Unternehmen Zukunft. Schwerpunkt: Nachfolge. Von langer Hand geplant



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Unternehmen Zukunft Schwerpunkt: Nachfolge Nr. 03 // 2013 www.marktundmittelstand.de Von langer Hand geplant Vom Senior an den Junior. Verkauf nicht ausgeschlossen Nachfolge im Mittelstand Von Joachim Kary Die Unternehmensnachfolge ist DAS letzte große Projekt eines jeden Unternehmers. Die Regelung der Nachfolge hat ihre Besonderheiten. Anders als andere Projekte verantworten viele Unternehmer, insbesondere Eigentümer, diese nur einmal in ihrem Unternehmerleben. Und anders als viele andere Projekte ist die Nachfolge mit emotionalen Fragen, wie der richtigen Wahl des Nachfolgers und der fairen Aufteilung der Erbschaft, verbunden. Die Nachfolge ist ein strategisches Projekt, von dem die Zukunft und der Fortbestand eines Unternehmens abhängen. Das sehen auch die Unternehmen so. Zwei von drei befragten Geschäftsführern sagen einer Markt und Mittelstand-Umfrage zufolge, dass der Nachfolgeprozess für sie von strategischer Bedeutung sei und die Planung und Umsetzung des Projektes auf der Agenda an erster Stelle stehen. Foto: Thiinkstock Der Startschuss für die Nachfolge kommt meist vom Senior selbst. Er sieht auch die Verantwortung für den Prozess in erster Linie bei sich. Über die Hälfte der betroffenen Geschäftsführer hat bereits mit der konkreten Umsetzung begonnen, wie die Umfrage ergab. Die Mehrheit derjenigen, die ihr Unternehmen abgeben wollen, ist bewusst, dass die Umsetzung Zeit beansprucht. Rund ein Fünftel bereitet den Stabwechsel seit mehr als fünf Jahren vor. Mehr als ein Jahr bereiten sich zwei Drittel darauf vor. Länger noch planen die Nachfolger ihre neuen Aufgaben. 46 Prozent setzen sich bereits seit mehr als einem Jahr mit dem Thema auseinander. Ein knappes Drittel beschäftigt sich seit mehr als fünf Jahren damit. Zuversichtlich was den Ablauf des Nachfolgeprozesses angeht, sind die Übergebenden. Während immerhin 34 Prozent von ihnen sagen, dass ihr Unternehmen von einem Tag auf den anderen nachfolgebereit wäre, glauben das nur 14 Prozent der Nachfolger. Grund für die optimistischere Sichtweise der Senioren liegt in der Natur der Sache. Sie sind es, die im Nachfolgeprozess die Entscheidungen treffen und schließlich über ihren endgültigen Austritt entscheiden. Verkauf nicht ausgeschlossen Die größte Sorge haben die Senioren beim Thema Personal. Mehr als drei Viertel glauben, dass es hier nach ihrem Ausscheiden Probleme geben könnte. Für die Nachfolger besteht die größte Herausforderung im strategischen Bereich. Offen stehen die Firmeninhaber auch dem Verkauf des Unternehmens als Nachfolgestrategie gegenüber. Fast jeder zweite Inhaber sagt, dass er bereit wäre, sein Unternehmen an einen Wettbewerber, Strategen oder Finanzinvestor zu verkaufen. Mit einer knappen Mehrheit von nur 51 Prozent wird die innerfamiliäre Lösung bei der Nachfolge präferiert. << Liebe Leserinnen und Leser, die Nachfolge ist ein sensibles Thema im Mittelstand. Während die einen, die Nachfolger, schon in den Startlöchern stehen, wollen die anderen, die Übergebenden, den Platz noch nicht räumen. Die einen fühlen sich bei Entscheidungen übergangen, die anderen befürchten, auf das Abstellgleis geschoben zu werden. Um Konflikte zu vermeiden, wird das Thema ausgesessen. Das ist aber die schlechteste Lösung. Tritt der Nachfolgefall ein, steht die Zukunft des Unternehmens schnell auf dem Spiel, und das ist weder im Sinne des Juniors noch des Seniors. In dieser Ausgabe erfahren Sie unter anderem, wie Mittelständler über das Thema denken (Seite 1), wie ein Unternehmer nach längerer Zeit doch die richtige Lösung für seine Unternehmensnachfolge gefunden hat (Seite 3), und welche konkreten Ideen es für die Finanzierung gibt (Seite 4). Viel Spaß beim Lesen und viel Erfolg bei Ihrer Nachfolge Ihr Joachim Kary, stellvertretender Chefredakteur Markt und Mittelstand Aus dem Inhalt S. 2: Im Überblick: Nachfolge im Mittelstand / S. 3: Praxisbericht: Wie ein Unternehmen erfolgreich einen Nachfolger fand / S.4: Gastbeitrag: Dr. Peter Sickenberger, KfW-Bankengruppe

Die Risiken eines Generationenwechsels bekommen Familienunternehmen immer besser in den Griff. Dabei orientieren sich die Verantwortlichen an den Erfahrungen der Vorgänger. So werden in der Führungs- und Beteiligungsnachfolge wichtige Erfolgsfaktoren besser geregelt. Das zeigt eine Studie der Intes Akademie für Familienunternehmen. In dieser Untersuchung wurden die Lerneffekte in Familienunternehmen seit der letzten Nachfolge untersucht. Jeder Inhaber eines Familienunternehmens ist Teil von zwei Nachfolgeprozessen beim ersten Mal als jener, der in eine Rolle im Unternehmen eintritt, beim zweiten Mal als jener, der an die nächste Generation abgibt, erläutert Professor Peter May, Gründer der Intes Akademie für Familienunternehmen. Nachrichten Perfekte Unternehmensnachfolge Bei der Regelung der Nachfolge sind Familienunternehmen gut aufgestellt. Vorbereiten ist alles Aus den positiven Erfahrungen lassen sich Lehren für die Zukunft ableiten. Das zeigt sich vor allem bei der Bewertung der Nachfolgen im Rückblick. Wer seine Nachfolge als gelungen einstufte, hat die Mitgesellschafter in jedem zweiten Fall (50 Prozent) bereits vor dem Zeitpunkt der Übergabe ausgebildet und gefördert. Bei den als schlecht empfundenen Nachfolgen wurden dagegen nur 13 Prozent fortgebildet, um auf ihre Rolle vorbereitet zu sein. Die Unternehmen ziehen daraus Konsequenzen. Würde eine Übergabe noch einmal anstehen, sagen 83 Prozent derer, die die Übergabe erfolgreichen abgeschlossen haben, dass sie einige Punkte bei der nächsten Übergabe verbessern würden. zeitplan für ausstieg Neben der frühzeitigen Förderung der Nachfolger wird auch ein konkreter Zeitplan verwendet. Zu diesem systematischen Vorgehen bekennen sich bei der zurückliegenden Übergabe nur 46 Prozent der Unternehmen. Für den aktuellen Fall planen bereits 70 Prozent konkret mit dem Nachfolger. Ebenfalls eine wichtige Rolle spielt die Ausstiegsplanung des Seniors. Mehr als jeder dritte Unternehmer (38 Prozent) traf vor seiner Übergabe eine feste Regelung dafür. Kurz nach dem Zeitpunkt der Übergabe steigt die Zahl derer, die solch eine Vereinbarung festschreiben wollen, auf über 80 Prozent. << Förder-News Beratungshilfe für die Übergabe Die Förderung von Beratungen zur Unternehmensübergabe dient dazu, Unternehmen und Arbeitsplätze zu erhalten. Beraten werden kann das zu übergebende Unternehmen beispielweise bei der Frage, wer die Firma fortführen soll und der Kundenstamm gehalten wird. Zudem geht es darum, wie der Nachfolger eingeführt und eingearbeitet und welche Übergangsregelungen getroffen werden. Der Firmeninhaber kann sich in diesem Rahmen auch zur Kaufpreisermittlung und zu seiner Altersabsicherung informieren. Die Hälfte der Beratungskosten wird mit maximal 1.500 Euro für Unternehmen in den alten Bundesländern übernommen. Der gleiche Betrag wird für 75 Prozent der Beratungskosten für Unternehmen in den neuen Bundesländer ausgezahlt. Infos unter: www.beratungsfoerderung.info Wenn Firmenchefs abgehen So planen deutsche Unternehmer ihre Nachfolge Auf den Ausstieg ihrer eigenen Person sind deutsche Firmenchefs vorbreitet. Für den Zeitpunkt seines eigenen Rücktritts hat Bernhard Hahner, Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Hahner, allerdings noch keine eigenen Pläne: Bisher gibt es kein Szenario für meinen Rücktritt als Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Hahner, weder was den Zeitpunkt noch was die Art und Weise angeht. Allerdings weiß er um das Problem und plant, eines Tages die Entscheidung für den Rücktritt zu treffen und den Nachfolger selbst zu bestimmen. rechtzeitig planen So früh wie möglich will Hilko Gerke, Geschäftsführer der Rennert GmbH, die Nachfolge angehen. Allerdings sind die in Frage kommenden Kandidaten aus der Familie noch zu jung, um für eine langfristige Planung in Frage zu kommen. Da ich nicht weiß, ob meine sechs und sieben Jahre alten Kinder Interesse an dem Beruf des Bauingenieurs oder gar an der Leitung eines Bauunternehmens haben, ist zu gegebener Zeit alles möglich: Verkauf des Unternehmens an einen Dritten, Übergabe an einen langjährigen und qualifizierten Mitarbeiter oder aber eben eine familiäre Lösung. Der 43 Jahre alte Unternehmer ist der Überzeugung, dass er für einen Nachfolgeplan fünf bis zehn Jahre Zeit hat. Ich gehe davon aus, dass ich bei stabil bleibender Gesundheit dem Unternehmen noch 20 bis 25 Jahre zur Verfügung stehen werde. Ebenfalls von langer Hand bereitet Gunther Wobser, Geschäftsführender Gesellschafter Lauda Dr. R. Wobser, seine Nachfolge vor. Natürlich hoffe ich, dass mein Sohn eines Tages mein Nachfolger in der dann vierten Generation sein wird. Wenn ich 60 bin, ist er 27. Ich kann mir vorstellen, dass ich mich nach ein paar Jahren Zusammenarbeit dann zügig zurückziehe. Wobser kann selbst entscheiden, wann er seinen Rücktritt plant. Schon sein früh verstorbener Großvater, der Firmengründer, hatte dies so eingerichtet. Auch die zweite Generation, Onkel und Vater, hat die Nachfolge frühzeitig anvisiert. <<

Fördermittel Förderprogramme für die Nachfolgeplanung Im richtigen Moment sollte der Griff sitzen. Damit das funktioniert, muss lange trainiert werden. Auch die Vorbereitung für die Unternehmenübergabe geht nicht von heute auf morgen. Schneller Verkauf Albert Barbisch hat die Nachfolge für sein Unternehmen geregelt. Nach längerer Suche verkaufte er den Betrieb. Von Michael Dörfler Schon frühzeitig hatte Albert Barbisch die Nachfolgeregelung für sein Unternehmen vorbereitet. Für den Geschäftsführer und Inhaber des Business Centers Freiburg war die Entscheidung klar. Weil er nicht auf einen Kandidaten aus der Familie setzen konnte, blieb ihm nur der Verkauf. Eigentlich habe ich mich erst vor zwei Jahren ernsthaft nach einen Käufer umgesehen, sagt Barbisch. Seit 1996 hat er das Geschäft mit den Mietbüros betrieben. Auf einer Gesamtfläche von 400 Quadratmetern bot er vor allem ausländischen Unternehmen einen Firmensitz in Deutschland auf Zeit. Rund 60 Kunden bediente er pro Jahr, zehn davon waren dauerhaft eingezogen. Zuvor war er 25 Jahre lang im Vertrieb für verschiedene IT-Unternehmen tätig gewesen. Eigentlich wollte er sein Engagement für die Mietbüros solange wie möglich fortführen. Doch 2010 begann Barbisch erste Erkundungen für den Verkauf anzustellen. Eine Altersgrenze habe ich mir nicht gesetzt. Bei der IHK, die erste Adresse, bei der er anfragte, hatte er nach einiger Zeit den Eindruck, dass sich da nichts bewegen würde. Das habe ich ein Jahr lang verfolgt, mit mäßigem Erfolg, sagt der Unternehmer. Dann begann er mit Recherchen im Internet und stieß, eher aus Zufall, auf ein Beratungshaus. Dann ging alles sehr schnell. Das Angebot sagte ihm zu, das Honorar war erst nach Erfolg fällig. Bei einem ersten Treffen erklärte er dem Berater das Geschäftsmodell. Anschließend akquirierte dieser zehn Interessenten, von denen nach einem Monat noch fünf in die engere Wahl gezogen wurden. Die Bewerber für die Übernahme erhielten Informationen über den wirtschaftlichen Stand des Unternehmens. Schließlich wählten der Experte und Barbisch aus drei verbliebenen Interessenten den Kaufkandidaten aus. Die Auswahlkriterien sind eigentlich überschaubar. Dabei muss man als Verkäufer von der Ernsthaftigkeit der Kaufabsicht und der Kapitalstärke des Kandidaten überzeugt sein, sagt Manfred Schenk, Berater bei Go Mittelstand. Im November begannen die Vertragsverhandlungen, bei denen ein gemeinsam von Käufer und Verkäufer ausgewählter Anwalt die juristischen Aspekte begleitete. Dabei ging es vor allem um die Ermittlung des Firmenwerts. Da kamen die Wirtschaftszahlen, harte und weiche Werte und die Attraktivität des Standorts unter die Lupe, sagt Barbisch. Anfang Januar kam es dann zur Übergabe, bei der 85 Prozent des vereinbarten Betrags gezahlt wurden, 15 Prozent in Raten. Dabei begleitete der Unternehmer seinen Nach - folger im Unternehmen bis März 2013 mit Rat und Tat. Eine Besonderheit bei dem Geschäft war noch zu meistern. Die Kunden mussten über den Eigentümerwechsel informiert werden. Sie mussten zustimmen. Das war vom Vertrag her notwendig, sagt Barbisch. << Foto: Thinkstock Nachfolgeplattform Die Internetplattform Nexxt- Change will potentielle Nachfolger mit Unternehmen zusammenbringen. Unternehmen können hier nach Nachfolgern suchen sowie interessierte Nachfolge nach geeigneten Betrieben als Einstieg in das Unternehmertum. Weitere Informationen finden Sie unter www.nexxt-change.org Fremdkapital für die Übernahme Einzelkredit in Höhe von bis zu 10 Millionen Euro bietet die KfW- Bankengruppe für Nachfolgeregelungen mit dem Programm ERP-Gründerkredit Universell. Hierbei handelt es sich um klassisches Fremdkapital, das aufgrund seiner Höhe auch für große Einzelvorhaben genutzt werden kann. Besseres Rating für Nachfolger Im Programm ERP-Kapital für Gründung vergibt die KfW Nachrangdarlehen an Existenzgründer. Sie sind für Nachfolger geeignet. Denn die Mittel besitzen eigenkapitalersetzenden Charakter, verbessern das Rating und bilden damit die Basis für die Aufnahme von Fremdkapital. Beteiligung Neu ist das Programm Beteiligungskapital für Wachstum, Innovation und Nachfolge (WIN). Voraussetzung ist das Engagement eines privaten Leadinvestors. Dessen Beteiligung kann von der KfW in gleicher Höhe und zu gleichen Konditionen bis zu einem Betrag von 5 Mio. EuroR ergänzt werden.

Chancen und Risiken bei der Nachfolge Die richtige Finanzierungsform kann über den Erfolg entscheiden Kommentar Alle in einem Boot Der demografische Wandel beeinflusst die weitere gesellschaftliche und ökonomische Entwicklung in Deutschland in vielfältiger Hinsicht. Ein Aspekt ist der Fortbestand zahlreicher mittelständischer Unternehmen. Denn vielen der familiengeführten Betriebe gehen die Unternehmer aus. So schätzt das Institut für Mittelstandsforschung (IfM) in Bonn, dass jährlich in gut 22.000 Unternehmen ein Nachfolger die Geschäftsführung antreten muss, weil der aktuelle Chef aus Altersgründen abtritt oder unerwartet (Tod, Krankheit) ausfällt. Weniger als die Hälfte der Übergaben geht familienintern über die Bühne. Die erste Aufgabe besteht deshalb darin, interessierte und qualifizierte Existenzgründer mit den Unternehmen in Kontakt zu bringen. Hier gibt es mehrere Möglichkeiten. Ganz klassisch übernimmt ein Mitarbeiter nach Ausscheiden des Inhabers die Verantwortung in dem Unternehmen. Aber auch Internetplattformen versuchen Firmen und potentielle externe Nachfolger zusammenzubringen. Anders als bei der familieninternen Nachfolge, bei der in der Regel die Anteile vererbt werden, stellt sich für den Nachfolger außerhalb der Familien die Frage der Finanzierung. Die Kaufpreise bewegen sich bereits bei der Übernahme kleiner Unternehmen oft im mittleren sechsstelligen Euro-Bereich. Selbst wenn die Nachfolger fachlich und kaufmännisch qualifiziert, das zu übernehmende Unternehmen gesund sowie die Planungen erfolgversprechend sind, fehlt in der Regel ein Baustein: die notwendigen Mittel zur Finanzierung; insbesondere das Eigenkapital. Für 56 Prozent der Nachfolger stellt die Finanzierung die größte Hemmschwelle dar. Unternehmensnachfolgen sind mit großen Chancen, aber immer auch mit Risiken, verbunden. Die Kreditinstitute greifen dementsprechend gerne auf die für diesen Fall konzipierten Förderprogramme zurück; unter anderem das Programm ERP-Kapital für Gründung der KfW. Damit kann ein beim Nachfolger vorhandener Grundstock an Eigenmitteln (z.b. 100.000 Euro) um ein Mehrfaches durch unbesicherte Nachrangdarlehen (z.b. in Höhe von 300.000 Euro) aufgestockt werden. Die Finanzierung der Nachfolge insgesamt kommt häufig erst auf dieser verbreiterten Eigenkapitalbasis zustande. Damit stehen ihm in unserem Beispielfall selbst 400.000 Euro zur Verfügung, die er für den Unternehmenskauf und ggf. zusätzliche Investitionen zur strategischen Weiterentwicklung einsetzen kann. Auf dieser Eigenmittelbasis ist es dann einfacher, das noch erforderliche Fremdkapital zu beschaffen. Anträge auf ERP-Kapital für Gründung sind über die Hausbanken zu stellen, die von der KfW vollständig vom Kreditrisiko entlastet werden. Um eine solche Förderung zu beantragen, sollten sich potentielle Nachfolger unter www.kfw.de/058 über die konkreten Anforderungen informieren und sich möglichst frühzeitig mit ihren Kreditinstitut in Verbindung setzen. Wichtig sind die Bilanzen des zu übernehmen Unternehmens, der Lebenslauf, ein Übernahmekonzept und die fachliche Stellungnahme eines qualifizierten Dritten dies kann zum Beispiel die zuständige Kammer sein. Nachfolgesituationen können sehr unterschiedlich sein; u.a. hinsichtlich der Größe und Zusammensetzung des Finanzierungsbedarfs (Eigenkapital, Fremdkapital). Dementsprechend existieren verschiedene Förderprogramme, die eine individuelle, zielgerichtete Finanzierung ermöglichen. Detaillierte Informationen hierzu finden Sie im Internet unter https://gruenden.kfw.de/. << Dr. Peter Sickenberger, Direktor Geschäfts - bereich KfW Mittelstandsbank Produkt - entwicklung Nachfolge geht alle an. Es ist die Aufgabe des Eigentümers, seine eigene Nachfolge vorzubereiten und den Stabwechsel möglichst reibungslos zu organisieren. Dies ist nicht einfach, weil es Abschied, Macht- und Entscheidungsentzug bedeutet und schmerzhaft ist. Wem fällt es schon einfach, sein Lebenswerk abzugeben? Dennoch ist es wichtig, keine Frage. Die meisten Unternehmer wissen das und nehmen die Übergabe selbst in die Hand. Wer es nicht in die Hand nimmt, wird von allen Seiten bedrängt. Die Nachfolger, seien es die Kinder oder externe Manager, fordern mehr Entscheidungs- und Entwicklungsfreiheit. Wer zu lange wartet, riskiert ihren Weggang. Auch Mitarbeiter gehen, wenn die Sicherheit des Fortbestands und die Zukunftsvision verloren gehen. Kunden verlieren das Vertrauen. Wo bleiben die Verlässlichkeit und die Kontinuität?, fragen sie. Und schließlich die Banken. Sie prüfen genau, ob die Nachfolge geregelt. Ist das nicht der Fall, fällt das Rating schlechter aus. Die Nachfolgefrage betrifft alle. Das sollte auch den Eigentümern klar sein. << Joachim Kary IMPRESSUM Verlag FINANCIAL GATES GmbH HRB Nr. 53454 Amtsgericht Frankfurt am Main Geschäftsführung Dr. André Hülsbömer, Volker Sach Redaktion Joachim Kary (verantwortlich), Michael Dörfler Bismarckstr. 24 61169 Friedberg Telefon 06031 / 7386-192 E-Mail joachim.kary@marktundmittelstand.de Korrektorat Doris Hülsbömer, Friedericke Wehnert Internet www.marktundmittelstand.de Erscheinungsweise vierteljährlich Layout Christine Plein-Vukorepa, Melanie Warnecke Hinweis Trotz sorgfältiger Auswahl der Quellen kann für die Richtigkeit des Inhalts keine Haftung übernommen werden. Die im Newsletter Unternehmen Zukunft gemachten Angaben dienen ausschließlich der Unterrichtung und Information.