80er Jahre: faktorenanalytische Persönlichkeitsforschung eher Verwirrung und Inkonsistenz



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Transkript:

Amelang & Bartussek: Teil IV / 2C 127 15.4 DAS 5-FAKTORENMODELL DER PERSÖNLICHKEIT: 80er Jahre: faktorenanalytische Persönlichkeitsforschung eher Verwirrung und Inkonsistenz ab Anfang 90er Jahre: Überzeugung, dass Konvergenz verschiedener faktorenanalytisch begründeter Gesamtsysteme gefunden werden kann und zu Modell aus 5 breiten Persönlichkeitsfaktoren integriert werden kann, und zwar: (1) Extraversion (2) Verträglichkeit (3) Gewissenhaftigkeit (4) Emotionale Stabilität vs. Neurotizismus (5) Offenheit für Erfahrungen = 5 breite Persönlichkeitsfaktoren höherer Ordnung, Big Five (Goldberg, 1981) Forschung dazu = entstanden aus lexikalischem Ansatz, später auch Fragebogen zur Erfassung dieser 5 Faktoren konstruiert 15.4.1 Der lexikalische Ansatz: Entwicklung des 5- Faktorenmodells der Persönlichkeit im L-Datenbereich: Analyse der in natürlicher Sprache vorkommenden Begriffe führt zu Taxonomie der Persönlichkeit Grundannahme: Personenmerkmale, die besonders wichtig für sozialen Umgang sind und die deshalb auch deutlich wahrgenommen werden, finden eine Repräsentation in der Sprache: Je wichtiger ein Merkmal, desto eher gibt es dafür Wörter in der Sprache Daher: Analyse der wichtigsten Persönlichkeitsdimensionen; ABER: - individuelle Unterschiede, die aus psychologischer Sicht interessant sind, müssen das nicht auch aus allgemeiner Sicht sein, daher kein Niederschlag in der Sprache für solche Aspekte - Unterschiede zwischen verschiedenen Sprachgemeinschaften - Sprachwandel

Amelang & Bartussek: Teil IV / 2C 128 a) Studien im Anschluss an Cattells L-Datensatz: 1936 Allport & Odbert: psycholexikalische Studie aus Webster Dictionary alle persönlichkeitsrelevanten Wörter herausgesucht (ca. 18.000); Aufteilung in 2 Kategorien: - personal traits (ca. 4500) - temporary states (ca. 100) = Grundlage für Cattells Studien Cattell reduzierte in mehreren Schritten (zum Teil auch sehr subjektiv) -> 35 Cluster mit je 6-12 Elementen = empirische Voraussetzung zur Fremdbeurteilung (L-Daten) -> 12 Cattellsche Faktoren Zahlreiche Nachfolgeuntersuchungen: Fiske (1949) 5 Faktoren in 3 verschiedenen FA Tupes & Christal (1961): Ausgangspunkt für heutiges 5- Faktorenmodell; Reanalysen von Korrelationsmatrizen aus 8 Stichproben (von Cattell, Fiske und eigene) -> ebenfalls 5 Faktoren: - Daten aus sehr unterschiedlichen Stichproben - von verschiedenen Beurteilern eingeschätzt Goldberg (1981): Big Five : sehr breite Aspekte der Persönlichkeit auf hohem Abstraktionsniveau Neunummerierung der Faktoren aufgrund ihrer Varianzstärke (starke Faktoren -> mehr Wörter, d.h. aber nicht höhere Unterschiede zwischen den Leuten!) Norman (1963): Auswahl der besten 4 Ratingvariablen für jeden der 5 Faktoren aus Cattells Daten Bestätigung der 5 Faktoren an 4 unabhängigen Stichproben diese 20 Rating-Skalen wurden in zahlreichen Untersuchungen verwendet Studien in nicht-englischsprachigen Ländern ergaben ebenfalls 5 Faktoren; ABER: gute Replizierbarkeit könnte auch daher kommen, weil ja alle dieselben Variablen verwendeten (nämlich die 35 Cluster von Cattell); daher: Analyse des individuellen Vokabulars einer Sprache empfehlenswert (Ostendorf & Angleitner, 1994)

Amelang & Bartussek: Teil IV / 2C 129 b) Studien mit von Cattell abhängigen Daten: Conley (1965): Daten aus der Zeit VOR Cattell bzw. noch VOR Allport & Odbert -> ebenfalls 5 Faktoren (haben aber keine genauen Entsprechungen zu den Norman- Faktoren Norman (1967): neue Liste persönlichkeitsbeschreibender Wörter aus Neuauflage des Webster Dictionary, aber nur 127 Begriffe seit 1936 dazugekommen -> Reduktion auf ca. 8000 Begriffe = Grundlage für viele spätere Taxonomien 3 Kategorien: - stabile Traits (1566 Begriffe) - vorübergehende Zustände (states) und Aktivitäten - soziale Rollen und Beziehungen Traits sortiert in 10 Klassen, jede Klasse repräsentiert jeweils einen Pol der Big Five, aber unterschiedliche Wörteranzahlen in diesen Klassen, z.b. nur 60 Wörter für Neurotiszismus, dagegen 274 Wörter für Disagreeables (durchschnittliche Wortanzahl pro Klasse = 155) Begriffe innerhalb jedes Pols in engere semantische Klassen aufgeteilt 75 Kategorien auf mittlerer Abstraktionsebene darüber = breite unspezifische Faktoren darunter = Synonymengruppen auf spezifischer Stufe Fazit: hierarchische Struktur, aber: - Vorsortierung auf 10 Pole vielfach als zu willkürlich betrachtet - im Grunde nix anderes als breiterer Variablensatz von Cattells 35 Clustern Goldberg (1980): verschiedene Studien auf Basis der Norman-Liste wieder 5 sehr stabile Faktoren - sowohl bei Selbst- als auch bei Fremdbeschreibung - egal mit welcher Extraktions- oder Rotationsmethode McCrae & Costa (1985) immer wieder 5 Faktoren Peabody (1987) (wurscht welche Liste) Untersuchungen im nicht-englischsprachigen Sprachraum ergaben ebenfalls 5 Faktoren, z.b. Ostendorf (1990) für deutschen Sprachraum; ebenso in Holland, Italien, Ungarn, Russland, Polen; in

Amelang & Bartussek: Teil IV / 2C 130 einigen Studien wurden auch weniger und etwas anders interpretierte Faktoren gefunden c) zu einer einheitlichen Beschreibung der Big Five: Benennung und Beschreibung der 5 Faktoren recht uneinheitlich Studie von John (1990): den von den einzelnen Autoren uneinheitlich interpretierten Faktoren liegen trotzdem 5 breite, robuste Dimensionen zugrunde Ostendorf & Angleitner (1994): damit Big Five gefunden werden, müssen gewisse Voraussetzungen gegeben sein: - keine Vorselegierung von Variablenstichproben, sondern - möglichst breite Inhalte 15.4.2 Fünf-Faktoren-Modelle in Persönlichkeitsfragebogen (Q- Daten): a) Der NEO-Fragebogen von Costa & McCrea: Suche nach neuen wichtigen Faktoren. die über der 2 gut extrahierten Eysenck-Faktoren E und I hinausgehen -> Auffindung neuer Dimension open versus closed to experience Daraus Entwicklung des NEO-Inventory (Costa & McCrea, 1980): für jeden der 3 Faktoren 6 Unterskalen (= Facetten) mit jeweils 8 Items, d.h. insgesamt 48 Items für jeden Faktor 1985 Erweiterung zum NEO-Personality Inventory (NEO-PI) durch 2 Skalen für - Agreeableness je 18 Items, ohne Facettenaufteilung - Conscientousness 1992 Revised NEO-Personality Inventory (= NEO-PI-R): = DAS Messinstrument zur Erfassung der 5 Faktoren - domains : breite Merkmalbereiche mit hohem Abstraktionsniveau - facets : jeweils 6 Unterskalen für differenzierte Beschreibung der Persönlichkeit insgesamt 240 Items in Aussageform, 5-stufige Antwortskalen

Amelang & Bartussek: Teil IV / 2C 131 (1) N Neurotizism (Emotionale Labilität): Anxiety (Ängstlichkeit) Angry Hostility (Reizbarkeit) Depression Self-Consciousness (soziale Befangenheit) Impulsivität Vulberabilität (2) E Extraversion: Warmth (Herzlichkeit) Gregariousness (Geselligkeit) Assertiveness (Durchsetzungsfähigkeit) Aktivität Excitement-Seeking (Erlebnishunger) Positive Emotions (Frohsinn) (3) O Openess to Experience (Offenheit für Erfahrungen) Fantasy (Offenheit für Fantasie) Aesthetics (Offenheit für Ästhetik) Feelings (für Gefühle) Actions (für Handlungen) Ideas (für Ideen) Values (für Werte- und Normensysteme) (4) A Agreeableness (Verträglichkeit) Trust (Vertrauen) Straightforwardness (Freimütigkeit) Altruismus Compliance (Entgegenkommen) Modesty (Bescheidenheit) Tender-Mindedness (Gutherzigkeit) (5) C Conscientiousness (Gewissenhaftigkeit) Kompetenz Ordentlichkeit Pflichbewusstsein Leistungsstreben Selbstdisziplin Besonnenheit (Deliberation) 2 Parallelformen (Unterschied: Items 1x in Ich-Form, 1x in Er- Form -> zur Selbst- und Fremdbeschreibung) Kurzform = NEO Fve Factor Inventory (NEO-FFI); hier nur Erfassung der domains, nicht der facets; 60 Items nur in Ich-Form (d.h. für Selbstbeschreibung) deutsche Übersetzung von Borkmann & Ostendorf (1993)

Amelang & Bartussek: Teil IV / 2C 132 @ Konstruktion des Fragebogens: - sowohl rational-theoretisch als auch faktorenanalytische Überlegungen; an 1. Stelle stand theoriegeleitete Auswahl der zu erfassenden Konstrukte -> dafür Entwicklung passender Items - zwischen verschiedenen Forschern mehr Übereinstimmung hinsichtlich der 5 domains als hinsichtlich der sie konstituierenden facets, daher zuerst Augenmerk auf die Entwicklung von Items für die domains gelegt @ Gütekriterien: Reliabilität: - Reliabilität zufrieden stellend, d.h. r =.56 -.81 [na ja r=.56 ist ned grad berauschend ] für Selbstbeurteilung; Fremdbeurteilung etwas höher; Reliabilität für Domains höher als für Facets, und zwar bei ca. r =.86 -.92 - Retest-Reliabilität nicht ganz so hoch, aber dennoch erhebliche Stabilität Validität: - hohe faktorielle Validität, d.h. jede Facette lädt auf dem zugeordneten Faktor am höchsten, nur wenige Zweitladungen auf anderen Faktoren -> ist so bei verschiedenen Stichproben; ABER: konfirmatorische FA scheitern meistens; besser wird s wenn man Einfachstruktur und Unkorreliertheit der 5 Faktoren aufgibt - gute Vorhersage anderer psychologischer Kriterien durch die 5 domains (= Kriteriumvalidität) Zusammenhänge mit: o psychischem Wohlbefinden, o Bewältigung und Abwehr, o Bedürfnissen und Motivation, o Jung schen Typen, o interpersonalen Traits, o Kreativität, o divergentem Denken Untersuchungen in 5 verschiedenen Gesellschaften ergaben: - Alterseffekte unabhängig vom Geschlecht sowohl bei Domains als auch bei Facets - untersuchte Länder unterscheiden sich substantiell in Kultur und Geschichte -> Effekte sind offensichtlich universelle,

Amelang & Bartussek: Teil IV / 2C 133 reifungsbedingte (eventuell genetisch determinierte) Entwicklungsprozesse der Persönlichkeit bis Ende des Jugendalters (einsatzbar ab 17 Jahren) Einsatz in psychologischer Beratung, klinischer Psychologie, für psychiatrische Diagnose; einzelne Skalen auch für Verhaltensmedizin, Gesundheitspsychologie, Berufs- und Erziehungsberatung b) weitere Fragebogen zu 5-Faktorenmodell: Hogan Personality Inventory (HPI, Hogan, 1991): 6 Merkmalbereiche (entsprechen dem 5-Faktorenmodell); soll besonders geeignet sein für Erfassung von arbeitsbezogenen Kriterien (laut Hogan ) Professional Personality Questionnaire (PPQ), Kline & Lapman, 1990): vor allem für arbeits- und berufsbezogene Bereiche; lt. Autoren gut geeignet für Personalauswahl Ostendorf & Angleitner (1994): Vergleich verschiedener Instrumente -> NUR NEO-PI-R ist zur Erfassung des 5- Faktorenmodell wirklich geeignet. c) Ein alternatives 5-Faktoren Modell: Der Fragebogen von Zuckerman & Kuhlman (ZKPQ): simultane Faktorisierung von etlichen Persönlichkeits- und Temperamentskalen -> mehrere umfangreiche Datensätze -> Berechnung von 6-, 5- und 4-Faktorenlösungen, schließlich Entscheidung für 5 Faktoren 5 Faktoren hier: (1) Impulsive Sensation Seeking (2) Aggression-Hostility (3) Activity (4) Sociability (5) Neuroticism-Abxiety Reliabilität r =.72 bis r =.86 keine Geschlechtsunterschiede außer: - bei Neurotisicm & Anxiety höhere Werte für Frauen - bei Infrequency höhere Werte für Männer Ergebnisse können im Sinn von Eysencks-PEN-Modell interpretiert werden: - Impulsive Sensation Seeking entspricht Extraversion; dabei sind Sociability und Activity Binnenkomponenten - Neuroticism & Anxiety entspricht Neurotizismus

Amelang & Bartussek: Teil IV / 2C 134 - Aggressivität, Impulsivität, Sensation Seeking vs. Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit und höchste Ladung für Eysencks Psychotizismus - Offenheit ist KEINEM der 3 Eysenck-Faktoren eindeutig zuordenbar Fazit: erste 3 Faktoren entsprechen den Eysenck-Faktoren, letzte 2 Faktoren haben eher Affinität zu Costa & McCrae Zuckerman-Modell auf psycho-biologischer Basis, d.h. es wird biologische Grundlage wie bei Theorien zu Neurotizismus und Extraversion von Eysenck bzw. in Sensation-Seeking Theorie (Zuckerman, siehe nächstes Kapitel) angenommen. 15.4.3 Stellenwert des 5-Faktoren Modells: Vertreter bemühen sich immer wieder, die postulierte 5-Faktoren Struktur der Persönlichkeit sowohl im alltagssprachlichen Bereich als auch mit Fragebogen zu bestätigen 5-Faktoren Modell wird als Referenz-Modell aufgefasst Forschungsergebnisse aus verschiedenen Traditionen der Persönlichkeitsforschung sollen vergleichbar gemacht und integriert werden können Probleme des 5-Faktoren Ansatzes (vor allem Eysenck kritisiert den heftig!): vielfach wird angezweifelt, dass genau 5 Faktoren eine umfassende und ökonomische Persönlichkeitsbeschreibung ermöglichen sollen. Anzahl richtig extrahierter Faktoren allein ist zu wenig, es muss auch eine theoretische Grundlage dafür geben (z.b. biologische Grundlage) Kritik an inhaltlicher Interpretation der Faktoren; vor allem über Faktor V gibt s divergierende Auffassungen (die meisten betrachten den als sehr breites Konstrukt, das nicht nur auf Kultur bezogen ist, sondern Aspekte der Fantasie und Kreativität enthält) Johnson & Ostendorf (1993): Abridged Big Five Dimensional Circumplex (AB5C) damit wollen sie 5-Faktoren Modelle inhaltlich erklären. Dazu Codierung von verschiedenen Adjektivlisten und Fragebogen-Skalen im Sinne einer Standardisierung, um die alle vergleichbar zu machen

Amelang & Bartussek: Teil IV / 2C 135 überwiegende Zahl der Persönlichkeitsskalen repräsentieren nicht GENAU die Big Five, sondern heterogene Faktorenmischungen und überall Unterschiede zwischen den einzelnen Forschern daher: zur inhaltlichen Beschreibung der Faktoren NUR die faktorreinen Bezeichnungen verwenden! keine Übereinstimmung gibt es bezüglich der hierarchischen Ordnung. Bisher haben nur Costa & McCrea ein hierarchisches Modell entwickelt (mit ihren domains und facets); vielfach Zweifel, ob alle 5 Faktoren auf sehr hohem Abstraktionsniveau liegen - Eysenck: Agreeableness und Conscientiousness = Faktoren 1. Ordnung und beide laden auf seinem Faktor Psychotizismus (als Sekundärfaktor) - Becker: Big Five sind keine unkorrelierten Faktoren hoher Ordnung, sondern ihnen übergeordnet sind Seelische Gesundheit und Verhaltenskontrolle 5-Faktoren Modell geht auf lexikalischen Ansatz zurück, d.h. es ist auf induktivem Weg quasi entdeckt worden -> Big Five daher keine theoretisch verankerten Konstrukte, sondern willkürliche und relativ oberflächliche Konstrukte, die dem Alltagsdenken über unsere Mitmenschen entsprungen sind (Becker, 1995) Riesenstreiterei zwischen Eysenck und Costa: Eysenck regt sich auf über - hierarchisches Modell - Mangel an theoretischer Einbindung - fehlendem Bezug zu biologischen Grundlagen Costa dagegen: - Robustheit der 5 Faktoren - Universalität der 5 Faktoren 5-Faktoren Modell und andere Persönlichkeitssysteme hohe Ähnlichkeit mit Eysenck-Modell: - Neurotizismus und Extraversion ist dasselbe hier und dort - Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit laden beide hoch negativ auf Eysencks Psychotizismus - nur Offenheitsdimension erscheint als von Eysenck unabhängig simultane Faktorisierung des NEO-FFI, ZKPQ und EPQ ergibt: - erste 3 Faktoren zeigen hohe Ähnlichkeit zu Eysencks Superfaktoren - 4. Faktor = Kombination aus Agreeableness, Openness und Zuckermans Aggression-Hostility - Zuckermans Sociability und Activity erscheinen dabei als 2 Binnenkomponenten von Extraversion