wurde ein Triangeltest durchgeführt, der allerdings keine signifikanten Unterschiede zeigte. Bei den Verkostungsergebnissen wurde tendenziell festgestellt, dass in den mittleren und spät entlaubten Varianten das Attribut grün-vegetativ im Vergleich zur Kontrolle weniger ausgeprägt war. Dies deutet auf einen stärkeren ibmp-abbau durch einen bessere Belichtung der Traubenzone hin. Bei der Methoxypyrazin-Analyse konnte in keiner Variante eine vorhandene Konzentration über dem festgelegten Geruchsschwellenwert im Wasser von 2 ng/l ermittelt werden. Somit kann in der Untersuchung keine Aussage getroffen werden, welchen Einfluss die verschiedenen weinbaulichen Maßnahmen auf die Pyrazingehalte haben. Die vorgestellten weinbaulichen Maßnahmen tragen dazu bei, den Gesundheitszustand der Trauben deutlich zu verbessern. Aufgrund der höheren Anfälligkeit von Sauvignon blanc gegenüber Fäulniserregern sollten die verschiedenen weinbaulichen Maßnahmen zur Gesunderhaltung der Trauben genutzt werden, um später das volle oenologische Potenzial dieser Sorte zu nutzen. Dr. Matthias Petgen, DLR Rheinpfalz, Prof. Dr. H.P. Schwarz, FA Geisenheim, und Matthias Runkel, Appenheim LW 26/2010 31