Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen Die Ministerin Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen, 40190 Düsseldorf An die Präsidentin des Landtags Nord rhein-westfalen Frau Carina Gödecke MdL Platz des Landtags 1 40190 Düsseldorf 20. März 2017 Seite 1 von 1 Aktenzeichen 414 bei Antwort bitte angeben Thomas Baerens Telefon 0211 837-4246 Telefax 0211 837-4494 thomas.baerens@mfkjks.nrw.de Ausschuss für Kultur und Medien am 23.03.2017 Bericht "Musikschule und Kita" des Landesverbandes der Musikschulen NRW e. V. (LVdM) Sehr geehrte Frau Präsidentin, beiliegend übersende ich den Bericht des Landesverbandes der Musikschulen zum Projekt "Musikschule und Kita" mit der Bitte um Weiterleitung an die Mitglieder des Ausschusses für Kultur und Medien. Christina Kampmann Dienstgebäude und Lieferanschrift: Haroldstraße 4 40213 Düsseldorf Telefon 0211 837-02 Telefax 0211 837-2200 poststelle@mfkjks.nrw.de www.mfkjks.nrw Öffentliche Verkehrsmittel: Rheinbahn Linien 704, 709, 719 Haltestelle Poststraße
"Kita und Musikschule" März 2017 Vom Modellprojekt zum Erfolgsmodell Bericht des Landesverbandes der Musikschulen NRWe.V. Die Projektphasen (2012-2015): 2012 startete an fünf Standorten in Nordrhein-Westfalen IIKita und Musikschuleu, ein Modellprojekt des Landesverbandes dermusikschulen in NRW e.v.zur Erprobung neuer Formen der Kooperation zwischen Kindertageseinrichtungen und, Musikschulen. Ziel des Modellprojektes war es, Wege zu erproben, um die musikalische Bildung stärker in den Alltag der K'indertageseinrichtUligen zu integrieren, alle Kinder und ihre Familien, aktiv einzubeziehen und die Zusammenarbeit zwischen den Fachkräften der Kindertageseinrichtungen und der Musikschulen so zu gestalten, dass Lernprozesse für beide Professionen möglich werden. Das Projekt wurde -gefördert vom Ministerium für Familien, Kind,er, Jugend, Kultur und Sport des, Landes NRW - 2012/2013 zunächst an fünf Standorten in Kooperation der Musikschule mit jeweils' einer Kindertageseinrichtung durchgeführt. Im Fortsetzungsprojekt 2014/2015 wurden an insgesamt acht, regional und soziodemografisch verschiedenen Standorten die in den Vorjahren gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse inhaltlich-konzeptionell aufgegriffen und vertieft. Eine Lenkungsgruppe, die sich aus Vertretern des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und, Sport, der Landschaftsverbände Rheinland und Westfalen-Lippe, Vertretern von Ausbildungsstätten, der kommunalen Spitzenverbände und von Kita- Trägerverbänden zusammensetzte, trug durch gezielte Nachfragen und Anmerkungen im gesamten Projektzeitraum zur inhaltlichen und strukturellen Entwicklung des Konzeptes bei. Zudem wurden regelmäßige Praxisworkshops angeboten, in denen sich die Fachkräfte der verschiedenen Standorte inhaltlich aber auch organisatorisch austauschen konnten. Kooperationen in der ersten Phase (2012-2013): Musikschule Bochum - Kindertagesstätte UniKids der Ruhr-Universität, Bochum Musikschule Dortmund - Städtische Kindertagesstätte Leopoldstraße, Dortmund Musikschule Haan e.v. - Integrative Kindertagesstätte der AWO "Bollenberger Busch u / Haan 1
Musikschule der Stadt Leverkusen - Städtische Kindertageseinrichtung "Am Telegraf", Leverkusen Musikschule der Stadt Lüdenscheid - Städtische Kindertagesstätte und Familienzentrum "Gevelndorf lf, Lüdenscheid Kooperationen in der zweiten Phase (2014-2015): Musikschule Bochum - Kindertagesstätte UniKids der Ruhr-Universität, Bochum Musikschule Dortmund - Städtische Kindertagesstätte Leopoldstraße, Dortmund Kunst- und Musikschule der Stadt Brühl - Städt. Kita/Familienzentrum "Kinder- und Familienzentrum Vochem", Brühl Musikschule der Stadt Hattingen - Ev. Kindergarten und Familienzentrum "Unterm Regenbogen", Hattingen Musikschule der Stadt Herford - Städt. Kita "Zur Bleiche", Herford Musikschule der Stadt Rheine - Eltern-Kind-Initiative "Sandmanns Hof e.v. If, Hheine Bergische Musikschule - Kath. Familienzentrum "Am Sedansberg((, Wuppertal Praktische Umsetzung: Das Grundkonzept "Kita & Musikschule" lässt sich mit den drei Begriffen "alltagsintegriert lf, IIverbindend(( und "qualifizierend(( charakterisieren. Alltagsintegriert: Die musikalischen Aktivitäten sind in die konzeptionellen Schwerpunkte, Themen und Abläufe der Kindertageseinrichtungen/ Familienzentren integriert, z. B. in Morgenkreise, in jahreszeitliche/ (inter)kulturelle Angebote und Feste, in bestehende Sprachförderprogramme, in die Bring- und Abholzeiten, in die Eingewöhnungsphase, in Elterncafes. Sie orientieren sich an der Lebenswelt der Kinder und Familien und greifen Anregungen und Situationen auf, die im Alltag der Einrichtung und des Sozialraumes vorhanden sind. Dazu gehört auch die intensive Beteiligung der Kinder an der Auswahl, Gestaltung und Bewertung der musikalischen Aktivitäten. Verbindend: Die musikalischen Aktivitäten sind mit anderen Bildungsbereichen (siehe zu den Bildungsbereichen: "Bildungsgrundsä.tze NRW(() im Sinne eines ganzheitlichen Bildungsverständnisses verbunden.. Sie "verbinden(( zudem lialle(( Akteure (Kinder, Eitern/Großeltern, Fachkräfte, Organisationen/Einrichtungen im Stadtteil etc.), die an den Bildungsprozessen von Kindern beteiligt sind. Qualifizierend: Die musikalischen Aktivitäten ermöglichen die gegenseitige Qualifizierung der Professionen, zum einen durch das gemeinsame Agieren bei der Planung, Vorbereitung, 2
Durchführung und Nachbereitung der Aktivitäten, zum anderen durch Fortbildungen, Teamsitzungen oder Konz~ptionstage. mit musikalischen, musikpädagogischen und elementarpädagogischen Inhalten. Das Konzept orientiert sich an fünf Modulen, die unter Berücksichtigung der individuellen Kita-Profile eine Grundlage schafft, Musik in den Kita-Alltag zu integrieren... "Für alle../ ': Das Modul eröffnet allen K indern über das gemeinsame. Singen, das Experimentieren mit Klängen und Geräuschen und bewegungsorientierte musikalische Ausdrucksformen einen Zugang zum aktiven Musizieren. Es macht Musik als selbstverständlichen Bestandteil des Alltags erlebbar und fördert die Entwicklung der "Kita Kulturfi. "Für mehr...": Zielgruppen dieses Moduls sind die Kinder, für die Musik noch mehr ist: Eine Ausdrucksform, die sie besonders interessiert, ein Zugang zu anderen Bildungsbereichen (z. B. Sprache), ein unterstützendes Ritual in der Eingewöhnungsphase oder ein Erfahrungsfeld im Übergang zur Grundschule. "Für Fachkräfte...": Das Modul ermöglicht den beteiligten Professionen mit- und voneinander zu lernen. Es vermittelt den Fachkräften der Kindertageseinrichtungen musikpädagogischegrundlagen und stärkt ihre eigenen musikalischen Potenziale und Interessen. Zugleich bietet es den Fachkräften der Musikschulen Möglichkeiten ihre elementarpädagogischen Kenntnisse zu vertiefen. "Für Familien...": Ziel dieses Moduls ist es, die Eltern bzw. Großeltern aktiv zu beteiligen und Anregungen für musikalische Betätigungen im Familien-Alltag zu geben. Im Rahmen dieses Moduls werden die Eitern/Großeltern nicht nur in Bezug auf ihre pädagogischen Rollen/Aufgaben, sondern auch im Hinblick auf ihre eigenen musikalischen Hintergründe und Interessen angesprochen. IIFür Teams...": Das Modul fördert die Teambildung zwischen den Fachkräften der Musikschulen und den Fachkräften der Kindertageseinrichtungen. Es ist die Grundlage für ein gutes "Zusammenspiel ll der Akteure vor Ort. Die Orientierung an diesen Modulen hat sich bereits in der ersten Phase des Modellprojektes bewährt und wurdein den Jahren 2014/2015 weiter vertieft. Dabei wurden einzelne Themen noch einmal besonders in den Fokus genommen: 3
Einbindung in den Sozialraum Die Musik findet nicht nur im internen Rahmen in der Kita statt, sondern bezieht auch andere Partner aus dem Quartier in die musikalischen Aktivitäten im Kita-Alltag ein, z.b. die benachbarten Grundschulen. Auch regelmäßige Besuche in Seniorenheimen, die Beteiligung an Stadtteilfesten und Kooperationen mit Nachbarschaftszentren haben sich bewährt, um Kindertageseinrichtungen durch musikalische Auftritte und Aktivitäten stärker in den Sozialraum einzubinden. Gegenseitige Qualifizierung Die enge Zusammenarbeit de'r beteiligten Professionen im Rahmen von "Kita und Musikschule" macht es möglich, dass die pädagogischen und die musikpädagogischen Fachkräfte regelmäßig mitund voneinander lernen, sich also gegenseitig qualifizieren.' Die gegenseitige Qualifizierung. ist im Programm impliziert und macht manch eine externe Fortbildung entbehrlich. Auch wird sowohl die eigene als auch die Kompetenz der j~weils anderen Fachkraft durch den regelmäßigen Austausch deutlicher wahrgenommen. Die (musik-) pädagogischen Fachkräfte werden dadurch in ihrem Selbstbewusstsein gestärkt und öffnen gleichzeitig ihren Blick für andere Vorgehensweisen und Ideen. Partizipation Da die Musik in den Alltag integriert wird, wird 'den Kindern viel Freiraum gegeben. Die Kinder können sich eigenständig auf die Musik einlassen, experimentieren und erkunden.. Es kommt zu Selbstlernprozessen, die prägend für die Kinder sind. Die Beteiligung gelingt durch die Kombination "geplanter" (von pädagogischen oder musikpädagogischen Fachkräften vorbereiteter Sing.,. oder Tanzaktivitäten) und liungeplanter" (von den Interessen und der Fantasie der Kinder bestimmter) Zeitphasen. Für die Fachkräfte bieten insbesondere solche situationsorientierten und weitestgehend von den Kindern selbst bestimmten Phasen viel Raum für Kreativität. Musikalische Bildung im U3- Bereich Für die Musikschulen war die Arbeit mit Kindern unter 3 Jahren bisher vor allem eine Tätigkeit in Elterh- Kind-Gruppen. Der zunehmende Ausbau von U3-Angeboten in den Kindertageseinrichtungen stellt für -die mu~ikpädagogischen Fachkräfte nun eine neue Aufgabe dar. Die Erfahrungen der Modellphase zeigten aber zum einen, dass die Teamarbeit mit' den pädagogischen Fachkräften der Kitas gerade in diesem Aufgabenfeld für die musikpädagogischen Fachkräfte eine befruchtende Erfahrung war. Auch stellten sich viele der von den Musikschul-Fachkräften eingebrachten Ideen und Impulse als äußerst hilfreich im Umgang mit den U3~Kindern im Kita-Alltag heraus. So profitieren die 4
Kinder z.b. in der Eingewöhnungsphase ungemein von musikalischen Ritualen wie Begrüßungs- oder Schlafliedern. Ausblick und Ziele des Programms Nach vier Jahren der Modellentwicklung (2012-2015) ist "Kita und Musikschule(( ein klar konzipiertes Programm für die qualifizierte Zusammenarbeit zwischen Kindertageseinrichtung und der öffentlichen Musikschule, das in seinen einzelnen Modulen individuell auf die Gegebenheiten vor Ort angepasst werden kann. Das Programm soll nun nach und nach auf die Musikschulen und Kindertagesstätten in Nordrhein-Westfalen ausgeweitet werden. Der Landesverband der Musikschulen in NRW e.v. - als Trägerverband der 159 öffentlichen Musikschulen in NRW - steht für eine organisatorische und inhaltliche Begleitung der Umsetzung zur Verfügung. Aus Fördermitteln des Musikreferates des MFKJKS wurden/werden inden Jahren 2016 und 2017 folgende Unterstützungsangebote finanziert: Regionale Informationsveranstaltungen für Träger, Einrichtungsleitungen sowie interessierte Fachkräfte beider Institutionen, individuelle Coaching- und Fortbildungsangebote auf der Basis der Bedarfe vor Ort mit praxiserfahreneh Dozenten/- innen, gemeinsame Praxisworkshops für die im Programm tätigen Erzieherinnen und Musikpädagoginnen, Zudem stehen verschiedene Material.ien, u.a. ein anschaulicher Projektfilm zur Verfügung. Die Projektwebsite www.kitaundmusikschule.deinformiert über Termine, Angebote und neue Materialien. Ebenfalls abrufbar sind weitere Informationen zum Konzept und zur Umsetzung sowie Praxisbeispiele aus den Modellprojektstandorten. Die bereits im Jahre 2016 erfolgten Informationsveranstaltungen haben gezeigt, dass großes Interesse an "Kita und Musikschule" besteht, sich dementsprechend ne\je Kooperationen gebildet haben und das Programm in verschiedenen Musikschulen und Kindertageseinrichtungen in NRW umgesetzt wird. An den Informationsveranstaltungen nahmen insgesamt 100 Personen teil. Darunter 5
informierten sich 59 Personen einer Musikschule, 30 Personen einer Kita und 11 Personen anderer I nstitutio ne n., Nun wird es darum gehen, eine F'inanzierung von "Kita und Musikschule" vor Ort zu sichern. Konkret ist zu klären, über welche Mittel die Kindertageseinrichtungen verfügen, z.b. aus den zusätzlichen Mitteln der Familienzentren, für Fortbildungen oder Sprachfördening. Auf Seiten der Musikschulen bricht durch den Wegfall elternfinanzierter Früherziehungsangebot~ eine wichtige Einnahmequelle weg, für die eine Gegenfinanzierung in der Kommune nicht einfach zu finden ist. Grundsätzlich wünschenswert wäre es, wenn für die kulturelle Bildung zwischeno und 6 Jahren zusätzliche Mittel bereitgestellt werden könnten, die allen Kindern unabhängig von Ihren Herkünften und sozialen Bedingungen einen Zugang zu essentiell notwendigen Bildungsangeboten ermöglich,ten. Netzwerk "Musik im Kita-Alltag" An der Landesmusikakademie NRW in Heek wird zudem seit 2016 ein Netzwerk "Musik im Kita-Alltag" aufgebaut. Partner sind dabei der Landesmusikrat NRW, die Bertelsmann Stiftung, die Peter Gläsel Stiftung und die Landesmusikakademie NRW. Das Netzwerk hat die Ziele ~ die musikalisch Aktiven in Kitas in NRW zu stärken - weitere Kitas in ihrem Bestreben zu unterstützen, musikalische Aktivitäten in ihren Alltag zu integrieren - sukzessive die Qualität musikalischer Aktivitäten an Kitas auf Grundlage der Neusser Erklärung anzüheben Das Netzwerk Musik im Kita-Alltag NRVI( richtet sich an alle Kindertageseinrichtungen. Es werden sowohl' Kitas angesprochen, die Musik schon in ihrem Alltag verankert haben, als auch diejenigen, die sich gerne auf den Weg begeben möchten, Musik weitergehend in ihren Alltag zu integrieren. Ebenso werden alle weiteren Einrichtungen und Personen angesprochen, die das Ziel verfolgen, Kindern einen frühen und selbstbestimmten Umgang mit Musik zu ermöglichen. Nach der Neusser Erklärungl soll Musik nach partizipatorischen Ansätzen und entlang der Interessen der Kinder stärker in den Einrichtungen verankert werden, so dass sie entsprechend der Herausforderungen im Kita-Alltag verschiedene Bildungsbereiche verbinden kann. Langfristig 6
wird angestrebt, dass in jeder Kita in NRW Musik als Selbs'tverständlichkeit in den Kita-Alltag' integriert wird. Das Netzwerk Musik im Kita-Alltag versteht sich als lebendiges Netzwerk, das von den Erfahrungen und Wünschen der teilnehmenden Kitas lebt und das die drei wesentlichen Aufgaben Vernetzung, Fortbildung und Begleitung verfolgt. Jede Kita wird dazu ermutigt, Teil des Netzwerkes zu werden und es aktiv mitzugestalten. Landesverband der Musikschulen in NRW en.: Der Landesverband der Musikschulen in NRW e.v. (LVdM NRW) vertritt die Interessen von Städten, Kreisen, Gemeinden, Zweckverbänden und Vereinen, die Träger von gemeinnützigen Musikschulen sind oder mehrheitlich an einer Musikschule mit eigener Rechtspersönlichkeit beteiligt sind. An den 159 Mitgliedsschulen werden ca. 328.000 Schülerinnen und Schüler aller Altersstufen von über 8.000 Lehrerinnen und Lehrern ausgebildet. Damit stellt Nordrhein-Westfalen einen der größten Landesverbände im Verband deutscher Musikschulen (VdM), in dem bundesweit 920 öffentliche Musikschulen zusammengeschlossen sind. Kontakt: Landesverband der Musikschulen in Nordrhein-Westfalen e.v. Annegret Schwiening, Geschäftsführung Breidenplatz 10, 40627 Düsseldotf Tel: 0211 25 1009, Fax: 0211 25 1008 kontakt@lvdm-nrw.de, www.lvdm-nrw.de www.kitaundmusikschule.de Landesmusikakademie NRW e.v. Kontakt: Steinweg 2 48619 Heek-Nienborg Antje Valentin, Direkto.rin Vera Hotten - Projektmanagement Telefon: +49 (0)25689305-0 Telefax: +49 (0)2568 9305-90 E-Mail: info@landesmusikakademie-nrw.de 7