Chirurgie-Tertial im Hospital Vicente Corral Moscoso in Cuenca, Ecuador (Juni bis Oktober 2009)



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Chirurgie-Tertial im Hospital Vicente Corral Moscoso in Cuenca, Ecuador (Juni bis Oktober 2009) Motivation Nachdem ich ein Jahr in Madrid studiert hatte, war mir klar, dass ich im PJ wieder in ein spanischsprachiges Land gehen wollte. Über ecuadorianische Freunde bin ich auf die Idee mit Ecuador gekommen. Außerdem wollte ich gerne einmal in einem Land arbeiten indem nicht die Ressourcen zur Verfügung stehen, die in Deutschland so selbstverständlich eingesetzt werden. Über die Berichte in der bvmd-datenbank bin ich auf das Hospital Vicente Corral in Cuenca gestoßen über das immer gute Berichte zu lesen waren und habe mich dort beworben. Vorbereitung Für eine besondere Vorbereitung hatte ich aufgrund meines ersten PJ-Tertials leider keine Zeit. Ich habe mich einfach beworben und dann alles weitere auf mich zukommen lassen. Die Bewerbung lief unkompliziert per Email an Dr. Vega, der für die "Internos", die ecuadorianischen PJler, zuständig ist (bejc33@yahoo.com.mx). Dr. Vega teilt einem per Email detailliert mit, was er für Unterlagen haben will, die man ihm dann eingescannt per Email zusenden muss. Die Studiengebühren betragen 150 $ pro Monat. Ein Aufenthalt in Cuenca lässt sich auch kurzfristig organisieren. Visum Für einen Aufenthalt in Ecuador bis zu 90 Tagen benötigt man kein Visum, wer länger bleiben will sollte ein Touristenvisum 12-XI, welches man für 200 $ bei der ecuadorianischen Botschaft in Berlin (Tel: 030-800969-500) bekommt, beantragen. Dieses Visum muss man in Ecuador innerhalb der ersten 30 Tage registrieren, was ausschließlich in Quito oder Guyaquil möglich ist. Fragt am besten noch einmal genau bei der Botschaft in Berlin nach, die Bestimmungen ändern sich leider recht häufig. Gesundheit Für einen Aufenthalt in Cuenca benötigt ihr keine besonderen Impfungen und ihr müsst auch keine besonderen Vorkehrungen treffen. Cuenca ist eine der wenigen Städte Lateinamerikas in der es richtig gutes und trinkbares Leitungswasser gibt, dadurch gibt es deutlich weniger Probleme mit Durchfallerkrankungen. Wenn ihr allerdings noch durch Ecuador reisen wollt solltet ihr über die folgenden Impfungen nachdenken: Gelbfieber, wenn ihr in das Amazonasgebiet reisen wollte; Tollwut, wenn ihr mehrere Tage durch völlig unbewohntes Gebiet reisen wollt, ansonsten bekommt ihr im Falle eines Bisses einen Impfstoff gegen Tollwut in den Gesundheitsstationen. Natürlich müssen euere Standardimpfungen, vor allem Hepatitis A und B aktuell sein. Medikamente müsst ihr keine speziellen mitnehmen, es gibt in Ecuador sehr viele Apotheken, in denen man fast alle gängigen Medikamente kaufen kann (rezeptfrei). Für weitere Informationen ist www.fitfortravel.de sehr hilfreich.

Sicherheit Ecuador gilt als relativ sicheres Land, dennoch muss man gerade in den Städten aufpassen. Taschendiebstahl und Raubüberfälle sind auch in Cuenca häufig. Daher sollte man sich an gewisse Vorsichtsmaßnahmen halten, wie z.b. abends nur in Gruppen unterwegs zu sein und nicht mit teurem Schmuck oder Kameras durch die Innenstadt zu laufen. Sicherheitsbedenken sollten euch aber auf keinen Fall davon abhalten nach Cuenca zu gehen, ihr müsst einfach ein bisschen aufpassen. Geld In Ecuador ist der US-Dollar offizielle Währung. Vor meinem Aufenthalt in Ecuador habe ich ein Konto bei der DKB eröffnet und konnte mit meiner Visakarte kostenlos Geld an allen Geldautomaten in Ecuador abheben, das Konto ist für Auslandsaufenthalte empfehlenswert (www.dkb.de). In den größeren Städten ist das nie ein Problem, bevor man sich an kleinere Orte begibt sollte man etwas Bargeld mitnehmen. Traveller-Checks lassen sich meistens nur mit ziemlichen Gebühren eintauschen. Solltet ihr euere Karte verlieren oder sonst in Geldschwierigkeiten bekommen könnt ihr euch immer über Western-Union Geld aus Deutschland schicken lassen, die Agenturen gibt es in jedem Dorf. Die Lebenshaltungskosten in Ecuador sind sehr niedrig, ein Mittagsmenü kostet 1,50$ eine 10 stündige Busfahrt etwa 12$. Für mein WG-Zimmer habe ich 180$ gezahlt (www.cuencahousing.com). Sprache In Ecuador wird Spanisch gesprochen. Die indigene Bevölkerung spricht oft auch ihre eigenen Sprachen, im Hochland ist das Kichua am weitesten verbreitet. Für ein erfolgreiches PJ-Tertial sind meiner Meinung nach gute Spanischkenntnisse erforderlich. Man arbeitet sehr viel in der Notaufnahme und muss sich mit den Patienten verständigen können. Wer mehr Zeit haben sollte kann in Cuenca auch einen Sprachkurs machen, das ecuadorianische Spanisch wird recht langsam gesprochen und ist sehr gut verständlich. Es gibt in Cuenca sehr gute Sprachschulen. Verkehrsverbindungen Das teuerste an einem Aufenthalt in Ecuador ist sicherlich der Flug. Die Flugpreise liegen zwischen 800 und 1500 Euro, je nach Reisezeit. Meinen Flug habe ich über das Reisebüro Cono-Sur (www.avianca.de) in Stuttgart gebucht und wurde sehr gut beraten. In Ecuador selbst ist der Bus das wichtigste Verkehrsmittel. Die Busse fahren oft und in jeden Winkel des Landes. Sie sind sehr günstig (ca. 1$ pro Stunde Fahrtzeit). Allerdings sind die meisten Busfahrer ziemlich wilde Fahrer und Unfälle sind keine Seltenheit. Für längere Strecken ist das Flugzeug eine Alternative, ein Flug von Cuenca nach Quito oder Guyaquil kostet ungefähr 50$, vor allem der Flug nach Quito ist sehr empfehlenswert, da alle Vulkane überflogen werden.

Kommunikation In Ecuador gibt es reichlich Internetcafes, allerdings ist die Internetverbindung oft recht langsam. Die Internetcafes sind günstig und Skypen ist eigentlich immer möglich. Ich habe mir ein Handy mit Simkarte gekauft und konnte so auch direkt nach Deutschland telefonieren (ca. 40Cent/min). Für Freunde und Familie habe ich einen Blog betrieben, den ihr euch gerne anschauen könnt (www.hackisack.blogspot.com). Unterkunft Durch Recherche im Internet bin ich auf das WG-Haus von Gustavo (www.cuencahousing.com) gestoßen und habe dort gewohnt. Es ist ein WG-Haus mit 7 Zimmern und sehr empfehlenswert. Es ist direkt am Parque de la Madre gelegen und liegt somit in Gehweite vom Krankenhaus und von der Innenstadt. Im Parque de la Madre gibt es außerdem um 7:00 und um 19:00 öffentliche Aerobickurse für ca. 50 Cent. Literatur Ich habe den kleinen Siewert als Chirurgiebuch mitgenommen und oft nachgelesen, wenn ich für eine Operation eingeteilt war oder etwas nicht verstanden habe. Meinen Leitfaden für Famulatur und PJ hatte ich leider zuhause vergessen, er hätte mir sicher manchmal weiter geholfen. Natürlich ist es immer gut Zugang zu UpToDate.com zu haben und wer sein Laptop mitnehmen sollte kann ja auch gleich noch die Medilearn- CD einpacken. Mitzunehmen Die Klinik stellt keine Arbeitskleidung, sodass ihr Kittel und OP-Klamotten (mit Haube und Überschuhen) selbst mitnehmen müsst. In der Nähe der Klinik gibt es allerdings den Laden "El Quirofano" indem man günstig alles notwendige kaufen kann. Einmalhandschuhe sind meistens auf Station vorhanden, es kann sich allerdings auch lohnen immer ein paar in der Kitteltasche stecken zu haben. Es gibt so gut wie nie Händedesinfektionsmittel, sodass es sinnvoll ist welches aus Deutschland mitzunehmen. Um im Krankenhaus in der Kantine essen zu können müsst ihr einen Löffel mitnehmen, es gibt kein Geschirr. Reise und Ankunft Nachdem ich bei Freunden in Guayaquil übernachtet hatte bin ich mit einem Kleinbus nach Cuenca gefahren und habe am nächsten Tag mit der Arbeit begonnen. Ich wurde im Studiendekanat empfangen, dem Dekan vorgestellt und dann auf meine Station gebracht und dem erfahrensten Assistenzarzt vorgestellt. Mit dem Assistenzarzt habe ich dann alles weitere organisiert. Der Empfang war sehr nett und herzlich.

Tätigkeitsbeschreibung und fachliche Eindrücke Die ecuadorianischen PJler, die Internos, arbeiten sehr viel. Das ecuadorianische PJ besteht aus 365 Tagen Arbeit ohne einen einzigen freien Tag, auch keine Wochenenden, dazu hat man noch jede vierte Nacht Dienst. Es wird mit ca. 500$ pro Monat vergütet. In der Chirurgie im Vicente Corral sind die Internos immer einem Oberarzt zugeteilt. Man kann sich aussuchen welche chirurgische Disziplin man machen will und kann später auch einmal wechseln. Zur Auswahl stehen Allgemein-, Neuro-, Unfall- und Kinderchirurgie, ab und an ist auch ein plastischer Chirurg oder ein Mund-Kiefer-Gesichtschirurg im Krankenhaus. Am ersten Tag wurde ich als erstes gefragt, ob ich den Arbeitsrhythmus mitmachen will oder nicht; jeder versteht es wenn man ein bis zwei Tage die Woche frei haben will, immerhin zahlt man Studiengebühren und wird nicht bezahlt. Im großen und ganzen gibt es drei verschiedene Arbeitsfelder. Auf Station muss man die Patienten seines Oberarztes untersuchen, die Verbandswechsel durchführen und die Rezepte für den nächsten Tag ausstellen. In Ecuador werden Rezepte immer nur für 24 Stunden geschrieben und die Medikamente müssen von Freunden oder Verwandten des Kranken in der Klinikapotheke abgeholt werden oder außerhalb gekauft werden. Jeden Samstag gibt es mit den Assistenzärzten eine Visite bei der alle Patienten besucht werden und die Studenten abgefragt werden. Im Operationssaal assistiert man seinem Oberarzt oder dem Assistenzarzt, assistieren heißt oft auch instrumentieren, da es keine OP-Schwestern gibt. Im Vicente Corral werden die "Basics" operiert, es gibt allerdings eine gute Ausstattung für laparoskopische Operationen und die Chirurgen haben sehr viel Erfahrung. Ich habe im Operationssaal viel gelernt. Im Nachtdienst kann es vorkommen, dass man alleine mit einem Assistenzarzt am Tisch steht, dann ist man erster Assistent und kann oft nähen. In der Notaufnahme sind vor allem Platzwunden zu nähen und Opfer von Verkehrsunfällen zu versorgen. Im Nachtdienst ist man zu viert oder zu fünft und teilt sich in zwei Gruppen auf. Die eine Gruppe ist bis um 00:00 in der Notaufnahme und kann dann schlafen oder muss die Notoperationen mitmachen, die andere Gruppe ist bis um 00:00 abrufbereit und dann bis um 7:00 in der Notaufnahme. Ich kann nur empfehlen in den Nachtdiensten ab und an einen Blick in die Gynäkologie zu werfen, da ihr dort mit etwas Glück die Durchführung von Geburten lernen könnt. Das Hospital Vicente Corral Moscoso ist eines der größten Krankenhäuser Ecuadors und verfügt über eine ziemlich gute Ausstattung. Es gibt zwar kein MRT, aber ein neues CT.

Das ecuadorianische Medizinstudium ist ähnlich wie das deutsche Studium organisiert, es gibt allerdings keine Staatsexamina. Es gliedert sich in zwei Jahre vorklinisches Studium, drei Jahre klinische Fächer und danach ein Jahr "Internado". Nach dem "Internado" muss eine Jahr als Allgemeinarzt auf dem Land gearbeitet werden, dann kann man sich für eine Assistenzarztstelle bewerben. Das fachliche Niveau erschien mir relativ gut, es wird vor allem mit spanischen Übersetzungen der amerikanischen Lehrbücher gelernt. Die Oberärzte haben oft einen Teil ihrer Ausbildung in Chile, USA, Russland oder auch Deutschland absolviert. Durch das enorme Arbeitsaufkommen haben die ecuadorianischen Internos sehr viel Routine. Land und Leute Wann immer ich Freizeit hatte bin ich ein bisschen durch Ecuador gereist und habe mir andere Orte angeschaut. Cuenca liegt wunderschön und man kann im nahgelegenen Nationalpark "El Cajas" wunderbar wandern gehen und frische Forellen essen. Am Cojitambo, bei Azogues gibt es ein sehr gutes Klettergebiet. Durch meine WG habe ich viele nette Leute kennengelernt, Ecuadorianer und Ausländer, mit denen ich oft in der Stadt unterwegs war und auch kurze Ausflüge unternommen habe. Versucht auf jeden Fall mit etwas Zeit vor oder nach eurem Tertial nach Ecuador zu kommen, denn von der Pazifikküste über das Hochland bis in den Amazonas gibt es eine Menge zu sehen und zu erleben. Fazit Alle meine Erwartungen an mein Auslandstertial wurden erfüllt. Endlich hatte ich einmal die Möglichkeit richtig praktisch zu arbeiten und Sicherheit und Routine zu entwickeln. Es war sehr lehrreich unter einfacheren Bedingungen als in Deutschland zu arbeiten und zu sehen was für Möglichkeiten die Medizin in Deutschland bietet. Lehrveranstaltungen habe ich oft vermisst und ich hätte gerne ein bisschen mehr Betreuung gehabt, als Interno ist man ziemlich auf sich alleine gestellt. Trotzdem würde ich immer wieder nach Cuenca gehen und kann euch das Tertial nur empfehlen. Falls ihr noch Fragen habt könnt ihr mir gerne eine Email schreiben: cleke(at)web.de, bitte im Betreff deutlich Ecuador angeben. Vielen Dank für den Zuschuss!!