Grußwort des Staatssekretärs im Bundesministerium für Bildung und Forschung Dr. Georg Schütte anlässlich der Gründung des Integrativen Forschungsinstituts für Lebenswissenschaften (IRI) am 07.03.2013 in Berlin Es gilt das gesprochene Wort!!
Anrede sehr gerne habe ich die Einladung angenommen, anlässlich der Gründung des Integrativen Forschungsinstituts für Lebenswissenschaften (IRI) der Berliner Humboldt-Universität ein Grußwort zu halten. Das Modell der integrativen Forschungsinstitute es handelt sich bei der Gründung des IRI um das dritte seiner Art ist ein besonders innovativer Bestandteil des Zukunftskonzeptes der Humboldt-Universität: Bildung durch Wissenschaft. Persönlichkeit Offenheit Orientierung. Die Berliner Universitäten sind in der Auswahlrunde zur dritten Phase der Exzellenzinitiative (2012-2017) außerordentlich erfolgreich gewesen. Neben dem bereits erwähnten Zukunftskonzept wurden auch mehrere Graduiertenschulen und Exzellenzcluster der HU neu ausgezeichnet oder die Förderung aus der zweiten Runde verlängert. Die Humboldt-Universität kann auf eine lange Tradition wissenschaftlicher Exzellenz zurückblicken. Sie hat 29 Nobelpreisträger hervorgebracht. Nach der Vorstellung ihres Namensgebers Wilhelm von Humboldt sollten hier die Einheit von Lehre und Forschung verwirklicht und eine allseitige humanistische Bildung der Studierenden ermöglicht werden. Sein Bruder, Alexander von Humboldt, gilt geradezu als Verkörperung des über die Disziplinen hinweg bewanderten Universalgenies. Wissenschaft im 21. Jahrhundert, zumal in den Lebenswissenschaften, muss sich angesichts des Erkenntnisfortschritts bis zu einem gewissen Grad auf einen kleinen Ausschnitt, einen Teilbereich, fokussieren. Die Herausforderung besteht darin, die Grundidee des humboldtschen interdisziplinären Ansatzes in der modernen Forschung zu verwirklichen. Das bedeutet, den Brückenschlag zwischen den Disziplinen und Einrichtungen zu wagen. Es gilt, Zusammenhänge und Herausforderungen zu erkennen und gemeinsam nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen. Das Integrative Forschungsinstitut für Lebenswissenschaften spiegelt diese Zielsetzung bereits in seinem Namen wider. Es verbindet unterschiedliche
Fachbereiche und Institutionen. Die Einbindung der Charité, des Max-Delbrück- Centrums für Molekulare Medizin und anderer Partner bündelt die am Berliner Standort vorhandene Expertise. Dies ist erforderlich, um den dargestellten Anforderungen an eine moderne Forschung gerecht zu werden. Berlin hat sich zu einem dynamischen Zentrum der biomedizinischen Forschung entwickelt. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung war und ist dabei stets ein verlässlicher Partner. Im Wege der Projektförderung haben wir Berlin allein im Bereich der Lebenswissenschaften im letzten Jahr 57 Mio. Euro zur Verfügung gestellt. Wir fördern hier zusätzlich eine große Anzahl von Forschungseinrichtungen mit institutionellen Mitteln. Drei Deutsche Zentren der Gesundheitsforschung sind hier vertreten: Das Deutsche Konsortium für Translationale Krebsforschung, das Deutsche Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung und das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen. Die Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung tragen dazu bei, die Translation, also den Transfer von Forschungsergebnissen aus dem Labor in die breite medizinische Versorgung, deutlich zu beschleunigen. Anknüpfungspunkte für das IRI finden sich auch zu den Neurowissenschaften im Bernstein Center for Computational Neuroscience (BCCN) und zum Berlin-Brandenburg Center for Regenerative Therapies (BCRT). Zukünftig wird auch das Berlin Institute for Medical Systems Biology (BIMSB) des Max- Delbrück-Centrums am Campus Nord angesiedelt und in das Forschungsnetzwerk eingebunden sein. Der Bund wird dabei die Baukosten des BIMSB vollständig übernehmen. Mit dem IRI wird eine Maßnahme gefördert, die dazu beiträgt, die universitäre mit der außeruniversitären Forschung zusammenzuführen und Potentiale an den Schnittstellen zu heben. Wir werden hier in Berlin neben dem als Verbund ausgestalteten IRI mit dem Berliner Institut für Gesundheitsforschung einen weiteren, großen Schritt in diese Richtung unternehmen. Mit dem BIG entsteht eine einzigartige, wegweisende Einrichtung der biomedizinischen Spitzenforschung. Die fachliche Exzellenz beider Partner Charité und Max-Delbrück-Centrum kommt in dieser Einrichtung bestmöglich zur Geltung. Das BIG führt die komplementären Stärken und die Expertise eines der europaweit führenden molekularmedizinischen
Forschungszentren und einer Spitzeneinrichtung der deutschen Universitätsmedizin institutionell in einer gemeinsamen Körperschaft zusammen. Mit dem BIG bündeln wir die ausgewiesene Expertise und die Forschungserfahrung der beiden Einrichtungen in einem gemeinsamen Forschungsraum. Der Fokus der gemeinsamen Forschung liegt dabei, anders als bei den Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung, nicht auf einer bestimmten Krankheit. Kennzeichnend für den Ansatz des BIG ist die indikationsübergreifende Erforschung von Krankheitsursachen. Herausragende Bedeutung wird die Systemmedizin haben. Die Systemmedizin begreift den menschlichen Körper als komplexes, dynamisches System. Bei der Erforschung von Krankheiten stehen die Verursachung durch verschiedene Mechanismen und deren Wechselwirkungen miteinander im Vordergrund. Die schlanke, transparente Governance wird dem Vorstand des BIG die rasche Umsetzung des anspruchsvollen Forschungsprogramms ermöglichen. Die Strukturen im BIG sind auf größtmögliche Flexibilität ausgerichtet und antizipieren damit die dynamische Entwicklung in der Wissenschaft. Auf diese Weise fördern sie den beschleunigten Transfer von Erkenntnissen vom Labor zum Krankenbett ("bench to bedside") und umgekehrt. Daneben werden die Charité und das MDC ihre bisherigen Aufgaben weiterhin eigenverantwortlich wahrnehmen. Das BIG wird bei der Gewinnung von internationalen Spitzenwissenschaftlern und der Ausbildung des medizinischen Nachwuchses innovative Modelle entwickeln. Wir wollen jungen Wissenschaftlern und angehenden Ärzten entsprechend ihrer Interessen mehr Chancen zu eigenständiger Forschungsarbeit eröffnen. Dazu gehört die Ermöglichung geschützter Forschungszeiten, aber auch die Verbesserung von Aufstiegsmöglichkeiten für Mediziner, die in der klinischen Forschung arbeiten. Dies alles wird Berlin in noch größerem Maße als bisher zu einem außergewöhnlich attraktiven Standort für die biomedizinische Forschung machen. Das BIG und das IRI greifen gleichermaßen konzeptionell wichtige Entwicklungen in der biomedizinischen Forschung auf. Sowohl das IRI als auch das BIG schlagen eine Brücke von der Grundlagenforschung hin zur patientenorientierten Anwendung und
verknüpfen die universitäre und die außeruniversitäre Forschung. Auch zwischen dem IRI und dem BIG werden sich vielfältige Kooperationsmöglichkeiten ergeben. Beide Einrichtungen werden das biomedizinische Netzwerk in Berlin noch dichter, noch vielfältiger und noch sichtbarer machen. Ich wünsche Ihnen auf diesem Weg alle Gute.